Four more years – Obama, yes.

Hu.

Mann. Heute Morgen dann im Radio. Obama. The winner takes it all. Puh, puh. Gestern noch war alles offen. Republikaner in Amerika. George W. am Horizont als Schreckgespenst M.R.

Klar. Ich weiß. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Obis Friedensnobelpreis passt nicht so richtig zu Drohnen und Killerkommandos, denen der Chef am Fernseher zuschaut. Das fand ich schon reichlich eklig, wie sie da saßen und der Tötung Bin Ladens zugesehen haben. Kleine Videokonferenz über die Helmkamera. Dieses Land da drüben hat manchmal etwas Grausames. Nun ist jeder Jeck anders und jedes Land hat die eigene Kultur. In manchen Ländern werden Weißwürste ausgesaugt, in anderen Frauen mit Gardinen zugehangen und in wieder anderen küsst man sich mit den Nasen. Wie sagt meine Mama immer: Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Bleibt die Frage, was Obama denn nun gebracht hat? Der Medizinmann des einflussreichsten Staates der Welt. Viele sagen: Nichts. Andere sagen: Viel. Ja, was denn nun? Auf der wunderbaren Seite fuckyouverymuch.dk bin ich fündig geworden. Thanx, Sine Cecilie Laub x Kristoffer Dahy Ernst. Ihr macht einen wunderbaren Job und tragt im Netz dazu bei, dass alles ein wenig besser und intensiver ist. Auf der Seite bin ich auf ein Foto von Barack gestoßen, unter dem ein Link anklickbar war. Hab ich gemacht. Und was tat sich auf? Eine Seite, die darüber informiert, was Mr. Obama alles getan hat. Die Seite heißt WHAT THE FUCK HAS OBAMA DONE SO FAR? Da kommt dann doch einiges zum Vorschein. Holla. Irgendwie doch keine verschenkten vier Jahre, auch, wenn es Guantanamo weiterhin gibt.

Ein Beispiel? „Signed the Children’s Health Insurance Reauthorization Act, which provides health care to 11 million kids — 4 million of whom were previously uninsured.“ Ah ja. Oder: „Tax cuts for up to 3.5 million small businesses to help pay for employee health care coverage“. Oder: „Signed financial reform law establishing a Consumer Financial Protection Bureau to look out for the interests of everyday Americans“. Und, und, und. Man kann da ziemlich lange klicken.

So ein paar Dinge gibt es also. Und ich denke, ja, Mitt Romney steht einfach für ganz andere Dinge, die die Welt nicht besser machen. Amerikanische Härte, die die Welt nicht braucht. Rückkehr der John Waynes a la Rumsfeld & Co. mit ihren wirtschaftlichen Interessen am Krieg und den persönlichen Verflechtungen. Invests im Irak. Ih. Nicht schon wieder Öl ins Feuer. Er wollte den Verteidigungsetat erhöhen, was gestern an der amerikanischen Börse die Kurse für Waffenhersteller und Armeeausrüster deutlich hat steigen lassen. Da haben einige den Sieg Romneys vorausgesehen. Zu früh Champagner getrunken. Falsches Pferd. Verzockt, Jungs. Jetzt mal schnell raus aus den Papieren. Ihr könnt eure schwarzen Cowboyhüte zurück an die Garderobe hängen.

Amerika hat Barack also noch einmal vertraut und vier Jahre geschenkt. Das ist eine wunderbare Nachricht, weil die Alternative düster gewesen wäre. Neuer Dampf im Kessel, neuer Hass, neue Aggression. Obama zieht in der Perspektive mit den offiziellen Truppen aus Afghanistan ab, im Irak hat er das schon umgesetzt. Vielleicht kommt dann mehr Ruhe in die Welt und all diese fiesen Sachen, die dort passiert sind und die Stimmung angeheizt haben, all diese Verfehlungen von Soldaten, die den Kreislauf der Gewalt angeheizt haben, gehören hoffentlich bald der Vergangenheit an. Es gibt eben keine „sauberen“ Kriege. Gewalt verändert Menschen, baut ihre Gehirne um, stumpft sie ab, lässt sie Dinge tun…

