Was wird denn nun aus Sunny-Sunny-Shiny-Shiny?

Habe gerade mal parallel zum Schreiben Spotify angeworfen und lasse “Zukunft Pink” laufen.

“Seh die Zukunft Pink, alles gut mein Kind. Mach dein Ding, such dein Sinn.”

Dann kommt da noch was “Trink dein Drink”. “Alles wird supergeil Basta.”

Thanx.

Wenn du mich fragst?

Ehrlich, Gegenwart ist mir gerade eigentlich ziemlich genug. Is nicht so einfach, auf der Höhe mit den Entwicklungen zu bleiben. Die Nachrichten hauen ganz schöne Blockbuster raus. Roland Emmerich in real.

Was geht da gerade? Oder: Was macht das? Mit mir, mit euch? Mit uns?

Ich finde es super schwer, durch die Zeit zu navigieren. Leben leben, arbeiten, alles organisieren, überhaupt kein Problem. Alles in trockenen Tüchern. Ein wenig gegen die Inflation arbeiten, Versicherer unter Druck setzen, Konten wechseln, Zinsen sichern, Tank-Apps nutzen – der ganze Scheiß, um das Gefühl zu wahren: Nicht mit dem Commander.

Letztes Jahr habe ich es noch mit einem Trick versucht. Abtauchen, wegducken, ausweichen, Arsch lecken. Liebe Katastrophen, ihr könnt mich mal. So bin ich, meist mit Viveka, in Budapest, Bukarest, Fecamp, Calais, 2x Paris, Berlin, Levanto, Mallorca und Teneriffa gelandet. Das waren schöne, unbeschwerte Zeiten. Insbesondere am Meer erzeugen Wellen, Himmel, Sonne eine immense Unbedeutendheit der eigene Gedanken.

2023. Der Januar war eine harte Landung in einer tristen Realität. Die Themen der Welt wollen sich einfach nicht auflösen. Dazu das Geschrei allerorten, diese unmenschliche Kakophonie. Manchmal tue ich es mir an und verfolge Kommentarsalven in den asozialen Medien. Politschlachten.

Ihr merkt, da hat sich was angesammelt. Wie gerne würde ich im alten Stil lockerflockig schreiben. Das Leben ist schön, macht euch keine Gedanken, lebt, was das Zeug hält, küsst, umarmt, streichelt. Malt euch Bonbonfarben in eure Gedanken. Fahrt Karussell, schwebt, hebt ab, taucht ein, fühlt, spürt. Und vor allem liebt. Liebt, was das Zeug hält.

War das schön, so zu schreiben. In diesen Endorphin-Rausch zu kommen. Ein Geschenk des Schicksals, sich mit Worten selbst wegblasen zu können. Oh Mann, wie gerne habe ich das gemacht. Die Buchstaben fliegen lassen im Rausch.

Zukunft Pink ist längst ausgelaufen. Habe zu Yo La Tengo geswitched. Passt eher. Cooles Trio, seit 1984 am Start. Meine Welt. Sinatra Drive Breakdown. Der Verlust der alten Zeiten.

In den 90ern bin ich mit schwarzer Woll-Fliegerjacke aus belgischen Beständen rumgelaufen. Kurz geschnitten. Ab und an in der Punk-Disco Pogo getanzt, The Cure gehört. Das schöne Gefühl der dunklen Seite, dieser schwere Abschied aus den Seventies, könnte man sagen. No Future, hieß es.

1999 war ich eine Woche allein in New York. Ein kleines Hotelzimmer mit Fenster in den Hinterhof. Im Fernsehen die Bombardierung Serbiens. Ich trug einen Hut und eine blaue Marinejacke mit goldenen Knöpfen und roten Rangabzeichen am Ärmel. Im Fahrstuhl fragte mich eine Frau, ob ich Rock-Star sei.

Bin ich.

Auch. Natürlich. Im Herzen der Möglichkeiten, in der skalierbaren Seele der Sehnsüchte bin ich alles. Sonnenschein und Nichtsnutz, Lächelnder und Weinender, Mann und Maus.

Was also wird aus Hope und Sunny Shiny und Zukunft?

Ich weiß es nicht. Tatsächlich bekomme ich Politik, Gesellschaft, Entwicklung, Perspektiven gerade nicht in den Griff. Zu viele Variablen.

Es liegt vollkommen klar und eindeutig auf der Hand, was die Welt jetzt braucht. Gute, klare Menschen, die Weichen stellen und es schön machen. Ästhetik, Harmonie, Miteinander. Sich verbinden, respektieren, fördern, gemeinsam an den Themen arbeiten. Eine für alle lebenswerte Welt schaffen.

Daran hat sich seit Anbeginn nichts geändert.

