“Let yourself fall in love every day”

Marihuana, Seventies, Lucy in the Sky of Diamonds, peace, rainbow, Sonnenblumen? Nö. Scott Schumann. The Sartorialist. Kennt ihr oder habt ihr bestimmt schon gehört. Ein Blogger aus Amerika, der sich überwiegend auf den Straßen von New York, Mailand und Paris rumtreibt. Was er dort macht? Er sucht. Menschen, mit ganz eigenem Stil. Modestil. Die fotografiert er und postet die Fotos meist ohne Kommentar in seinem Blog. Das macht er so überaus erfolgreich, dass er auf seiner Seite mit dem Claim werben kann: Selected as one of Time Magazine’s Top 100 Design Influencers…

The Sartorialist ist Elas Lieblingsblog. Grrr. Damit ist der gute Scott innerfamiliäre Blog-Konkurrenz. Quatsch. Er ist für mich ein Vorbild. Ich finde es einfach faszinierend, dass er so einen Blog so ökonomisch und reduziert elegant betreibt. Total schlicht. Ein Blogsystem von der Stange, eingereiht in die Welt der Blogger. Mit dem blogger.com-Button “Nächstes Blog” oben auf der Stirn. Ansonsten Archiv und Fotos, Fotos, Fotos. Seit 2005. Und jetzt auch ein Video. Darin geht es um Scott Schumann. Ein Werbefilm von Intel. Oh. Egal. Schön gefilmt.

In New York. Scott Schumann draußen unterwegs. Ein Getriebener, ein Jäger mit dem Blick für den Augenblick. Eine Frau will die Straße überqueren, der Sartorialist spricht sie an. Darf ich? Wofür sollen die Fotos sein? Ich bin der Sartorialist. Oh. Ja. Also wirklich, von ihm fotografiert zu werden ist ein Stil-Adelsprädikat “absolut wirklich vorzeigbar, einzigartig individuell und nachahmenswert”. Falls ihr gerade nicht wisst, was ihr anziehen sollt (heute, morgen, übermorgen)… Er macht die Straße zum Laufsteg. Kein pompöser Firlefanz, kein Feuerwerk der Farben, keine für den Catwalk inszenierten Arabesken. Wahres Leben. Menschen, die so rausgehen.

In einer Szene wird gezeigt, wie sein Gummistiefel-Foto entstanden ist. Ich hatte es vorher in seinem Blog gesehen. Ein Bauarbeiter hat sich seine schweren Gummistiefel mit Tape zugeklebt. Wahrscheinlich, damit ihm beim Betonieren die Suppe nicht oben rein läuft. Kennt man ja von den Kindern (oder von früher): Der Schaft von Gummistiefeln ist einfach immer einen Zentimeter zu kurz. Schwapp, kein Wasser kommt raus. Scott Schumann hat die Stiefel im Vorbeifahren gesehen. Also den Mann mit den Gummistiefeln. Raus aus dem Auto. Darf ich mal? Schon war das Foto im Kasten. Sekunden. Schon im Blog.

Im Film sagt er, dass er Fotografieren nicht gelernt hat. “The way I do it is the way I do it”. New York. Frank Sinatra. I did it my way. Es fallen noch mehr Sätze wie “I just started doing” oder “I’am just reacting” und “Let yourself fall in love every day”. Er bezieht das auf Mode. Die Schönheit der Menschen mit ihrem ganz persönlichen Stil. Deshalb surfe ich gerne rüber zu Scotts Blog nebenan. Im Netz sind wir ja quasi Nachbarn. Und ein wenig habe ich mir bei ihm natürlich auch abgeschaut. Möglichst wenig Firlefanz. Eine klare Seite. Möchte Ela ja auch gefallen:)

Hier nun also der Youtube-Link, falls ihr Lust habt, Scott Schumann bei der Arbeit zuzusehen. Das Video findet ihr auch auf seiner Seite. Hier war es bis heute Morgen übrigens 1.010 mal kommentiert worden. Netter Fankreis. Ela ist nicht ganz alleine. Ich schnappe mir jetzt auch meine Kamera und schaue mal nach netten Bäumen, Pferden, Hunden, Wiesen, Wäldern – “The way I do it is the way I do it”:)

Euch einen schönen Tag auf eurem Weg. Vielleicht gelingt es euch, heute ein wenig mit euch selbst in Liebe zu fallen. Wäre doch schön.

Google, Sex, Dreikönigstreffen!

