Tintenrausch

Der Füller
Lamy, transparent
ungeladen in der Tasche

Briefe schreiben
in denen Blüten eine Rolle spieln
anderer Schnickschnack des Herzens
als Antwort

Habe nicht geschrieben

Wollte sie nicht rüberziehn
ins Diggi-Tal der books und itters
Fastmails

Sauber soll es bleiben
klar
rein wie der Bach, der Blüten nährt
das schöne Tier mit weichem Fell und großen Augen

So’n Quatsch

Die schnelle Mail
kurz zwischendurch ein Kuss
vorbeifliehn
als stünde ich am Küchentisch
mit Händen in den Taschen

Gleitest hin
auf Rollschuhn lächelnd
ein Duft
gedreht mit Engelsflügeln
Rosaplüsch und nackt
Schnapp
ein Bild, gespeichert

In meinem Herzen singen Fanta4
jetzt bist du weg

Und weiß doch
wie es ist
was im Kopf sich ausdenkt

Wo warst du noch?

Wir haben uns vermählt
wie schön
ganz ohne Ringe
der große Chor, das Blumenmeer
Champagner aus Eimern
zwei Worte
gemailt, nicht geschrieben

Der Lamy
wartet
Tintenrausch

oktober 2012

Aggregatzustände des Lebens

Wir gewöhnen uns nie daran!

Nichts bleibt, wie es ist. Wie lang dauert ein Moment? Ein Augenblick? Eine tausendstel Sekunde? Millionstel? Milliardstel? Und ständig geschieht etwas. In der Welt, in uns. Prozesse, Abläufe, Veränderung.

Gestern Abend kam ich nach Hause. Hatte den ganzen Tag in einer Agentur an einem Konzept gearbeitet. Der Kopf ratterte noch. Klickidiklack. Rauch. Ich komme in mein Büro, lege Jacke und Tasche ab, checke kurz Mails, da klingelt das Telefon. Ich dachte: Die Kinder. Hi Papa. Kannste gerade… Oder so. Eine Freundin. Von der Autobahn. Ihr Freund hatte gerade Schluss gemacht. So heißt das. Sich nach vier Wochen vom jungen Glück verabschiedet. Es passiert so viel. Dauernd. Nächste Woche wird ein Nachbar von uns beerdigt. Jetzt geht er nicht mehr am Haus vorbei in seinen Garten. Ja. Shit.

What shall we do? Ist es nicht merkwürdig, dass wir uns tief in unserer Seele Ruhe und Konstanz wünschen, im Leben aber dauernd Veränderungen ausgesetzt sind, Veränderungen bewirken und uns Veränderungen sogar sehnsüchtig wünschen? Es soll besser werden. Anders als das Jetzt. Noch ein klein wenig besser dort, noch ein klein wenig besser hier. Nicht viel. Nur dort, wo’s zwickt. Nicht stimmt, passt, sich anfühlt. Eine kleine Kirsche auf dieses Sahnehäubchen dort. Ein Schlag mehr vom Glück, eine größere Portion vom Kuchen, vom Leben.

Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss. Schön wär’s. Oder auch nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Veränderungen auf einmal geschehen können. Dieses Jahr hat es wirklich in sich. Nach allem, was geschehen ist, werde ich mich nun auch beruflich ein wenig verändern. Natürlich werde ich weiter schreiben und texten. Kann ja nix anderes:) Aber demnächst teilweise fest. In einer Agentur, mit Kollegen. Drei Tage fest, zwei Tage frei für mich in meinem Büro. Ich möchte mehr mit Menschen zusammenarbeiten, mittendrin sein, an Konzepten mitarbeiten, sehen, was aus Projekten wird. Nicht nur so als der Freie reinhuschen, machen und wieder weg sein. Bin gespannt, welche Aggregatzustände sich dann einstellen werden. Was das macht.

Auf anderer Ebene habe ich gerade mit Sehnsucht und Vermissen zu tun. Hätte ich nicht gedacht. Hatte ich so nicht gewollt. Kürzlich hatte ich über die positive Färbung der Sehnsucht geschrieben. Dass sie leuchtend hell sein soll oder so, dass sie das Leiden negiert und die schöne Sehnsucht bleibt. Die erinnerungsvolle, glückdurchsetzte, strahlende. Worte. Texterkrankheit. Die Realität sieht dann doch manchmal anders aus. Aber weshalb soll es mir anders gehen? Sitzen doch alle in einem Boot und versuchen, den Fluss rauf zu rudern, weil wir glauben, dass da die besseren Plätze sind.

In diesem Sinne. Weiter. Bis heute Mittag muss ein Job fertig sein. Ich sitze schon seit Sieben am Schreibtisch und lass die Finger fliegen. Von nix kommt nix. Weitermachen. Weiteratmen. Lustig sein:) Hi. Ich wünsche euch einen schönen Tag mit ausgesprochen guten Milliardstelmomenten, in denen sich das Licht in jeder Pore zeigt. Leuchten. Im Innern. Nach außen. Den Menschen eine Freude zu sein. Haut rein.

