CDE – Corona, Dunquerke, Europa

Ich war nie ein moralisch Geradliniger mit weißer Weste PC. Zum Bund bin ich gegangen ohne Not. Ich hätte verweigern können, hab ich aber nicht. Panzergrenadier, Scharfschütze, Hauptgefreiter. Durchziehen. Am Boden festfrieren bei Frost, nachts geweckt werden wegen Atomangriffs, in Betonluken sitzen über die Panzer fahren, mit Hubschraubern in die Eifel geflogen irgendwo im Nirgendwo. Handgranaten werfen, in Häuser eindringen im Häuserkampf, Handgranaten werfen, TNT zünden, über Stacheldraht rüber, der erste legt sich mit Parka rein und dann Schwupp. Hunger haben, kein Wasser, frieren, angeschrien werden, der ganze Scheiß.

In der Normandie nun bin ich in den Bunker geklettert. 1944. Der Blick aufs Meer, das Loch in der Betonwand für das Ofenrohr.

Das saßen die Nazis, die jungen Gefreiten wie ich, um zu töten.

Yep, so war das.

Freitag bin ich losgefahren. Richtung Aachen, einen Teil mit 100 durch die Niederlande, Belgien, Frankreich. Normandie. Ein Hotel in Calais am Strand gleich neben dem Hafen.

Kirmes in Calais, Afrikaner, die nach London wollen.

Am Strand lang. Überall deutsche Bunker.

Europa im Coronajahr 2022.

Über Silvester war ich in Budapest.

Davor in den Niederlanden in Renesse.

Mein Gefühl ist, dass alles zu schnell ging. Mit dem Frieden nach 45, dem Aufbau, den Wundern und dem Europa nach 89. Da sind keine Wunden geheilt. Ein paar Städtefreundschaften machen den Kohl nicht fett.

Auf Facebook hatte ich gepostet und gleich ist ein Streit entstanden: “Ist ja auch mal gut” vs. “Wir waren so schlimm”.

Als ich da in diesem Bunker war, spürte ich, dass ich dieser MG-Schütze bin, gewesen sein könnte und Frankreich besetze. Das fühlte sich so extrem, extrem Kacke an. ALTER. Willste nich. Ich musste ganz schnell raus aus dem Bunker und wollte nicht mehr Deutscher sein.

Ich liebe mein Land, dieses andere.

Europa ist ein verletzter Kontinent.

In unserer Geschichte betreiben wir Flickschusterei und arbeiten mit Pflastern an klaffenden Wunden. Wir dachten, ich dachte, wir wären ausgesöhnt. FUCK!

Wie naiv.

Was haben wir denn getan, um uns auszusöhnen?

Kohl, Chirac? Küsschen hier, Küsschen da. Ein paar Schüler in Bussen vor hier hin nach da hin und zurück?

Europa ist seelisch verletzt.

Deshalb AfD, Orban und all die rechten Rattenfänger.

Die reiten auf der Welle der alten Ressentiments. Das ist easy. Wenn du in der Normandie die Bunker siehst, die von der Reichsbahn rangefahrenen Superkanonen. Dann weißt du: Das war Demütigung pur.

Europa ist ein Kontinent der Meister der gegenseitigen Demütigung. Jedes Land wie ein Bundesligaverein. Fangsänge der Schmähung. Nichts ausgeschlossen, um einen tieferen Treffer zu setzen. Polen, Ungarn. Sie glauben nicht an Europa. Sie glauben nicht an Deutschland, Frankreich. England glaubt nicht an Europa.

Wer glaubt an Europa?

Nun, ich.

Weil ich durch Belgien fahre und die entspannten Popsender höre mit echt geiler Mucke. In der Normandie ist es komplett egal, dass ich Deutscher bin. Interessiert kein Schwein.

Die Realität ist entspannter als das Denken.

Ich gehe in ein Restaurant, bestelle, bekomme mein Essen, ein Lächeln, die Rechnung. Ich bin nicht der, der am MG im Bunker sitzt.

Nach meinem Wehrdienst habe ich verweigert, weil diese Bundeswehr in meiner Wahrnehmung so extrem dumm war. Brüllen ist kein Argument. Und keine Demokratie.

Was ich mir wünsche?

Nun.