Ein bedeutender Tag! Die heiligen Könige kommen. Zu Jesus an die Wiege und adeln das von Gabriel verkündete Kind. Bei uns auf dem Dorf fährt irgendwann ein Kombi vor, aus dem drei bunt verkleidete Gestalten aussteigen, um an unserer Tür zu klopfen. Der Text steht hinten auf dem Stern und der Vortrag bestätigt die Leseschwächen der Pisa-Studie. 2 Euro. Tschüss. 2011 Jahre später.

Derweil versucht ein Guido Westerwelle die Scherben seiner ersten Regierungszeit zusammenzuschieben und daraus einen leuchtenden Stern zu formen, hinter dem sich das liberale Deutschland wieder versammeln kann. Der Ärmste. Kommt mir ein wenig vor, als müsste er nun als großer Magier David Copperfield irgendein As aus dem Ärmel zaubern, um gegen die ganzen persönlichen Anfeindungen anzukommen. Da steht die Meinung des amerikanischen Botschafters im Raum und auch sonst rumort es. Ich persönlich hab die Sache mit der Mehrwertsteuer bei Hotelübernachtungen und die Begleitung durch private Wirtschaftsdelegationen noch nicht vergessen. Deutscher Außenminister. Das war immer irgendwie ein parteiübergreifendes Amt. Ehrfurcht. Gute Botschaften im Ausland. Genscher, Kinkel, Fischer. Gute Auftritte. Westerwelle gehört leider nicht in diese Liga. Bin gespannt, was er sagt. Wie er’s sagt.

Derweil hab ich neue Erfahrungen als Blogger gesammelt. Seit ich mich aus dem gemütlichen Schoß des Brigitte Woman Blogs in die freie Wildbahn begeben habe, hat sich einiges verändert. Zum Beispiel, dass ein Anti-Spam-Programm wichtig ist, das den Blog schützt. Tag für Tag trudeln hier bis zu 20 Spam-Kommentare von meist russischen Servern ein, die Links verbreiten wollen. Musste ich anfangs per Hand löschen, jetzt geht das automatisch. Die Lösung musste ich erst einmal finden. Reale Welt. Außerdem wird der Blog jetzt von Besuchern frequentiert, die über Google kommen. Und was suchen die? Sex. Meistens. Da kommen viele Menschen auf diese Seite, die nackte Männer unter Duschen sehen wollen oder gerne Sex zu viert hätten. Hab ich natürlich nicht dran gedacht. Google-Logik. Wer mit dem Feuer spielt. Ich glaube, da hab ich mittlerweile einige Leute arg enttäuscht:)

Gestern dann: Das Thema Dioxin-Eier hat mich wirklich beschäftigt. Aus dem Bauch raus hab ich die Überschrift mit den Ei-Erkennungscodes gewählt. What happens? Besucherrekord. Absolut. Ich dachte, was ist den hier los? Hab dann mal meine Head eingegeben bei Google und siehe da: Der fiftyfiftyblog erschien auf dem 3. Platz. Vor großen Nachrichtenportalen. Und viele haben geklickt. Sind aber nicht geblieben. Die Welt des Internets. Sex, Sensationen, SEO (Search Engine Optimization). Eigentlich nicht meine Welt. Trotzdem werde ich nun mit ihr stärker konfrontiert, als ich das möchte. Blogwachstum kontra Authentizität. Das Weiche gegen das Harte. Das Netz verändert. Saugt, formt, will. Nun gut. Ein Aspekt des Bloggens. Muss man sich drüber im Klaren sein. Werd das mal beobachten…

Euch wünsche ich einen schönen Tag mit persönlichem Dreikönigstreffen. Vielleicht haltet ihr euch innerlich eine eigene politische Rede. Wo soll die Reise hingehen? Ciao.

Quäl dich, du Sau!

Etwas heftig am frühen Morgen. Was für eine Überschrift. Udo Bölts. Radsport. Tour de France. Jan Ullrich kämpft um den Sieg (ja, ich weiß unter welchen Umständen er da hoch gesprintet ist). Alpe d’Huez. Schmerzen in den Muskeln. Und dann sagt es Bölts zu Ullrich: Quäl dich, du Sau! Ullrich gewinnt die Tour de France. Wie ich jetzt darauf komme? Vom gedopten Leistungssport zurück ins Weltgeschehen des hobbymäßigen, dopingfreien Breitensports. Zumindest in meinem Fall dopingfrei, abgesehen von… Ach. Ja, ja.

