Reden wir nicht lange drum rum. “Hammergeil” und “das Beste, was ich je gesehen und gehört habe” ist nicht meine Sprache. Könnt ihr aber so verbuchen. Hier zwei Songs aus dem Konzert gestern. Von 1Live (Verbeugung, Verbeugung, Verbeugung, Demut) aufgezeichnet. Von der neuen Platte Mylo Xyloto: Violet Hill, Charlie Brown und Every Teardrop Is A Waterfall. Und hier noch das offizielle Video zum Titelsong dieses Blogbeitrags: Paradise.
Diese Band ist einfach unglaublich. Die produzieren einen Hit nach dem anderen, eine Nummer 1 nach der anderen. Gewonnen haben sie schon alles, was es zu gewinnen gibt. Und mit dem gerade erst erschienenen Album stehen sie in Deutschland schon wieder ganz oben.
Ganz oben war auch das Konzert. Chris Martin, der Frontsänger war krank, wie ich später im 1Live-Vorinterview erfahren habe. 21 Uhr, die Jungs kamen raus, legten los. 75 Minuten Vollgas. Alte Songs, neue Songs. Ich konnte es nicht fassen. “The Scientist” von der “A RUSH OF BLOOD TO THE HEAD” und natürlich die Hymne “VIVA LA VIDA” vom gleichnamigen Album. Ich dachte die ganze Zeit, ich bin im Film. Im Radio. Ich kannte die Songs fast alle, die sind gespeichert. Es war einfach überwältigend groß.
Vor allem im Hinblick darauf, dass Coldplay vor nur 1.500 Menschen im E-Werk gespielt haben. Die nächsten Gigs in Deutschland finden in der Lanxess Arena in Köln, der Festhalle Frankfurt und der O2 World Arena in Berlin statt. Ganz andere Nummern. Das hier war schon intim. Ich war um 19 Uhr zum Einlass da, kam über den EMI-Counter als Pressevertreter des fiftyfiftyblogs rein (Dank an Jobin von EMI – ein sehr netter Kontakt per Mail. Leider haben wir uns vor Ort nicht gesehen) und stand ziemlich weit vorne. Vielleicht 10 Meter von den Jungs entfernt. Habe zwei Stunden in der Menge gewartet. Dann kamen “der Imhoff und der Briesch” als Anheizer auf die Bühne und bald darauf Coldplay.
Ich kann gar nicht sagen, was das mit mir gemacht hat. Fast war es zu intensiv. Danach bin ich rausgetorkelt und war froh, dass mir niemand eine Kamera oder ein Mikro vor die Nase gehalten hat. Ich saß im Auto, bin die 60 Kilometer über die Autobahn durch die Nacht nach Hause gefahren und spürte, wie mein Gehirn versuchte, für das Erlebte einen Platz zu finden. Heute Morgen weiß ich, das ist keine kleine Ecke, das ist ein Raum, ein Tresor. Ich spüre die Musik, höre die Songs. Heute Morgen zum Cappuccino erst einmal “Viva la Vida” volles Programm.
Chris Martin. Was für eine Stimme. Was für ein Typ. Keine Drogen. Hat Griechisch und Latein zu Ende studiert. Macht jeden Morgen eine Stunde Yoga. Hat Kinder, eine Familie. Keine Skandale. Und eine Bühnenpräsenz, die seine Stimme direkt in die Gefühlszentren trägt. Tanzt und springt über die Bühne, ist mitten in der Musik. Sitzt am Klavier, haut in die Tasten, schnappt sich die Gitarre. Was die Band in 75 Minuten, begleitet durch einen pompösen Laser und geniale Lichtwelten, auf die Bühne gezaubert hat, war grandios. Vollblutmusiker. Jonny Buckland, Guy Berryman, Will Champion. Jetzt bin ich doch bei den plumpen Superlativen, die keine Steigerung mehr erlauben. Es geht nicht anders. Über das Konzert geht für mich so schnell nichts drüber.
Ihr könnt euch selbst ein Bild machen – visuell und akustisch. Das Konzert wird nächste Woche Montag live im WDR-Fernsehen übertragen. Rockpalast, ab 23:15 Uhr. Hier jetzt noch zum Schluss der Link zu den Konzertfotos von Thomas von der Heiden. Meine Fotos sind leider mehr als bescheiden, weil ich nur Zoes kleine Kamera dabei hatte. Die Nikon ist in Holland und hätte auch nicht ins Konzert gepasst. Außerdem wollte ich eh lieber die Musik hören. Aufsaugen, in mir anreichern, abspeichern. Das Gehirn ist das dann doch das beste Mitschnittgerät der Welt.
Danke EMI, danke 1Live. Danke Coldplay. Mylo Xyloto ist bestellt. Klar.