Nun, wir werden sehen. Auch in den nächsten vier Jahren wird Mr. President keine Wunder vollziehen, wie wir es nach der letzten Wahl zu gerne glauben wollten. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt und die letztlich doch eindeutige Entscheidung der Amerikanerinnen und Amerikaner ist ein gutes Zeichen. Dass sie ihm trotz der Krisen und der für Amerika hohen Arbeitslosigkeit weiter vertrauen, ist eine gute Sache. Und mittlerweile sieht der Boss wieder besser aus. Nach der ersten Wahl war er doch schnell gealtert und sah oft müde und verloren aus. Vielleicht hat er jetzt die Erfahrung, seine Energien zu bündeln und mehr zu bewirken, was der Welt und Amerika hilft. Vielleicht verdient er sich seinen Friedensnobelpreis ja doch noch.

Und: Ganz wichtig. Herr Cooper ist auch glücklich. Wegen Bo. Präsidentenfamilie mit Kindern und Hund findet er cool. Wenn der Herr Cooper das findet, finde ich das auch. Schließlich ist er als Retriever Meister in Sachen finden.

To be overwhelmed with…

Overwhelmed.

Dieser Begriff kam mir heute Morgen in den Sinn. Wie ihr wisst und als fiftyfiftyblog-Öfterleser bereits gemerkt habt, weiche ich öfter ins Englisch aus. Als Texter, der auf Deutsch schreibt. Eigentlich. Nun vertrete ich die These, dass diese Vereine zur Rettung von Sprachen Verhinderungseinrichtungen sind, die etwas Altem anhängen. Einem Wunschgedanken, der sich nicht halten lässt. Permanent kommen in diesem unserem Lande Thesen, die Sprache würde den Jordan runtergehen und verdenglishen und die guten alten Goethe-Schiller-Hölderlin-Zeiten gingen in Flammen auf. Eine Asozialisierung des deutschen Sprachraums. Huch. Quatsch mit Sauce. Selbstverständlich gibt es Extreme. Jugendsprache, die kaum verständlich ist. Werbeboys and Werbegirls, die sich englishcool verhaspeln und keiner blickt mehr durch. Gibt es. Aber das ist nun einmal die Realität, das Abbild der Zeit, der gesellschaftlichen Dynamik. In Zeiten von Globalisierung, von Exporten in alle Welt, von Firmen aus der Nachbarschaft, die ihre Produkte zu 80% nach China verschiffen, in Zeiten von Vernetzung, facebook und WWW allerorten lassen sich die Dämme nicht stützen. Wer wollte das auch? Und dieser Sprachdruck ist eben auch sprachinspirierend. Es passiert so viel. Sprachwandel. Wir können doch nicht dauernd die alten Worte verwenden, die nicht mehr passen.

Ist doch toll. Passiert was. Druck auf die Sprache, Innovationspotenzial, Veränderung, Erneuerung. Wozu? Ein Beispiel. Gedichte. Kürzlich sagte sie zu mir, ich sein ein Romantiker. Was ja nicht so ganz von der Hand zu weisen ist. Ich schreibe Gedichte, die öfter mal von Liebe handeln. Gefühlen. Menschlichen Innensichten. Muss ich euch nicht erklären. Es kommt so ein Augenblick, der mich overwhelmed with. Mit Freude überwältigt, weil mich etwas anfliegt. Weil dieser spezielle Zustand entsteht, der entrückt. Der Körper fühlt sich anders an, der Kopf auch, die Worte suchen sich zu ordnen. Welche nehme ich? Höderlin? Goethe? Novalis? Lasker-Schüler? Brecht? Heiner Müller. Something is rotten in this age of hope… Fickzellen mit Fernheizung. Worte eines deutschen Dichters. Der hat sich in der DDR an Shakespeare rangemacht. Hat mit ihm gekuschelt und mitten im Osten die Sprache des Klassenfeindes genutzt. Über Mauern, Selbstschussanlagen und Tretminen hinweg. Denn Worte fliegen selbst über Todesstreifen. Die fliegen mit dem Wind, kann man hören, wenn man will. Wer sich mit Sprache beschäftigt, spürt, wo die Worte herkommen. Sie haben eine lange Tradition, sind in unsere Gene gehämmert und transportieren sich mit. Bis ein „Hey, Alder, wat…“ da integriert ist, das dauert. Und geht. Natürlich bin ich schockiert, wenn Zoe zu mir sagt: „Hey Alter, kannste mal…“ Ist dann auch wieder süß. Und eine Zwischenstation, ein Ausprobieren, Individualität formen, schleifen, polieren. Auf dem Weg. By the way:)

