Liebe & Respekt

Ich werde euch die nächsten Tage leider noch ein wenig nerven müssen. Schreiben ist für mich ein gutes Ventil. Wenn euch das total nervt, hier jetzt dauernd von Trennung und dem ganzen Murks zu lesen, dann schaltet den fiftyfiftyblog einfach ein paar Tage ab. Muss jetzt sein.

Über eure Kommentare, eure erwachsenen, mitfühlenden Kommentare gestern habe ich mich sehr gefreut. Ich hatte ein wenig Angst vor schmutziger Wäsche. Der Schuldfrage, der möglichen Verunglimpfung. So habt ihr mir Kraft und ein gutes Gefühl gegeben. Danke. Es ist einfach schön zu sehen, dass dieser Blog sich in eine gute Richtung entwickelt hat und Menschen anspricht, die in etwa gleich fühlen und denken.

Ela und ich haben gestern und auch heute Morgen viel gesprochen. Ich konnte Dinge sagen, die mir schon lange auf dem Herzen lagen, für die aber kein Raum war. So fühle ich mich bei allem körperlich spürbaren Trennungsschmerz doch auch befreit. Ich kann durchatmen. Ela hat mir viel von sich erzählt, was sie die letzten Monate gedacht und gefühlt hat. Da habe ich wohl einiges nicht mitbekommen. Sie hat sich zum Beispiel in dem von mir gezeichneten Ela-Bild hier im Blog überhaupt nicht wiedergefunden. Das scheint eher eine Wunschvorstellung von mir gewesen zu sein. Oder zumindest nicht die ganze Wahrheit. Wer weiß. Ich werde in mir einiges korrigieren müssen, was ich angenommen und in Stein gemeißelt habe. Paradigmen. Konzepte.

Heute Morgen im Bett, bevor der Wecker klingelte, hatte ich eine Idee. Ein Bild vor Augen. In London war ich am letzten Tag durch einige Galerien gestromert, die Drucke ausstellten. Einge sehr schöne. Außerdem war ich während des Londonaufenthaltes je zweimal in der Tate modern und im National Museum. Und so war mir danach, eine Wand bei uns unten im Hausflur zu gestalten. Eine große Botschaft zu verkünden: Liebe & Respekt. In Neonorange. Ela hat zugestimmt. Findet sie eine gute Idee. Vielleicht gehört hier ein wenig Störung rein, das cleane, saubere Weiß, die all zu glänzende Fassade auflösen. Durchbrechen.

Es hat eine neue Zeit angefangen. Ela fährt heute Abend zu ihrem Freund nach Köln, ich habe mich für die nächste Zeit mit Freunden verabredet, um aufgefangen zu werden. Dabei geht es mir nicht schlecht, aber es ist einfach ein überwältigender Moment in meinem Leben. Was mach ich nun? Was wird aus mir? Ich habe tatsächlich Redebedarf.

Die Kinder scheinen das Ganze bisher einigermaßen wegzustecken. Sie sehen einfach, dass wir beide nach wie vor da sind. Von daher wird sich so wahnsinnig viel für sie zunächst nicht ändern. Wir ziehen jetzt keine Demarkationslinie durchs Haus. Nutzen weiter das gleiche Bad, umarmen uns, wenn uns danach ist, teilen uns Kinder, Haushalt, Job. Da bleibt es fiftyfifty. Nur in Sachen Liebe ist fiftyfifty nicht mehr das, was es mal war. Daran knabbere ich, werde mich aber nicht unterkriegen lassen. Und irgendwann…

Getrennt.

Schon gestern hätte ich hier gerne über London berichtet. Aber, es ist etwas für mich sehr Unerwartetes dazwischengekommen. Ela hat sich in einen anderen Mann verliebt und hat mir das gestern Morgen gesagt. Dieser Moment: Ich muss mit dir sprechen, es wird jetzt sehr hart.

Ich bin noch ziemlich geschockt. Vom einen auf den anderen Tag. Wir sind nun getrennt. Unser Leben hier als Familie geht erst einmal weiter. Fiftyfifty bekommt allerdings eine andere Dimension. Wir sind jetzt eher ein Familienprojekt, nehme ich an. Ich weiß das alles noch nicht so genau. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie tief das geht.

Natürlich zählen jetzt erst einmal die Kinder. Wir werden alles daran setzen, sie so wenig wie möglich leiden zu lassen. Also kein Zorn, keine Wutausbrüche, kein Instrumentalisieren. Ela und ich haben seit gestern viel geredet. Ich habe jetzt zumindest eine Ahnung, was in ihr vorgeht. Was sie sucht, braucht, wonach sie sich sehnt. Nach 20 gemeinsamen Jahren als Paar werden wir jetzt also zukünftig gemeinsam Eltern sein. Unter einem Dach wohnen und versuchen das, was wir immer aneinander geschätzt haben, weiter zu schätzen. Die ersten 24 Stunden zumindest sind gut verlaufen…

Es kostet mich eine immense Kraft, das alles gerade zu tragen. Klarzukommen. Nicht auszuflippen. Von meiner Seite her kann ich das alles nicht wirklich nachvollziehen, muss und will es akzeptieren, aber bis die Botschaft als Wirklichkeit in mir angekommen ist, das wird wohl eine Weile dauern. Ich befinde mich da gerade in einer Art Zwischenzustand. Für die Kinder ist es – jeweils auf ihre eigene Art – schwierig. Klar. Bullerbü ist abgebrannt. Die schöne Welt, der Schein der intakten Familie. Alles Illusion? Ich weiß es nicht. Vielleicht. Wir werden sehen, wie es weitergeht.

Mir war es wichtig, euch hier als Teil meines Lebens Bescheid zu geben. Sorry, dass hier gerade so viel unschöne Dinge passieren. So ist das. Und wer weiß, wozu es gut ist. Ich weiß nicht, was aus mir und meinem Leben jetzt wird. Ich dachte tatsächlich immer, ich würde mit Ela alt. Vorstellungen. Wünsche. Striche durch Rechnungen. Den Augenblick leben. Predige ich hier nicht immer sowas? Jetzt muss ich das auf schmerzliche Art umsetzen. Stark sein. Das Beste draus machen, wie auch immer…