Shigeru Takato berührt mich mit seinen Bildern im plus Raum für Bilder von Sebastian Linnerz

Shigeru Takato war einmal Bauingenieur. Das ist dieser Beruf, der aus Zahlen und Beton Brücken entstehen lässt. Heute ist Shigeru Takato Fotograf und lebt in Köln.

Wie der Name verrät, ist er in Japan geboren. Von dort ist er über Neuseeland irgendwann in Deutschland gelandet. Im Gepäck hatte er eine Idee, einen Wunsch, ein Gefühl, ein Projekt. Der Mond war ihm begegnet.

Uns allen begegnet der Mond häufig. Aber er hat ihn anders gesehen. Mit den Augen der Astronauten, die den Mond besucht haben. Dieser kleine Schritt. Dieses Amerika vor der Sowjetunion. Dieser Herr Armstrong und das Apollo-Programm.

1999 wurden in Sydney im Rahmen einer Ausstellung Fotografien der Apollo-Astronauten gezeigt. Geschossen auf dem Mond. In seiner Einführung zur Ausstellung erzählt Sebastian Linnerz die Geschichte. Hasselblad-Kameras hatten sie während ihrer Moonwalks an den Anzügen. Sie haben versucht, den Mond einzufangen und ihn mitzunehmen auf die Erde. Ein Foto nach dem anderen, die Kamera um wenige Grad geschwenkt, nur kleine Stücke, um Panoramen zu erzeugen.

Shigeru Takato ließen die Bilder nicht los. Jahr um Jahr nicht. Wahrscheinlich kann man nur spekulieren, was ihn angetrieben hat. Ich habe ihn gefragt, habe versucht Emotionen herauszukitzeln, Beweggründe, Antriebe. Er hat mich ein wenig erstaunt angesehen. Und geantwortet.

Mein Eindruck: Er wollte selbst dort oben stehen, wollte selbst dieses Gefühl haben, den Mond abzulichten. Nun. Klar. Geht nicht. Zwar wohnen dort oben Leute in einer Raumstation und es springen Verrückte aus der Stratosphäre auf die Erde, aber das Mondtaxi fährt noch nicht.

Er hörte von einer Landschaft, die ähnlich aussieht. Genutzt von der ESA, um die Marsoberfläche zu simulieren. Schauen, wie Sojurners & Co. dort zurechtkommen. Räder, Federbeine, Antriebe, Möglichkeiten, Pläne B bis X.

Manchmal muss man im Leben Kompromisse schließen. Wenn man nicht auf den Mond kommt, dann eben in eine Mondlanschaft auf der Erde. Kanaren.

Er kaufte sich eine analoge Hasselblad aus der Zeit um 1970, rüstete sie mit einem speziellen Infrarot-Film aus und flog los. Und landete in der Mondlandschaft und war Armstrong und fotografierte in Panoramen und schuf einen Mond auf der Erde. Festgehalten in Bildern, wie sie die Apollo 8-Crew vor 50 Jahren geschossen hatte.

So wird man Vasco da Gama oder ein Kolumbus. Es muss ein gutes Gefühl gewesen sein, dort zu stehen und dann die Filme zu entwickeln. Der Infrarot-Film hat Helles in Dunkles verwandelt, die Abzüge auf Silbergelantine haben den besonderen Glanz erzeugt. Sonnenlicht auf dem Mond. Aber das reichte ihm nicht. Er wollte dann doch noch ein wenig mehr. Den echten Mond. Wenn man erst Lunte gerochen hat.

Und so hat er den Mond bei Vollmond durch ein großes Teleskop auf der Insel fotografiert. Eine alte Nikon F2. 1970. Die Zeit der Mondreisen. Und hat das Bild erschaffen, dass ganz oben zu sehen ist. Der Titel.

So weit das Geschehen, der Ablauf, die Technik.

Und nun? Wechseln wir gemeinsam die Perspektive und drehen die Sache um. In meine Richtung. Was haben die Bilder mit mir gemacht? Nun hätte mein Inneres sagen können. Fake. Sind ja die Kanaren. Ist ja gar nicht der Mond.

Ist nicht passiert. Im Gegenteil. Alles in mir war bereit, den Mond so zu sehen. In seinen Details. In seiner Entfernung und Weite. In seiner Anmut, Schönheit und Verlässlichkeit. Denn ich war gerade 3 Wochen am Meer und habe ihn jeden Abend und jede Nacht von links nach rechts ziehen sehen. Mal blutrot und mal in dieser atemberaubenden Mondfinsternis.

Als Sebastians Karte kam, die gedruckte, herzliche Einladung, da wusste ich, dass ich mir das nicht entgehen lassen würde. Ein fotografisches Mondspektakel.

Hat sich gelohnt. Es sind nun wirklich einzigartige Bilder. Denn Shigeru Takato ist nicht nur ein sehr freundlicher, sympathischer, angenehmer Mensch. Er ist auch immer noch Bauingenieur. In sich. Nichts hat er dem Zufall überlassen (wahrscheinlich schon, aber würde so nicht ins Bild passen). Er hat alles vorbereitet. Vorab durchdacht und getestet. Die Zahlen spielen lassen. Blenden. Belichtungen. Adapter für das Teleskop. So kamen Ratio und Gefühl zusammen. So sind Bilder entstanden, die mich sehr bewegt haben.

Wenn man sie anschaut und danach die Augen schließt, kann man Armstrong sein. Sie ziehen hinein in die Szenerie. Sie zeigen, was hinter dem Wunsch steht, den Mond zu besuchen und zu bereisen. Sie haben etwas mit Weite und Sehnsucht zu tun. Und natürlich mit dem, was uns als Erdbewohner der nächste Nachbar bedeutet.

Ein Freund ist er, ein romantisches Wesen voller Geschichten. Ein Tröster und eine Schönheit. Ein Erzähler der Zeit, der durch die Tage, Wochen und Monate trägt. Einer, der seine Bahnen verändert und mal hier und mal dort auftaucht. Aber immer ist es so, dass ich mich freue, wenn ich ihn sehe. Und er gibt mir ein Gefühl, als sei das Universum doch nicht so ungewöhnlich unendlich, wie es zu sein scheint. Es gibt einen Halt. Einen Moonstop. Dort kann man landen und auf die Erde schauen, die auf dem Mond aufgeht, wenn man dort lange genug sitzt und wartet.

Schaut euch die Ausstellung an.

Bis zum 03. November 18. Künstlergespräch am 29. September um 11 Uhr.

Adresse:

plus Raum für Bilder, Schillingstraße 14, Köln.

Das plus bedeutet übrigens, dass der Raum etwas erweitert. Sebastian Linnerz ist ein Grafikdesigner und Fotograf, der sein Büro um diesen sehr besonderen Ausstellungsraum erweitert hat. So fein, wie er seine Ausstellungen kuratiert und vorbereitet, so fein ist auch seine zeitlose Sprache und Handschrift als Grafiker: www.SebastianLinnerz.de.

Shigeru Takato hat mir erlaubt, seine Fotografien abzulichten. Danke! Das Copyright seiner abfotografierten Bilder liegt selbstverständlich bei ihm. Aber: Was ich hier zeige, ist nicht das, was zu sehen ist. Das hier ist Web. Die Fotografien sind in echt und in Silbergelatine etwas ganz anderes. Fein gefertigt und von feinen Rahmen umhüllt. Das alles ist von einem Verständnis des Schönen und Perfekten geprägt.

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