Zufallstreffen mit Paul.

Manchmal. Also wirklich. Da kulminieren die Dinge. Es sind Augenblicke, die so dicht sind. Ich werde alt (nicht wirklich), die Erinnerung, die Vergangenheit rückt gerade nach vorne. Die Gedichte, die Flashs. Gestern Abend war ich in Köln. Wally Bockmayer und Rolf Bührmann hatten mich zur Premiere ihres neuen Stücks „Trude zum Dessert“ ins Scala-Theater eingeladen. Ich war früher, 1994, Wallys Regieassistent und Wally war der Regieassistent von Rainer Werner Fassbinder. Heute macht Wally kölsches Trashtheater. Einfach sehr besonders, weil so vollkommen anders und hemmungslos. Mit einer tollen, tollen Gigi Herr.

Ich fuhr also nach Kölle, über die Zoobrücke den Dom im Blick, fuhr ins Parkhaus und eilte ins Scala-Theater am Ring. Die Fußgängerampel war grün, ich ging, mal wieder in Gedanken, als mein Innerstes Auraalarm gab. Bekanntes Wesen in der Nähe. Silhouette aus Augenwinkeln gescannt und erkannt. Meldung: Bekannte Person. Letztes Treffen vor ca. 15 Jahren. Erfüllt alle Spezifika von Paul, obwohl die Kleidung nicht stimmt. Ich sah ihn an. Haare voller Farbe, Kapuzensweater voller Farbe, alte Jeans, Turnschuhe. Ne, kann nicht sein. Den Paul, den ich kenne, der ist Opernregisseur, ist stets elegant gekleidet, trägt gebügelte Hemden, teure Schuhe. Trotzdem: Er ist es, kein Zweifel.

Bleibe stehen, gehe auf ihn zu, umarme ihn, der alten Zeiten und der großen Freude wegen. Er lässt es geschehen und sagt plötzlich: Jens! Ja, Paul. Ich. Jens. 1992 war ich sein Regieassistent bei den Händel-Festspielen in der Nähe von Halle. Genauer gesagt in Bad Lauchstädt im wunderbaren Goethetheater. Später zeigten wir Alcina in Potsdam im Schloss Sanssouci. Wir inszenierten also Alcina mit Sängern und Sängerinnen, die richtig gut und richtig teuer waren. International besetzt. Dazu ein Orchester und eine Balletttruppe. Zu meinem Job gehörte es unter anderem, den Probenplan mit internationalen Auftritten zu koordinieren. Sechs Wochen Non-Stopp-Arbeit. Großes Kino. Dramatischer Verlauf! Absetzung des Regisseurs, Einsetzung des Regisseurs, Geldknappheit, Landesbürgschaften und sensible Sänger und Sängerinnen, die so gar nicht mit dem ostdeutschen Charme ihrer Privatunterkünfte zurecht kamen. In meiner Unterkunft, ein altes Jugendzimmer unter dem Dach, durfte ich morgens immer mit dem Wellensittich der Familie frühstücken, der mich aus seinem Käfig irgendwie immer komisch beäugte. Ich glaube, der war bei der Stasi. Ein Wellensittich mit Augen, als würde einen eine Kuh angucken.

In dieser Inszenierung also begegnete ich Paul. Ein sehr feiner Mensch mit einem solch großen Gespür für Musik. Nach 20 Jahren Oper hat er nun das Metier gewechselt und eröffnet ein südafrikanisches Restaurant. Deshalb die Farbe, die Klamotten. Paul ist in Kapstadt geboren. Liegt also nah, dass er ein südafrikanisches Restaurant eröffnet. Wird bestimmt gut, weil er ein Händchen für leckeres Essen hat. Ela und ich durften mal kosten, er hatte uns zu sich eingeladen. Damals. Dann bin ich Familienvater geworden und er hat überall in der Welt inszeniert. Und nun begegnen wir uns auf der Straße. Schön. Er hat mich eingeladen, vorbeizukommen. Werde ich machen. Einen Wein trinken, über Alcina und die guten alten Zeiten reden.

