“… dann ist das nicht mein Land.”

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(Installation Sebastian Linnerz, Köln)

Respekt.

Natürlich war ich als Kind der Seventies immer für die Revolution. Nichtsdestotrotz habe ich bei der Bundeswehr als Scharfschütze gedient. Und anschließend für immer verweigert. Schizophren, könnte man meinen, denken, sagen. Nun. So ist dieses Land. Es gibt Freiheiten, Irrwege, Richtungsänderungen, Meinungen, Umdenken.

Eine Frau als Kanzlerin. Für dieses Land ein Novum. Ein Extra. Führungspositionen tragen Krawatte. Dunkelblau. Sie trägt Kostüm und Zurückhaltung. Angie-Fan zu sein, war bislang nicht einfach, es sei denn, man hat schon immer Karohemden getragen, das System nie in Frage gestellt, ist den geraden Weg gegangen, hat es stammtischgerade immer besser gewusst. “Kann nicht funktionieren, wird nicht funktionieren, das hat es noch nie gegeben.” Konservativ halt. Da kann man technisch innovationieren, bleibt gesellschaftlich aber gerne die rote Laterne des Fortschritts. Aus Angst, aus der im Mantra wiederholten Sorge heraus, es könnte sich etwas verändern. Wenn das Konservative zum Fels wird, der kühl und starr Werte manifestiert und bewahren will, die Werte der Menschlichkeit und des Sozialen aber außen vor lässt, ist etwas faul im Staate Dänemark. Je dunkler, je starrer, je unmenschlicher.

Deutschland im Spätsommer 2015. Der lange Weg aus dem Krieg ist bei uns angekommen. Die Gesichter der Leidenden steigen aus dem Fernsehen über die Grenzzäune. Der Treck 1945. Rette sich, wer kann. Wo eine Not ist, ist auch ein Weg.

Eine vollkommen neue Situation. Herrje, die Nazis, wie sollen sie damit zurechtkommen. Da sitzen sie um ihre Gauleiter und klagen über die Zukunft Deutschlands. Dabei, einen lieben Dank an euch, habt ihr doch erst alles ins Rollen gebracht. Der Zauberlehrling seid ihr. Walle, walle. Ihr dachtet, die Revolution des nationalen Widerstandes wäre da und unter den Klängen Wagners in Form von “ROARR” würde die Demokratie die Segel streichen und ein Führer käme aus den Tiefen des deutschen Bodens aufgefahren.

Loderndes Feuer. Der Wahnsinn Neros. Es soll brennen. Sie sollen brennen. Und nun? Wohin haben die Zündeleien geführt? Wohin die betrunkenen, grölenden Auftritte in Freital und Heidenau? Zunächst einmal sind die Städte als Marken verbrannt, zu unschönen Symbolen geworden. Sie tragen nun das Brandzeichen des Hasses und werden zu Stiefbrüdern von Hoyerswerda, Rostock, Mölln. Das ist gemein für die, die dort einfach nur leben möchten. So ist Leben. Zur falschen Zeit am falschen Ort.

Volksverräterin haben sie gerufen, als die Bundeskanzlerin in schwarzer Karosse vorfuhr. Das wird ihr nicht gefallen haben. Helmut Kohl hat das damals ignoriert, als die Familie Genc in Solingen verbrannt wurde von Nationalsozialisten. Angetrunkenen. Nach einem Polterabend. Immer sind sie angetrunken.

“Gürsün İnce (27) und Saime Genç (4) erlagen ihren Verletzungen nach einem Sprung aus dem Fenster. Ein sechs Monate alter Säugling, ein dreijähriges Kind und der 15 Jahre alte Bekir Genç wurden mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Bekir Genç erlitt schwerste Verbrennungen und unterzog sich seit dem Anschlag insgesamt 30 Operationen und Hauttransplantationen. 14 weitere Familienmitglieder erlitten zum Teil lebensgefährliche Verletzungen.” (Wikipedia)

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.

