Er, sie, es bollern Sehnsucht…

Hä? No comprende? Klaro. Wie auch. Hi. Grins. Schelmenhaftigkeit am frühen Morgen. Also. Es war einmal…

Genau genommen: Gestern Abend. Kann ich so anfangen? Ach, nee, da fehlt noch ein Bogen. Also bollern und Sehnsucht sind zwei Teile einer Geschichte. Fangen wir mit dem Bollern an. Again also. Also. Gestern Abend saß ich mit Jim am Küchentisch. Mit meinem neuen Laptop. Das alte ist den Jordan runter wegen Jugend forscht. Konkret: Jim wollte es reparieren. Mir einen Gefallen tun. Die Kopfhörerbuchse hatte einen Wackler, was beim Hören wackelte. Er hat mein Laptop genommen, es auseinander gebaut und ist dann irgendwie mangels wahrer Ahnung auf halber Strecke im Sumpf der Elektronik steckengeblieben. Der Rest ist Elektroschrott und eine andere Geschichte. Shit. Vom Thema abgekommen.

Wir saßen da und himmelten mein neues Laptop an. Jungs. Zahlen. Ram. Speed. Prozessorgespräche. Da kam Zoe. Von den Nachbarn. Und dann Ela. Vom Yoga. Und dann ging’s los. Erst ein kleins Hi. Zoe. Das hat sich dann gesteigert. Lachanfall. Sprachbruchstücke der Erklärung. Irgendwann lagen wir alle auf dem Tisch und prusteten.

Was war geschehen? Sie war bei Ihren Freunden in der Nachbarschaft, als die Nachbarin das Wort bollern nutzte. Irgendjemand hatte erst gegen den Tisch und dann gegen die Wand gebollert. Zoe hörte das Wort und musste lachen. BOLLERN. Was für ein Wort! Und dann hat sie es uns erklärt. Hört mal: Bollern! Prust. Er bollert. Sie bollert. Es bollert. Milch im Mund, sie sitzt mir gegenüber, ich gehe in Deckung. Wir haben gebollert. Wir werden gebollert haben. Bollern in allen Konstruktionen und Deklinationen. Wir konnten nicht mehr. Es bollerte am Tisch, das die Heide wackelte. Boller nich gegen den Tisch. Sie hat gegen die Wand gebollert. Bollern wie Bolle. Im Duden steht: bollern, landsch. für poltern, krachen. Ha. Herrje. Was haben wir gelacht…

Teil 2. Sehnsucht. Da lag ich also heute Morgen im Bett, trank meinen Cappuccino und hörte meine Lieblings-CD des Moments, auf der Vert und Kammerflimmern eine Rolle spielen. Grooviger Elektro-Jazz-Funk-Pop-irgendwas. Keine Ahnung. Macht auf jeden Fall gute Laune und lässt Hüften zucken. Was will man mehr. Und so trank ich und groovte und dachte an Bollerlachen und das Wort Sehnsucht. Das hat gerade eine besondere Bedeutung und so wollte ich dem Wort auf den Grund gehen. Denn: Sehnsucht, die Sucht des Sehnens (übrigens ein in Klang und Konnotation wunderbares Wort, ein Juwel unserer Sprache – bitte, vergesst das nicht!), hat zwei Aggregatzustände. In der Emotion. Sprache ist nicht nur denken, sie ist auch fühlen. Was für ein Glück! Aber ihr wisst das. Natürlich. Klaro.

Was lässt uns Sehnsucht, das Wort, fühlen? Wenn wir es praktizieren? Wenn wir es aus dem Schrank der Buchstaben ins Zentrum unseres warmen Ichs rücken? Zwei Dinge. Dieses angenehme Sehnen. Ein träumerisches, positives Fernweh. Sich hingeben. Diesem anderen, das nicht da ist, das wir aber spüren und wollen. Das uns ausfüllt, begeistert, lächeln lässt. Ihr versteht? Und dann ist da die Sucht, die Qual. Wenn das Sehnen schmerzt. Wenn es zum Vermissen wird. Ein schmaler Grat. Ein Übergang. Ein sehr wechselvolles, ambivalentes Gefühl ist dieses Sehnen. Ich weiß, wovon ich spreche. Schreibe.

