Licht am Ende des Tunnels…

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… oder der Sinn von irgendwas.

Es ist. Mehr müsste ich nicht schreiben. Nun, ich könnte, sollte die Formel um ein Konkretes erweitern. Im Werden? Was?

Allmählich komme ich dahinter. Ich weiß nicht, wann ihr euer Leben zuletzt umgekrempelt habt. Es ist etwas geschehen oder ihr wolltet, musstet, habt. Ist ja auch egal, warum.

Allmählich, die Zweite. Also. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Beim Sinnabend unserer Agentur. Bei den Fassbinder-Filmen, die ich in letzter Zeit schaue, bei dem Haus, das wird. Bei dieser Geschwindigkeit, die mich umhüllt.

Viveka und ich haben dieses Wochenende nach unendlichen Zeiten endlich gestrichen. Nun steht hier eine funktionierende Küche, die den Status Zwischenlösung in Form von Kompromiss und Notbehelf in Richtung ernst zu nehmender Vollwertigkeit verlassen hat. Eine Erlösung. In den den letzten Monaten habe ich alles zusammengekauft. Die Siematic-Zeile aus Rheine bei Münster mit Dampfgarer, Kühlschrank, Backofen, Mikrowelle und Tellerwärmer. Ja, ja, Tellerwärmer. How ever. Vielleicht mal. Wer weiß, was kommt.

Die Arbeitsplatte vom Schreiner. In der falschen Farbe, die dann doch die Richtige war. Zum halben Preis. Den Geschirrspüler fein deutsch von Siemens in Edelstahl und das Induktionsfeld in 80’er Breite, für das mein Bruder extra Leitungen verlegt hat.

Und das Highlight. Mein neues Sofa aus Bergisch Gladbach. Da standen viele Porsche im Viertel und ich hatte von meinem Nachbarn Stefan den Hänger mit Stroh- und Pferdemistresten. Schönes Sofa. Gebraucht, aber ein Schnapper. Und schön. Erst wollte ich einfach irgendwas und dann wollte ich das nicht mehr, und dann eben dieses. Eigentlich unbezahlbar, in gebraucht irgendwie doch. Man muss Wege finden im Leben.

Und dann, neben all dem Faktischen. Den Stromanbietern, Heizöllieferanten, Anschlusswerten, Grundbucheinträgen und all dem Zeugs, was diesem Land so einfällt, die große Frage nach dem kleinen Sinn. Wozu das alles?

Es kam mir heute, als ich mit Viveka das Revier erkundigt habe. Herr Cooper war schon bei Ela, er ist jetzt ein Trennungshund. Mal hier, mal dort. Es fällt ihm schwer, aber er macht sich. Ich liebe ihn auch dafür. Heute morgen war er mit mir im Wald und glücklich. Wie ein junger Hund ist er an mir vorbeigeschossen und hat Sonnenstrahlen gejagt und gelächelt. Ehrlich.

Wir saßen also am Wasser. Und ich wusste, was fehlt. Ein Teil von mir. Dieser Teil meines Kopfes, der immer mir gehört hat. Diese Gedanken, die sich im Warmen geräkelt haben. Dieser Luxus, frei zu denken. Okkupiert. Besetztes Gebiet. Besetzt vom Faktischen, vom Notwendigen, von den Dingen, die geregelt werden müssen. Im Wald heute, nachdem wir gestern mit dem Streichen fertig geworden sind, kam mir eine Gedichtzeile. Sie hatte etwas mit Herzen und Barbaren und Besetzung zu tun. Es war ein schönes Gefühl einen Gedanken zu spüren, der nichts mit Induktionsfeldern oder Küchenmöbelfüßen zu tun hatte.

Und dann kamen mir Gedanken zu meiner Lesung am 8. Januar in Duisburg. Plötzlich wusste ich, was das Thema ist. Der Inhalt. Und ich wusste, welche Texte es sein müssen. Das war ein Geschenk. Das Schlimmste ist, nicht denken zu können. Verknotet zu sein im Rationalen. Funktionieren müssen. Paff, Finanzamt. Kotz.

So war es ein guter Tag und ich wünsche, dass es nachlässt, was hindert und hält. All dieses. Bitte. Yep.

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Zwischen Induktionsfeld und Glaswolle

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Bin ich ein wenig abhanden gekommen.

Allmählich wird es. Ganz allmählich. So von einem Haus in ein anderes zu ziehen ist schon so eine Sache für sich. Könnte man einen Hauptberuf draus machen. Nun ist der Adler also gelandet und ich möchte euch die neue Heimat des fiftyfiftyblogs vorstellen.