Nun brennt es wieder in Deutschland. Die Nationalsozialisten brechen reihenweise Gesetze. Hassbegründet. Vererbt vom Großvater, Vater, Onkel. Braune Sozialisierung in Dortmund und Dresden. Dort scheint es am schlimmsten zu sein. Und natürlich hier und auch woanders. Auf Spiegel Online gibt es eine Karte der Brennpunkte, der Orte, an denen sie zugeschlagen haben. Auf Spiegel Online gibt es auch Jan Fleischhauer, der den “Gutmenschen” ihr Mitgefühl vorwirft und sie in einer schmerzlichen Arroganz als dumm abkanzelt. Er scheint den Brandstiftern, den Volksrettern näher zu stehen als den Menschen in Dortmund und München, die früh Morgens am Bahnhof stehen, um zu helfen. Bespuckt und bepöbelt von denen auf der anderen Straßenseite.

An der Demokratie wird ein wenig gerüttelt. Ein Teil der Bevölkerung steht nicht hinter der Verfassung, die das Fundament unseres Landes, unseres Zusammenlebens ist. Die Nationalsozialisten haben versucht, diese Verfassung mit Brandbeschleunigern anzuflämmen. Kurz sah es so aus, als würden sie Aufwind bekommen. Ihr Lächeln in die Kameras wurde breiter. Und nun? Haben viele Menschen dieses Landes geantwortet. Die Hilfsbereitschaft ist grenzenlos. Auch wenn es Fleischhauer und der CSU und der NPD nicht gefällt, ein großer Teil der Menschen in diesem Land sind bereit, Zuflucht zu gewähren. Auch, wenn es 10 Milliarden Euro kostet. Auch auf die Gefahr hin, dass sich dieses Land verändern könnte.

Und dann sagt Angela Merkel: “Ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land.”

DANN IST DAS NICHT MEIN LAND.

Das ist ganz nah an Willy Brandts Kniefall. Das ist großes Kino. Gefolgt von der Aussage, dass die Verfassung keine Obergrenze kennt. Grundgesetz, Artikel 16 a: Politisch verfolgte genießen Asylrecht.

2006 beim Sommermärchen dachte ich: Hey, dieses Land hat sich verändert. 2015 nach Freital und Heidenau dachte ich: Schade, doch nicht. Nun denke ich doch wieder anders. Es gehört zum Wesen dieses Landes, dass wir dem Frieden nicht trauen. Wie viel Hitler steckt in Deutschland 60 Jahre danach? Ein Teil oder nur Spuren? Manche sind durchzogen, die meisten sind klar und tragen das Herz dort, wo es hingehört. Dieses Land, diese Demokratie ist nun stärker als vor einem Monat. Zusammenrücken tut gut, dann spürt man sich und verlässt die Lethargie des Wohlstands.

Nationalsozialisten wirken bedrohlich und böse, wirklich von Bedeutung sind sie nicht. Einfach nur unangenehm lästig. Das ist eine Botschaft, die mir gefällt.

Nichts weiter als ein guter Tag

Sonnenuntergang

Morgens aus dem Bett steigen mit dem kleinen Glück an den Füßen.

Deutschland ist gerade bewegt. Flüchtlinge. Die Medien müssen sich um Themen keine Sorgen machen. Ich freue mich, dass es eine Wende gegeben hat. In den Medien. Selbst die Bildzeitung. DIE BILDZEITUNG. Anfang der Neunziger die Stimmungsmache, das Boot sei voll. Da gingen die Streichhölzer an, die Feuerzeuge entzündeten sich.

Gut, gerade auch. Heidenau. Damals waren es Hoyerswerda und Solingen. Heute Aufmärsche mit Kindern an der Hand. Die schweigende Kanzlerin, zunächst. Pfiffe, Gegröle. Es ist ruhig geworden um die, die auf der anderen Straßenseite stehen. Außenseiter sind sie im eigenen Land, das sie nach dem Vater benennen. Ihre Nacken haben sie tätowiert wie ihre Herzklappen – mit Kreuzen, die Haken haben.

