Die Frau im Mond von Milena Agus

Manchmal kommen die guten Nachrichten per Post. Ganz konventionell. Da ist eine Freundin, die schreibt. Wenn sie etwas zu sagen hat, kommt ein Brief. Kein Facebook, keine Mail.

Das ist ist nicht modern, aber sehr schön. Die Freude, den Briefkasten zu öffnen und dort etwas vorzufinden, die ist enorm. Herz hüpft. Aufregung. Das haptische Vergnügen, ein Couvert aus Papier zu öffnen. Letzte Woche kam ein dickerer Umschlag. Eine Büchersendung. Darin „Die Frau im Mond“ von Milena Agus. Ein Bestseller, wie der Aufkleber vorne drauf verspricht. Von einer Autorin aus Italien. Sardinien, Cagliari. Preisgekrönt, mehrfach ausgezeichnet.

Die beiden letzten Abende habe ich den analogen Ball aufgenommen und habe mich zurückgezogen aus der digitalen Welt. Die habe ich gerade ein wenig über. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Im Bett zu liegen, neben sich eine Kanne Tee, angelehnt mit einem Kissen im Rücken, ein Buch, einen Liebesroman in den Händen, das ist schon schön. Fühlt sich gut an. Das Konventionelle also trägt weiter, wird immer tragen. Und ja, es ist entscheidend, dass das Buch aus Papier ist und nicht elektronisch. Ihr seht, ich lebe im Widerspruch. Hin- und hergerissen zwischen dem Alten und dem Neuen.

Die Sätze fließen aus dem Leben der Autorin. Sardinien ist überall. Prall. Früchte, Sonne, Meer, Schmerz. Sie schreibt über die Großmutter. Die Verrückte, die von einem Ort auf dem Mond zu kommen scheint, die an der Welt leidet, die sich ritzt, die wunderschöne Sachen baut, malt, entwirft, um sie zu zerstören. Eine herzzerreißende Geschichte. Liebevoll erzählt. Im Zentrum: Die Suche nach der Liebe. Es einmal spüren, das intensive Gefühl. Nach vielen Enttäuschungen. All die Verlobten, die die Großmutter haben sitzen lassen. Die Verrückte, die gar nicht verrückt ist. Nur anders. Von einem anderen Stern.

Sie trifft ihn. Den Einzigen. Vom selben Stern. Den Reduce. Den Heimgekehrten aus dem Krieg, dem ein Bein fehlt. Der verheiratet ist, der sie nimmt, wie sie ist. Der sie nur einmal trifft, ihr einmal schreibt, ihr einmal die Liebe zeigt. Was für Augenblicke im Buch, die in Rückblenden beschrieben werden.

Sätze wie vom Himmel. Aus der anderen Welt. Von diesem Stern, auf dem nur wenige wohnen. Diese unglücklichen Romantiker, die da draußen weggeschubst werden von den Bulldozern der vermeintlichen Realität.

„Mit seinen lachenden Lippen liebkoste er ihre Brüste. „Wollen wir unser Lächeln küssen?“, fragte Großmutter, dann gaben sie sich einen innigen, endlosen Kuss. Der Reduce sagte, dass Dante im fünften Gesang der „Hölle“ in seiner Göttlichen Komödie genau die gleiche Idee gehabt habe – der Liebenden, die sich das Lachen vom Mund küssen. In diesem Gesang verewigte der Dichter die Liebenden Paolo und Francesca, die für immer in der Hölle gefangen sind, dazu verdammt, sich aneinander zu verzehren, ohne sich jemals zu erreichen.“

Der Reduce. Der Verwundete. Der, der ihr Gedichte vorliest. Sie kehrt zurück. Zu ihrem Mann, dem Großvater, der sie liebt, schützt, aber nicht zu verstehen vermag. Dreieck.

Ein sehr berührendes Buch. Und: Italien. Das Enge, das Weite. Die Konvention und das Gefühl. Die ewige Suche nach der Liebe und die äußeren und inneren Hindernisse. Wenn ihr euch mal mit einem guten Buch zurückziehen möchtet, für zwei, drei Stunden, dann ist „Die Frau im Mond“ gut dazu geeignet. Poetisch, intensiv, schön und klar geschrieben. Kurz und prägnant. Und mutig. Da sind Stellen drin…

Ein Herz für Rudolf.

Wer ist Rudolf?

Rudolf ist ein Name, den sich Zoe ausgedacht hat. Rudolf könnte einer von 450 oder 750 Menschen sein, die von den Nationalsozialisten im Rahmen der „Euthanasie“ ermordet wurden. Menschen, die in einer Heil- und Pflegeanstalt im benachbarten Waldbröl gelebt hatten, die 1938 aufgelöst wurde.

Zoes Klasse hat sich entschlossen, an einem Projekt von Thích Nhất Hạnh mitzumachen. Thích Nhất Hạnh ist neben dem Dalai Lama einer der bekanntesten und engagiertesten buddhistischen Lehrer der Gegenwart. Vor einigen Jahren hat seine Linie das Europäische Institut für angewandten Buddhismus (EIAB) in Waldbröl gegründet. In einem großen alten Gebäude, das von den Nationalsozialisten errichtet wurde. Waldbröl liegt rund 13 Kilometer von unserem Dorf entfernt.

Nun reinigen die Nonnen und Mönche die Gebäude, die Atmosphäre und heilen alte Wunden. Manch einer mag denken, das ist doch alles längst vergessen. Das glaube ich nicht. Und ich denke es ist gut, die Gedanken des Bösen zu vertreiben.