Das Alte Verwaltungsgebäude der Bleigrube Bliebach aus dem Jahr 1900. Kernsaniert 1992, neue Fenster 2012. Ein gutes Haus, so viel habe ich bislang mitbekommen. Eine schöne Atmosphäre, wenig Altlasten in allen Bereichen. Es spukt nicht, die Geister sind verflogen. Keine Ecke im Keller, die Böses ahnen lässt. Sehr angenehm.

Aktuell bin ich mit der Küche beschäftigt. Einen Teil der Küche aus Nosbach habe ich mitgenommen, was fehlt habe ich zugekauft. Viveka und ich haben Teile einer passenden Küche mit dem Anhänger aus der Nähe von Rheine geholt. ebay Kleinanzeigen. In Dunkelgrau mit verschiedenen guten Geräten.

Jetzt fehlt es an Strom und Wasser/Abwasser an den richtigen Stellen. Mal eben so eine Küche zusammenwürfeln und planen. Ich sage euch, Holla, die Waldfee. Aber es kommt. Die Tapeten in der Küche sind runter, die Kabel liegen, heute habe ich Wasser und Abwasser neu gelegt- mit meinem neuen Multifunktionswerkzeug war das Trennen der Kupferrohre Zack Zack gemacht. Spüle und Spülmaschine – musste ich auch neu besorgen – kann ich fast anschließen. Wenn die Arbeitsplatte schon da wäre. Habe ich beim Schreiner bestellt. Birke Multiplex mit Resopal-Ebony. Bin gespannt. Da muss ich noch die Ausschnitte machen. Es kommt der Tag, da muss die Stichsäge stichsägen.

Hoffentlich bald, denn so eine Küche ohne Spüle ist schon doof. Gott sei dank funktioniert die Spülmaschine. Das ist ein wenig wie Indoor-Campen. Es kann sich nur noch um Tage handeln. Normalerweise könnte ich Samstag durchziehen und das Ding würde stehen wie ne Eins. Rest Rigips, verspachteln, schleifen, Haftgrund, streichen, Küche aufstellen. Aber, Familienfest bei meiner Mama. Mit den Söhnen, also mit mir und meinen beiden Brüdern, den Frauen und Freundinnen und den Enkelkindern, die schon keine Kinder mehr sind. Freue ich mich drauf, alle zu sehen. Da muss die Küche warten.

Müsste dann aber nächste Woche eigentlich schnell gehen. Müsste, aber der Teufel ist ja bekanntlich ein Eichhörnchen. Dann fehlt hier ein Zentimeter, dort geht es nicht um die Ecke. Egal. Was nicht passt, wird passend gemacht. Ich bin in diesem Haus ziemlich kompromissbereit. Ich werde nicht noch ein Haus in der Gänze und Tiefe wie die Alte Schule renovieren. Kann ich auch gar nicht bezahlen. Will ich auch nicht. Das wird alles eine Nummer rustikaler. Aber dennoch schön, hoffe ich. Der abgetretene Holzboden zum Beispiel bleibt so. Kein Abschleifen und Neuversiegeln. Schluss. Shabby. Chic.

Hier nun die Bilder, für den Fall, dass es euch interessiert und ihr mal reinschauen möchtet. Schönen Abend wünsche ich euch, und gute Zeiten. Übrigens zum Foto oben: Der rechte Teil des Hauses ist meiner. Also nicht das Ganze, nur die Hälfte. Zu den Fotos unten: Das ist natürlich alles noch nicht eingerichtet, nur hingestellt:)

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Frank Ocean läuft…

Dolphins

Es ist alles leicht und dreht sich. Manchmal eiert diese Welt, da hat sie eine Unwucht, weil sie schräg im Raum steht, um das Lächeln des Mondes besser zu sehen.

Der Adler ist gelandet, bin hier und dort, zwischen den Zeiten und Räumen in diesen Murakami-Etagen, die zwischen zwei Stockwerken liegen. Die Welt lächelt, die Sonne strahlt, die Legoklötzchen fügen sich, mein Herz tanzt, dreht sich, freut sich auf die Schritte tipp, tapp. Es geht schnell, es ist unerwartet, es ist groß, aufregend und enorm sexy.