So what? Ja. Wie immer. Es geht darum. Etwas zu tun. Nach dem Sezieren eine Entscheidung zu treffen. Das Innere zu programmieren, es zu nehmen, zu beeinflussen, es nicht gänzlich frei zu lassen. Ein Kneten, Formen, Führen. Letztlich der eigene Weg. Dem Sehnen die Sucht nehmen. Dem Fernweh das Weh. Es fühlen, spüren, lächeln. Den Grat nicht übersteigen. Hier bleiben. Im Land des Lächelns. Der Freude. Sonst schmerzt Sehnsucht und die Betonung liegt plötzlich nicht mehr auf der weichen ersten Silbe, sondern auf dem harten t. Wer will das schon? Nobody. Es ist mal wieder ein Trick. Ja. Mit Tricks arbeiten. Wenn Sehnsucht aufkommt, die Bilder des Sehnens nehmen. Die schönen Bilder. Darin schwelgen, baden und nicht aufhören. Dann keinen Schritt weiter gehen, sondern verharren oder es für den Moment weich ausklingen lassen, um nicht im harten Vermissen zu landen.

Jetzt habe ich hier überhaupt keine Ahnung, ob ihr versteht, was ich meine. Egal. Wer gerade die Antennen hat, wird die Botschaft empfangen. Wer nicht, nehme es mir nicht übel. Sehnsüchtige Sehnsüchte. Hi. Is ja fast wie bollern…

In Love with Beth Gibbons


Thanx to José Goulão! (mehr Fotos von ihm hier!)

She’s so really wonderful.

Kennt ihr sie? Die Sängerin von Portishead. Hatte ich hier schon. Bestimmt. Ich weiß nicht mehr wie, wann, wo, aber da gibt es diese unglaubliche Aufnahme. Dieses Konzert. Roseland NYC. Roads. Als ich dieses Video auf Youtube gesehen habe, da war es um mich geschehen. Das war im Frühjahr. Der Auftakt zu diesem Sommer voller Musik. facebook. Ja. Halbe Nächte Musik gehört. Tipps. Links. Das war mit dieser verrückten Frau. Da war dieses Link-Gedicht entstanden, dass niemand verstanden hatte: …………………..29………………….. Jede Zeile ein Gesprächsfetzen. Ein hinterlegter Song. Ein Youtube-Video. Leider sind mittlerweile wieder einige von der GEMA gesperrt. Aber das ist Teil der Kunst. Der Realität 2012. Die Dinge vergehen. Lösen sich auf. Haben scheinbar Halbwertszeiten. Ein verrücktes Jahr. Wann wird das aufhören? Am letzten Tag.

Portishead. Massive Attack mezzanine. Den Sommer über wurde es dann lockerer. Weniger melancholisch. Lenny, Lenny, Lenny. Der hat mich wirklich um den Verstand gebracht. Meine Güte. Mein CD-Player weigert sich mittlerweile Lenny zu spielen. Keine Chance. No.

Nun kommt der Herbst und der Winter. Widder haben damit Probleme, habe ich gehört. Zu kalt, zu nass, zu einsam, zu eingesperrt. Keine T-Shirts, keine offenen Türen. Heizung. Feuerstellen. Brennholz (muss ich noch sägen).

Da treffe ich auf Beth. War mal wieder zu schnell, bin nicht weitergegangen. Beth hat nicht nur für Portishead gesungen, sondern auch solo. Zwei Alben, wie Wikipedia verrät. Eines heißt „Out of Season“. Bald wird es bei mir sein, bis dahin vergnüge ich mich mit Youtube-Clips. Beth Gibbons zusammen mit Rustin Man. Funny Time of Year. She kills me. Mit ihrer Stimme.

