Schöner, gemütlicher Sonntagsspaziergang.

Genug aufgeregt für heute. Vergessen wir mal Spiegel Online und die Homöopathie (für einen Augenblick, die Debatte im Blog könnt ihr gerne weiterführen). Gestern war ich mit den Kindern in der Natur unterwegs. Ela feierte mit einer Freundin Geburtstag, Zoe, Jim, Cooper und ich streiften um Schloss Crottorf herum. Ausgangspunkt war die Rote Kapelle oberhalb von Friesenhagen. Hier fanden von 1611 bis 1652 die „Hexenverbrennungen“ im Rahmen der Inquisitionsprozesse im Wildenburger Land statt. Ein merkwürdiger Ort. So ruhig, so beschaulich, so erinnerungsvoll… Und mit einer Kapelle, die der Heiligen Anna geweiht ist. Wer immer sie war…

Das Foto mit dem Holzstamm zeigt übrigens eine von einem Jäger errichtete Salzlecke fürs Wild. Auf der Rückseite des Baumstumpfes ist ein Quader ausgesägt, in dem ein Salzstein liegt. Regen löst den auf und spült die Salzlösung vorne durch den eingesägten Ritz den Stamm herunter. Das Wild kann hier das Salz, die rote Spur, auflecken. Auf unserer Wanderung sind wir dann wieder im Wildenburger Hof zum Kaffeetrinken gelandet. Schokoladenkuchen, Marzipantorte und Apfelkuchen mit Sahne. Ein guter Sonntag.

Himmlisch männlich anhimmeln.

Barack Obama mischt sich jetzt in Ägypten ein, schreibt Spiegel Online. Die USA planen für die Zeit nach Mubarak. O.K. Dann übergebe ich das Thema erst einmal in die Hände des wichtigsten Mannes der Welt und kümmere mich um die wichtigste Frau der Welt. Ela. Ja, das ist die Frau an deren Seite ich durchs Leben gehe. Die Mutter unserer Kinder, die Frau, die mich nicht heiraten möchte. Äh, die überhaupt nicht heiraten möchte.

Wir haben hier im Blog die letzten Tage, neben Ägypten, viel über Frauen und Männer und Unterschiede und Emanzipation geschrieben. Gestern nun entdeckte ich ein männliches Phänomen. Ich spreche hier also von mir als Versuchsobjekt. Reales Leben. Nackte Wahrheit. Ich unter dem Mikroskop, im Reagenzglas. Beim Mittagessen, Ela hatte, nachdem sie von ihrem Frisör aus Köln kam, gekocht. Ich hatte Haus und Hof und Kinder und Hund und Blog und Job gehütet. Kein leichtes Unterfangen, weil die Kinder aufgrund von Glatteis mal wieder frei hatten und noch ein drittes Kind da war, das andere Eltern gerade nicht anderweitig quitt geworden sind. Manchmal passen Kinder nicht, wenn sie wegen schulfrei plötzlich da sind und versorgt sein müssen.

Ela hatte leckere Nudeln mit Bohnen und frischen Tomaten gekocht. Wir blödelten rum, lachten über Zoe, die wegen des dritten Kindes gleich die doppelte Menge Pudding gekocht hat. „Sonst ist in den Schälchen so wenig drin.“ Logisch. Und dann, ich weiß nicht, wie sie, Ela, darauf kam, sagte sie aus heiterem Himmel den Satz „Och, du könntest mich ruhig öfter mal anhimmeln.“ Autsch. Anhimmeln. So aus heiterem Himmel. „Himmel ich dich nicht genug an?“ „Nö.“ Thema beendet. Information durchgesickert bis ins männliche Zentralhirn. Was sie natürlich nicht weiß, ist, dass ich sie fortwährend anhimmele. (Was sie natürlich auch nicht wissen kann, weil ich das still und heimlich tue. Und auch nicht wissen soll, sonst wäre das aufdringlich. Den Typen, der ihr in der Grundschule immer den Schulranzen getragen hat, den konnte sie nicht leiden.) Das Ela Anhimmeln ist einer der Grundtöne meines Lebens. Ein schöner, angenehmer Ton. Dsssssssss…

Was nun, also? Reales leben. Greift nun hier das Klischee des Mannes, der mal wieder den Schuss nicht gehört hat? Oder kommen wir ins Fahrwasser der „alten Beziehungen“, die in Selbstverständlichkeiten ruhen? Vorsicht, jetzt besteht Glatteisgefahr!!! Bei „alten Beziehungen“ springt unser Hirn schnell in die Fahrspur langweilig, ausgelutscht, eingeschlafen, nichts geht mehr. Das sehe ich ganz anders. Es herrscht bei uns allgemein ein Erheben des jungen Glücks gepaart mit leidenschaftlichem dauerndem Sex in den siebten Himmel und höher. Die Leidenschaftlichkeit der ersten Nacht. Da werden „alte Beziehungen“ manchmal belächelt.