Tatsächlich bin ich vom Thema abgekommen, weil dieses „To be overwhelmed with…“ eigentlich in dem Sinne gedacht war, dass ich sagen wollte: Ich bin überwältigt. Das wäre eine gleichzeitig reißerische und langweilige Head (Überschrift) gewesen, die mir nicht gefallen hätte. Also die englische Version, die diesen Zustand des überwältigt Seins stärker in den Klang nimmt. Wenn man das Wort langsam ausspricht, ist es tatsächlich so, als würde ein Vierzigtonner über einen hinwegrollen, als würde man langsam durch eine 100 to. Rollenpresse geschoben und zur Briefmarke verarbeitet.

Das war ja jetzt mal die längste Vorrede bzw. dreisteste Themenabweichung, die ich bislang aufs Parkett gelegt habe. Schönlau: Thema verfehlt. Setzen. Stupido. Womit verdienst du dein Geld? Hey, das hier ist Freestyle. Freizeit. Klar? Mach ma nich die Welle. Gut.

Momentan bin ich überwältigt vom Leben. So viele Eindrücke. Frankfurt, Glen, Besichtigung einer Maschinenfabrik, Meeting in einem abhörsicheren Ovaloffice, Briefing in einer Agentur zu drei Themen, Fahrt in einem 420PS-Boliden über eine Landstraße, Telefonate, Mails, Texten in Köln in einem Postraum mit Blick auf eine Hinterhofmauer mit drei restlichen Blättern vom roten Wein, im Stau stehen morgens, es nicht glauben können, was da abgeht. Autos, Autos, Autos, die sich wie Wasser in die Stadt drängen, die aus allen Ritzen sprudeln, alles verstopfen, zum Stehen kommen. In jedem Auto ein Mensch. So wie ich. Wie bescheuert ist eigentlich das Verkehrssystem der Menschheit? Individualismus. Egoismus. Abends wieder im Stau. Die gleiche Sache andersherum. Würden in jedem Auto zwei Menschen sitzen, wäre die Zahl der Autos schon halbiert. Ja. Ganz einfach. Allein in unserem Dorf: 210 Einwohner und bestimmt 90 Autos. In manchen Familien hat jedes Familienmitglied einen Wagen. Fünf Personen, fünf Autos. Wir haben auch zwei. Hier unten im Dorf stehen neun Häuser. Zu denen gehören 20 Autos – ohne die Geschäftslieferwagen und die Feuerwehrautos. Man könnte sich einen Fuhrpark teilen und würde mit deutlich weniger Fahrzeugen hinkommen. Würde man dann noch gemeinsam fahren – zum Beispiel zum Einkaufen… Wären das dann noch Elektroautos, die von einem Windrad auf dem Berg betankt würden…