„These silent words of conversation
Hold me now this adulation
See me now
Oh it’s easy now

Falling like a silent paper
Holding on to what may be“

Wie schrieb die Zeit vor der Veröffentlichung des Albums 2002 im Artikel „Schönes Schweigen“: „Es gibt keinen aktuellen Grund, warum wir auf ein neues Album von Beth Gibbons warten, das sie zusammen mit Paul Webb Out Of Season nennt und das im Februar in Deutschland erscheint. Es ist nur die Sehnsucht nach einem Zeichen, dass der Klang, dem man ein Leben lang nachläuft, keine Fata Morgana war. Die Affären mit den Sängern und Sängerinnen unseres Lebens zehren von der unüberwindbaren Distanz zu deren Leben. Wer will schon hören, was sie sagen, wenn sie es singen können. „God knows how I adore life“ wird der erste und letzte Satz der wahren Melancholiker lauten.“

Und sie schrieb mehr, die Zeit: „Barrow hat sie nie gefragt, warum ihre Texte so traurig seien, und hält das bis heute für ein Thema, „über das man lieber schweigen sollte“. Es wird gesagt, sie lache viel und trinke jeden Mann unter den Tisch. Beth Gibbons schweigt, Beth Gibbons singt.“

Wie schrieb sie am 25. September 2011 auf ihrer facebook-Seite: „How can it feel, this wrong“. Ob sie weiter schreibt? Ob es etwas Neues von ihr geben wird? Wir werden sehen. Derweil freue ich mich auf die neue (alte, 2002) Platte, die mir die dunkle Zeit versüßen wird. Mit Tee und Kopfhörern, meinem Bett und dem Blick durch das Dachfenster in den Himmel. Ich werde mich wie ein Fisch unter Wasser fühlen, wenn die Herbststürme mir Atlantikwasser fassweise auf den Kopf schütten. Egal. Ich werde dort liegen und hören. Fühlen. Abfliegen. Yes. Beth.

To Rome with Love

Und dann noch ins Kino. Sonntagabend. Nach einem Wochenende, an dem ein toter Birnbaum zu Fall kam und ich gezwungen war, viele Mojitos zu trinken, um die optimale Mixtur und Zubereitung herauszufinden. Und da waren noch eine Party und viel Lachen und Rosen, deren Dornen nun in meinen Fingerkuppen stecken.

To Rome With Love. Woody Allen hat geladen. Ein Star-Ensemble nach Rom und mich ins Kino, um den neurotischen Großmeister zusammen mit Alec Baldwin, Roberto Benigni, Penelope Cruz, Judy Davis, Jesse Eisenberg (der Zuckerberg-Darsteller) und der zuckersüßen Ellen Page zu sehen.

Wie wars? Verrückt. So wie das Leben eben spielt. Ein einziger Sommernachtstraum, ein Spiel der Irrungen und Wirrungen und alles durcheinander. Diese Stadt. Italien. Die Hauptstadt. Liebe, Sex, Speed. Intelligent witzige Dialoge im Allen-Stil. Menschliches Versagen im Sinne von „Verlassen der Linie“. Wünsche, Träume. Sehnsüchte, erfüllte Sehnsüchte, unerfüllte Sehnsüchte. Der Leichenbestatter mit der fantastischen Stimme, die er nur unter der Dusche hat. Weshalb er mit Dusche auf die Opernbühne gebracht wird. Der kleine Buchhalter, der plötzlich berühmt wird und von den schönsten Frauen verführt wird. Der Architekturstudent, der sich der amerikanischen Schauspielerin nicht erwehren kann. Und Penelope, die als Prostituierte den verklemmten Ehemann verführt. Szenen, Stationen, Rom. Sonne, Blicke über die Stadt, die spanische Treppe, der Trevi-Brunnen, Trastevere.

Und am Ende alles wieder in Ordnung. Alle an Ihrem Platz. Zurückgekehrt in das jeweilige, passende Leben. Zurück auf Null, auf Start. Schönes, nettes, flottes Kino. Kein Highlight a la „Ziemlich beste Freunde“, aber schön anzusehen.