Frank Ocean läuft auf Spotify, die Fenster zum Garten stehen offen, die Kinder sind in ihren Zimmern oben, Herr Cooper streicht um meine Beine, Frau Beckmann kommt übermorgen, am Samstag gibt es eine Hochzeit, auf die ich mich freue und die ich fotografieren werde. Meine Nachbarn aus Nosbach.

Steht ein Stein auf dem anderen? Oder liegen sie? Schlafen Steine, ruhen sie, denken sie oder sind sie einfach nur?

Die Küche muss ich machen. Die Wand öffnen, die Anschlüsse umlegen. So lange Plan B eben. Die neue Spüle kommt, eine Arbeitsplatte brauche ich noch und leider gibt es hier kein Gas. Nehme ich halt Induktion. Mein Kopf tanzt durch Felder. Ocean singt Super Rich Kids – Earl Sweatshirt. Das ist diese neue Zeit, die sich lustvoll in den Anschlüssen wälzt. R & B. Soulrap. Wenn man tanzen möchte, wenn nichts monoton ist, wenn die Noten Farben haben, wenn die Farben leuchten, schmeicheln, zarte Küsse werfen. Like it. Ich habe das große Vergnügen gerade neue Musik geschenkt zu bekommen, die mich eine Zeit lang umgarnen, entfachen, erregen wird.

Es läuft, heißt es. Und gut, kann ich sagen. Die meisten Teile aus verfickten himmelsblaugleichen Puzzleteilen habe ich ineinander gefügt. Zugegeben, manche mit ungeduldiger Gewalt. Manchmal gibts im Leben eben auf die Fresse. Man kann ja nicht nur einstecken. Wenn das alle machen würden. Grins.

Wir sind nach Italien gelaufen. Und nach Monaco. Mit Jim aka Max war ich auf 1.327 m Höhe vom Meer aus. Gipfel über den Wolken. Paradisisch. Ganz allein über den Wolken. Menton, Côte d’Azur. Pella, Max, Viveka, Jens. Mit Zelt, Kombi. Frankreich. Es war, wie der Name sagt, Côte d’Azur himmlisch. Glück muss man haben, die Erwartungen am Boden halten wie die Hühner. Dieser Ocean kills me. Höre die alte Platte von vor drei Jahren. Im Radio gehen sie gerade steil wegen der neuen. Blond nach Orange. Und das Beste: Für mich sind beide neu. Das grooved so sanft durch. Ich mag Männer mit der Fähigkeit, ihre Kräfte und Energien in den Sensibilitäts-Modus zu dimmen. Diese Spannung aus Potential und Sanftmut. Sehr sexy. Habe ich jetzt 2x sexy geschrieben? Nun, wird sind ja noch nicht am Ende.

Gipfelstürmer

Wie geht es euch eigentlich da draußen? Habe euch die letzte Monate komplett aus den Augen verloren. Heul doch, würde sie sagen. Dafür liebe ich sie. Die Leben sind weiter gelaufen. Es wäre mir ein Anliegen, dass es euch gut ergangen ist. Dass ihr die kleinen Geschenke auf dem Weg entdeckt habt. Manchmal sind sie unscheinbar, manchmal muss man in die Tiefen des Gebüschs auf die Knie.

Little Italy

Die Grenze ist überschritten, der Rubicon liegt im Norden, die Sonne wartet, Sonne und Mond tanzen zu Ocean, der Sommer hat sich als Geschenk entpackt. Happy Birthday, Mr. Preeesident. Mille Gracie auch. Einen schönen Abend wünsche ich euch, Zeiten der Liebe, Momente, in denen es abfällt, Geschenke wünsche ich euch, viele kleine auf dem Weg. Froh bin ich. Wieder. Das ist ein kräftiges Gefühl. Eher so Big Mac.

Irgendwann dann zeige ich euch das neue Haus, die neue Heimat des fiftyfiftyblogs. Ein altes Haus im Grünen mit sehr hohen Decken, Garten, Wendeltreppe in mein Schlafzimmer. Nicht mehr fiftyfifty. Ich habe mir ein eigenes Haus gekauft. Bähh. Wer hätte das gedacht. Ich nicht. Einmal Prinz sein. Alles zwischen unfassbar und unfassbar schön. Pyramids läuft, 9 Minuten 53. Wie früher… Kisses, Hugs, Wishes, Love. Es ist noch so viel zu sagen…

Noch 3x schlafen:)

Leeres Zimmer

Ja:)

Es geht voran und es geht aufwärts. Hinter mir liegen Tage, die sich das Prädikat außerordentlich tatsächlich verdient haben. Von Wochen könnte ich sprechen, von Monaten reden. Also dieses Jahr 2016 hatte ich mir ganz anders vorgestellt.

