Sorry. Sag ich gleich am Anfang. Heute ist hier keine Konzentration reinzubringen. Ein Zwischenbericht aus dem Leben:)
Als Erstes ein Gedanke, der mir am Wochenende gekommen ist. Allmählich akzeptiere ich, dass ich nun Single bin. Was für ein Wort. Mag es nicht. Das klingt nach halbiert und krampfhafter Suche nach Vollständigkeit. Klang der Worte, Spezifikation des Lebens. Scheiß-Schublade. Aber: Es ist wie es ist. Ich bin nun Single mit Anhang und Erziehungsauftrag und altem Leben und neuem Leben. Ich musste das jetzt mal hier ins Tagebuch schreiben, damit ich das schwarz auf weiß sehe, lese, verinnerliche.
Ich war das Wochenende allein mit den Kindern. Wie das klassisch bei getrennten Paaren ist. Ich Dienst, du Dienst. Fiftyfifty. Wird jetzt öfter so sein. Da fällt einem schon ein wenig die Decke auf den Kopf und es schleicht sich ein Gefühl von Zurückgelassen ein, gegen das ich angehe. Mag auch das nicht. (Ts. Was ich alles nicht mag…)
Also habe ich mich ins Leben gestürzt. Teils mit Kindern, teils ohne. Zweimal Kino, eine Party, ein Fußballturnier und eine bis zum Sonnenaufgang durchtanzte Nacht. Wann bin ich das letzte Mal im Sonnenaufgang nach Hause gefahren? Viel Bewegung. Zwischendurch telefoniert und einmal für zwei Tage komplett den Rechner ausgemacht. Da kam prompt ein analoger Gruß aus dem fiftyfiftyblog. Eine sehr, sehr schöne Postkarte über die ich mich total gefreut habe. Und es kam ein Brief. So richtig aus Papier. So richtig mit Tinte vollgeschrieben. Klassisch. Wenn da so analoge Post anfassbar im Briefkasten liegt, das lässt mein Herz höher schlagen. Von Hand geschriebene Worte. Handmade. Große, große Freude.
Highlight war der Samstag. Ein Fußballturnier ohne Gegentreffer und Qualifikation für die nächste Runde, anschließend Kino in Köln mit guten Freunden. Hätte ich fast verpasst, weil ich die falsch Uhrzeit im Kopf hatte. Mit 180 über die Autobahn und eine Minute vor Toreschluss im Kino. Preview von Moonrise Kingdom von Wes Anderson. Mt Tilda Swinton, Frances Mc Dormand, Bill Murray, Edward Norton, Bruce Willis und zwei genial spielenden Kindern (die Hauptfiguren). War am Tag vorher in Cannes gezeigt worden und gehört zu den besten, kreativsten und überraschendsten Filmen der letzten Jahre. Namen merken: Wes Anderson. Film gucken. Tolle Bilder, verrückte Geschichte. Alles anders:)
Nach dem Film waren wir in Ehrenfeld in der Braustelle und ich habe mich zu einem frischgebrauten Bier mit Whiskeymalz (was immer das ist) überredet. War nicht schwer:) Lange Gespräche. Es ging um Kunst, weil die beiden malen, machen, tun. Wie so viele meiner Freunde. Wie viele Bilder, gute Bilder da entstehen und irgendwo landen. Nur nicht in Museen oder an Wänden von Sammlern. Wie meine Gedichte. Doof. Wir waren dann noch Kaffee und Ingwertee trinken und um ein Uhr hat sich meine Vernunft gemeldet. „Muss nach Hause, weil ich Jim um 6 Uhr nach Frankfurt zum Flughafen bringen muss.“ Verabschiedung. Braver Junge. Ins Auto. Rückwärtsgang. Gedanke. Hey, Jens, hast du hier nicht auf dem Parkplatz vom Herbrandts geparkt? Ist das nicht der Laden, wo Samstagabend deine Musik läuft? Ein Stündchen? Wider die Vernunft? Du bist jetzt Single und frei und kansst tun und lassen, was du willst? Überredet. Vorwärtsgang. Ein kleines Stündchen. Ich bin so schwach. Getanzt, getanzt, getanzt, getanzt. Gute Musik. Spasssss satt. Und irgendwann hat mich doch tatsächlich eine junge Frau angesprochen und zu einem Drink eingeladen. 29 Jahre jung. Hallo??? Ts. Sachen passieren. Bin dann brav aus dem Laden raus, bin nicht mehr mit ins Underground und der Sonne entgegengefahren. Jim wecken und nach Frankfurt bringen. Papapflichten. Gerne. Der Junge. Fünf Wochen Kanada.
Der hat sich dann am Abend per iPod und WLAN vom Airport in Toronto bei seiner Schwester gemeldet. Auf deren iPod. Videotelefonie.Wie immer die das machen. Da taucht der da auf dem kleinen Bildschirm auf und redet mit uns. „Hey Papa, steig jetzt in den Bus.“ Irre. Mittlerweile ist er auf der Salatfarm angekommen. Und ich bin wieder ausgeschlafen und starte die Woche. Gerade ist die neue Heizung gekommen. Die steht jetzt im Karton draußen vor der Tür. Das nächste Projekt… Keine Konzentration reinzukriegen:)





