Wir gewöhnen uns nie daran!
Nichts bleibt, wie es ist. Wie lang dauert ein Moment? Ein Augenblick? Eine tausendstel Sekunde? Millionstel? Milliardstel? Und ständig geschieht etwas. In der Welt, in uns. Prozesse, Abläufe, Veränderung.
Gestern Abend kam ich nach Hause. Hatte den ganzen Tag in einer Agentur an einem Konzept gearbeitet. Der Kopf ratterte noch. Klickidiklack. Rauch. Ich komme in mein Büro, lege Jacke und Tasche ab, checke kurz Mails, da klingelt das Telefon. Ich dachte: Die Kinder. Hi Papa. Kannste gerade… Oder so. Eine Freundin. Von der Autobahn. Ihr Freund hatte gerade Schluss gemacht. So heißt das. Sich nach vier Wochen vom jungen Glück verabschiedet. Es passiert so viel. Dauernd. Nächste Woche wird ein Nachbar von uns beerdigt. Jetzt geht er nicht mehr am Haus vorbei in seinen Garten. Ja. Shit.
What shall we do? Ist es nicht merkwürdig, dass wir uns tief in unserer Seele Ruhe und Konstanz wünschen, im Leben aber dauernd Veränderungen ausgesetzt sind, Veränderungen bewirken und uns Veränderungen sogar sehnsüchtig wünschen? Es soll besser werden. Anders als das Jetzt. Noch ein klein wenig besser dort, noch ein klein wenig besser hier. Nicht viel. Nur dort, wo’s zwickt. Nicht stimmt, passt, sich anfühlt. Eine kleine Kirsche auf dieses Sahnehäubchen dort. Ein Schlag mehr vom Glück, eine größere Portion vom Kuchen, vom Leben.
Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss. Schön wär’s. Oder auch nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Veränderungen auf einmal geschehen können. Dieses Jahr hat es wirklich in sich. Nach allem, was geschehen ist, werde ich mich nun auch beruflich ein wenig verändern. Natürlich werde ich weiter schreiben und texten. Kann ja nix anderes:) Aber demnächst teilweise fest. In einer Agentur, mit Kollegen. Drei Tage fest, zwei Tage frei für mich in meinem Büro. Ich möchte mehr mit Menschen zusammenarbeiten, mittendrin sein, an Konzepten mitarbeiten, sehen, was aus Projekten wird. Nicht nur so als der Freie reinhuschen, machen und wieder weg sein. Bin gespannt, welche Aggregatzustände sich dann einstellen werden. Was das macht.
Auf anderer Ebene habe ich gerade mit Sehnsucht und Vermissen zu tun. Hätte ich nicht gedacht. Hatte ich so nicht gewollt. Kürzlich hatte ich über die positive Färbung der Sehnsucht geschrieben. Dass sie leuchtend hell sein soll oder so, dass sie das Leiden negiert und die schöne Sehnsucht bleibt. Die erinnerungsvolle, glückdurchsetzte, strahlende. Worte. Texterkrankheit. Die Realität sieht dann doch manchmal anders aus. Aber weshalb soll es mir anders gehen? Sitzen doch alle in einem Boot und versuchen, den Fluss rauf zu rudern, weil wir glauben, dass da die besseren Plätze sind.
In diesem Sinne. Weiter. Bis heute Mittag muss ein Job fertig sein. Ich sitze schon seit Sieben am Schreibtisch und lass die Finger fliegen. Von nix kommt nix. Weitermachen. Weiteratmen. Lustig sein:) Hi. Ich wünsche euch einen schönen Tag mit ausgesprochen guten Milliardstelmomenten, in denen sich das Licht in jeder Pore zeigt. Leuchten. Im Innern. Nach außen. Den Menschen eine Freude zu sein. Haut rein.
Lieber Jens,
oh je, da komme ich mal wieder vorbei und dann das.
Ich bin an einer Stelle ein wenig anderer Meinung: Ich finde unsere Seele IST die Ruhe und die Kostanz ohne die wir die äußeren Einflüsse nicht erden können, nicht in Einklang mit uns bringen können. Auch nicht die Veränderungen und auch nicht die Sehnsüchte.
Herzlich
Gitta
Hi Gitta,
dann was? Alles Momentaufnahmen – Aggregatzustände.
Ja, die Seele ist die Ruhe. Aus meiner Sicht, wenn ich die Seele Geist nennen darf, ist sie das Zentrum. Dauernd, überlebend. Nur ist der Geist nicht immer Motor unseres Seins. Ab und an übernimmt eine andere Institution die Führung. Sonst wäre ja alles anders. Die Seele hält allem Stand und braucht nichts, das vor die Seele, den Geist Geschaltete schon. Ich denke nicht, dass wir unterschiedlicher Meinung sind. Zumindest in diesem Punkt nicht, sonst gerne:))
Liebe Grüße
Jens
Hallo Jens,
Aggregatzustände des Lebens – wow, was für eine Überschrift!
Ja, das Leben spielt nicht immer so wie wir es gerne hätten. Die Seele muß dann immer hinterherrasen. Ist manchmal nicht leicht für selbige. Aber man kann sich auch dran gewöhnen, an das Auf und Ab des Lebens. So ist das Leben eben.
Für Deine Arbeit wünsche ich Dir viel Erfolg.
LG
Annegret
Hi Annegret,
es passiert immer viel. Auch wenn wir unsere Geschicke weitestgehend selbst lenken, lässt sich nicht immer sagen, was was bewirkt. Und so finden wir uns mal hier, mal dort wieder. Dran gewöhnen? Ich weiß nicht, ob ich das will. Eher nicht. Ist ja alles immer auch ein Lernprozess. Nächste Stufe. Lehrmeister. Aufgabe. Und bei genauem Hinschauen ist alles da.
Danke für die Wünsche. Bin ziemlich gespannt, was das gibt. Macht auf jeden Fall Spaß, sich der neuen Herausforderung zu stellen. Fast wäre ich nach Düsseldorf gegangen. Hab ich dann doch abgesagt. Das wäre zu radikal gewesen. Die ganze Woche weg. Nun bleib ich in der Gegend und mach das drei Tage die Woche.
Liebe Grüße
Jens