Weniger Egoismus, weniger Nationalstaatlichkeit. Die Scheiße verwächst nicht. Die Wunden sind längst nicht ganz geheilt.

Mein schlechtes Gewissen an den Stränden der Normandie, meine Scham.

Und das Wissen, dass viel zu viele Deutsche gegen Europa sind und mit den Nazis sympathisieren…

Ich dachte, wir wären weiter.

Es braucht Generationen…

Fucking Pandemie, Kack-Covid und bald ist Weihnachten

Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.

Da war doch was. In der Schule hatte ich Religion, als getaufter und konfirmierter Christ war ich oft in der Kirche. Früher.

War nicht der Herr für unsere Sünden gestorben? So hieß es.

Und nun?

Pandemie trifft auf Social Media. Die Gesellschaft sei gespalten, heißt es. In den USA, nun auch in Deutschland. Die Fraktionen beschimpfen, beleidigen einander.

Alles geht gar nicht.

Nun.

Interessengemeinschaften. Lobbyarbeit. Alle im eigenen Interesse gegen die anderen. Parteiwelten, jung, alt, Eltern mit Kindern, Unternehmen, Künstler*innen, RKI, Drosten, Attila und, und, und.

Ich höre Zahlen, Argumente, Zitate, Geschrei. Und boshafte Stimmen.

Bald ist Weihnachten, und alles ist so angespannt. Die Nerven liegen nach dieser langen Zeit blank. Keine Lust mehr.

Ich habe auch keine Lust mehr auf fucking Covid. Schon gar nicht auf dieses neue Aufbäumen, die x-te Welle.

Tatsächlich hatte ich mal wieder vollkommen naiv gedacht, wir wären durch.

Hach.

So geirrt. Der Irrsinn ist back. Das Virus hat uns wieder voll im Griff, die letzten Tage kaum ein anderes Thema. Alle sind irgendwie betroffen und wollen nicht mehr oder können auch nicht mehr.

Hat sich ja niemand ausgesucht. Gewählt, dabei zu sein. War ja plötzlich da im Februar, März 2020. Im ersten Gefühl so etwas wie Vogelgrippe oder so. Da und doch weit weg. Wer hätte denn geahnt, dass es Pandemien in unserer Welt gibt…

Bald werden es also zwei Jahre sein, die wir hadern und miteinander und gegeneinander ringen.

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.

Wisst ihr noch? Hefe, Mehl, Klopapier.

Bislang bin ich ganz gut durchgekommen. Ein paar Mal kurz vor Quarantäne gestanden, Puls, und dann doch nicht. Meine Liebsten sind bislang unberührt, niemanden habe ich an Corona verloren.

Die beiden Sommer sind Viveka und ich immer wieder vor der Realität geflohen. Sind rausgefahren, weggefahren, haben in Kroatien und Italien abgehangen. Waren im Grünen, auf Wiesen, an Flüssen, Seen… Haben uns eingerichtet. Weggelaufen, schneller als das Virus, vermeintlich. War schön. Leicht. Unberührt.

Jetzt ist Herbst, bald Winter. Ich sitze hier und überlege, wie ich mich durchschlängel. Durch meine Gefühle, die Politik, die Social Media, die aggressive Stimmung, sobald es auf das Thema kommt, was es ständig tut. Immer wieder erlebe ich diese Eskalationen mit Schuldzuweisungen, Schuldigen und irgendwie vermeintlich fundierten Argumenten. Irgendwas mit Zahlen, Statistiken, Ländervergleichen.

Das kann ich nicht auf Dauer, das will ich nicht. Ich werde mich verpissen, ins Auto setzen. Mit Viveka hierhin fahren, dorthin. Unscheinbar. Über Grenzen hinweg. Unter dem Radar. Streitet ohne mich weiter.

Will ich nicht mehr hören, is mir egal.

Letztlich kann man all das weder weg rechnen noch weg argumentieren, egal, welche Brille man auf hat.

Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.

Das wäre schön.

Schön ist es, wenn es schön ist.

Hast du es schön? Dann mach es dir schön.

Reite nicht gegen Windmühlen, beschimpfe nicht deine Nächsten.

Wir haben noch einige Hürden vor uns, wir brauchen einander. Da kommen wir nicht allein und nicht als Feinde durch.

