sleeping cooper und weshalb das mit dem Putzen nicht hinhaut…

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Ihr Lieben, was für ein Tag!

Wochenend und Sonnenschein. Seit Freitag versuche ich, die Wohnung zu putzen. (Hallo, Ela:) ) Und was soll ich sagen: Es haut nicht hin. Der Staubsauger steht wie ein Mahnmal im Flur und flüstert mir ins Ohr. Use me. Komm. Schalte mich ein. Drück auf die Taste, baby.

Stattdessen treibe ich mich draußen rum. In der Sonne, in der frischen Luft, unter freiem Himmel. Am Freitag Nachmittag musste ich arbeiten und Jim holen, zum Frisör fahren und nach Hause bringen. Ela und Jens sind in Stuttgart, weshalb ich quasi temporär alleinerziehend gewisse Aufgaben übernehmen durfte. Genau genommen irgendwie alle. Shit.

Am Samstag hatten Jim und Zoe Schule. Monatsfeier und Tag der offenen Tür. War ich natürlich dabei, weil ich mir die letzten Schuljahre mit allen Mitwirkungsmöglichkeiten komplett reinziehe. Jim war mit seiner Klasse als Chor auf der Bühne. Gänsehaut. Vielleicht, weil ich Papa bin. Da ist alles anders. Zoe hat mit ihren Freundinnen später in der Turnhalle eine Trapeznummer vorgeführt. Zirkus. Auch beeindruckend.

Der Nachmittag gehörte dann dem Garten. Kärcher. Hochdruck. Rums. Gartenhaus reinigen, weil das nach Baumfällaktionen der Nachbarn nun frei steht und nicht so schön aussieht. Von der Seitenstraße aus. Also habe ich es von Moos und Farbresten befreit, damit ich demnächst den Putz ausbessern und Farbe auftragen kann. Wir sind noch in der Diskussion, welchen Farbton wir wählen… Ein dunkles Rot ist von Zoe und Jim vorgeschlagen. Mal sehen.

Auf jeden Fall blieb keine Zeit fürs Putzen, weil Jim und ich den Abend an der Feuerschale haben ausklingen lassen. Stühle am Feuer, Lagerfeuergespräche zwischen Sohn und Vater. Wer will das gegen einen Staubsauger tauschen?
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Heute dann: Zeitiges Aufstehen. Der Staubsauger lächelte mich an. O.K. Gleich. Nur noch den Cappuccino und die kleine Runde mit dem Hund. Draußen dann hab ich als Waffe mein Mountainbike gewählt, was aus der Morgenrunde einen Ausflug gemacht hat. Ein Geistesblitz ließ mich, uns zum wilden Kirschblütenwald fahren. Rauf auf die Höhe. Quer durch den Wald. Was für ein atemberaubendes Gefühl. Licht, Schatten, Downhill, Speed. Als wir zurückkamen, um jetzt endlich zu putzen, tja. Wie das so ist. Volkswandertag meines Sportvereins. Die Route führte an unserer alten Schule vorbei. Herr Cooper wollte sich gerade hinlegen und entspannen, da kamen meine Fußballjungs.

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Cooper. Komm. Wir sind mitgegangen. Herr Cooper vor und zurück. Rauf auf die Höhe, quer durchs Wachholdergebiet. Schöne Ausblicke, mittendrin im Frühling. Eben sind wir zurückgekommen und mein Hund liegt jetzt vor meinem Bett und ist echt alle. Nichts geht mehr. Ich konnte ihn fotografieren, ohne, dass er sich bewegt hat. Toterhundstellung. Der hat es gut. Auf mich wartet der Staubsauger… AAAAHHH.

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Verwirrt, verirrt in der Walpurgisnacht

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Ich sage nur: Stuttgart. Dienstag hat der Job in der Schweiz bis in den Abend gedauert. Weil ich den 1. Mai mit Familie und Freunden verbringen wollte, habe ich mich ins Auto gesetzt und auf den Heimweg gemacht. Keine weitere Hotelnacht. Familiensehnsucht. Sonst hätte ich den 1. Mai auf der Autobahn verbracht.

Aus der Schweiz raus, nach Deutschland rein, da stand schon das erste Feuerwehrauto quer. Errichtung des Maibaums mitten im Dorf. Auftakt zur Walpurgisnacht. Von wegen Frauen auf Besen – Männer in roten Autos. Männer, die auf Bäume starren. Allerorten. Mit vollem Gerät. Fahrzeugen, Kränen, allem, was man so braucht, um riesige Bäume aufzurichten und festzuzurren.