Gestern Abend in der Muckibude. Ich absolviere mein Programm. Während der fünf Kilometer auf dem Laufband (bin ich ein Hamster?) sehe ich Eurosport. Fernsehen. Einmal in der Woche. Was wird gezeigt? Dart. Das Spiel mit den Pfeilen. Ein Wettkampf in England. Stundenlang werden Pfeile geworfen. Die Massen im Saal sind aus dem Häuschen. England. Ein wenig anders. Nach fünf Kilometern erlöse ich mich von den bunten Bildern und starte mein Programm. Erst Maschinen, dann Hanteln. Ganz entspannt. Zu entspannt, wie mein Trainer befand. “Hey! Ganz runter.” Ich liege auf der Hantelbank und stemme Gewichte. So eine Stange wie beim Gewichtheben über mir. Hebe und senke die Stange mit ihren Gewichten puppenlustig leicht und locker. Da kommt er. “Jetzt aber mal ordentlich.” Dann kommen die Anweisungen. Also: Normalerweise hebe ich die Stange 12x. Ich war bei 7. Da sagt der Trainer “Jetzt mal nur halb hoch.” Boah, ist das anstrengend. Noch 4x. Echt? Das tut alles weh! 3x, 2x, 1x. Ich will die Stange einhängen. Mein Bizeps droht zu explodieren. Der Trainer: “Moment. Jetzt von oben halb runter. Ja, genau so. Noch 5x.” Ist der wahnsinnig? Weiß der nicht, wie scheiße weh (sorry, aber war so) das tut. 4x, 3x, 2x – ich kann nicht mehr!!! “Doch, du kannst. Noch 1x.” Geschafft. Ich will einhängen. Ach quatsch, will weg sein. Planetenwechsel. Fluchttendenz. Da. Genau in diesem Augenblick, als ich gerade einhängen will, sagt er: “Ne, ne, ne. Jetzt die ganze Strecke. Runter bis auf die Brust und dann hoch. 7x.” Ich habe Hörprobleme. Ich meine das ist unmöglich, das die Info stimmt. Dringend mit Q-Tipp sanft reinigen. Du hast jetzt nicht 7x gesagt! “Doch, mein Freund. 7x. Los.” Was hat der mir überhaupt zu sagen. Ich bin ein freier Mensch.

Darf der das überhaupt? Hier Menschen quälen. Und dann noch ausgerechnet mich. Ich glaube, der hatte keinen guten Tag. So viel Neue. Januar. Das Telefon steht nicht still. Massenhaft Anmeldungen. Gute Vorsätze. Die Bude ist voll, voller, am vollsten. Immer nach Silvester. Die guten Vorsätze. Ordentlich beleibte Menschen quälen sich auf dem Laufband. Viel zu schnell, der Schweiß wird aus den Poren gesprengt und fliegt nur so umher. Gehen. Gehen wäre am Anfang besser. Langsam anfangen. Die Leute kommen, habe ihre guten Vorsätze und neue Sportklamotten im Gepäck, unterschreiben einen Vertrag für ein Jahr, bleiben die Probezeit und werden nie mehr gesehen. Zahlen aber weiter. Ablass. Auch eine Art Fitnesstraining, für eine nicht in Anspruch genommene Leistung zu zahlen und arbeiten zu gehen. Futsch. Einfach futsch.
Vielleicht wollte er an mir ein Exempel statuieren? Seht mal, wie es euch geht, wenn ich euch in die Finger bekomme! Ihr werdet noch froh sein… 7x. Herrje! Ich kann nicht mehr. Das tut so schweineweh. “6x noch.” Ich gebe ihm innerlich nicht gerade sympathische Namen. Ich wollte doch freundlicher werden. Da ist doch noch was von dieser Unbändigkeit in mir. Das Tier!!! Sagen wir ein kleines Tier. 5x. Können Muskeln platzen, zerspringen, explodieren? 4x, 3x, 2x. Ich beschließe, egal was er sagt, danach einzuhängen. Der kann mich mal. Ich bin ein Bürger dieses Landes und habe Rechte. 1x. Ich hänge ein. Wahrer Widerstandskämpfer. Ich lächle verzweifelt. “Siehste, jetzt lachste!” Was? Ich lache? Boah, ey. Jetzt dreht der das auch noch und tut so, als wäre das mein ultimatives Glück. Ich sage ihm “Geh doch einfach!” Und er meint: “Fünf Minuten muss ich noch rumkriegen, hab’ gleich Feierabend!” Aber nicht bei mir. Lass’ mich bloß in Ruhe. “Du bist doch nicht zum Spaß hier!” Was? Aber genau deshalb. Bin ich Masochist oder was? Muss mir mein Leben weh tun, damit ich was spüre? Schönen Tag noch, tschüss Trainer.