Covid ist eine Prüfung. In manchen Punkten haben wir ihr standgehalten, in anderen versagt. Es ist wie in den biblischen Gleichnissen. Die zehn Plagen. Heuschrecken, Finsternis…

„Da sprach der Herr zu Mose: Geh hin zum Pharao und sage zu ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, dass sie mir dienen! Wenn du dich weigerst und sie weiter aufhältst, siehe, so wird die Hand des Herrn kommen über dein Vieh auf dem Felde, über die Pferde, Esel, Kamele, Rinder und Schafe, mit sehr schwerer Pest.“

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.

upus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit.

Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, kein Mensch, solange er nicht weiß, welcher Art der andere ist.

Wollen wir einander nicht lieber Mensch sein? Miteinander in der Sprache der Menschen sprechen?

Zu Bewusstsein kommen, sehen, was wir tun.

Sprechen ist Handeln.

Jedes Wort ist eine Tat. So, oder so.

Worte sind schnell gesprochen und geschrieben. Viveka sagt immer, was man gesagt hat, kann man nicht zurücknehmen.

Ja, auch ich.

Den Mund mit Seife auswaschen. Wir sind keine Heiligen. Nie gewesen. Es gab Zeiten, da war es einfacher, das zu kaschieren.

Was macht Covid mit uns? Was macht Covid aus uns? Was?

Ich überlege, wie ich durch die dunklen Wintermonate komme. Lächeln. Die Seele streicheln, wiegen, ihr Gutes tun. Schöne Worte, Bilder, Momente.

Liebe. Liebe.

Bald ist Weihnachten.

Da ward der Heiland geboren und ein Stern ging auf über Bethlehem. Vielleicht sollten wir uns erinnern, wo wir her kommen.

Verurteilen, beschimpfen, Schuld zuweisen ist einfach.

Miteinander nicht.

Wir werden uns zusammennehmen müssen in den nächsten Wochen und Monaten und füreinander da sein.

Zeit der Geschenke. Kein Schwein braucht einen Toaster.

Ein wahrhaft gutes Wort.

Nun.

Wir MÜSSEN über COVID sprechen

Und zwar dringend.

Und anders.

Jeder Mensch hat in seinem Leben sein persönliches Waterloo. Wir versuchen so zu tun, als würden wir unbeleckt durchlaufen. Als hätte niemals je uns etwas antun können.

Nun.

Du hast deine Leichen im Keller, ich auch.

Damals war das anders. Damals haben alle geschwiegen, weil du nicht reden konntest. Weil du die Geschichten nicht hören wolltest.

Die Opas und Onkels.

Immer dieser Krieg. Onkel Heini hat gesoffen und Zigarren gekaut.

Wir waren Kinder in den Siebzigern in Deutschland zwischen Kalifornien und der Realität unserer Familien.

Eigentlich alles gut, aber eben doch nicht. Nicht so richtig. Beatles, Doors, Stevens auf dem Plattenteller und Mama und Papa in der Küche und im Wohnzimmer.

Sie haben uns gelassen, wir waren frei.

Aber sie nicht, und wir dann auch nicht.

17. Juni 1976.

Fußball-Europameisterschaft. Jugoslawien-Deutschland in Belgrad, Halbfinale. Deutschland gewinnt nach Verlängerung in Belgrad 2 : 4. Deutschland gewinnt, wir verlieren. Meinen Vater. Schlaganfall am Abend, in der Nacht. Einen ganzen Tag liegt er auf der Couch, bis der Notarzt kommt. Es dauert zwei Jahre, insgesamt, bis er zurückkommt. Linksseitig gelähmt.

Nun.

So war das nach dem Krieg. Da fehlte ein Arm, ein Bein, eine Seele, eine Körperhälfte.

Fortan habe ich meinen Vater nachmittags angezogen, nach dem Mittagsschlaf. Die Unterhose, das Unterhemd. Alles, die Schuhe. Hab ihm aufgeholfen aus dem Bett.

Das war einfach so.

So wie Covid jetzt.

Damals wurde nicht darüber geredet, das war so. Jetzt redet niemand, das ist so, obwohl wir uns alle verändert haben.