Also werden Herzen gefertigt. Zeichen der Liebe. Per Hand. Zoe hat sich überlegt, ihr Herz für Rudolf zu nähen. Sie meint: „Ich weiß nicht, ob einer der Ermordeten Rudolf hieß. Aber bei so vielen Menschen, die getötet wurden, war sicherlich ein Rudolf dabei. Für den ist mein Herz.“ Sie wird seinen Namen auf das Herz sticken und das Herz mit einem schönen Faden umranden.

Kürzlich meinte ein Freund von mir: „Ich weiß nicht, aber irgendwann muss doch mal mit diesem Nazimist Schluss sein. Das ist so lange her.“ Höre ich öfter. Wir haben uns dann unterhalten und rausgefunden, das seine Eltern eher Naziopfer waren. Ein Vater mit polnischen Wurzeln, eine Mutter mit tschechischen Wurzeln. Für ihn ist das Thema durch. Sollte man einen Strich drunter machen und gut ist. Als ich mich kürzlich mit einer Israelin unterhalten habe meinte sie „Komm nach Tel Aviv und sieh, dass dich keiner darauf ansprechen wird.“ Also mir als Deutschem Vorwürfe machen wird.

Tel Aviv. Muss ich wohl hin. Frieden finden. Mit der Nazi-Vergangenheit meiner Familie. Tatsächlich fühle ich mich da noch verantwortlich und bin froh, dass meine Familie jetzt Herzen näht. Schritt für Schritt einen Strich drunter macht. Aber es wird wohl noch dauern, ob wir wollen oder nicht, bis der Frieden gefunden ist und alle Wunden geheilt sind. Schön, das Thích Nhất Hạnh als Vietnamese mit seinen Leuten in Waldbröl daran mitarbeitet. Und Zoe mit ihrer Klasse. Die Kinder haben sich entschieden, das zu tun und haben eine Kunstlehererin gefragt, ob sie sie unterstützt.

Somewhere in Germany

Bin gerade viel unterwegs in Good-old-Deutschland. Durchreise, durchfliege die Republik per Auto. Rapsfelder, Rapsfelder, Rapsfelder. Energiehunger, riesige gelbe Flächen. Bei Frankfurt. Links Sonnenschein und ein paaar Wolken am Himmel. Rechts die weite Ebene. Dunkle Wolken. Am Horizont schwarze Schlieren. Regen fällt. Sehr intensive Stimmung. Mag nicht anhalten, fotografieren mit Warnblinker. Muss weiter, weiter, weiter. Überall Grün. Hoffnungsfrohes Grün des Mais. Kleine Bäume mit jungen Blättern inmitten von sattem, fettem Gelb. Was für Bilder. Provence. Germany. Zuhause.

Orte suchen, Orte finden. Unterwges sein. On the road. Gibt viel zu tun im Wachstumsmonat Mai. In vielerlei Hinsicht. Manchmal übertragen sich Naturstimmungen. Gehen in die Blutbahn. Ziehen sich ins Nervenkostüm. Gelenkt, geleitet. Heute nur ein paar Impressionen. Der Schreibtisch ruft. Jobs. Man at work. Euch einen schönen Tag, eine schöne Woche.

Nur mit guten Brandmeldern:)

Wenn man neben der Feuerwehr wohnt, kriegt man mit, wie oft es brennt. Öfter als man denkt. Im letzten Jahr standen allein bei uns im Dorf drei Häuser in Flammen – ein Kurzschluss, ein falsch installiertes Ofenrohr und einmal Brandstiftung. Wenn dann, komischerweise meistens nachts, die Feuerwehrautos raus fahren und man hört, dass sie im Dorf bleiben, dann ist das schon ein mulmiges Gefühl.

Weil wir nun auch einen Ofen in der Wohnung haben, der oft nach dem Zubettgehen noch brennt, habe ich vor Jahren Brand- und Rauchmelder gekauft – für alle wichtigen Zimmer. Natürlich erst einmal im Baumarkt. Billig, billig drangekommen. „Die tun’s ja auch.“ Denkste. Nur Ärger. Zwei waren direkt kaputt und die anderen haben so viel Strom gebraucht, dass immer wieder die Batterien leer waren. Und dann: Fangen die an zu piepsen. Grell, laut, egal wie spät es ist. Da die Dinger unter der Decke hängen, muss man einen Stuhl holen, sich draufstellen und den Ton so lange ertragen, bis man das Teil in der Hand hat. Einmal musste ich einen nachts bei Zoe im Zimmer deinstallieren. Plötzlich Alarm! Schock. Wo? Zoes Zimmer. Hilfe. Hin. Alles in Ordnung, bis auf diesen jämmerlichen Ton. Hocker geschnappt, schlaftrunken drauf getorkelt und irgendwie zum Schweigen gebracht. Lehrgeld. Das billige Zeugs lohnt nicht.

Falls ihr noch nicht ausgestattet seid, geht lieber direkt in den Fachhandel und kauft ordentliches Zeugs. Mach ich bei allem Elektro- und Elöektroinstallationskram, den wir hier im Haus immer mal wieder brauchen, jetzt generell. So richtig mit Test- und Prüfettiketten. Ich meine: Wenn schon, denn schon. Damit ist man auf der sicheren Seite, spart sich letztlich viel Ärger und vermeidet unnötige Kletteraktionen in der Nacht. Bei solchen Sachen geht letztlich nichts über den gut sortierten Elektrohandel mit großer Auswahl und verlässlicher Qualität. Bei Elektrobedarf lieber ein wenig mehr Geld ausgeben und dafür ruhig schlafen.