Oh! Nein! Da sollte das Auge des werten Betrachters, der werten Betrachterin aber bitte schön genauer hinsehen. Was es da alles in die Waagschale zu werfen gibt. Dise besondere Art der Kommunikation zum Beispiel. Infinitisimal. Kleinste Augenbewegungen werden verstanden. Die Sprache enthält auf dem Fundament der gemeinsamen Jahre Geheimcodes, die sonst niemand versteht. Oft genügt ein Blick, um zu verstehen und zu reagieren. Und dann. Oh. Ah. Das Sahnehäubchen, die Kirsche aus dem Piemont: Die Liebe. Gewachsen, tief verwurzelt, vorgedrungen in den Menschen bis an unbekannte Orte.

So, nachdem ich diesen kleinen Ausflug vorweggenommen habe, nun zu mir und der männlichen Fähigkeit und Unfähigkeit des richtigen Anhimmelns. Ich gebe zu, manchmal wohne ich in meinem Kopf. Mein Wesen implodiert und ich bin wie auf links gezogen. Dieser obere Körperbereich direkt hinter den Augen ist eine Aufmerksamkeit fressende Spielwiese. Ägypten, Emanzipation, Bundestag, Gefühle, die Welt, die Meere, Ästhetik. Gedanken, von links nach rechts geschoben, herumgedreht, in neues Licht getaucht. Das kappt manchmal die Verbindung zur Außenwelt. Reduziert Wahrnehmung. Da kann es passieren, wenn dann noch Kinder, Küche, Jobs dazukommen, dass der Himmel nicht gesehen wird. Schlechtes Gewissen. Männer. Ja. Aber, wir sind ja nun auch Kämpfer. Für die Sache. Für die Liebe. Füreinander. Und so kommt zu dem Grundton Dsssssssss… dann jetzt auch wieder die Melodie. Rückkehr zur Anhimmelung. Leben. Auf und ab. Immer neu. Und: So lange wir leben immer lebendig. O.K.

Gestern erhielt ich über den bereits erwähnten Hermann Kantak aus Kiel eine Twitter-Botschaft, die ich heute gerne weitergebe. „Eine kleine Idee: Wir sagen heute den besonderen Menschen im Leben einfach so, dass sie was Besonderes sind.“

Prall, sinnlich, verführerisch!

Hier das Video zum Unglück von n-tv: http://www.n-tv.de/panorama/Gegend-um-Cinque-Terre-zerstoert-article4623376.html

Ja. Lasziv, verführerisch, erotisch. So ist dieses Italien. In allem. Die Menschen, das Meer, das Essen. Die Sonne macht alles prall. Wachstumskräfte, unbändig. Als Goethe italienischen Boden betrat auf seiner verschwenderisch teuren Reise (er gab sein Geld aus, dass er mit dem Werther in Massen verdient hatte) sagte er schlicht: Auch ich in Italien. Äh: Auch ich in Arkadien. Oder: Im gelobten Land, im Paradies, in der Renaissance. Er hatte sich fortgeschlichen in jenem September. Im Morgengrauen aus Weimar. Und so werden wir es in diesem Sommer auch machen. Fortschleichen, aufbrechen, die Alpen passieren, die Wetterscheide. Oft erlebt: Hier bis in die Schweiz regnet es in Strömen, hinter dem Gotthard geht die Sonne auf. In allem.

Gestern hat Ela gebucht. Tschakka. Yep. Unseren geliebten Campingplatz in Levanto. Aqua Dolce. Süßwasser. Er könnte aber auch Dolce Vita heißen. Denn das ist es, was wir dort suchen und finden. An der ligurischen Küste, direkt neben den Cinque Terre. Das Foto oben zeigt Vernazza. Fünf Orte. Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola, Riomaggiore (wir merken uns die Reihenfolge mit dem Satz: Mein Vogel Cherie muss reiern – ein running Gag). Vernazza ist in den Jahren unser Lieblingsort geworden. Dort gibt es auf dem Marktplatz das Restaurant Gianni, das auch Zimmer vermietet. Zu meinem 40. Geburtstag waren Ela und ich dort – ohne Kinder. Den ganzen Tag ist bei Gianni Betriebsamkeit. Die Kellner leben dort. Mal sind sie in der Küche, mal hinter der Theke. Drinnen kann man in die Küche sehen. Es wird ab morgens gekocht. Dort sitzen, einen Cappuccino trinken und einfach nur hin riechen, das reicht schon. Das ist schon ein guter Tag in diesem Land, in dem es so viel Gutes gibt. So viel Freude, so viel Leben. Hach.

