Heute Morgen fand ich einen schönen Kommentar im Blog: “du schreibst schön! :-)”.
Ein Kompliment zu Beginn des Tages. JA! Schön. Schön? Schönschreiben? Schönschreiberei? In einem Blog? Was ist das, schön schreiben? Ich denke ich weiß, was der Kommentar bedeutet. Wofür er steht. Vielleicht lässt sich das mit Harmonie umschreiben.
Generell ist es ja so, dass wir alle beim Schreiben und Sprechen diese 26 Buchstaben haben. Die Umlaute sind ja nur zusammengewürfelte Vokale in Kurzschreibweise, also keine zusätzlichen Werkzeuge. Mit diesen 26 Buchstaben ist es möglich, alles auszudrücken. Krieg und Hass. Freude und Liebe. Nun bin ich Werbetexter, Gedichteschreiber und Blogger. Habe also vom Grundprinzip her die Tendenz, Dinge schön, ästhetisch, klingend zu schreiben.
Dabei ist es immer der Fluss der Sprache, der Rhythmus, das Spiel mit den Geschwindigkeiten. Manchmal passiert es mir, dass ich einen Werbetext schreibe, der nicht klingt. Zum Beispiel, wenn so wenig Platz für Text da ist, dass ich die vielen Inhalte, all die Vorteile, die Story eines Produktes oder einer Dienstleistung auf minimalistische, konnotationszentrierte Hauptsätze beschränken muss. Das klingt dann wie ein Maschinengewehrfeuer. Hart und Stakkato. Schtzngrmm. Es bleibt kein Raum zum Atmen. Die Wörter sind wie Steine gelegt, sie tanzen nicht, sie klingen nicht, sie nehmen nicht mit. Bleiben liegen auf dem Leseweg. Bringt nichts.
In solchen Fällen, die mir weh tun, gehe ich hin und reiße die Struktur auf. Überlege, was wirklich Wichtigkeit hat und eliminiere Inhalte zugunsten der Sprache. Der Kampf um ein paar Füllwörter, die das Salz in der Suppe sind. Füllwörter? Diese nutzlosen, verrufenen, inhaltsleeren Gesellen? Ja. Genau die. Ohne die geht es nicht, läuft es nicht. Denn der Textfluss entscheidet sich an den Übergängen von Satz zu Satz, an den Anschlüssen. Das Kurzpassspiel im Fußball.
So ist es im Gedicht. Das Faktische und das Rhythmische sind gleich wichtig. Manchmal, wenn mir warm ums Herz ist, wenn ein weiches Gefühl da ist, so etwas Elegisches, wenn Worte eine Zerbrechlichkeit bekommen, dann versuche ich, sie schweben zu lassen. Als würden sie mit dem Finger in den Raum gemalt und von der Luft getragen. In diesem Fall sind es die Verbindungen, die Übergänge, die den schönen Wörtern Nester bauen. Manchmal durchbreche ich das. Nehme den Rhythmus raus, durchbreche die Schönheit, lasse die Wörter in Vollbremsungen stoppen. Peng. Dann wird es rauher, tougher, härter. Stakkato, Salven.
Und im Blog? Freestyle. Sprache atmen, fließen lassen. Ohne Rücksicht auf irgendetwas. Fingerübungen, Experimentierfeld, Schreibschule. Ich denke, der Blog hat meinen Stil verändert. Nun blogge ich seit zweieinhalb Jahren und merke, dass die Texte konzentrierter und schneller werden. Hier kann ich mir den Luxus erlauben, nachzufühlen, was ich machen möchte. Ohne auf “Kommunikationsziele und Zielgruppen” zu schauen. Hinsetzen, kurz überlegen, Impuls kommen lassen, schreiben. Schön schreiben. Ja. Das hat sich herauskristallisiert. Manchmal arrabesk, sprachverliebt. Durch die Zeilen tanzen, schwingen, den Speed aufnehmen, spielen. Der will doch nur spielen. Genau. Das ist alles, was er will.
Guten Morgen lieber Jens,
ja, Du schreibst – Bilder!
Gutes/ schönes Schreiben erzeugt Bilder/ Filme im Kopf des Lesers.
Das kannst Du gut.
Ich freue mich jeden Tag auf die Pause zum Lesen auf deinem Blog!
Dickes Danke für all die Bilder, Gedanken und Filme die Du in meinen Kopf zauberst.
Sonnige liebe Grüsse,
Danièle
Guten Morgen liebe Danièle,
noch ein Kompliment. Und das bei Sonnenschein von Südost in meinem Büro. Freut mich, das zu hören. So soll es sein. Inspiration. Gegenseitige. Austausch. Nebenbei. In kurzen Pausen. Das macht das Internet aus. Wir treffen uns hier, ohne uns zu kennen. Auf gleicher Wellenlänge. Mitschwingen. Dann passen auch die Bilder und es wird leicht und macht Spaß.
Danke!
Liebe Grüße
Jens
Lieber Jens,
schön schreiben. In der Grundschule hieß das, so zu schreiben, wie die “Schrift” es vorgab, mit allen seinen Schwüngen auf und ab, die Linien korrekt eingehalten. Meine Kinder haben dann in der Schule die “Vereinfachte Ausgangsschrift” gelernt, weniger schnörkelig. Obwohl mir das Schmörkelige ab und zu ganz gut gefällt, wenn man etwas Besonderes schreiben möchte.