Spuren im Haus:)

Heute Morgen ging ich die Treppe hinunter ins Büro. Da fielen mir kleine Änderungen auf. Schöne Überraschungen. Männer mögen vielleicht nicht dekorieren, aber manche Deko mögen Männer schon. Ich auch. Die Rose stammt aus einem Blumenstrauß, den Ela von der Dorfgemeinschaft geschenkt bekommen hat. Wir hatten zum 50jährigen Jubiläum die Festzeitung gestaltet. Die Steine stammen aus Ligurien. Aus einer schönen, schönen Bucht, die voller solcher Steine ist. Ich nahm den einen. Da sagte Ela. „Den anderen, der neben ihm gelegen hat, den kannst du jetzt nicht zurücklassen. Die gehören zusammen.“

Die Zwänge der Deutschen…

… der Niederländer. Der Amerikaner. Jan Brandt. Gegen die Welt. Meine momentane Bettlektüre nach langen Tagen. Vorher waren es Marten ‚t Hart und Jonathan Franzen. Jan Brandt, Deutschland, geboren 1974. Jugend in den Achtzigern. In Ostfriesland. Leer, Aurich. Provinz.

Ist das ein Makel der deutschen Literatur? Dieses oftmals Kleinstädtische. Enge. Gegen die Welt überrascht mich gerade. Das Buch berührt mich, piekst mich an, erzählt mir etwas, hat eine Stimme, die zu mir spricht. Wieso schafft Brandt das, was vor ihm viele versucht haben? Weshalb gelingt es ihm , die Zwänge, in denen sich seine Protagonisten bewegen, so sichtbar zu machen. Weil ich auch in den Achtzigern aufgewachsen bin, so wie die Jungs um Daniel Kuper? Weil ich weiß, was eine Herkules Prima 5S ist und welchen Stellenwert sie hatte?

Oder weil ich in meinem Leben durch die Provinz getingelt bin und die von Brandt beschriebene Atmosphäre einer verklemmten Westernstadt so gut kenne? Dawson City – Jericho, Ostfriesland. Ich könnte im Quartettspiel der Provinzilität mit Ortsnamen aus dem Emsland, dem Münsterland, der Eifel, dem Westerwald, dem Oberbergischen kontern. Stich.

Lese ich ‚t Hart oder Franzen, lächle ich. Diese Niederländer in ihrem verklemmten Glauben. In ihrer spröden Christlichkeit, in ihrem Bibelstellenverharren. Diese Amerikaner. So liberal, so freigeistig, so locker, so cool. Tolle Namen. Allein: Sie dürfen New York schreiben und damit eine Stadt im eigenen Land meinen. Ganz easy. Keine metapher, kein übergroßes Konstrukt. Eine Stadt, in der Freunde oder Verwandte leben. Ich könnte dem Koblenz entgegenstellen oder Detmold. Wenn ich Franzens Figuren zuschaue, wie sie sich in ihrer eigenen Engstirnigkeit verheddern und dabei ihre Freiheit wie eine Kopfschmerztablette im Aquarium eines Glases Wasser auflösen, dann kann ich nur lächeln. Ein wenig mitleidig überheblich. Siehste, die haben’s auch nicht leicht. Trotz Vegas, Kalifornien, leben auf dem Sunset Boulevard. Glamour, Psychoanalyse inklusive.

Nun ist da dieser Herr Brandt, der den Weg aus dem Ostfriesland der Siebziger und Achtziger bis nach Berlin geschafft hat, wo man leben muss, um den Abstand zu haben und den Mikroskopieblick auf die Vergangenheit zu richten. Die Vergangenheit eines Volkes. Des deutschen Volkes, dass sich marschieren ließ, einst, und das nach der x-ten Aufklärung dann in den Sechzigern begann, sich selbst zu sezieren, um dann trotzdem in den alten Mustern weiterzumachen? Weshalb kommt mir diese Jan Brandt Welt der Achtziger so vor, als habe sich nichts getan? Weshalb ist dieser Ort Jericho so zeitlos? Haben wir in den letzten 40 Jahren wirklich irgendetwas von unseren Zwängen über Bord geworfen? Stehen wir heute mit unserem wahren inneren Kern an einer anderen Stelle?