Nun, ich zitiere meinen geliebten Papa Rolf: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. So in etwa ist das gelaufen. Überraschung. Nun finde ich mich also an einem 3. August 2016 wieder und tatsächlich kann ich kaum sagen, weshalb es plötzlich August ist. Und weshalb ist mein Zimmer leer? Nur noch Werkzeug, Leiter, Matratze?

3x schlafen. 2x räumen.

Seit Freitag habe ich Urlaub. Frank rief Freitagnachmittag an, ob ich noch könnte. Ein paar Zeilen, 200 g Text fein geschnitten. Keine Beilagen. Ich wollte nicht mehr. Am Morgen hatte ich mich durch einen Text über DIN-Normen gehangelt. Mit zwei Expertengesprächen als Briefing. Live und am Telefon. Per Mail waren zuvor Abhandlungen gekommen, ich hätte Krieg & Frieden reloaded schreiben können. O.K. Meine innere Stimme sagte was von Professionalität und Quäl dich, du Sau, was ich dann auch tat. Intensiv. Als Texter muss man zwingend masochistisches Potenzial haben. Manchmal. Ich fuhr auf der Felge, ging auf dem Zahnfleisch. Vielleicht habe ich ein wenig geflucht. Nein. Oder?

Abends war ich dann auf einem Geburtstag direkt nebenan. Bis in die Nacht. Am nächsten Tag auf einer Hochzeit im Sauerland. Auf einer katholischen Hochzeit im Sauerland. Auf der Mutter aller Hochzeiten. War die schön! In Weiß, in der Kirche. Mit einer Sängerin und einem Sänger. Und einem Pfarrer, der eine so schöne Stimme hat. Jochen Andreas. Es wurde eine Karnevalslied gesungen, weil sich Schmidti und Anne Karneval kennengelernt haben. Die Kirche war beseelt. Und als Buddhist muss ich sagen, das hätte niemand besser, schöner, freudvoller machen können. Und dann wurde gefeiert in einer Scheune mitten im Grünen. Und die Sonne schien, später spielte eine Band, Wunderkerzen wurden zum Brautpaartanz gezündet.

Und Sonntag dann hier die Verabschiedung im Dorf. Mit Amelie, Stefan und ihren Kindern, die hier demnächst die Schule beleben werden, haben wir gemeinsam die Nachbarschaft eingeladen. Vor 18 Jahren haben wir das auch getan. Weil es geregnet hat, sind wir in die Feuerwehr ausgewichen. Alex hat die Autos rausgefahren, Viveka und ich haben die Bänke und Tische der Dorfgemeinschaft aus dem Blockhaus geholt. Kuchen wurde mitgebracht, der Tisch war reichlich gedeckt, Reden wurden gehalten, Geschenke gab es und Tränen sind geflossen, nicht zu knapp. Solche, die man sehen kann, und solche, die wie Regenschauer auf die Seele trommeln.

Seit Montag packe ich. Viveka war bis heute Früh hier und hat mir geholfen. Alles habe ich gekauft. Kartons, Luftpolsterfolie, Verpackungsvlies, Klebeband. Erst das Büro, um Platz für die Kisten vom Speicher zu schaffen. Dann den Speicher. Heute mein Zimmer. Alles raus. Nur noch die Matratze. Das Feuerlöscher-Bild von der Wand, die Lampe von der Decke, mit Max die Klamottenblechschränke rausgetragen. In den letzten Tagen betreibe ich ein intensives Fitnesstraining. Treppe rauf, Treppe runter. Und dann den alten Ofen vorgnommen. Komplett auseinander gebaut. Tonnen alter Asche weggesaugt. Die Einzelteile, das Innenleben, die Speichersteine schwer wie Sau. Steht jetzt schon in Mühlhausen, im neuen Haus.