Es muss weiterlaufen, so wie es in Deutschland immer weitergelaufen ist. WW1, WW2. Die Zerschossenen. Die Verletzten. Die tief Verwundeten.

Who cares? Macht, zieht durch.

Das hat sich durchgezogen.

Und nun in Covid wieder. Augen zu und durch.

Covid hat uns verändert. Covid hat Spuren hinterlassen.

Wir hinterfragen nicht, wir kümmern uns nicht. Wir ziehen durch wie nach WW2. Gesund ist das nicht. Gut ist das nicht, das werden wir lange mit rumschleppen, weil wir Covid unter den Teppich kehren. Es geht nicht um Impfungen, sodern um das, was Covid mit uns gemacht hat. Die Teilung, die gegenseitigen Vorwürfe, die Angst, die Isolation, das ungute Gefühl.

Die meisten sagen NICHTS.

Okay.

So läuft das 2021.

Karma ist, dass wir in jedem Augenblick unsere Zukunft kreieren. Wir schreiben Zukunft und Geschichte.

Schreiben wir gerade die Geschichte, die wir wollen?

Let’s save the world

Darunter geht es nicht?

Sorry, gerade nicht. Gefühlt. Muss sich was tun, oder?

Erst Helmut Kohl, dann Angela Merkel. Gegen beide habe ich nichts und von beiden habe ich ganz ehrlich profitiert. Materiell. Das waren sichere Jahre voller Wohlstand. Demnächst wird mir eine Lebensversicherung ausgezahlt, die wir über Baukindergeld angelegt haben. Damit zahle ich einen Teil meines Hauses ab. Dann bin ich bald durch.

Finanziell-materiell kann ich mich also nicht beschweren. Die Krisen gemeistert. Die Türme damals, die Lehmann-Brothers, Corona. Da hätte ich schon mal in die Knie gehen können. Vielleicht hatte ich Glück, andere hat es erwischt. Ich weiß. Aber es hat für das Land immer irgendwie funktioniert. Bei allem Schimpf gibt es doch mehr Zusammenhalt als angenommen.

Aber jetzt ist es an der Zeit, nicht mehr irgendwie durchzukommen. So empfinde ich das. Es wäre schön, wenn jetzt gestaltet wird.

Endlich die Dinge tun, die längst fällig sind.

Klar, Internet müsste endlich richtig gut funktionieren. Kaum zu fassen. Mann, ey. BOAH!

OK, Haken dran.

Eine Stromtrasse von Nord nach Süd. ALTER! Wie lange reden wir darüber???

Hygienefaktor. Eine neue Regierung, die das nicht auf die Kette kriegt. Verpisst euch.

Kommen wir zu wesentlichen Dingen: Leben in Deutschland.

Wie wollen wir leben?

Wie wollen wir es schaffen, dass es allen gut geht?

Ideen?

Das alte preußische, tief in unsere DNA gebrandete “man muss es sich fleißig verdienen!!!” verbietet eine gewisse Lockerheit. Wer nicht liefert, ist raus. Alleinerziehend? Pech. Keine Chance. Einfach zu wenige vermarktbare Stunden. “Mutti, du musst liefern!”

Das ist schon Mittelalter, oder?

Bislang können wir nicht anders. Nur, da hat keiner mehr Bock drauf. Das alles so bleibt, dass sich nichts bewegt, wir mit Ölheizungen feuern, die nichts anderes sind als ein Lagerfeuer in der Höhle der Steinzeitmenschen. Ein Lagerfeuer in einem Blechgehäuse im Keller. Wie peinlich.

Es hat sich zu wenig getan, was Menschen glücklich macht.

Starbucks. Als ich 99 in New York war, wie habe ich die gefeiert. Und nun diese Stasi-Fragerei bei der Bestellung. Das ist wie früher an die Tafel gerufen werden. Aus einer schönen Idee ist eine Geldmaschine geworden. Aus Gastfreundlichkeit eine hinterhältige MEHR-UMSATZ-PRO-KUNDE-STRATEGIE. Schämt euch. “EINE LATTE MACCHIATO!!!” Ohne Arabesken. BITTE!!! Es tut mir weh, heute bei euch einen Kaffee zu kaufen. Das ist menschenverachtend aus meiner Sicht. Falsches Lächeln. Mache ich nicht mehr. Igitt.