Mein Plan war, auf der Autobahn schnell durchzurutschen. Es lief, ich kam gut voran, schaute auf die Stauvorschau im Navi und verabschiedete mich von meinem Vorhaben. Vor Stuttgart 7 Kilometer, hinter Stuttgart 3 Kilometer. Von wegen, die sitzen alle schon Zuhause und warten auf Dortmund – Real Madrid. Auf Stau hatte ich so überhaupt keine Lust. Stop & Go. Schalten, bremsen, rollen lassen, anfahren, stehen, warten, hoffen… Ich wollte definitiv einfach nur nach Hause. So wie all die andern, die sich da auf der A81 zum Sit-in auf offener Strecke getroffen hatten.

O.K. Plan B. TMC. Elektronische Stauumfahrung. Weit vor Stuttgart bot mir das System an, die Autobahn zu verlassen und einfach am Stau vorbeizufahren. Tja. Generell eine gute Idee. Dennoch war ich unsicher. Das erste Angebot habe ich abgelehnt. Tatsächlich von der Autobahn runter? Ach. Nö. Nächste Abfahrt wieder der Pfeil nach rechts. Die Schlange Ka. Komm, Süßer! Fahr ab! Umfahr den Stau! Sei nicht dumm!

Habe ich mich drauf eingelassen. Blinker gesetzt, raus, Landstraße. Wenn ich jetzt noch gewusst hätte, was das System plant… Wusste ich nicht. Also folgte ich den Pfeilen vorne im Tachobereich. Rechts. Links. Geradeaus. Puh. Kilometer um Kilometer. Und dann war ich plötzlich mittendrin im Schwarzwald. Glaube ich. Ja. Nord-Schwarzwald, habe ich gerade gegoogelt.

Was hatte mein Navi vor? Quer durch. Am Ende bin ich 90 Kilometer Landstraße gefahren, um von der A81 auf die A5 zu wechseln, was ich hinter Stuttgart per Autobahn gemacht hätte. Aber da waren eben die kleinen Hindernisse. Erst dachte ich. Au Mann. Was soll das denn hier? Die Straßen wurden kleiner, kurviger und dann war ich mittendrin – im Tal der Murg. Was für eine bombastische Landschaft. Gebirge. Die Bundesstraße B462 führt immer am Fluss entlang, der richtig tief im Tal liegt. Rechts und links steil aufsteigende, dicht bewaldete Hänge. Ab und an schnuckelige Dörfer wie aus dem Märklin-Katalog. Und fette Hotels. Richtig dicke Dinger (weils da echt richtig schön ist! So richtig richtig!)

Was soll ich sagen? Ach, lass ich die Firma Wikipedia sprechen: „Dem Tal folgen die Murgtalbahn und die Schwarzwald-Täler-Straße (Bundesstraße 462); beide zählen bautechnisch und landschaftlich zu den bemerkenswertesten Verkehrswegen in Deutschland.“ Jawoll. Ziemlich beeindruckend. Und gut vorangekommen bin ich auch, weil die Straße mir gehörte. Denn in den Dörfern waren die Menschen mit ihren roten Autos damit beschäftigt, Maibäume aufzustellen. Alle in ihren Dörfern, keiner auf der Landstraße. Und so kam ich meinem Ziel Kilometer um Kilometer näher und durfte währenddessen schönste Natur erleben. Aus den Wäldern stiegen Nebel auf, es wurde langsam dunkel, von den Höhen begannen Dörfer und Kirchen ins Tal zu leuchten.

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Zuvor aber tauchte plötzlich dieser Stausee auf. Weil der Fluss auf rund 80 Kilometer Länge von 800 m auf 110 m fällt, gibt es einige Stauseen und Staudämme, die zur Stromerzeugung genutzt werden. Imposante Bilder. Musste ich kurz festhalten. Und dann war ich auch schon auf der A5 zurück in der Zivilisation und konnte laufenlassen. Wegen Regen leider nicht ganz so schnell. Auf der Höhe von Frankfurt wurde es dann noch einmal dramatisch: Real Madrid hatte in der 82 Minute das 1:0 geschossen und in der 88. Minute das 2:0 nachgelegt. Denen fehlte nur noch ein Tor und aus dem Finale Bayern – Dormund wäre nix geworden. Ich konnte nicht hinhören und habe tatsächlich Sabine Töpperwien ausgeschaltet. Mundtot gemacht. Drei Minuten noch. Drei Minuten gewartet, Radio wieder auf laut. Da spielten die immer noch. Jesses. 96 Minuten! Hey, war der bezahlt, oder was? Wer lässt denn 96 Minuten spielen? Gutes Ende. Für mich dann auch. Zuhause. Ah. Ist es doch am schönsten:)

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Allein, allein – allein, allein…

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Hattet ihr schon einmal ein ganzes Hotel für euch allein, allein?