Ja, ich habe ein Haus verkauft und ein Haus gekauft. Ab Samstag habe ich eine neue Adresse. Jetzt freue ich mich drauf, weil das Alte einen guten Schluss gefunden hat und ich nun auch nicht ewig jammern kann. Dienstag-Abend habe ich eine Karte für Damien Rice in Köln und hole das Konzert nach, das ich in Paris verpasst habe. Damals. Ich hatte eine Karte 2012, aber keine Zeit. Ein Job am nächsten Morgen. Ich wäre nach Paris gekommen, aber nicht pünktlich zurück. Das Schicksal macht manchmal Geschenke. Dienstag-Abend vor der Haustür. Bis Köln sind es jetzt nur noch unter 50 Kilometer. Man muss auch das Gute sehen…

Und dann: Ab nach Frankreich. In den Süden mit Zoe, Max und Viveka. Ela leiht uns ihren Kombi. Süd-Frankreich ohne eine Ahnung, wo es hingeht. Is mir egal. Hauptsache raus. Meer, Sonne, Rotwein, Kaffee, Baguette. Wir schmeißen unsere Zelt hinten rein und dann: Abenteuer oder Hauptsache, es macht Spaß. Arsch lecken. Sind dann mal weg.

Das Gröbste ist geschafft, habe keine Lust mehr, traurig zu sein und so nimmt die Zukunft ihren Lauf. Allmählich kommen die Ideen für das neue Haus. Bislang habe ich es einfach nur gekauft und ansonsten ignoriert. Das ändert sich jetzt. Ich habe einen neuen Schlüssel und hinter der Tür, die ich damit aufschließe, wartet ein neues Leben.

Was ist Heimat?

Borner 16

Gestern habe ich diesen Beitrag geschrieben. Über das, was mein Innerstes gerade auf links dreht. Puff, Peng. Zuspruch, Verständnis, Mitgefühl. Danke.

Seit zwei Wochen ist Viveka hier. Wir testen ein wenig das Leben, wie es sein könnte, wenn wir tatsächlich einmal zusammenwohnen. Es ist spannend. Wir teilen den Alltag. Viveka bewegt sich durchs Dorf. Trifft die Nachbarn, unterhält sich, nimmt Kontakt auf. Es ist schön.

An allen Ecken warten Gespräche. Dieses wunderbare kleine Leben. Fernab.

Ich war immer im Gespräch, aber nie, so wie jetzt. Sitze hier in der Küche, draußen die Stimmen. Es ist Sommer. Es ist warm, ab und an kommt ein Gewitter. Herr Cooper liegt neben mir am Boden. Er hatte wunderschöne Tage, Viveka war jeden Tag mit ihm unterwegs. Morgens, mittags, abends.

Wir haben auf der neuen Bank an Nohls Wäldchen gesessen. Haben den Hasen beobachtet, die Schüsse des Jägers gehört. Kein Treffer:)

Zum Thema: was ist Heimat?

Zunächst einmal: Freundlichkeit, Lächeln. Nichts Ausgrenzendes, kein „Ich bin stolz…“ Kein Abgrenzen. Im Gegenteil. Es ist aufnehmend, umschließend, gutlaunig. Keine übellaunige beige Grimmigkeit. Es ist ein Ort, den man schlicht mag. Der einem immer wieder etwas anderes gibt, das einen staunen lässt. Das besteht aus Vielem. Menschen, Nachbarn, Natur, der Blick in die Landschaft. Das Gefühl, das man hat, wenn man dort ist.

Dieses Dorf sieht jeden Tag anders aus. Der Himmel ist nie gleich, das Wetter sowieso nicht. In den letzten Tagen war Vollmond. Der zieht in der Nacht vor mein Fenster und geht im Morgen nach Westen. Dieses Dorf riecht immer anders. Das Licht ändert sich, die Stimmung. Im Winter kommt es zur Ruhe, im Frühling beginnt es zu flattern, im Sommer ist es Italien, im Herbst geht es von Haus zu Haus mit den Laternen und den Liedern von St. Martin.

Um das Dorf herum kenne ich jeden Baum und jeden Stein. Alles ist in tausenden Fotos festgehalten. Schließe ich die Augen, sehe ich.

In 16 Tagen gehe ich. Gestern habe ich meinen Traktor weggebracht. sein Platz hier ist nun leer. Es ist nun ein wenig therapeutisches Schreiben. Sich all diesen Gefühlen schreibend entledigen. Ich bin froh, den Blog zu haben. Auch wenn ich bis heute nicht weiß, was er eigentlich ist und was ich mit ihm mache.

Ich sitze in der Küche und schreibe. Irgendwann habe ich genug geschrieben und klicke auf Veröffentlichen. Baff.

Auch dieser Blog, diese Maske, die ich mit Bildern und Worten fülle, ist Heimat. Wahrscheinlich ist Heimat das, was der Seele gut tut. Was einem ein schönes Gefühl gibt, wenn man dort ist. Ob Blog oder Dorf.