Und sie stehen mehr denn je auf der anderen Seite der Straße als einsame Gestalten, die das Echo der Demokratie erleben. Gutmenschen werden sie genannt, die guten Menschen, die jetzt im Rampenlicht stehen, die das Zepter in die Hand genommen haben, die Deutschland vertreten. 700 am Dortmunder Bahnhof. Die Messehallen in Hamburg. Am Bahnhof in München. Kuscheltiere für Kinder auf der Flucht. Begrüßungen. Hilfe. Lächeln. Welcome Refugees. Heidanei, wer hätte das gedacht.

In der Agentur habe ich nun einen Kollegen aus Afghanistan. Er freut sich, hier zu sein. Wir unterhalten uns auf Englisch. Seine Frau ist hier, sein Kind. Die Taliban. In die Schusslinie gekommen. Es gibt sie überall, diese Menschen der anderen Straßenseite, diese Menschen, die einfach keine Ruhe geben können, die terrorisieren müssen, die keinen Frieden in sich tragen. Unruhige Geister, unzufrieden, nervös, Schuld suchend, Schuldige.

Nun liebe ich dieses Land. Manchmal kommen die Zweifel. Heidenau, die Kinder an den Händen. Marschieren für den Hass. Das Foto des vollgepissten Deutschen im Nationalmannschaftstrikot aus Hoyerswerda. Keine schönen Bilder.

Klar, da ist noch die mahnende CSU. Die Richtigmacher, die als einzige wissen, was richtig ist und wo das alles hinführt. Fast so schlimm wie Jan Fleischhauer, der scheinbar gerne in Heidenau dabei gewesen wäre. Der jetzt schon weiß, wo das alles hinführt und am Ende seines schwarzen Kanals das dunkle Ende sieht. München ist München, nicht Bayern. Aber selbst die CSU ist nicht Ungarn, und Fleischhauer nicht Orban. O.K.

In Deutschland wird gemacht, getan, gesorgt, umsorgt, begrüßt, zusammengerückt. Das ist gut für unser Land, weil es sich anders erlebt. In einem anderen Kontext des Funktionierens. Mitfühlend, gebend, großzügig, offenherzig.

Und die von der anderen Straßenseite, die Schreienden, die haben dazu beigetragen, dass dieses Land sein Herz entdeckt hat. So funktioniert Demokratie, das sind Anstöße, Impulse. Aktionen und Reaktionen, die den Hass in den Schatten stellen. Sie sehen, die dunklen, gestiefelten Gestalten, sie im Blick halten, aber nicht beachten. Stattdessen die beachten und achten, die es jetzt brauchen. Ein guter Demokratie-Deal, der dieses Land heller macht.

Heute Abend bin ich mit dem Trecker und Zoe auf die Höhe über dem Dorf gefahren. Von dort sieht man weit ins Land hinein. Die Sonne ging unter, alles lag friedlich und still. Gute Nacht Ahmad, gute Nacht Alima. Schlaft gut. Mögen eure Träume gut sein.

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Hinter den verschlossenen Türen Europas…

Schlüssel

Lampedusa – Hamburg.

Es beschäftigt uns alle nun ja schon seit geraumer Zeit. Auch hier im Blog ist es immer wieder mal Thema gewesen. Lampedusa und die Festung Europa. Vor den Fernsehern und Bildschirmen schauen wir zu, wie afrikanische Flüchtlinge ertrinken. Es ist wie im Film Titanic, als die Boote wegrudern, halb leer, um nicht eventuell unterzugehen.

Wir werfen keine Rettungsringe, wir lassen ertrinken. Wenn es sich rumsprechen würde, dass geholfen wird, was wäre dann los, ist die Denke. Das alte Lied der Angst. Mal lieber nichts tun und wegschaun. Ist ja nicht unser Problem. Wir sind Europa, die sind Afrika. Wir sind weiß, sie sind schwarz. Europa will nicht. Ziert sich. Ist noch nicht einmal halbherzig.