Wie war das Thema? Überwältigt. Wahrscheinlich deshalb. Ich kapituliere. So wie gestern vor meinen Kindern. Auf der Rückfahrt aus Köln habe ich einen überwältigten Jim aus der Schule abgeholt, der mich zugetextet hat. Ich hatte also diesen Kölner stadtauswärts Stau überlebt, war dann geheizt, um pünktlich zu sein und habe mir dann Jetstream und Corioliskraft erklären lassen. „Weißt du Papa…“ Dann hat er mir noch im Detail erläutert, welche Fälle es im Russischen gibt und wie seine mündliche Prüfung in Russisch gelaufen ist. Ich hatte ja eher die Assoziation eines KGB-Verhörs. Sieben Minuten allein mit der Lehrerin und das Wissen der vergangenen Unterrichtseinheit auf Russisch erzählen. Puh. Zuhause dann kam mir Zoe entgegen geflogen, die fragte, ob sie morgen, also heute eine Gegenparty veranstalten dürfe. Weil ihre Freundinnen und sie nicht eingeladen worden wären… Irgendsoetwas. Sie nannte drei Namen, die kommen würden und in meinem Kopf drehte sich noch die Corioliskraft auf Russisch im Stau und ich sagte JA. Fehler. Ich ging die Treppe herauf, wo mich Herr Cooper überschwenglich oben stolz stehend, schwanzwedelnd, popowackelnd empfing. Da drang vom Telefon her die Zahl 8 in mein Ohr und Zoe legte auf und erzählte, wer alles kommen würde und dass die Mama nicht da sei und das alles kein Problem sei… Äh, moment mal. Zu spät, Papi. Boah, ey. Frech. Timing.

So. Jetzt wisst ihr ungefähr, was ich mit der Überschrift meine. Oder? Jetzt werde ich hier ganz ruhig arbeiten und all das, was ich die Woche über in meine Tasche habe stecken dürfen, texten. Kaum ein Wort geschrieben. Nur geredet. Schönen Tag euch, schönes Wochenende. Was nehme ich für ein Foto? Ach, was schreib ich denn, ihr habt es ja schon gesehen:) Overwhelmed…

Unperfekt ist perfekt


Foto: Jim Richter

Nobody is perfect!

Sagen wir so lapidar, wenn irgendetwas schief gelaufen ist. Als Entschuldigung und Trost, um letztlich zu zeigen, dass wir alle in einem Boot sitzen und das Schiefgelaufene jedem passieren kann.

Mir persönlich fällt seit geraumer Zeit auf, dass mir das Unperfekte zunehmend gefällt. Die Unperfektion scheint mir ein Segen zu sein, weil sie Raum gibt. Wenn beim Paartanz nicht jeder Schritt stimmen muss, wenn die Perfektion nicht zum Zwang wird, die als Gewicht auf den Schultern lastet. Wenn es leicht ist, easy, unperfekt. Jenseits der Vorstellung von 100%.

Denn woher kommen diese Skalen, die verlangen? Die erfüllt werden wollen? In allem, was wir tun? Wenn ich in die Zeitung schaue, um nach Stellenangeboten für freiberufliche Texter zu gucken, lese ich oft auch andere Stellenanzeigen. Was da so verlangt wird, ist der Hammer. Beste Qualifikationen, Auslandserfahrung, Mehrsprachigkeit, alle Softskills plus Stressresistenz. Kurzum: Perfektion auf ganzer Linie. Was für eine Vorstellung. Allein die Annahme, es würde stressresistente Menschen geben. Ich denke, es gibt Menschen, die ihren Stress vielleicht länger verbergen können als andere, aber resistent ist niemand. Das ist ja das Wesen von Stress.

Ist doch viel besser, unperfekt zu sein. Ganz ehrlich. Zuzugeben, das Stress nervt. Menschlich. Und dann eben zu schauen, wie man mit dem Stress umgeht. Ich denke, wir hängen in vielen Bereichen die Messlatte zu hoch und scheitern dann im Vergleich. Weil wir Erwartungen nicht erfüllen, die überzogen sind. Eigene Erwartungen, die im schlimmsten Fall ans Zwanghafte grenzen.

Wie schön ist es, wenn alles unperfekt sein darf. Menschlich. In den Erwartungen runtergekocht. Wenn das Tier einer perfekten eigenen Welt nicht täglich gefüttert werden muss. Das berühmte, so leicht gesagte Loslassen. Die Konzentration auf das Wesentliche, das Menschliche, das Miteinander. Weil Perfektion im Alltag eben auch trennt, weil sich Perfektion permanent abhebt und Distanz zwischen Menschen schafft, weil Perfektion der ständige Versuch ist, besser zu sein als andere. Das haut Schneisen ins Miteinander. Versucht, sich auf die Schultern der anderen zu stellen, um herabzublicken.

