Ihr Lieben, gerade ist es zwei Wochen her, dass mich Ela hier unten im Büro anrief und mich vom Bloggen zum Gespräch rief. Seither ist viel passiert und ich weiß aus vielen Rückmeldungen und persönlichen Gesprächen, dass viele Menschen ein wenig schockiert, ratlos und interessiert waren und sind. Viele fühlen mit und unterstützen uns und sind für uns da. Obwohl wir uns das alles selbst eingebrockt haben.
Wie ist nun der Stand der Dinge? Wir arbeiten. Ela muss gerade die Teilung ihres Lebens in zwei Lebensschwerpunkte hinkriegen und wird dabei von einer Welle des Glücks und des Verliebtseins getragen. Es ist schön, sie jetzt endlich glücklich und sehr oft lachend zu sehen. Sie fährt mit ihrem neuen Jens jetzt eine Woche nach Schottland und ich freue mich für die beiden. Tatsächlich.
Wie geht es mir? Gut. Nicht sehr sehr, aber gut. Derzeit stehe ich unter strenger Beobachtung. Unter meiner eigenen strengen Beobachtung. In den ersten beiden Wochen habe ich ein ziemliches Tempo der Veränderung vorgelegt. Was für eine Veränderung? Eine innere. Wie ihr wisst, war ich ziemlich überrascht und musste von einem Moment auf den anderen reagieren und zurechtkommen. Ich habe mich entschieden, konsequent den buddhistischen Weg zu gehen. Also das, was ich in den letzten sechs Jahren gelernt und erfahren habe, konsequent anzuwenden.
Wichtigstes Element ist das Wissen um „Ursache und Wirkung“. Die Entscheidungen, die ich jetzt treffe, bestimmen mein weiteres Leben. Logisch. Mein Verhalten jetzt bestimmt, wie der Weg weitergeht. Ob wir weiter zusammen mit den Kindern leben können, oder ob wir alles komplett trennen müssen. Also habe ich mich hingesetzt und bin meine Optionen durchgegangen. Klassisch reagieren oder buddhistisch? Wütend werden, zornig, deprimiert, in ein Loch fallen, alles aufgeben? Es gab Menschen, die haben mir zum Zorn geraten. Ich solle es raus lassen, nicht in mich hineinfressen, mir nicht alles gefallen lassen. Tatsächlich war da bei mir eine Restsorge, es könne mich auffressen, wenn ich nicht stark emotional reagiere. Letztlich habe ich mich entschieden, in den Keller zu gehen und zu schreien. Ich hatte zwei Tage Halsweh, aber das Schreien war gut. Tatsächlich ist da was gegangen. Sehr profan. Aber hilfreich.
Der andere Weg ist der Weg, den ich jetzt gehe. Allmählich kristallisiert sich heraus, dass er trägt. Ich war unsicher, traute mir selbst nicht. Klappt das? Hält das Seil? Machst du dir was vor? Frisst sich da was in dich hinein? Am Wochenende war ich bei einem sehr guten Freund in Stuttgart. Ein Buddhist seit Jahrzehnten. Ein Freund auf dem Weg. Wir haben uns viel und lange unterhalten und er ist einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt und nachfragt. Tiefer geht. Ich wusste also, er würde mir sagen, wenn er das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt, dass ich mich selbst belüge und irgendein Konstrukt aufbaue, das dann irgendwann wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Trennungszeiten sind Zeiten der Unsicherheit. Ihr wisst das.
Gestern Abend bin ich zurückgekommen. Mit einem sehr guten Gefühl. Wieder war da jemand, der mir seine Zeit geschenkt hat, der mir zugehört hat, der mir Energie gegeben hat. Die Unterstützung, die ich seit zwei Wochen von Freunden und auch hier im Blog bekomme, ist gigantisch. Das spornt mich an, dranzubleiben. Mittlerweile habe ich sechs Kilo abgenommen. Bewusst. Nicht, weil ich leide. Das gibt mir gerade eine große Kraft. Ich brauche tatsächlich weniger Schlaf und bin fitter. Ich stehe jetzt morgens früher auf, um mehr Zeit zum Meditieren zu haben. Das gibt Klarheit, um mit den aufkommenden Gefühlen umzugehen.
Und: Das alles funktioniert. Mein Vertrauen wächst, die Zweifel werden weniger. Ihr könnt euch vielleicht nicht vorstellen, wie sich das anfühlt. Es ist, ich kann es nicht anders sagen: Ein Geschenk.
Bislang war ich nicht in der Situation, so intensiv auf die Mittel und Lehren angewiesen zu sein. Desto glücklicher bin ich nun zu erfahren, dass sie tatsächlich anwendbar sind. Ich weiß nicht, ob ihr das alles nachvollziehen könnt oder ob sich das nun total abgedreht anhört. Auf jeden Fall: Es läuft gut, der Zustand wird normaler, ich freue mich jeden Tag, dass es ist, wie es ist und realisiere bei aller Trauer um das Verlorene, dass es so gut, besser ist. Und ich glaube, es wird Gutes geschehen. Die Angst der ersten Tage lässt nach. Ich freue mich auf mein neues, freieres Leben. Ich freue mich, mit den Kindern und Ela, so lange sie das kann, hier weiter zu leben. Wir werden sehen. Ein spannendes Experiment. Ich bin gerne mittendrin dabei und lerne…