Ich schon. Gerade jetzt. Heute Morgen kam ich an. Ich war um zwanzig nach Vier aufgestanden, hatte mir in der Küche megaleise einen Cappuccino gebrutschelt und mich dann auf den Weg gemacht. Allein. Im Auto Richtung Schweiz. 11 Uhr musste, wollte ich da sein. So um 6 Uhr meldete dann der Verkehrsfunk einen üblen Unfall auf der A81 bei Stuttgart. Ein Falschfahrer. Alle 20 Minuten kamen mehr Infos. Falschfahrer plus Beifahrer. Schon auf der Bundesstraße Autos gerammt. Frontalzusammenstoß. Mercedesfahrer, 82, aus NRW. Der Beifahrer eine Beifahrerin, sein 75-jährige Frau. Später die Meldung, dass er gestorben ist. Und ein anderer. Mist.

11 Kilometer Stau zwischen Singen und Stuttgart. Die andere Richtung. Dann die Meldung. Sieben Kilomter Stau in meiner Richtung. Alle wollen gucken. Dass Wort Gaffer fällt nicht – mehr. Früher hieß es dann immer… So ist es netter. Meine Kinder schimpfen immer mit mir, wenn ich schimpfe, dass Staus entstehen, weil alle gucken müssen. Dabei ist das nur all zu menschlich. Meinen meine Kinder. Und ich versuche das auch zu meinen. Grrrrr.

Also habe ich dem Navi vertraut, bin von der Autobahn runter und in irgendeinem Dorf vor vier fetten Felsbrocken zum Stehen gekommen. Ende Gelände. Wo früher einmal eine Straße war, war nun ein Hindernis, hinter dem eine Schallschutzwand erreichtet worden ist, die vor dem Lärm der dahinterliegenden Eisenbahntrasse schützt. Wie vom Himmel gefallen all das und das Navi wusste von nix. Hat es geschworen, euer Ehren. Großes Navi-Ehrenwort.

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Ich hatte viel Zeit verloren und ein wenig das Vertrauen in meinen Guide. „Hey, biste sicher? Kommt mir komisch vor.“ Gegen die Richtung. Wachsende Entfernung zum Zielort. Dann stellte sich aber heraus, dass der eingebaute R2D2 eine Idee hatte, die uns letztlich aus der prekären Situation befreit hat. Einfach hinten rum gefahren und tatsächlich hinter den sieben Kilometern Stau wieder rauf auf die Autobahn. Danke, Kollege. Cool. Gut gemacht. Da hat er über alle Drehknöpfe gelacht und den ganzen Weg bis in die Schweiz vor lauter Glück gepfiffen. Echt:)

Als ich dann das Hotel erreichte, war geschlossen. Zumindest da, wo ich normalerweise rein gehe. Aber ich bin lernfähig, habe mir ein Beispiel an meinem pfiffigen elektronischen Beifahrer genommen und bin: hintenrum. Tür auf, rein in die Gaststube, keiner da. Stand da nicht auf dem Schild an der Tür: Montag und Dienstag Ruhetag? Äh. Nur nicht nervös werden. Kein Problem, Baby, die Tür ist ja auf. Und so bin ich durchs Haus und habe tatsächlich eine Frau getroffen, deren erste Worte waren: „Gerade habe ich an sie gedacht.“ Hä? Kenn ich gar nicht. Ach so! Der angekündigte Gast. Ich dachte schon…

Sie hat mir den Schlüssel gegeben, mit mir die Frühstückszeit verhandelt und das wars. Am Abend kam ich zurück, und – ja, keiner da. Niemand nicht. Keine Seele. Licht im Flur, Gastraum verrammelt. Zu. Montag. O.K. Ich habe ja meinen Schlüssel. Ich schaue, ich höre. Tatsächlich niemand da. Nur ich – und ein Hotel. Nun liege ich hier, höre keinerlei Geräusch im Haus und werde jetzt gleich einfach pennen. Schön, dass ihr mir im Blog noch ein wenig Gesellschaft leistet. Ist doch ein gutes Gefühl. So läuft das, wenn man von Shavasana in die Schweiz kommt. Da wird alles ganz ruhig… (Ich hab mir Spotify angemacht, um ein wenig Geräuschkulisse zu haben. Die Schweizer Version. Spotify-Werbung auf Schwyzerdütsch.) Allein, allein… Polarkreis 18. Schlaft gut, träumt süß. Mach ich auch. Bittteeee.