Zur Feier des Tages gibt es bei uns heute Früh auch Dolce Vita. Ela und ich lassen Meditieren und Yoga ausfallen. Stattdessen: Fette Schokocroissant und Cappuccino. Ela hat eine aufregende, arbeitsreiche Woche hinter sich und macht heute blau, weil sie am Wochenende auch noch einen Fortbildungskurs in InDesign in Köln besucht. Ich werde dann hier den Fahrer geben, weil Jim und Zoe gefühlte zwei Millionen Mal verabredet sind. Nun aber Frühstück mit Ela. In Gedanken bei Gianni oder noch besser: In Levanto in der Piper-Bar. Vorne am Meer, wo abends beim Apero die Sonne langsam hinter dem Fels am rechten Ende der Bucht verschwindet. Eine Bar auf Holzpfählen, die über dem Meer thront. Über dem Meer, dass so warm ist, dass man stundenlang drin bleiben kann. Dass so klar ist, dass die Taucherbrille den Blick in die Weite schweifen lässt. Dieser Nachmittag, als Jim und ich mit dem Kajak in dieser einsamen Bucht waren. Tauchen. Das Meer türkis, unter Wasser hell leuchtende Steine. Einen habe ich mitgenommen, als ewige Erinnerung. Der strahlt jetzt noch.

Heute wünsche ich euch einen süßen Tag. Sündigt. Gebt euch hin. Lasst euch gehen:)

Romantik auf dem Rothaarsteig.




Ela und ich. Ohne Kinder, nur mit Hund. Was für ein schöner Tag gestern. Ich musste morgens aufstehen und Jim in die Schule zur Sonntagshandlung fahren, zum Gottesdienst, weil er zur Jugendweihe, zur freichristlichen Konfirmation geht. Ich hatte Cooper dabei und hab mir mit ihm die Zeit im Wald vertrieben und bin einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nachgegangen: Bäume fotografieren. Ein antiquiertes Hobby. Menschen, Städte, pralles Leben – nein, Bäume, Landschaften. Caspar David Friedrich, nach Wikipedia Maler und Zeichner der Früh-Romantik.

Nun steht der Begriff Romantik bei uns mittlerweile für das Apolitische und Kitsch. Ein Romantiker ist in der Umgangssprache ein Spinner, der den Schuss nicht gehört hat. Einer, der nicht mit beiden Füßen auf dem Boden steht. Einer, der sein Geld nicht verdient, der sich nicht nährt. Bin ich da draußen, sehe ich das Licht und die Wolkenformationen, die Bäume, ihre Kronen, den Himmel, dann fasziniert mich die Schönheit. Da sind Dinge, die wachsen und gedeihen, die einfach aus sich heraus schön sind.

Wir hatten wegen des schönen Wetters und der Sonne eh vor, wandern zu gehen. Als ich die Sonne am Horizont aufsteigen sah, war mir nach einer besonderen Wanderung. Ich hab Ela gefragt, ob sie Lust auf den Rothaarsteig hat. Revierwechsel. Der liegt so rund 40 Kilometer von hier und führt aus dem Hochsauerland bis ins Siegen-Wittgensteinische. Auf einem Bergkamm zwischen 400 und 800 Metern hoch. Wir sind bis in das Dorf Lützel gefahren, haben unsere Wanderschuhe geschnürt und sind los in Richtung Ederquelle, Siegquelle, Lahnquelle. Ohne Kinder konnten wir ein hohes Tempo wandern. Natur, Natur, Natur. Irgendwann kam ein Hinweisschild zum Forsthaus Hohenroth. Wir konnten einkehren in ein altes Forsthaus. Es gab eine heiße Suppe. Sehr gemütlich, schon wieder die Erfüllung eines Klischees. Zünftig wandern, deftig einkehren.

Als die Sonne untergehen wollte, waren wir auf dem Rückweg und konnten weit über die Region Siegen-Wittgenstein blicken. Ein wenig Alpenstimmung. Am Horizont überall rund gebogene Hügel, dahinter ein heller Lichtstreifen. Faszinierend. Natürlich kitschig wie eine Fototapete, aber so schön. Und mittendrin Ela und ich. Und natürlich ein Hund namens Cooper. Altes Schlappohr.

Vielleicht habt ihr Lust, heute mal ein wenig ins Romantische abzudriften. So weit es beruflich nicht nötig ist, die Rationalität beiseite zu schieben und ein wenig Rosarot einkehren zu lassen. Ein wenig schweben.