Gestern habe ich mit einer Freundin gesprochen, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat und nun in einer neuen Wohnung wohnt. Keine Küche, kein Sofa. Sie meinte lapidar: Ich guck mal in ebay. War ihr nicht wichtig, was da jetzt hinkommt. Back to the Roots. Mehr Second-Hand. Genauer hinsehen, was Wert und Wichtigkeit hat. Die Geister des eigenen Perfektionswahns aufspüren und ziehen lassen. Adieu. Ballast abwerfen, leichter werden. Entspannter. Menschlicher. Freundlicher. Ansprechbarer. Distanzen auflösend, statt schaffend. Eine lohnenswerte Aufgabe mit echter Rendite, die sich auszahlt.

Sähr, sähr, sääähr verlüüübt…

… in die FREIHEIT!

Wie geil ist das denn ist einer der Sprüche unserer Tage. So wie dieses HALLO??? Mit Betonung auf dem OOOOOOO. Ja. Stellt euch mal vor. Also vergesst alles. Den Schnickschnack. Das Drumherum. Konzentriert euch nur auf das, was zählt. Für euch. Für uns. Vergesst einmal Afghanistan, Syrien, Irak, Griechenland, Fukushima, den Euro und das Rugbyspiel, das er gerade mitmacht. Weg. Nehmt den Fernblick raus, den Zoom in die Weite und ja, jetzt sage ich es so kitschig, wie ich es meine, schaut in euer Herz. In diesem Augenblick. Was hat wirklich Wichtigkeit? Vor Ort. Hier. Jetzt. Was könnt ihr, was können wir, was kann ich wirklich beeinflussen? Leben? Was, verdammt nochmal, zählt???

Welche Hebel bewegen? Was in Gang setzen oder bremsen?

Heute Morgen lag ich im Bett. Nein, ich saß. Hörte neue Musik. Sehr, sehr schön. Die war einfach hereingeschneit gekommen. Per Post. Auch so ein verrücktes Ding. Die reitenden Boten mit den gelben Autos, die uns verbinden. Hände reichen. Engel, Götterboten auf leisen Sohlen, die uns Umschläge zustecken mit Botschaften.

Die schöne Musik. Leichte Gedanken. An die Freiheit. An die Überwindung innerer Grenzen. Das 1989 für die Mauern des Ichs. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Die Zeit geht. Mit uns, über uns hinweg. Und wir entscheiden, ob wir taumeln, tanzen oder mitfliegen. Ob wir mageres verängstigtes Sandkorn im Wüstenwind sind, oder Partikel eines Tsunamis oder vergessenes Staubkorn in der Tiefe eines Schranks in der Ecke. Mit traurigem Blick, der sich in unser Gesicht schleift. Oder ob wir es nehmen. Was uns geboten wird.

Heute Morgen war ich zurück auf der Straße. Diese Tage in Korsika. Das Meer hatte mich ergriffen, gefasst, verwunschen, verzaubert, mit Lebendigkeit überschüttet. Mein Surfbrett war dabei. Auf dem Dach des Kombis. Ein Schlüssel zum kleinen Glück. Es war Wind und ich wusste, dass es einige Orte weiter mehr Wind gibt, im Falle dieser Windrichtung, weil dort die Landabdeckung wegfiel. Freier Atem für den Wind des Meeres. Also fuhr ich los über die Routes an der Küste entlang. Und dann. Dann. Es gibt sie immer wieder diese magischen Momente. Lief im Radio Musik von früher. Der irssinnig brabelnde Inselmoderator sagte immer wieder Taj Mahal. Taj Mahal. Das Wort schon zuckersüß wie Tausend und eine Nacht. Die Musik. Big present in this moment of deep love. Blues. Johnny Lee Hooker und Co. Groove, Sonne, Meer und der Wind, der mit mir, ich mit ihm, spielen wollte. Ein Moment Befreiung, Sturm auf die Bastille. 1789. Freiheit. (Ich habe euch hier mal eine Jimi Hendrix Interpretation herausgesucht: Taj Mahal). Ich hatte und habe voll den Blues? Ja. Aber ganz anders:)