Ich freue mich so über dieses Buch gegen die Welt, weil es groß ist. Weil es mit ganz eigenen Mitteln Verklemmtheit zeigt. Manchmal schaue ich auf meine Tastatur und sehe die 26 Buchstaben plus Hilfstasten. In diesen Tasten steckte gegen die Welt und Jan Brandt hat die Geschichte dort heraus gehoben. In einer Zeit, in der sich alles auf das Materielle stürzt. Die Dollars, die Euros, die Maschinen zur Bewahrung der Umwelt, die Technologien zum Kampf gegen alles. In dieser Zeit ist ein solches Buch doppelt viel wert, weil es den Menschen in den Mittelpunkt rückt und uns eindringliche Fragen stellt. Wie seid ihr unterwegs? Was macht ihr aus dem, was ihr habt? Wie menschlich seid ihr?

Keine politischen Fragen, keine Problemlösungsansätze. Eine Auseinandersetzung, die Worte in den Mittelpunkt rückt, die fragen: Was machen wir hier eigentlich Tag für Tag? Sich damit auseinanderzusetzen wäre parallel zu allem technologischen und ökonomischem Fortschritt sicherlich eine wichtige Säule für den Ausgang des Menschen in diesem Land aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Ich bin gespannt, wie das Buch weitergeht. Momentan fahre ich mit Jan Brandt Bahn – Richtung gegen die Welt:)

Trofie mit Steinpilzen

Als wir diesen Sommer in Ligurien waren, habe ich für mich Trofie al Pesto entdeckt. Trofie sind eine ligurische Spezialität, die es dort – und ich glaube fast nur dort – zu kaufen gibt. Es sind Nudeln, die aussehen, als seien sie zwischen den Händen gerollt worden. Ich habe sie oben im Kloster oberhalb von Monterosso gegessen mit ganz frischem, hellgrünem Pesto.

Auf dem Nachhauseweg habe ich den wenigen, nach dem Einpacken allen Krams übriggebliebenen Raum hinten im Kombi mit Lebensmitteln aufgefüllt. In erster Linie Olivenöl und eben Trofie. Nun ist dieser Sommer wieder ein Pilzsommer und bei uns gab es jede Menge frische, ganz frische Pfifferlinge aus dem Wald. Lecker. Am Wochenende nun habe ich drei kleine, frische, knackige Steinpilze gefunden. Mir kam die Idee, die Steinpilze mit den Trofie zu kombinieren. (Kleiner Hinweis: Wenn ihr Pilze suchen und finden geht, nehmt bitte ein scharfes Messer mit, um die Pilze sauber abzuschneiden und das Pilzgeflecht im Boden nicht zu zerstören. Bitte nicht rausdrehen oder rausziehen.)

Es ist ein ganz einfaches Gericht. Olivenöl (gutes Olivenöl!!!) in die Pfanne und ein wenig Knoblauch hineinpressen. Pressen ist hier besser, weil beim Kleinschneiden die kleinen Würfel im Öl gerne verbrennen und dem Öl einen bitteren Geschmack geben. Also den Knoblauch hineinpressen, mit dem Olivenöl verrühren und noch ein wenig Pfeffer und Salz sowie Petersilie hinzugeben. Leicht erhitzen, nicht sprudeln lassen. Nun die Steinpilze sehr fein in Scheiben schneiden. Fast eher hobeln wie bei Trüffeln. Ihr werdet sehen, dass die Steinpilzscheiben sehr fest sind. Der Steinpilz hat einfach eine sehr kompakte Struktur, die ihm auch sein Gewicht gibt. Man glaubt wirklich ein wenig, man hätte einen Stein in der Hand.