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Was ist das, diese wahre Liebe?

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Foto: Zoe.

Ihr Liebsten, ihr wisst, ab und an spielt die Liebe im fiftyfiftyblog eine Rolle. Fifty/Fifty. 1 + 1.

Heute bin ich dem Gefühl sehr nah gekommen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich ist die Liebe in ihrer Klarheit nur selten zu greifen. Spürbar, ja, als eine Ahnung, dass sie da ist. Sie ist da, ich weiß es, aber manchmal steht sie nicht auf der Bühne, nicht im Rampenlicht. Sie übernimmt andere Aufgaben hinter der Bühne. Gibt Anweisungen, regelt, schafft Möglichkeiten. So etwas in die Richtung. Am Morgen musste ich in die Agentur, um ein Auto zu holen, um morgen in die Schweiz zu fahren. On the road.

Zoe war mitgekommen, um zu sehen, wo ich arbeite. Sind Zoe und ich unterwegs, hören wir Pop. Radio. Die Sonne schien, wir cruisten über die Landstraßen, zehn Kilometer am See entlang, der im Sonnenlicht funkelte. Eine unglaubliche Ruhe und Entspanntheit. Ein sehr schönes Gefühl. Ich denke, das war der Einstieg, die Landebahn für die spätere Erfahrung, die ich einen Moment lang machen durfte.

Wir kamen zurück. Alles easy. Jens stand in der Küche, ich gesellte mich zu ihm, um das Essen vorzubereiten. Ein größeres Essen, weil Ela und ihre Yoga-sku:l heute einen Kurs bei uns im Haus haben. Im großen Klassenzimmer. Es sollten viele kommen, aber es haben einige abgesagt. So war im großen Klassenzimmer genügend Platz, dass auch Jens und ich mitmachen konnten. Ein etwas höheres Niveau als in unserer Anfänger/innen-Gruppe mittwochs.

75 Minuten Yoga. Thema war Öffnung. Sich öffnen für Frühling und Sommer, teils mit sehr anspruchsvollen Übungen. Tief rein in die Übungen. Am Ende dann Shavasana. Nach der Anstrengung die totale Entspannung. Der Körper jubiliert, freut sich extrem. Alles anspannen, die Knie auf die Brust ziehen, tief einatmen, Gesicht zusammenziehen, jeden Muskel anspannen. Und: Loslassen. PENG!

Mich haut das jedes Mal weg. Decke über den Körper. Gut fühlen. Komplett. Wie auf Pille. Ich lag da, alles war hell, leicht. Ich dachte an sie. An unsere Verbindung. Da hatte ich ein Bild vor Augen, ein Empfinden für das, was Liebe im Wesen ist. Das war eine schöne Erfahrung und Erkenntnis. Leider kann ich euch das so nicht wiedergeben, weil es zu banal klingen würde. Aber es hat mit unsichtbaren Fäden zu tun, die unerklärliche Verbindungen schaffen. Mit Rezeptoren, die passen. Ein Codesystem. Es ist ein Zusammenwachsen, das in der Tiefe davon abhängt, wie viele Fäden übergehen und wie sich das anfühlt. Ist es gut, ist das wie bei Handschmeichlern. Fein geschmirgeltes Holz, polierte Steine, die in der Sonne gelegen haben. Oder so.

Zusätzlich sind es schöne Bilder. Metaphern. Ein leuchtender Pfirsich, ein lächelnder Apfel, ein Himmel im Spiel der Sonne und der Wolken. Immer auch ein wenig kitschig. Als ich da lag, sah ich sie in ihrer ganzen, kompletten Schönheit und wusste, was da ist. Was alles diese Verbindung schafft, diese Liebe ausmacht. Es war wie ein Werbeclip. Das war ein guter Film, der mich tief lächeln ließ. Dann hat uns Ela aus dem Shavasana geholt. Zu früh, wie ich immer denke. Manchmal bin ich störrisch und bleibe liegen, zieh mir das komplett rein. Durch die Nase. Heute hatte ich vorher gelobt, brav zu sein und allen Anweisungen exakt zu folgen. Yes, Seargant, Sir. Geht. Lieber wäre ich noch ein wenig durch diesen Spot geflogen. Als Seelenjunkie.