Nur weiß ich gerade nicht, wie wir da hin kommen. Damals in Aachen im Germanistikstudium am WG-Tisch war alles so einfach. Da wussten wir, wie es gehen soll. Die sanfte Revolution, der Sieg der Vernunft über die Idiotie. Protestieren, im Kleinen arbeiten, im Sitzen pinkeln (das war neu), Altglas wegbringen, den 3. Welt-Laden unterstützen. Ich dachte immer: Den gibt es eigentlich gar nicht, weil es nur eine Welt gibt. Gibt es tatsächlich nur eine Welt? Oder sind wir eine Fucking Matrjoschka? Ineinander gefügte Undurchdringlichkeit des Schicksals.

Heute Morgen musste ich mal kurz meinen Verstand checken, ob mein Denken, mein Hirn überhaupt noch funktioniert. Oder sich in der Schwammigkeit der Zeit vielleicht aufgelöst hat. Ich habe tatsächlich einen Online-IQ-Test mit zufriedenstellendem Ergebnis durchgeführt. IQ 140-160. HA! Online-Verarsch-Lockangebot. Positiver Verstärker, um die 19,90 für den Zertifikat-Download rauszukitzeln. Wer zahlt schon 19,90 für ein IQ 75-Zertifikat. War geschickt gemacht, alle Fragen so halb schwer.

Für meine Zwecke hat es gereicht.

Bringt das weiter? Aktuell nicht wirklich. Zu viele Baustellen, die still stehen. Was sind das für Zeiten, in denen sich eine Pandemie klanglos in den Hintergrund verabschiedet? Wo sind die Freudenfeste? Die Survivor-Partys?

Dieses Jahr werde ich nicht fliehen. Habe meinen Urlaub letztes Jahr verbraten. Und: Das Wegfahren ist schön, aber wenn du zurückkommst, hat keiner irgendwas weggeräumt. Das Chaos wird eher größer. Dann geht wieder irgendwo was kaputt. Zerschossen, zersägt, vertrocknet, ertrunken, zerbröselt. Die Zeiten schreddern.

Genug der dunklen Gedanken.

Ihr sollt ja wiederkommen. Ihr könnt also jetzt und hier euer Glückszertifikat für 19,90 runterladen. Du bist schön, du bist wertvoll, du bist geliebt. Dein Strahlen ist so wunderschön, dass man es streicheln möchte. Wie kann man nur so wunderbar sein wie du? So schwebend, so leicht, so einzigartig? Das gibt es dann auch noch in Premium für 29,90. PS: Die Preise habe ich gehalten und alle Inflation von euch ferngehalten. Ist mir eine Freude.

Liebt. Küsst. Tanzt. Geht in die Sonne. Schließt die Augen und sprecht schöne Worte. Das beste Gebet der Zeit. Denn nirgendwo sonst ist mehr Hoffnung als in euch. Das ist das Schöne. Und am Ende stirbt die Hoffnung eben stets zuletzt.

Ich geh mir mal schöne Gedanken machen. Phosphor-Pink. Mindestens.