Die Herr Cooper-Krise

Das Meer. Atomraketen auf dem Weg. Schweinebucht. Kennedy. Schnee von gestern. Aktuell: Die Cooper-Krise.

Mann. Mein guter alter Freund Cooper in der Midlife Crisis. Nur so kann ich mir das erklären. Sieben Jahre ist er nun alt, was hoch gerechnet so irgendwie die Mitte ist. Darf ich gar nicht dran denken, dann wird mir schlecht. Auf Schiermonnikoog war er echt nicht gut drauf. Nichts hat gepasst. Strand doof, Ball holen doof, nicht die richtige Ecke in der Wohnung und das Fressen hat nicht geschmeckt. Er hat seinen Napf gefüllt stehen lassen. Alarm für Cobra 11. Normalerweise inhaliert er sein Futter. Happs und weg.

Nun sind wir beiden ja so eine Art siamesische Zwillinge. Emotional gesehen. Geht es ihm schlecht… Ich leide mit. Halte ihm die Pfote, rede ihm zu, setze mich hin. Schaue ihn an. Herrje. Was für ein niedergeschlagenes Bild. Ich meine, jetzt ist er wieder auf dem Damm. Nach der Rückkehr hatte er ein wenig gehumpelt. Ich weiß nicht, ob ihm das Pflaster beim Laufen zugesetzt hat oder einfach die Pfoten vom Strand und Salzwasser rau waren. Freitagabend humpelte er die Treppe runter zu seinem Kissen. Ein Bild des Leidens, Grauens und Jammerns. Am liebsten hätte ich mich zu ihm ins Körbchen gelegt. Aber es gibt Momente im Leben eines Mannes wie eines Hundes, da muss man stark sein und die Zähne zusammenbeißen. Hilft ja nix.

Hat er gemacht. Samstagmorgen: Frisch wie die junge Fa. Schön wie die junge Fa. Erlebnishungrig. Ab in den Wald. Ich glaube, er hatte auch ein wenig Heimweh. Sehnsucht nach seinen Ruheplätzen hier, dem Kuscheltier, seinem Futter, seinem Wald. Kann der gucken, wenn es ihm nicht gut geht. Ohlala. Sonst, früher, war die Insel sein Traumparadies. Den ganzen Tag den Strand rauf und runter. Zu anderen Hunden stürmen, Bälle jagen. Unermüdlich. Tja. Er wird ein wenig alt. Ob es ihm und mir gefällt oder nicht. Das ist nicht mehr der junge Wilde, der Labbi mit der unbändigen Kraft und Ausdauer.

Gestern Abend, nach einem Tag in einer Kölner Agentur, ist er fast in mich reingekrochen als ich nach Hause kam. Du hier! Die Nase ans Bein, wildes Schwanzgewedel, Stupser, Aufgeregtheitsnieser. Freude pur. Ein lachender Hund. Midlife Crisis. Ups and downs. Jetzt liegt er hier, schaut mich an, will raus. Komm schon. O.K. Gerne. Runde drehn. Hunde, ich sags ja… Sind wie Menschen.

Unperfekt ist perfekt


Foto: Jim Richter

Nobody is perfect!

Sagen wir so lapidar, wenn irgendetwas schief gelaufen ist. Als Entschuldigung und Trost, um letztlich zu zeigen, dass wir alle in einem Boot sitzen und das Schiefgelaufene jedem passieren kann.

Mir persönlich fällt seit geraumer Zeit auf, dass mir das Unperfekte zunehmend gefällt. Die Unperfektion scheint mir ein Segen zu sein, weil sie Raum gibt. Wenn beim Paartanz nicht jeder Schritt stimmen muss, wenn die Perfektion nicht zum Zwang wird, die als Gewicht auf den Schultern lastet. Wenn es leicht ist, easy, unperfekt. Jenseits der Vorstellung von 100%.

Denn woher kommen diese Skalen, die verlangen? Die erfüllt werden wollen? In allem, was wir tun? Wenn ich in die Zeitung schaue, um nach Stellenangeboten für freiberufliche Texter zu gucken, lese ich oft auch andere Stellenanzeigen. Was da so verlangt wird, ist der Hammer. Beste Qualifikationen, Auslandserfahrung, Mehrsprachigkeit, alle Softskills plus Stressresistenz. Kurzum: Perfektion auf ganzer Linie. Was für eine Vorstellung. Allein die Annahme, es würde stressresistente Menschen geben. Ich denke, es gibt Menschen, die ihren Stress vielleicht länger verbergen können als andere, aber resistent ist niemand. Das ist ja das Wesen von Stress.

Ist doch viel besser, unperfekt zu sein. Ganz ehrlich. Zuzugeben, das Stress nervt. Menschlich. Und dann eben zu schauen, wie man mit dem Stress umgeht. Ich denke, wir hängen in vielen Bereichen die Messlatte zu hoch und scheitern dann im Vergleich. Weil wir Erwartungen nicht erfüllen, die überzogen sind. Eigene Erwartungen, die im schlimmsten Fall ans Zwanghafte grenzen.