Nun die Steinpilze ins Olivenöl geben und Öl und Pilzen die Möglichkeit geben, sich im Geschmack sanft miteinander zu verbinden. Vertraut dem intensiven Geschmack des Steinpilzes. Ihr müsst gar nicht viel machen. Die Pilze ein wenig mit dem Kochlöffel hin und her schieben, damit sie wirklich ganz mit Öl benetzt sind. Parallel könnt ihr die Trofie kochen. So, wie ihr sie mögt. Jedoch: Sie sollten so weich sein, dass sie das Steinpilz-Olivenöl gut aufsaugen. Nehmt bitte nur so viele Trofie, wie ihr Steinpilze habt. Ein kleiner Steinpilz reicht in etwa für eine Hand voll Trofie. Habt ihr nur einen Steinpilz, dann entscheidet euch für eine kleine Vorspeise. Zwar sind Steinpilze recht geschmacksintensiv, aber auch keine Wunderpilze. Damit es wirklich schmeckt, muss schon ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Trofie und Pilzen vorliegen. Gleiches gilt natürlich beim Olivenöl. Die Steinpilze müssen die Möglichkeit haben, es geschmacklich zu färben. Bei zuviel Olivenöl klappt das natürlich nicht. Also lieber viel Steinplize und wenig Öl und Trofie. Müsst ihr ausprobieren. Leider kann ich euch keine Mengenangaben liefern, weil ich immer aus dem Gefühl heraus koche. Geht meistens gut…. Haben Olivenöl und Steinplize genügend miteinander gekuschelt (einfach mal nachschmecken), könnt ihr die Trofie hinzugeben. Alles sanft miteinander in der Pfanne verrühren und auf warme Teller füllen. Wichtig ist, dass die Trofie das Olivenöl aufnehmen können. Nicht zuviel Parmesan nehmen – nur einen Hauch. Schmeckt lecker. Sehr lecker.

Übrigens ist es sehr hilfreich, das Ganze auf einem Gasherd zuzubereiten, weil sich dann die Temperatur zum Erhitzen des Olivenöls sehr fein justieren lässt. Es soll eben nicht passieren, dass die feinen Steinpilze scharf angebraten werden. Dann ist der Geschmack weg. Wir haben vor einigen Jahren in der Küche auf Erdgas umgestellt. Darüber freue ich mich immer wieder. Und umweltfreundlicher und günstiger ist das auch. Zumal wir uns über Verivox einen günstigeren Gasanbieter gesucht haben. Es gehört zu meinen Hausmeistertätigkeiten hier in der alten Schule, regelmäßig nach dem für uns besten Gasanbieter zu suchen. Unter Verivox wird folgendes Unternehmen für uns zur Zeit als besonders günstiger Gasanbieter angegeben. Ich denke, so kann sich die Umstellung auf Gas in der Küche doppelt lohnen.

Jean Paul Sartre: Der Mensch ist zur Freiheit verdammt.

Punkt. Doppelte Unterstreichung. Wir befinden uns mitten im Philosophieunterricht der neunten Klasse meines Sohnes Jim. Gestern holte ich ihn nach dem Gitarrenunterricht – den er wegen eines Spaziergangs mit einer Freundin und ihres Hundes verpasst hatte – von der Schule ab. Wir beiden neigen dann dazu, zu diskutieren. Letzte Woche hatte er mir eine Predigt gehalten, weil ich über einen Autofahrer geschimpft hatte, der auf der Autobahn schon in der Auffahrt gedrängelt hatte. „Papa, du machst es nur schlimmer. Du setzt nur Aggressionen in die Welt.“ Danke.

Nun also der Satz von Jean Paul Sartre, der als Symbol des Existenzialismusses in die Geschichtsbücher eingegangen ist: „Der Mensch ist zur Freiheit verdammt.“ Jim ist jetzt in der neunten Klasse, wird bald 15. Nach antroposophischer Denkart hat sein drittes Lebens-Jahrsiebt begonnen und damit die Phase der Ich-Ausrichtung. Wer bin ich? Was will ich? Er ist jetzt kein Kind mehr, sie sind keine Kinder mehr. Junge Frauen und junge Männer mit zunehmend eigener Weltsicht. Deshalb haben sie nun auch keinen Klassenlehrer mehr, sondern einen Betreuungslehrer und eine Betreuungslehrerin. Neues Personal. Und jetzt geht es plötzlich ans Eingemachte. Jim fliegt die Welt um die Ohren. Dauernd so Fragen, die im Raum stehen, die aus dem Hintergrund kommen: Wer sind wir? Woher kommen wir? Kunstgeschichte: In einer der ersten Stunden haben sie Höhlenmalerei betrieben. Mit selbst hergestellten Farben auf Tonflächen gemalt. Lascaux. Die Anfänge. Nachfühlbar. Wie haben die Höhlenmenschen gedacht, weshalb haben sie gemalt? Was wollten sie ausdrücken? Jetzt sind sie über Ägypten in Griechenland gelandet. Ontogenese und Phylogenese – die Entwicklung des einzelnen Menschen enthalten in der Entwicklung der gesamten Menschheit.