Glaube, Liebe, Hoffnung

Statisch die Zeit 

galoppierendes Fluchen 

Arabesken, merkwürdig

Schicksalsschnitzereien

Fall out 

Am Ende des Alphabets schreits, jammerts, klagts

Zorn und Zirrhose

Im Vorgarten ertrinken die Erfrorenen 

Die Lippen blutend 

geplatzt

die Brüder küssen einander 

nimmermehr

In Europa schaufeln sie Gräber

Gepiercte Seelen, tätowiert

geritzt

februar 2023

Zeitenwende

Alles sieht gleich aus

Das Haus, der Tisch

das Auto

Der Garten

Mein Rechner

die Tasten

Eh wie je

Es sind Dinge geschehen

Schleichend groß

unsichtbare Drachen

mit Pranken

und Lächeln

In einer Röhre war ich

ein Hologramm meiner selbst

Um mich Ringe

wie die des Saturns

Flach

übereinander angeordnet

entlang der Zentralachse meines Körpers

Ringe wie Regler

von Lautstärke bis Fühlen

Mein Wesen

meine Empfindungen

meine Welt

durcheinander

fremd justiert

Anfangs nur leichte Drehungen

sanfte Einstellungsverschiebungen

Wenige Grad auf der Skala

einzelne Ringe leicht gedreht

alles nachvollziehbar

Spürbar, fühlbar

im Dunstkreis der Empathie

für mich selbst

Mein Herz, meine Seele

meine Einstellungen

justiert entlang meines bekannten Ichs

Ich kenne mich

weiß

wer ich bin

bin mir bekannt

die Relationen stimmen

der Horizont

die Erfahrungen

gestern

passen zum heute

Die Logik des Ichs gibt mir mein Gefühl meiner Realität

Nun

bin ich David Bowie

Thomas Jerome Newton

Die Gesetze der Schwerkraft gelten nicht länger

In meinem Gesicht eine Brille

im Eis bin ich unterwegs

höre fremde Töne

nur nicht schneeblind werden

Die Ringe

meine Einstellungen

verdreht

dass es zerrt

Mein Körper schmerzt

der Horizont steht Kopf

die Pole verschwunden

Würde ich fliegen

als Pilot der Zeit

in den Kräften der Zeit

wüsste ich nicht

wo oben

wo unten

zu welcher Zeit

Alles sieht gleich aus

die Kaffeemaschine am Morgen

das kuschelige Bett abends

die Zeit zwischendurch eine

Normalität in bekannten Bildern und Farben

Wer hat diese Fassade gebaut?

Die Realitäten vertauscht?

Alles gleich

alles fremd

eine Farce

Spiele ich mit

ein Erdianer

in der Zwischenwelt

Haben mich die Götter geholt?

Die wahren, die falschen

Weil ich an meinem Leben hänge

den schönen Momenten

lebe ich mit der Aufgabe des Wahren

Es schmerzt nicht

die Verwirrung ist erträglich

Eine Aufgabe

ein Bingo

eine Buchstabensuche

Ist das noch der Planet meiner Geburt?

Ich küsse

es muss doch real sein

das Gefühl der sich küssenden Lippen

ist so echt

sie ist

Wir schlafen miteinander

ihre Brüste

der Moment

die Haut

das Haar

so echt

Wann kam der Fake?

Irgendwann während Covid

Ukraine

Klima

die heißen Sommer

kein Wasser

kein Regen

die Tonnen ausgetrocknet

In der Hängematte auf einem fremden Stern

weggebeamt

bewusst

Mit dem Flieger geflohen

Die Musik auf Spotify

wie immer

die Vorschläge montags

meine Liste

ein Geschenk

das bin ich

Wer sagt das?

Die AI

souffliert

Ein leichtes Einreden

sie meint es gut

sie will nichts

Sie macht mich zur Hülle meiner selbst

Es löst sich die Hoffnung auf

ich wäre ein Wesen

autark

Die Illusion

ich bin ich

das Konstrukt Ich

wackelt

Draußen toben die Stürme

Sand wie Worte

schleifen die Feste

Einen meiner Arme sehe ich

sich lösen

Meine Leber im Orbit

ein Fuß

ein Organ, die Leber

mein Schwanz

die Eier

Die Integrität

eine Fatamorgana

egal

wo Teile des Ichs sind

meine Erinnerung macht mich eins

Die Gedanken

vernetzt

durch alles hindurch

Meine Arme müssen nicht mehr am Körper hängen

das Gehirn nicht mehr im Schädel zentriert

Ich bin nicht mehr dieses bekannte irdische Wesen

diese harmonisierte Materie erklärbarer Zusammenhänge

Das Zeitalter Wissen ist in Feuer aufgegangen

keine Theorie hat länger Bestand

wir sind aufgelöst

Noch spüre ich den Holzboden unter meinen Füßen

die Liebe zu ihr

meinen Kindern, den Brüdern

den Menschen

Wird abstrakter

Die Unendlichkeit hat begonnen

in Auflösung

Die Partikel, Strukturen, Teile

ordnen sich neu

Nicht länger steht das Erworbene da

wie Stein und Beton

Die immer neue Zeit

beginnt 

Ein neues Zeitalter

vollkommen unbekannt

Auf Null

das Erworbene

auf den Müll

Schmeißt alles weg

verbrennt es

einfach Feuer dran

lichterloh

Die Kaffeemaschine

eine Hülle

Fassade

gestern

januar 2023

Die Wellen

Weil ich wie

wo

Die Gezeiten der wechselnden Farben

Gestade

Durch die Zeiten

Vermischen sich die Meerestöne

Adieu

liebe Heimat

liebe liebe Heimat

Das Feuer im Ofen

die Pfanne

auf dem Herd

der Kopf

ganz woanders

Durch die Zeiten

die Tage, die Wochen

die Bilder

Das Puzzle ordnen

nach Farben

Gefühlen

Wie es nun wirklich ist

Die Wellen

am Strand

Die Wellen

dEZEMBER 2022

INTERSTELLAR 227 – zwischen den Sternen, den Welten, den Seelen, allem

Und wenn sie kommen, dann laufen wir.

Die Aliens, ihre UFOs.

Ich begegne ihnen täglich, fast beinahe.

Dem Himmel so nah. Dem All. All dem Unbekannten.