Ich sitze hier im Warmen. Der Ofen bollert, ich ruhe mich aus, weil ich den ganzen Tag gearbeitet habe. Ich habe Arbeit, ich darf arbeiten, ich will arbeiten. Flüchtlinge dürfen es nicht. Es muss erlaubt sein. Arbeitserlaubnis ist ein Wort wie Ordnungsamt. Nicht halbherzig, kaltherzig.

Franzikus war auf Lampedusa. Seine erste Reise. Was für ein Mann, was für eine Geste. Und was macht Europa? Dicht. Kopf in den Sand. Ich schreibe darüber, weil ich eben einen Artikel der Zeit gelesen habe. Hamburg. St. Pauli. Gestrandete Afrikaner, die es so weit geschafft haben.

Der erste Satz, ein Zitat: “In Deutschland gibt es kein Mitleid. Dort lassen sie dich hungern und frieren. Dort geben sie dir kein Obdach, und falls du dir Teppichreste aus einem Müllcontainer klaubst, um dich nachts in einem Park darin einzurollen, dann kommt das Grünflächenamt und steckt Zettel in die Teppiche, dass das Betreten des Rasens verboten ist.”

Hamburg. Schon wieder. Erst kürzlich habe ich einen Artikel gelesen, in dem es hieß: “Hochburg der Altersarmut ist Hamburg.” Was ist da los in der reichen Hansestadt? Kühle Nordlichter? Herzen eingefroren?

Nicht ganz. Einer hat den Anfang gemacht. Ein evangelischer Pastor. Sieghard Wilm von der Kirche St. Pauli. Als es zu regnen begann, ließ er die Flüchtlinge in die Kirche. Die Zeit schreibt und zitiert: “Er erinnert sich nicht so sehr an die abgerissene Kleidung, die sie seit Wochen am Leib trugen, sondern an die gehetzten Blicke. “Sie sahen aus wie Gejagte.” Warum er die Entscheidung traf, zu helfen, wo seit 2011, seit der Landung dieser Kriegsopfer an der Küste unseres Kontinents, niemand geholfen hatte, das erzählt er nicht als dramatische Geschichte. Es habe halt angefangen zu regnen.”

Mann! Gottes! In Italien war ihr Flüchtlingslager geschlossen worden, weil es unmenschlich war. Weil man nicht wusste, wohin mit den Flüchtlingen, gab man ihnen Touristenvisa. Damit sind sie nach Deutschland gekommen, wo es nun heißt, die seien illegal. Wer versteht da die Welt noch? Wo sollen sie denn hin? Hä? Zurück nach Libyen, wo sie um ihr Leben fürchten müssen? Nach allem, was sie hinter sich haben. Zwei Jahre auf der Flucht! Reicht das nicht?

Sie hatten Berufe, bevor sie Flüchtlinge wurden. Sie hatten Arbeit, ein Auskommen. Jetzt haben sie einen evangelischen Pastor, der sie in seiner Kirche wohnen lässt. Und die Politik beginnt zu kuschen, weil es zu menscheln beginnt rund um die 80 schwarzen Männer. Die Hilfe ist angelaufen, Freiwillige kümmern sich.

Kümmern wir uns mit. Hören wir auf zu akzeptieren, dass Menschen an den Grenzen Europas ertrinken.

Es gibt noch einiges zu tun: “Es fehlt noch immer an vielem, an Obst, Wegwerfbechern, Taschen, neuer Unterwäsche, Socken. Ein paar alte Fahrräder wären gut, bisher besitzen sie nur vier. Taschengeld gibt es übrigens auch nicht. Die Gäste, die so gern arbeiten würden, müssen ohne einen Cent auskommen.”

Spenden sind erwünscht: Hamburger Sparkasse, BLZ 200 505 50, Konto 1206 123 331

Besser leben in der Kommune 2

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Sorry. Zur Zeit kann ich euch nur Schiermonnigkoog bieten. Alle anderen Themen dieser Welt gehen an mir vorbei. Gut so. Keine Lust auf Zypern, Euro, Krise, Weltgedöns. Der Kapitalismus mit seinen Strömen von sonstwas nervt. Kohle von A nach B und in die Taschen von X nervt. War da nicht mal was von sozialer Marktwirtschaft? Nutzung der Kräfte. Teamwork. Wenn’s ums Geld geht, hört die Freundschaft auf. Europa. Freunde. Ah ja.