Bedürfnisse sehen.

Empathie.

Die Sehnsucht der Menschen nach Glück. In allen sozialen Schichten. Ohne das Argument der LEISTUNGSTRÄGER.

Denn, bitte schön, wie viele Leistungsträger dieser, unserer Gesellschaft sind menschenquälende Arschlöcher? Und die werden belohnt? WOFÜR?

Ich wünsche mir Aufbruch im Sinne von Sinnhaftigkeit. Sinnhaft ist, was Menschen dient. Was Menschen quält, kann nicht sinnhaft sein. Niemals. Wir kommen als Menschen doch nicht auf die Welt, um an Dinge zu glauben und sie zu praktizieren, die für viele Menschen einfach nicht gut sind.

In diesem Wahlkampf ist die CDU nicht wegen Armin Laschet baden gegangen, sondern, weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Sie haben gedacht, sie müssten sich gegen Rechts behaupten. Gegen die blubbernden Trolle. Sie haben dem Volk nicht vertraut. Alle wissen, was zu tun ist. Die Aufgaben stehen in dicken Lettern klar formuliert an der Tafel. Müsst ihr nur abschreiben.

Klar, da rufen ein paar Hammerwerfer rein. Aber bitte, wer hat je auf die gehört? Der Klassenkaspar gestaltet die Agenda? Echt?

Lasst uns doch jetzt bitte tun, was getan werden muss. Scheuklappen absetzen. Egal, wer Gutes beiträgt.

Ein Deutschland schaffen, das frei atmet. Ein Deutschland, das tanzt.

Ein schönes Deutschland. Ein positives, optimistisches, herzzerreißendes, beflügelndes, kreatives, lächelndes Deutschland.

Dass die Nörgler, Pessimisten, Nein-Sager links liegen lässt. Erzählt es eurem Teddy.

ENDLICH FREI!

Puh.

Scholz. Baerbock. Lindner.

Keine Traumkombi, aber vielleicht eine typisch deutsche Zweckgemeinschaft, die über sich hinaus wächst. Weit hinaus. Leider wissen sie nicht, dass sie viel, viel weiter hinaus müssten. Da sind eher die Sterne der Maßstab. Der Kompromiss wird kaum reichen. Wieder werden wir warten und streiten und die Jahre ziehen ins Land und der Wandel hinkt hinterher.

Klar.

Schon jetzt wissen wir, zu wenig. Die Protagonisten*innen sind kein Gandhi, King, X, Luther, Aristoteles oder Büchner. Sie sind Kinder unseres Systems. Sie spielen im Rahmen der eng abgestimmten Regeln. Wer die Linie berührt, ist raus.

FUCK.

Ich bin 56 Jahre alt und weiß, dass ich echte Veränderung in meinen verbleidenden maximal 25 Jahren nicht mehr erleben werde. Das Deutschland, dass ich mir wünsche, wird für mich Utopie bleiben.

Zu viele Spießer und Rassisten auch in 2021.

Dennoch.

Ich liebe dieses Land.

Der Möglichkeiten und wunderbaren Menschen wegen.

Als Widder mit Aszendent Widder fällt es mir schwer, meine Ungeduld zu zügeln. Ich zweifle nicht am Land, es geht mir alles nur VIEL, VIEL ZU LANGSAM.

Kommt endlich aus dem Quark.

Was genau ist es

weinen

Wo wohnt Seele?

Was macht diesen Körper

aus Wasser

Blut

Fleisch

zu diesem fühlenden Wesen

Wie funktioniert all das

ohne Narben

Warum tut es manchmal so weh

und dann wieder

nur Glück

mit allem

Tiefe

und Fundament

Manchmal Anführer

dann Spielball

Du meinst es gut

und versagst

und stehst auf

bist wichtig

und vergessen

Wie ist Leben gut

wie erträglich

wie schön

wie lebbar

Tag um Tag

Tag um Tag

vergeht

vergeht

Tag um Tag

Ob du es tanzt

oder beweinst

oder klatscht

oder schreist

oder zurücksinkst

oder immer wieder

aufstehst

Nun

und wenn wir alles wüssten

am Ende stünden wir

vor aller Ratlosigkeit des ersten Tages

Was wissen wir schon?

sEPTEMBER 2021