Sähr, sähr, sääähr verlüüübt…

… in die FREIHEIT!

Wie geil ist das denn ist einer der Sprüche unserer Tage. So wie dieses HALLO??? Mit Betonung auf dem OOOOOOO. Ja. Stellt euch mal vor. Also vergesst alles. Den Schnickschnack. Das Drumherum. Konzentriert euch nur auf das, was zählt. Für euch. Für uns. Vergesst einmal Afghanistan, Syrien, Irak, Griechenland, Fukushima, den Euro und das Rugbyspiel, das er gerade mitmacht. Weg. Nehmt den Fernblick raus, den Zoom in die Weite und ja, jetzt sage ich es so kitschig, wie ich es meine, schaut in euer Herz. In diesem Augenblick. Was hat wirklich Wichtigkeit? Vor Ort. Hier. Jetzt. Was könnt ihr, was können wir, was kann ich wirklich beeinflussen? Leben? Was, verdammt nochmal, zählt???

Welche Hebel bewegen? Was in Gang setzen oder bremsen?

Heute Morgen lag ich im Bett. Nein, ich saß. Hörte neue Musik. Sehr, sehr schön. Die war einfach hereingeschneit gekommen. Per Post. Auch so ein verrücktes Ding. Die reitenden Boten mit den gelben Autos, die uns verbinden. Hände reichen. Engel, Götterboten auf leisen Sohlen, die uns Umschläge zustecken mit Botschaften.

Die schöne Musik. Leichte Gedanken. An die Freiheit. An die Überwindung innerer Grenzen. Das 1989 für die Mauern des Ichs. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Die Zeit geht. Mit uns, über uns hinweg. Und wir entscheiden, ob wir taumeln, tanzen oder mitfliegen. Ob wir mageres verängstigtes Sandkorn im Wüstenwind sind, oder Partikel eines Tsunamis oder vergessenes Staubkorn in der Tiefe eines Schranks in der Ecke. Mit traurigem Blick, der sich in unser Gesicht schleift. Oder ob wir es nehmen. Was uns geboten wird.

Heute Morgen war ich zurück auf der Straße. Diese Tage in Korsika. Das Meer hatte mich ergriffen, gefasst, verwunschen, verzaubert, mit Lebendigkeit überschüttet. Mein Surfbrett war dabei. Auf dem Dach des Kombis. Ein Schlüssel zum kleinen Glück. Es war Wind und ich wusste, dass es einige Orte weiter mehr Wind gibt, im Falle dieser Windrichtung, weil dort die Landabdeckung wegfiel. Freier Atem für den Wind des Meeres. Also fuhr ich los über die Routes an der Küste entlang. Und dann. Dann. Es gibt sie immer wieder diese magischen Momente. Lief im Radio Musik von früher. Der irssinnig brabelnde Inselmoderator sagte immer wieder Taj Mahal. Taj Mahal. Das Wort schon zuckersüß wie Tausend und eine Nacht. Die Musik. Big present in this moment of deep love. Blues. Johnny Lee Hooker und Co. Groove, Sonne, Meer und der Wind, der mit mir, ich mit ihm, spielen wollte. Ein Moment Befreiung, Sturm auf die Bastille. 1789. Freiheit. (Ich habe euch hier mal eine Jimi Hendrix Interpretation herausgesucht: Taj Mahal). Ich hatte und habe voll den Blues? Ja. Aber ganz anders:)

So saß ich heute Morgen im Bett. Ela hatte mir einen Cappuccino gebracht. Ich lauschte der Musik und flog. Ab. Freiheit. So what. Gleich gehe ich auf die Autobahn, werfe meine neue Hammer-CD rein, entere eine Agentur, spreche über Jobs und Werbung und werde tanzen. Die werden gucken. YES. Heute schon getanzt? Auf dem Küchentisch? Macht mal. Wie geil ist das denn… *g*