Wie schön ist es, wenn alles unperfekt sein darf. Menschlich. In den Erwartungen runtergekocht. Wenn das Tier einer perfekten eigenen Welt nicht täglich gefüttert werden muss. Das berühmte, so leicht gesagte Loslassen. Die Konzentration auf das Wesentliche, das Menschliche, das Miteinander. Weil Perfektion im Alltag eben auch trennt, weil sich Perfektion permanent abhebt und Distanz zwischen Menschen schafft, weil Perfektion der ständige Versuch ist, besser zu sein als andere. Das haut Schneisen ins Miteinander. Versucht, sich auf die Schultern der anderen zu stellen, um herabzublicken.

Gestern habe ich mit einer Freundin gesprochen, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat und nun in einer neuen Wohnung wohnt. Keine Küche, kein Sofa. Sie meinte lapidar: Ich guck mal in ebay. War ihr nicht wichtig, was da jetzt hinkommt. Back to the Roots. Mehr Second-Hand. Genauer hinsehen, was Wert und Wichtigkeit hat. Die Geister des eigenen Perfektionswahns aufspüren und ziehen lassen. Adieu. Ballast abwerfen, leichter werden. Entspannter. Menschlicher. Freundlicher. Ansprechbarer. Distanzen auflösend, statt schaffend. Eine lohnenswerte Aufgabe mit echter Rendite, die sich auszahlt.

Wie gemütlich ist das denn…

Heidanei. Wieder Zuhause. Liege auf meinem Bett und höre Musik und schaue Fotos. Von Schiermonnikoog. Mehrere hundert sind es geworden. Hier ist es ausgesprochen gemütlich. Der Ofen bollert, Zoe und Jim haben sich in ihre Zimmer zurückgezogen, Herr Cooper chillt. Es läuft neue Musik. Denn: Ich bin verwöhnt worden. Wieder. Geschenke. Als ich zurückkam, lagen zwei Umschläge im Briefkasten. In jedem war eine gebrannte CD. Wie ich das liebe. Wenn sich jemand die Mühe macht, Musik zu brennen und zu verschicken. Nunja, nicht jemand. Jemand besonderes. Das ist besonders. Wenn die Musik dann noch so passt. 150%. Mehr geht nicht. Basta.

Gerade höre ich Mouse on Mars. Auf der CD ist auch Kammerflimmer. Und dann ist da noch Burnt Friedmann. „nonplace urban field„. Die Musik hätte ich auf meinen Strandwalks gerne auf den Ohren gehabt. Das Licht, die ziehenden Wolken, die Weite, die Musik. Wäre gut gekommen. Aber: Ich habe keinen MP3-Player. Und mag die Natur pur auch sehr. So. So it is.

Jetzt trinke ich hier also Cappuccino, freue mich über die Musik, über die Zeit für mich, meine Gedanken, die in die Ferne schweifen, die Wärme, den Wind draußen vorm Fenster, die Sonnenstrahlen, die auf dem Boden tanzen und die vielen Fotos. In erster Linie vom Strand. Dieser Strand ist einfach unermesslich groß. Dieses Licht. Unbeschreiblich. Diese Weite. Diese Motive. Schauspiele. An einem Morgen gehörte der gesamte Strand Cooper und mir allein. Das war… Wir waren die Straße zum Strand rauf gejoggt. Vorbei am Leuchtturm, den Weg durch die Dünen entlang. Hinter dem Leuchtturm eine dunkle Wolke, aus Richtung Strandcafe die aufgehende Sonne über den Dünen. Das Licht so klar, alles scharf umrissen, perfekte Ausleuchtung. Die Dünen leuchteten, das Dünengras war so grün, die Vögel zeichneten sich scharf ab, die Wellen, die Brandung. Ah. Natürlich hatte ich keine Kamera dabei und habe mich auch entschieden, den Moment zu nehmen.

Ich hatte nur kurz laufen wollen, habe dann aber alles genommen, was sich mir bot. Den ganzen Strand entlang bis zum Strandcafe. Nicht umdrehen, nicht umkehren. Mitnehmen, was geht. Keine Kompromisse. Keine Halbheiten. Das volle Leben. In diesem Jahr hätte ich gerne einen besseren Gehirnspeicher, der all das, was so schnell geschieht, in HD und Breitband abspeichert. Gut, dass ich den Blog und facebook habe. Manchmal gehe ich da rein und scrolle durch mein Leben. Sehe die Fotos,lese die Geschichten, erinnere. Hier nun weitere Fotos zum Schiermonnikoog-Aufenthalt, damit nichts in den Tiefen der digitalen und analog-humanoiden Erinnerung verloren geht.

Euch wünsche ich ein schönes Wochenende und Spaß an den Fotos und eventuell auch an der Musik. Ciao.

Und noch ein Song aus aktuellem Anlass:) Grins. Für alle Bräute und Bräutigame dieser Welt. Be happy…