„Mama, Papa, Jim, Cooper, Haus!“

Aus der großen Welt der Politik kehre ich zurück ins kleine Leben. Ganz schön aufregend, wenn ein Artikel plötzlich Wellen schlägt und so viele Besucher/innen in den Blog kommen. Es hat mir Spaß gemacht, zu politisieren, aber das hier ist kein Polit-Blog. Das gibt mein Leben tatsächlich nicht her. Ich habe eine Meinung, bin aber noch in der Phase, als erziehender Vater gebraucht zu werden. Deshalb die Überschrift heute.

Meine Kinder. Die Welt von Morgen. Sie sollen gut vorbereitet sein, wenn es los geht. Ihr Leben auf eigenen Füßen. Gestern Abend kam ich vom Fußball nach Hause. Es war kurz vor Zehn und Zoe konnte nicht schlafen. Das hat sie manchmal. Total müde, aber die Augen wollen nicht zufallen und der Geist will nicht ins Reich der Träume hinüberwandern. „Legst du dich noch kurz zu mir?“ Klar. Selbstverständlich. Gerne. Da liegt sie neben mir und schließt die Augen. Ich merke, wie wohl sie sich fühlt. Geborgen.

Ich rede noch ein wenig mit ihr. „Zoe, geht es dir gut?“ Eltern möchten das manchmal einfach hören. Und vielleicht gibt es ja einen Grund, weshalb sie nicht schlafen kann. Gedanken. Irgendetwas in der Schule. Probleme. „Papa, mir geht es gut.“ Schön. Eine Frage noch, denke ich. Mich interessiert es und ihr hilft es, auf andere Gedanken zu kommen und dann einzuschlafen. „Zoe, was ist dir wichtig im Leben?“ Die Antwort ist die heutige Überschrift. „Mama, Papa, Jim, Cooper, Haus!“ Das war schon immer so. Alle zusammen. Sicherheit. Heimat. Mich freut es. Ich glaube, wir können ihr ein gutes Zuhause geben. Meine Hand lege ich ihr auf den Kopf. Leicht, nicht drückend. Ihr Atem wird ruhiger und sie schläft. Drei, vielleicht vier Minuten hat die Aktion gedauert. Hätte es nicht geklappt, hätte ich ihr eine Geschichte erzählt. Das funktioniert schlafsicher.

Derweil liegt Jim in seinem Bett und schläft schon seit geraumer Zeit. Er ist am Samstag 14 geworden. Das wilde Alter beginnt. Am Sonntag hatten wir „Kindergeburtstag“. Ist natürlich nichts mehr mit kleinen Spielchen und Schokoladenessen. Im letzten Jahr war ich mit ihm uns seinen Freunden in Köln in der Kletterfabrik. Die Wände hoch. In diesem Jahr sollten Mädchen dabei sein. Ela hat den Vorschlag gemacht: Bowling. Jim war einverstanden, ich war dann drei Stunden mit sieben Teens plus Zoe bowlen. Die kleine Schwester durfte dabei sein. Sie hat gefragt und Jim fand es O.K. Da standen sie nun. Kicherten. Jungs-Mädchen-Thema. Handys, kurze SMS. „Och nö, kommt. Jetzt mal für die Zeit des Bowlings keine Handys.“ Jim hat kein Handy. Wir wollten das rauszögern. Auf dem Geburtstag hab ich dann gesehen, wie selbstverständlich die Dinger sind. Und wie die Finger beim Simsen fliegen.

Ela und ich haben dann beschlossen, dass Jim jetzt auch darf. Er hatte schon mal eins für eine Zugfahrt nach Dänemark, da hatte er aber gleich das ganze Guthaben per Internet verballert. Irgendwie war das an, obwohl wir vorher eingeschaltet hatten „Bei Verbindungsaufbau nachfragen.“ In Hamburg war die Karte leer. Vorm Umsteigen hatte er sich gerade noch mit „Bin fast im Zug gemeldet“. Später ist der Zug auf die Fähre gefahren und alle mussten aussteigen. Das wusste er nicht. Wir auch nicht. Er wollte lieber mal anrufen, aber Karte leer. Ts. Nun haben wir ihm also gestern gesagt: „Du kannst ein Handy haben“. Wollte er nicht. „Wisst ihr was, die Dinger interessieren mich nicht. Ich hab meinen iPod zum Musikhören. Mehr brauche ich nicht.“ Ah. Ja dann. „Wenn du doch willst, einfach sagen.“

Ganz schön kompliziert mit dem Erziehen. In Deutschland ist alles kontrolliert (außer Futtermittel scheinbar), nur Kindererziehung, die geschieht so. Ist ja auch gut so!!! Aber diese Vorstellung: Du kommst aus dem Krankenhaus und hast plötzlich ein Baby auf dem Arm. Und dann learning by doing. Von nix eine Ahnung. Tür auf, Eltern mit Baby raus und schönen Tag noch. Do it yourself. Heimwerkern. Irre.

Euch einen schönen, entspannten Tag.