Bei mir auf dem Zeugnis stand noch auf dem Gymnasium zu Schrift zufriedenstellend. Ja, eine Vier. Weil man, rebellisch wie man wird, so seine eigene Schrift entwickelt. Mal kleiner, mal größer. Für Spiekzettel konnte ich klitzeklein schreiben. Und warum eine Vier? Weil ein ganzes Wort im Ganzen geschrieben wird, ohne Absetzer, ohne Lücken. Und das klappte beim Schnellschreiben nicht. War mir aber eigentlich auch egal. Kommt es nicht eher auf den Inhalt und auf die Leserlichkeit an? Ich war doch nicht mehr in der Grundschule. Übrigens, meine Freundin aus der Grundschule schrieb bis in die 10. Klasse hinein ihre schöne Grundschulschrift.
Ich glaube, wenn jemand Dir schreibt, daß Du im Blog schön schreibst, ist gemeint, daß Du interessant, ansprechend, gekonnt schreibst. Aber das weißt Du ja selbst, Herr Werbetexter.
Verliere sie nicht, Deine schöne “Schrift”. Wir lesen sie gerne.
Wolkige Grüße,
Annegret
Hi Annegret,
meine Handschrift ist mittlerweile total versaut. In Briefings schreibe ich halb Steno mit – Seiten, Seiten, Seiten. So lerne ich, nehme die Inhalte auf. Das Skript ist dann später nur noch Erinnerungshilfe. Andere können das nicht lesen. Keine Chance. Nur Wellen, kleine Erhöhungen.
Schön. Inhaltlich. Das ist mir wichtig. Stil, Sprache, Spiel. Bewegung, Klang, Inhalt. Manchmal wird es mir zu schön. Manchmal höre ich auch von Kritikern: Zu weich. manchmal lasse ich mich verleiten, härter zu schreiben. kann ich auch. es gibt da Texte, gedichte. Hui. Nicht für hier. Da sind noch andere Farben auf der Palette, die leuchten nicht wie der Frühling oder sind warm auf der Haut. Viele Seiten:) Hier im fiftyfiftyblog soll es schön und angenehm sein. Für die, denen es gefällt.
Liebe Grüße
Jens
Hallo Jens,
…den schönen Wörtern Nester bauen – das ist wieder so ein Satz ‘zum Verlieben’. Der Satz selbst schon ein Mini-Gedicht…
viele liebe Grüße
filo
Hi filo,
mir fehlt die Poesie. Kann gerade keine Gedichte schreiben. Zu unruhig alles. Sie fehlen mir.
Schön, von dir zu hören. War zwischendurch immer auf deiner Seite und habe geguckt. Pause. Rote Schuhe. Was machste? Zu beschäftigt? Bräuchte mal wieder deine Inspiration.
Liebe Grüße
Jens
Hi Jens,
geht mir ganz ähnlich. Auch mir fehlt die Poesie. Hab’ mich bis jetzt an den Rand der Erschöpfung gearbeitet. Im Arbeitsjahr übersiedeln war keine so gute Idee – aber es ging nicht anders. Wohnen ist jetzt schön; der Berg abgearbeitet. Seit zwei Tagen “schwebe ich auf Wolke sieben”, weil “das Leben” wieder spürbar wird. Sonne, Essen in aller Gemütlichkeit – und ich muss/will vom Speed erst mal runter kommen.
Hab’ einen halben Blogtext geschrieben; ich brauch’ dafür ja meistens ein bisschen länger. Mir kommt vor, der Faden ist abgerissen. Ich denke darüber nach, den Blog zu schließen… Ist ja schon das ganze Jahr hinweg ziemlich schleppend gegangen… Andererseits zieht mich der Gedanke auch ein bisschen in die Melancholie. Ist ja doch auch ein Herzenskind, der Blog – ein ziemlich vernachlässigtes halt…
Liebe Grüße
filo
Hi filo,
und dann wird die Welt mit ihren Regeln und Mechanismen doch plötzlich größer und größer und die Poesie verschwindet in den Mahlwerken der Zeit.
Schön, dass bei dir land in Sicht ist, unschön, dass du deinen Blog eventuell schließen willst. Ist natürlich immer eine weitere Baustelle. I know. Aber auch eine Insel.
Paradise lost.
Wie auch immer. es kommt wie es kommt und wie es kommt ist es gut. Bei mir ist gerade auch sehr viel bewegung und ich kann nicht sagen, wo die Reise hingeht. Alles gerade in Bewegung. Hätte da auch gerne einen Zipfel in der Hand. Wir werden sehen.
Liebe Grüße
Jens
Hallo Jens,
ich bin eine, die immer wieder mal einen Schritt zurück geht und schaut. Sich vorstellt, wie es später aussieht. So gesehen bin ich sehr zuversichtlich, dass es bei dir gut weitergehen wird. Besser wird. Wirtschaftlich kann ich das natürlich nicht sagen; da denke ich eher, wird es uns alle treffen.
Meine Zuversicht bezieht sich auf deine Person. Du lebst dein “Familienkonstellationsprojekt” sehr gut; du/ihr habt das Ruder gut rumbekommen und ich denke, nun fahrt ihr einen guten Kurs. Persönliche Beziehungen, Freizeit- und Bindungsgestaltung sind gerade im Um-/Auf-/Neubau – und du bist ungeduldig ;-). Stell dir dich in einem Jahr vor – … jetzt verstehst du meine Zuversicht…
Liebe Grüße
filo
Hi filo,
in einem Jahr? Wo habe ich jetzt noch die Glaskugel gelassen? Bin sehr gespannt. Es ist ein merkwürdiges Schicksalsjahr, das mich vor sich her treibt. 2012 – Quersumme 5. Kreise, die Fünf – die olympischen Ringe.
Was ich auf jeden Fall merke, dass sich Dinge in mir ändern. Es bröckelt. Setzt frei. Verändert. Komisches, neues Gefühlt. Uaahhh!
Zuversicht. Schön. Danke.
Liebe Grüße
Jens