Nun gut. Eine weitere Erkenntnis: Yoga kann was. Die Welten, die wir nicht sehen, empfinden.

Wandeln im Wandelwald des Kölner Waldlabors

Junger Trieb_Köln

Ich kann mich gar nicht entscheiden, es ist alles so schön grün hier.

Grün ist die Hoffnung. Mensch. Also wirklich. Heute Morgen hatte ich einen Termin in Köln. Als freier Texter, was den Vorteil hatte, dass ich nicht auf die Uhr schauen musste, sondern tun und lassen konnte, was ich wollte. Ist meine Zeit. Mein Geld. Und irgendwie fühle ich mich der 3. Nachkriegsgeneration nah, der Generation Y, den jungen Menschen, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind. Also teils auch schon über 30 Jahre alt, aber doch eine ganze Ecke jünger als ich. Die wollen leben. Im Beruf etwas erreichen, aber nicht in Form von Prestige und Geld, sondern inhaltlich. Die suchen nach Sinn, nach Aufgabe, nach Bewegendem. Im Rahmen eines Jobs durfte ich kürzlich Studien lesen. Das hat mich nachhaltig beeindruckt. Die Milleniums-Generation. Coole Typen. Hut ab. Die haben davon profitiert, dass ihre Eltern deutlich lockerer sind. Dass Schlagen verboten ist, weshalb häusliche Gewalt auf dem Rückzug ist. Die haben viel Selbstbewusstein, durften früh eine Meinung haben und sind rundum gefördert worden. Die haben was auf dem Kasten. Schön.

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Also habe ich nach dem Termin einen kleinen Ausflug gemacht. Habe einen persönlichen Wandertag veranstaltet und bin mit der Kamera losgezogen. Denn vor dem Termin, ich war zu früh, hatte ich das Kölner Waldlabor entdeckt. Zartes Grün der jungen Triebe. Kirschblütenblätter. Obwohl sich die Sonne Stück für Stück zurückgezogen hatte, war Köln ziemlich beeindruckend. Hier auf dem Land ist die Natur zurück. Wir liegen 300 Meter höher, was rund drei Grad Temperaturunterschied ausmacht. Bei uns werden gerade die Büsche und erste Baumspitzen grün, in Köln stehen die Kirschbäume in voller Blüte und die meisten Bäume sind komplett grün. Dieses junge Grün, dieses zarte Grün.

Je näher ich der Stadt kam, desto grüner und weißer wurde es rechts und links der Autobahn. Ein wunderschönes Bild. Glückshormone. Nach dem Termin habe ich mir gesagt: Weißt du Jens, Carpe Diem, geh dorthin, schau es dir an, freu dich, lächle, wandle. Im Kölner Waldlabor gibt es neben dem Energiewald und dem Klimawald nämlich auch einen Wandelwald. Garten der Lüste. Sinneswald. Ein weicher Pfad, den momentan leuchtend gelbe Löwenzahnblüten säumen. Bei uns kommen die Anfang Mai. Nächste Woche irgendwann, wenn ich in der Schweiz bin. Job.

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Also wandelte ich. Lustwandelte. Ging in die Wälder, durch die Wälder, an die Wälder heran und schaute sie mir durch das Objektiv meiner Kamera an. Grün atmen. Gelb. Braun. Wenn ihr mal in der Nähe seid, schaut ihn euch mal an…

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Eigentlich wollte ich jetzt noch etwas Positives über einen der Hauptsponsoren schreiben. Eine Automobilfirma mit Sitz in Köln. Nicht weit vom Waldlabor entfernt. Aber die waren nicht nett zu mir. Ich habe das Hauptgebäude, das von wundervollen Kirschbäumen eingerahmt ist, fotografieren wollen. Da kam sofort der Werksschutz. Zwei Jungs im dunklen Kombi. „Was machen Sie da?“. „Sind sie von der Presse?“ Herrje. Deutschland. Dieser Ton. Diese Freundlichkeit. Der Charme eines knurrenden Schäferhundes. Wenn Männer eine Aufgabe haben… Wieso gibt es Security nicht mit Stil und Verstand? Weshalb gleich dieser Ton, der wie Anklage klingt? An der Grundstücksgrenze fängt Marketing an. Nicht gerade charmant. Deshalb hier kein postives Wort zum Wald- und Umweltengagement. Stattdessen Fotos. Vom Waldlabor. Ciao.