Gestern INTERSTELLAR 227 im BLOCK7. Köln. Vom Land geflohen mit immensem Kunsthunger. Der Mensch lebt nicht vom Gras allein und Wolken machen nicht satt. Viel Arbeit derzeit, die Agentur reitet mich hart durch die Dornen. Mag ich. Aber nur, wenn ich dann fliehen kann. Die Platte putzen, das Hirn ablenken, verführen, auf andere Gedanken bringen. Es braucht starke Bilder, die sich breit machen.

20 Uhr. Barbara Schachtner und Dorrit Bauerecker haben eingeladen. Die Damen aus dem All mit all diesen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Frau muss schon von einem anderen Stern kommen um zu können, was sie können.

Virtuosinnen im Sein.

Sie spielen. Mit Genres. Schauspiel, Gesang, Bilder, Töne, Geräusche, Musik. Du hast etwas in der Hand, das du kennst. So etwas wie einen Teig. Den nimmst du dann und ziehst, verzerrst, spielst, lächelst.

Als hättest du bunte Knete in den Fingern.

Norbert van Ackeren hat den Spielplatz gebaut, den Raum geschaffen, den Double Space. Vakuumräume. Sie kommen vom Mars, sie brauchen keinen Sauerstoff, sie sind halt nicht von dieser Welt.

Zwischenräume, zwischen den Welten. Mal schnell umschalten. Vom Landleben auf Stadt, auf Köln, auf das All, die Sphären. Lande mal.

Den RAUM betreten, diese anderen Welten, in denen Barbara und Dorrit herrschen, den Takt vorgeben, den Ton an. Sie sind Meisterinnen im Beherrschen des Raums. Sie machen, was sie wollen. Und du, ich, wir stehen da und lauschen und staunen mit offenem Mund.

Es ist ein Luxus, den man nicht kaufen kann. INTERSTELLAR 227 DOUBLE SPACE gab es nach irdischer Zeitrechnung nur genau 1x am 25. Oktober 2022 in der Zeit von 20:08 bis 21:00:28 mitteleuropäischer Zeit. 52 Minuten. Ein Husarinnenritt, eine Zeitreise. Sind Supernova mit bloßen Ohren zu erkennen. Tschiuuu.

Wir durften als Ausgewählte an Bord gehen, wir waren wenige Erdlinge, hatten Raum, zu sehen, zu hören zu sein. Im Fluss des Abends.

Sie können es, ein Raumschiff fliegen wie die Tasten fliegen lassen, die Töne, Stimmen. Man möchte nicht, dass sie aufhören.

Zu Beginn eine Geschichte, nachvollziehbar, ein Mann von der Bushaltestelle mit Sommersprossen. Mit einem Duft. Sein Rücken.

Das Zählen an der Theke, das Alien-Skat, reizen. 1,2,3. 4, 27. Eine Kakophonie des Rationalen. Zahlen sind gute Argumente, glauben. Manche. Vielleicht. Egal. Die verzerrte Polka oder was auch immer.Zeitverzerrt, aus dem Rhythmus gefallen. Disharmonie ist wenn der Raum sich spannt, das schwarze Loch alles schluckt und sich die Unendlichkeit zurück an den Anfang begibt. Verstehe einer Unendlichkeit und die Verkantung des Raumes an den Übergängen. Nun. Was solls. Ich kann und will nur Sprache und Klang und Harmonie. Den Rest sollen die Rationalisten (bei allem Respekt, euer Potenzial alles richtig zu machen und trotzdem in der Ödnis der Langeweile zu quälen, nervt. Einigen wir uns auf manchmal.) machen. Haut rein.

Barbara spielt. Sie ist Sängerin. Und Schauspielerin. Ihr Genre sind Töne, Geräusche, Irritationen. Darin ist sie, virtuos. Wie Dorrit. Beide. Stimmen, Instrumente, Spiel. Den Raum nehmen, die Szene, die Bilder, die von außen durch den Vorhang strömen.

Well inszeniert bis wunderschön uninszeniert.

Im schnellen Rhythmus, beschleunigt, gebremst. Vom Schrägen ins Reale mit einem Fingerschnipps. INTERSTELLAR. Der Raum zwischen den Sternen.

Für mich sind solche Abende silber glitzernder Sternenstaub, den ich nach Hause trage und auf den Schultern lasse.

Wenn ihr mögt, seht selbst, in kurzen Sequenzen. Ich habe mir erlaubt, Mondgestein in die Tasche zu packen. Eine Welt mitzunehmen, die in vielem schöner ist als die Welt, in der wir gerade leben. Es ist gut, manchmal ganz weit raus zu fliegen …

Und am Ende. Nun. Was bleibt? Landen.