Die Niederländer hier haben uns sehr nett aufgenommen, auch wenn es eine Win-Win-Situation ist, in der Wohlfühlen in harter Währung bezahlt wird. Aber, muss ich sagen, nicht ganz. Gestern ging eine Scheibe zu Bruch. Jungs, Fußball, Tor, Klassiker. Und? Hat der Facilitymanager einfach repariert. Keine Versicherung, keine Haftpflicht, keine Kohle, kein Gedöns. “Ach, Jungs. Das muss so.”

Bei uns in der Eifel hieß das früher “klarer Menschenverstand”. Nur was Sinn hat, wird gemacht. All diese Geldausdenkungen haben aber leider oft nur einen egoistischen Sinn, wodurch das Wort Sinn letztlich im wahrsten Sinne des Wortes korrumpiert wird. Es macht keinen Sinn, seine Mitmenschen zu verarschen. Schlichtweg. Es macht keinen Sinn, dass es einigen auf Kosten vieler gut geht. Klappt nicht. Nehmt Familien oder Kindergeburtstage – einige haben viel, andere nicht. Da ist die Party am Ende. Kotz. Macht man nicht. Eine Sache von Anstand, Sitte, Kinderstube. Nur weil Leute eine Krawatte tragen, sind sie eben nicht gut erzogen. Hinter mancher Krawatte verstecken sich immense Mistkerle in Cerutti und Boss.

Ich schreibe das, weil ich es hier gerade anders erlebe. Es heißt, und die Geschichte lügt in diesem Punkt nicht, der Kommunismus sei tot. China. Haken dran. Turbokapitalismus in Parteibuchrot. Nord-Korea? Kuba?
Pariser Kommune? Kommune 1? Ja. Hat alles nicht geklappt. Keine Ahnung, weshalb. Gier. Egoismus. Honeckers Pornosammlung. Idioten. Sollte nicht sein.

Menschen sind einfach nicht ganz einfach und stehen sich letztlich selbst im Weg. Der demokratisch angehauchte Kapitalismus ist die Lösung? Keine Ahnung. Spaß macht das nicht. Da sind noch einige fette Bugs drin.

Nun bin ich hier gerade auf Schiermonnigkoog und darf das temporäre Zusammenleben von 16 Menschen (zwei sind heute nachgereist) erleben. Und ja, es macht Spaß. Weil es auf Basis von Menschlichkeit funktioniert. Macht Sinn. Arbeitsteilung in der Küche, im Haushalt, beim Einkaufen. Alle dabei. Früher in der WG ging das auch. Und: Es macht Spaß. So ganz falsch kann soziales Miteinander nicht sein. Gut, fängt jetzt einer an, sich mehr zu nehmen, würde es schwierig. Weil es dann keinen Spaß mehr macht. Muss man zu viele Regeln machen, also Politik, macht es auch keinen Spaß, weil es dann total unentspannt wird. So what?

Ich denke: Die Lösung ist THE ISLAND IN THE SUN. Nicht in der Karibik, sondern Zuhause. Rausnehmen, Arschlecken. System bye, bye. Einsehen, dass das Ego am allerbesten in Gemeinschaft lebt, weil es keinen Spaß macht, teuersten Rothschild-Wein allein zu kippen. Dann lieber irgendeinen Cotes du Rhone mit Freunden. Oder ein paar Bier. Ego, Dünkel ade. Sich danach sehnen, dass es allen gut geht. Freunden, Familie, Nachbarn. Nicht drüber, sondern auf Augenhöhe. Teilen. St. Martin. Kommune 2.

Nach den Parolen hier noch einige Fotos vom Tag. Viel Spaß euch.

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Wer hat die Antwort?