Jetzt sitz’ ich hier, bin etabliert und schreib’ auf teurem Papier. Ach quatsch, das war Marius. Ich sitze hier und habe Muskelkater. Schulter, Arme. Wenn ich den in die Finger kriege. Erst 7x und dann langsam bis zu 1x runter. Und dann von vorne. Bin nämlich kein Masochist, Trainer. Warte nur…

Euch wünsche ich einen muskelkaterfreien Tag. No Sports! Winston Churchill. Gebt mir eine Zigarre. Ciao.

50/50 Highlights 2010!

Wer Lust hat, die meistgeklickten fiftyfiftyblog-Beiträge 2010 noch einmal zu sehen, zu lesen oder zu erleben, findet sie hier:

1. Blog-Rückblick!

2. Wenn Männer Damenunterwäsche kaufen…

3. Wiege der Welt

4. Essen, beten, lieben. Ich auch.

5. Beste Freundinnen, forever!

6. Duschgespräche unter Männern!

7. Der Herr Cooper!

8. Lauter nackte Menschen.

9. “Fucking Gitarrenladen!”

10. 19 Jahre mit Ela!

Die meisten Kommentare hatte übrigens “Wenn Männer Damenunterwäsche kaufen…” – 37 insgesamt.

Reset.

Jetzt sitze ich hier. Punkt. Alles anders und doch alles gleich. Binärer Code 0/1. Der Sprung von 10 auf 11. Fühlt sich alles gleich und doch ganz anders an. Aus Ende wurde Anfang. An dem stehe ich jetzt und frage mich, was kommt. Da ich keine Glaskugel habe, weiß ich das natürlich nicht. Jedoch kommen bei mir Signale an. Meine Sinne melden: Alles beim Alten. Mein Büro, der Schreibtisch (allerdings zum Jahreswechsel frisch aufgeräumt), der zeitliche Morgenablauf. Gleich geht’s raus mit Cooper. Und täglich grüßt das Murmeltier. Was hab’ ich denn erwartet?

Ab 9 Uhr dann der erste Job des Jahres. Es geht um Motorengehäuse. Erdige Arbeit. Aus Stahl gegossen. Schiller, die Glocke. Fest gemauert in der Erde. So ähnlich werden diese Motoren auch heute noch gegossen. Es gibt sie, die Dinge, die die Zeit überdauern. Trotz Schnelllebigkeit. Vielleicht lebt es sich auch gar nicht so schnell, wie ich annehme. Vielleicht ist das Leben doch ein langer ruhiger Fluss. Bei mir jedenfalls passiert gerade wenig Spektakuläres. Vielleicht bin ich durch den Winter eingefroren oder durch die ruhige Zeit etwas gedämpft.

Dabei sind so viele schöne Dinge geschehen. Wir waren auf einer Silvesterparty im großen Haus einer Freundin. Konnten im Gästezimmer übernachten. 16 Erwachsene, 22 Kinder waren da. Könnte man meinen “Huch, Chaos”. Das war unsere Befürchtung. Die meisten der Kinder aber waren schon 14 oder bald 15. Die haben mitgetanzt. Freunde von Jim. Ich weiß noch, wie die bei der Einschulung aussahen. So kleine Hasen. Ela und ich sind um 4 Uhr ins Bett, da waren die Kinder, äh Teens, noch lange wach. 2011, 2012, 2013. Die ersten werden volljährig. Nur noch drei Jahre.

Gestern haben wir uns dann in eine lange Schneewanderung gestürzt. Hoch ins Dorf und über die Wiesen, den alten Schulweg entlang ins Nachbardorf. Dort gibt es eine alte Bergmannskneipe, weil dort bis Anfang letzten Jahrhunderts Silber abgebaut wurde. Das Dorf, das heißt die Menschen dort, sind in der Gegend bis heute für ihre raue Art bekannt. Leider hatte die Gaststätte geschlossen. Kein Licht. Also weiter ins nächste Dorf. Auch da: Nix. Zum Schluss sind wir ganz romantisch in einer Pommesbude gelandet und haben Glühwein mit Rum getrunken. So ein neues Jahr scheint langsam anzulaufen. Noch herrschen die heiligen Nächte. Bis zum 6. Januar. Heilige drei Könige. Noch haben die Kinder Ferien. Noch liegt über allem Schnee. Die Welt wie zugedeckt. Fang’ ich einfach mal an. Mit Bloggen, Schreiben, mit 2011. Mal sehen. Seid ihr schon so richtig gestartet?

Ciao.