Wir saßen im Auto und er sagte mir, dass es um Entscheidungen gehen würde. Wir hätten im Grunde nicht die Freiheit zu entscheiden, wir müssten entscheiden. In jeder Sekunde. Stehe ich auf? Bleibe ich liegen? Nehme ich den Zug? Lasse ich ihn fahren? Existenzialismus. Entscheiden wir nicht, wird für uns entschieden. Kant: „Der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Mein Innerstes wehrte sich, empfand es als unschön, vielleicht unromantisch, die Freiheit über einen Entscheidungszwang zu definieren. Jim ließ nicht los. Ich wollte in eine andere Richtung. Ins Politische. Rosa Luxemburg: „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden, sich zu äußern.“

Jim ließ sich nicht drauf ein. Blieb bei Sartre und dem Satz. Recht hatte er. Denn: Die Message ist so zentral. Wir entscheiden! Aktiv. Kein Passiv. Nicht: Ich werde gegangen, sondern ich gehe. Das macht Jim gerade. Er geht. In sein Leben. Gestaltet sein Denken, entwickelt seine Ansichten, sein Fundament, seine Individualität. Entscheidet, was er mit seinem Leben anfangen möchte. Schritt für Schritt. Er leuchtet. Ist von diesen Ideen fasziniert, energetisiert. Wir bogen von der Landstraße ab in Richtung unseres Dorfes. Ich neckte ihn: Wir können nun entscheiden – geradeaus den verbotenen Weg hoch, rechts um die Kurve die erlaubte Strecke oder runter ins Nachbardorf zum Bäcker. Er lächelte und sagte: Tja, da sind wir wohl zur Freiheit verdammt. Also nehmen wir den Bäcker. Ich glaube, der Junge hat den Existenzialismus schon verinnerlicht.

P.S. Beim Bäcker stand unser anderes Auto und Ela und Zoe kamen raus. Sie hatten Brot für das Abendessen gekauft. Und Kuchen! Nur für sich! Erwischt! Jim und ich wollten selbstverständlich Teilchen für alle kaufen. Ela und Zoe meinten, das wäre ja nur für unterwegs gewesen. So! Die Bäckersfrau fragte dann, als Jim und ich reinkamen, ob wir jetzt getrennt einkaufen würden – wir mussten dann petzen, dass die Mädels uns schlicht vergessen haben, weshalb wir das eben selbst in die Hand nehmen mussten. Zwei fette Teilchen. Jim hat Kakao gemacht, Teller hingestellt. Wir saßen am Tisch, aßen Kuchen und sprachen über die Freiheit… Jean-Jacques Rousseau: „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will.“

Möchtet ihr in das Thema weiter eintauchen, findet ihr hierf Infos: Sartre und Rosa Luxemburg.

P.S.

Das berühmte Zitat von Jean-Paul Sartre lautet im Deutschen korrekt:
„Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt.“
Im französischen Original heißt es:
„L’homme est condamné à être libre.“

Die wörtliche Übersetzung des französischen Originals ins Deutsche wäre tatsächlich „verurteilt“ und nicht „verdammt“. Das Verb „condamner“ bedeutet im Französischen „verurteilen“. Daher ist die korrekte deutsche Übersetzung „zur Freiheit verurteilt“.
Dieses Zitat stammt aus Sartres Werk „L’existentialisme est un humanisme“ (Der Existentialismus ist ein Humanismus) von 1946. Es bringt einen zentralen Gedanken von Sartres Existenzphilosophie zum Ausdruck: Der Mensch ist frei, aber diese Freiheit ist zugleich eine Last, der er sich nicht entziehen kann. Er ist gezwungen, ständig Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung dafür zu übernehmen.

Obwohl manchmal auch die Variante „zur Freiheit verdammt“ zu finden ist, ist dies keine exakte Übersetzung des Originals. Die korrekte und gebräuchlichere Formulierung im Deutschen ist „zur Freiheit verurteilt“.

Ich habe mich entschieden, meinen „Fehler“ beizubehalten, weil der Blogartikel das seinerzeit so verfasst hat und ich gerne zu meinen Fehlern stehe. Andererseits gefällt mir verdammt besser, weil so die Konnotation in Richtung Schicksal geht, nicht Richtung Strafe. Da dieser kleine Blog keinen Einfluss auf Forschung und Historie hat, erlaube ich mir diese „Ungenauigkeit“.