Auf alle, alle, alle unsere Fragen, Fragen?

Welche Fragen? Welcher Planet? Fokussieren wir: Erde. Hubble etwas schärfer stellen, weiter in die Mitte, nach oben. Deutschland. Früher hieß es, Land der Dichter und Denker. Heute dann eher… Was?

Fels in der europäischen Brandung. Wiedererstarkter Kämpfer im Ring. Was ist die Frage? Ich habe die Frage hier schon oft gestellt und werde sie wohl immer wieder stellen: Wie wollen wir leben?

Es ist für mich ein Thema, auf das ich ständig stoße. Leben zwischen Offenheit und Konvention. Was tun wir, um uns weiterzuentwickeln? Welche gesellschaftlichen Tendenzen gibt es, die uns voran bringen? Wer trägt Entwicklung? Wer liefert Ideen? Wie könnte die Zukunft aussehen?

Krisenzeiten. Eine nach der anderen. Verbunden mit Angst und dem Wunsch, den Status quo zu halten. Ist doch schon toll, dass wir trotz all der Krisen nicht wirtschaftlich abschmieren. Wie ein Korken an der Oberfläche treiben, wie ein Rettungsboot, von dem wir glauben, dass da zu viele europäische und afrikanische Nachbarn rein wollen.

Rudern ums Überleben. Klar, da sind wir erst einmal alle froh, dass wir nicht untergehen. Ich auch. Aber. Wenn wir eine Ebene höher gehen, wenn wir schauen, wie wir uns parallel zum Krisenmanagement entwickeln, was bleibt?

Ich habe das Gefühl, dass wir uns zunehmend darauf reduzieren, wirtschaftlich zu denken. Dass wir das Heft aus der Hand gegeben haben und von BWLern und VWLern regiert werden. Helmut Schmidt sagte: “Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.” Ein Pragmatiker. Keine Frage, die werden gebraucht. Doch wo geht der hin, der keine Visionen hat?

In der Industrie ist es so, dass nur eines zählt: Innovation. Ein Wort, dass ich nur noch sehr feinfühlig einsetze. Früher wurde es in der Kommunikation eines jeden Unternehmens einfach an den Fahnenmast gehangen und hochgezogen. Töröö. Da hing es dann und flatterte im Wind. Weil das alle gemacht haben, ist das Wort verbrannt und wurde unglaubwürdig. Eine der Standardphrasen. Heute schreibe ich, wie die Innovationen konkret aussehen, wo die Vorteile liegen, was die Unternehmen können.

Wo ist Deutschland auf gesellschaftlicher Ebene innovativ? Wir hatten die Frankfurter Schule in den Sechzigern, wir hatten viel Bewegung, Ideen kamen von der Straße, es gab Diskussionen, Diskurse, Veränderungen. Weil geredet wurde, gesprochen. Worte verändern. Das reichte bis weit in die Achtziger. Dann fiel die Mauer, die Globalisierung schaltete den Turbo ein und seither scheint mir unser gesellschaftliches Leben ein einziges Krisenmanagement.

Wo sind die progressiven Ideen? Das Bild der Zukunft? Die Fragen und Antworten zum demographischen Wandel? Bei uns in der Region stellt die Volksbank die Frage nach der Zukunft. Und was macht die Kunst? Das Theater? Die Malerei? Die Soziologie? Wirkt zurückgezogen, in der Defensive. Oder?

Vielleicht sehe ich nicht genug, lese die falschen Bücher oder habe meine Antennen falsch ausgerichtet. Bei mir kommt nichts an. Ab und an einer der bekannten Blogger, der kräht. Eine Piratenpartei, die kurze Zeit ein wenig Aufbruch verbreitete. Eine Netzgemeinde, die ein wenig quer steht.

Was sind die Themen unserer Zeit, die für Veränderung stehen? Was sind die Innovationen auf gesellschaftlicher Ebene, die uns weiterbringen? Wie wollen wir morgen leben und was tun wir dafür? Wo liegt unser Arkadien?