So saß ich heute Morgen im Bett. Ela hatte mir einen Cappuccino gebracht. Ich lauschte der Musik und flog. Ab. Freiheit. So what. Gleich gehe ich auf die Autobahn, werfe meine neue Hammer-CD rein, entere eine Agentur, spreche über Jobs und Werbung und werde tanzen. Die werden gucken. YES. Heute schon getanzt? Auf dem Küchentisch? Macht mal. Wie geil ist das denn… *g*

Alles ist das NICHTS dazwischen

Der Raum der Stille.

Ja, liebe Menschen an den Endgeräten in den heimischen Räumen, es wird esoterisch. So ist das, wenn man mit einem Menschen zusammen lebt, der gerade eine Yoga-Ausbildung macht. Da fällt plötzlich, als Ergebnis jahrzehntelanger Suche, Diskussion, Auseinandersetzung Manna vom Himmel. Erkenntnis, Erleuchtung, Wohlgefühl, Ergebnis, Geschenk, next step… Und natürlich weitere Irritation. Frage. Antwort? Bleiben wir mal schön auf dem heimischen Teppich. Mit beiden Füßen in Wolle.

Gestern habe ich angekündigt, heute über ein bestimmtes Thema zu schreiben, auf das Ela mich gebracht hat. Das war mal wieder verrückt, weil dieses Thema auf 13 dicht beschriebenen DIN A4-Seiten abgehandelt wird. Wann sollte ich die lesen? Gestern Abend? War der Plan. Da ich aber seit Monaten im Plan B lebe, hat das nicht geklappt. Ich durfte andere Dinge tun, die mir besser gefallen haben. Mit Menschen reden. Hier, dort. Egal. Wo war ich?

Plan B. Wecker auf 6 Uhr, Ela hat mich mit einem Cappuccino versorgt (was zeigt, dass es sich lohnt, nett zueinander zu sein, auch wenn man annehmen könnte, man solle das nicht tun, aus den aberwitzigsten Gründen, die aus dem tiefen inneren Meer als Brandungswellen mit enormer Kraft herauffluten…). Wach. 13 Seiten. Dr. Deepak Chopra. Amerikanischer Arzt indischen Ursprungs. Heilsverkünder, reicher Mann, Guru der Alternativ-Medizin, Mittler zwischen Wissenschaft, Glaube, Esoterik, New Age. Medizinmann einer Hollywood-Generation. Der FOCUS nennt ihn „Guru mit Homepage und Apps“ und kann sich nicht entschließen, ob er ihn hochleben oder verdammen möchte. Ein sehr unentschiedener Artikel…

Nun stehen die Zahlen 0724 unten rechts auf meinem Bildschirm und ich bin 13 dicht beschriebene Seiten klüger als zuvor. Aber wie mache ich es, euch 13 Seiten hier auf wenige Sätze einzudampfen? Nun. Machen wir es so, wie immer in diesem Blog. Reden wir über das Leben.

Die Quintessenz: Was ist das? Leben? Unser Leben? Du, ich, wir? Chopra löst das alles auf. Unsere Körper und die Vorstellung von Wirklichkeit. Alles zerfällt in Atome und die Zwischenräume. CERN. Krawumm! Was ist wirklich? Das, was wir wahrnehmen? Ist das so? Jeder Mensch sieht die Welt anders. Niemand weiß, wie der andere das sieht. Schwarz? Rot? Konditionierung. Iwan Petrowitsch Pawlow. Wir sind seine Hunde. Bestimmt durch das, was wir glauben. Und was wir glauben, basiert auf dem, was wir als objektiv betrachten. Wissenschaftlich fundiert. Selbst erfahren. ECHT. FEST. DEFINITIV. BETON. CONCRETE. Ts.

