Und das zwischen den Jahren in der ausklingenden heiligen Zeit! Ja, es geht um Sex. Verspieltes Liebesspiel. Rote Ohren. Zu dritt? Zu viert? Alle durcheinander oder was? Gangbang? Nun, wo die Liebe hinfällt. Der Schauplatz? Siegen, Berlin. Überall? Ich spreche verklausuliert, wahrscheinlich, weil das Thema so brisant ist. Nicht eigentlich wirklich, denn letztlich geht es um das allgemein bekannte Spiel der Anziehung, Abstoßung und des intensiven Miteinanders. Ineinanders. Gestern. Heute. Morgen. Menschen.
Wir waren im Kino. Ein ganz normales, seriöses Kino mit den modernen großen Leinwänden, den tiefen Sesseln und viel Beinfreiheit. Mit Freunden. Auf der Kinobühne wurde 3 gegeben. Der neue Tom Tykwer-Film. Beziehungsdrama wäre wohl die Kategorie, obwohl das Drama ausgefallen war. Alles eigentlich ganz harmonisch. Kein Stress, zumindest nicht wirklich. Stattdessen wurde viel geliebt. Gesext. In allen möglichen Stellungen. Querbeet. Mann mit Frau, Frau mit Mann, Mann mit Mann, Frau mit zwei Männern. Tom Tykwer sagt „Letztlich ist Monogamie widernatürlich“.
Ist Monogamie widernatürlich? 3 erzählt die Geschichte schön ruhig. Das Basispaar, dass sich nach 20 Jahren Beziehung ins Neue, ins Abenteuer stürzt, wird in feinen Zügen skizziert. Verrücktes Berlin. Schräg. Die beiden könnten glücklich sein. Komplett glücklich. Haben sich, haben gute Jobs, ein gefülltes Leben. Trotzdem: Langeweile. Irgendwie. Das Fehlende tritt auf, macht sich breit. Gradmesser ist Sex. Viel Sex, viel gut. Wenig Sex, wenig gut. Kinder können sie irgendwie nicht bekommen. Wollen sie auch irgendwie nicht. Unausgesprochen. Die würden auch gar nicht passen. Dann kommt Nummer 3 ins Spiel. Erst mit ihr, dann mit ihm. Er schläft mit ihm. Homosexuelle Sexszenen. Er liegt zwischen seinen Beinen und es geschieht, was sonst nur als Akt zwischen Mann und Frau gezeigt wird. Mutig. Im klassischen Sinne der Monogamie betrügen die beiden. Das Paar. Einander mit einem Mann. Showdown. Lösung aller Probleme. Glück durch Überwindung von Grenzen, von Moralvorstellungen. Der Film erzählt ein neues Modell. Abkehr von einer angenommenen „biologischen Determiniertheit“, wie die Nummer 3 es nennt. Im Film wird manchesmal gerne verklausuliert gesprochen. Im Ethikrat, im Monolog über Spinoza.
Hat mir der Film gefallen? Ich könnte jetzt sagen „schöne Bilder“. Nein, ja. Er hat mich irritiert. Zugegeben. Berührt hat er mich nicht. Für romantische Verklärung, für die Darstellung von Liebe war kein Raum. Die Liebe wurde in der alten Beziehung als vorausgesetzt angenommen. Habe ich die Protagonisten beneidet? Wegen ihrer Freiheit, vermeintlich zurück gewonnenen Leidenschaft? Nicht wirklich. Dazu war das alles zu egal. Blutleere Leidenschaft. Klare Aussagen, Eindeutigkeiten, aber kein Mitfühlen, Miterleben. Irgendwie distanziert. Rational. Triebsehnsüchte. Ist das alles? Frei ausleben und alles ist gut? Das Bett beleben und schon geht’s gut? Ich weiß nicht…
Vielleicht habt ihr ja Lust, euch auf das Experiment 3 einzulassen. Ich meine im Kino. Vielleicht erfahrt ihr dann mehr als ich und könnt mich aufklären. Bin gespannt. Ich bin ein wenig ratlos. Ciao.