Das hebelt Chopra aus. Er sagt: Nichts ist so. Am Ende des Tages alles Einbildung. Was wissen wir denn? What the bleep do we know? Wie tief sind wir eingestiegen? Das Gottesteilchen wurde gefunden, der Schlüssel zu allem? Chopra spricht über das Phänomen Zeit. Die ablaufende Uhr. Wir glauben, es gäbe einen Anfang und ein Ende. Alles sei begrenzt. Es würde eine Hülle geben, eine letztlich geschlossene Form. Doch wo ist der Anfang? Der Urknall? Die Schöpfung? Und was, bitte schön, war davor? Und was liegt hinter dem Ende des Universums? Wir nehmen Grenzen an, weil wir sie auf unserem Planeten erfahren.

Und so definieren wir uns selbst auch. Mit Grenzen. Der Vorstellung. Chopra sagt: 95% aller Gedanken (und das seien 60.000 am Tag) würden wir täglich denken. Da grüßt das Murmeltier. Diese Gedanken denken wir aber nicht nur. Sie sind keine wabernde, undefinierte Masse. Nein. Sie sind unser Leben. Yes. Bestimmt durch sich selbst. Wir sind ein sich selbst schaffendes System im Kontext der Welt. Was wir denken, sind wir, werden wir. Wir erschaffen uns. Täglich neu. Was wir heute denken, werden wir morgen sein. Glücklich, unglücklich. Der amerikanische Traum von du musst nur fest genug daran glauben, der hat was. In etwas anderem Sinne.

Krankheiten, meint Chopra, kommen zum Beispiel aus dem, was unsere Zellen leben. Angst, Krebs. Unglück, Herzversagen. Angeblich sterben die meisten Menschen auf der Welt am Montagmorgen. Genau zu der Zeit, zu der die Arbeitswoche beginnt. Unglück sei die Basis für die meisten Herzerkrankungen. Jede Zelle im Körper würde letztlich die Information tragen, die sich durch unsere Gedanken und Gefühle einschleicht. Klingt einfach. Wenn es uns gut geht, geht es uns besser. Wenn wir glücklich sind, ist jede Zelle glücklich. Das sieht man, habe ich gehört. Andere Menschen sagen plötzlich: Du siehst gut aus. Glückliche Menschen leuchten, weil alle Zellen Leuchtkraft besitzen und das nach außen tragen (sie bekommen dafür Lächeln als Antwort, was wiederum glücklich macht and so on). Wie machen Sie das nur? Chopra beschreibt das. Aber das würde hier zu weit führen. Ich muss noch arbeiten und ihr habt sicherlich auch noch was vor. Vielleicht lest ihr ja mal ein Buch von ihm oder schaute den Film „What the Bleep do we know?“, der meines Erachtens in eine ähnliche Richtung geht…

Zum Schluss möchte ich sagen, weil mich die Auseinandersetzung mit dem Thema WIRKLICHKEIT nun schon seit Jahrzehnten begleitet, was ich selbst denke. Erfahre. Aktuell. Nun. Bis vor einem halben Jahr habe ich an andere Dinge geglaubt. Heute bin ich ein anderer als im März 2012. Auf atomarer Ebene, weil dauernd alles ausgetauscht wird, aber auch gedanklich. Da sind einfach Dinge weggefallen, von denen ich immer geglaubt habe, sie würden mich definieren. Das wäre meine Wirklichkeit. So wie man eine Garage abreißen kann, so sind mir Dinge abhanden gekommen. Und ich bin froh, nun, da sie gegangen sind, dass ich sie nicht mehr habe. Sie waren aus Beton und haben sich dennoch in Luft aufgelöst. Paff. Weg.

Chopra: „Im Vorwort des Bestsellers „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking macht Karl Seger die folgende Aussage: Stephen Hawking hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Geist Gottes zu verstehen und ist zu dem Schluss gekommen, dass wir in einem Universum ohne Anfang, ohne Ende, ohne Zeitbegrenzung und ohne räumliche Begrenzung leben.“

Wissen wir alle. Denken und leben tun wir was anderes. Weshalb ist das so? Woran hängen wir?

P.S. Der Vortrag von Dr. Deepak Chopra ist mit „Quantenbewusstsein“ überschrieben und im Internet hier zu finden. Kleiner, lustiger Youtube-Clip dazu: hier.