Kontemplation, Vergangenheit, Sauna und erste Frühlingsgefühle

Es war der 17. März 2010, als ich den Beitrag über Boris und Isabel schrieb. Das ist ein Jahr her, fast genau ein Jahr, denn heute haben wir den 10. März. Eine Woche früher. Gestern habe ich im Blog bereits den Frühling ausgerufen, heute unterstreiche ich dieses Statement. Lag hier vor genau einem Jahr noch dick und fett Schnee in der Landschaft, kehrt hier jetzt bereits allerorts Leben in die Bude ein. Schaut mal die Fotos zum Beitrag Part two vom 10. März 2010. Zugegeben, auch schön, aber: Will ich jetzt nicht mehr.

Und kommt auch nicht mehr. Denn nach dem Kranichflug am Wochenende (siehe Vögel des Glücks) habe ich heute Morgen entdeckt, dass wieder ein Elsternpaar ganz bei uns in der Nähe begonnen hat, ein Nest zu bauen. Die bauen ja kein Nest, wenn die Schnee erwarten. Coelho, die Zeichen erkennen. Herr Schönlau als Goetheanischer Naturforscher mit der Spürnase eines Sioux. Da liegt Frühling in der Luft, Kinder. Und vielleicht spürt ihr es ja auch. Empfindet die Zeichen, das menschliche Frühlingserwachen.

Also die Menschen gestern in der Sauna – Ela und ich haben uns mal wieder das Mediterrana gegönnt, weil die Kinder bei der Oma übernachtet haben –, die hatten da schon was Glänzendes in Körper, Seele und Augen. Die Metamorphose hat begonnen. Auch hier habe ich einen Text. Lauter nackte Menschen, vom 22. November 2010 – da könnt ihr alle Details zu dieser Sauna und wie es mir und uns da geht nachlesen. Irgendwann kommuniziere ich nur noch über Links. Ist ja wie bei Maarten ‚t Haart, bei dem sich die Protagonisten über das Nennen von Bibelstellen unterhalten. Ja, Römer 2, Vers 4. Was? Das meinst du nicht ernst…

In der Sauna gestern habe ich ein schönes Buch zu Ende gelesen. Darin ging es um eine Vogelzählerin und das Leben im französischen Ort La Hague. Und es ging um das Meer. Vögel, Frankreich, das Meer – wer den Blog verfolgt, kann sich vielleicht denken, dass ich mich in dem Buch ziemlich wohl gefühlt habe. Jetzt machen auch die neuseeländischen Möwen oben als neues Blogfoto (aufgenommen 2007 in Kaikura) Sinn. Immer wieder schließen sich die Kreise.

Als ich dort im Mediterrana ganz gemütlich unweit der Buddhasauna und des Meditationshauses auf meiner Liege lag, tauchte im Buch ein Zitat von Papst Johannes Paul II. auf. Es waren die letzten Seiten des Buches (Die Brandungswelle von Claudie Gallay). Es ging um ein Kloster und Kontemplation und die besondere Atmosphäre der Ruhe. Im Buch hatten sich die Rätsel der Vergangenheit aufgelöst. Die verletzten Protagonisten/innen hatten ihre Wunden zugedeckt und es entstand tatsächlich eine angenehme, friedliche Ruhe, die ganz genau zu diesem Ort, dem Mediterrana, passte. Und er passte zu einem Kommentardialog, den ich gestern mit Annegret geführt hatte, in dem wir uns kurz über das Thema Traum unterhalten haben. Genauer: Über Träume, in denen wir plötzlich fliegen können. Annegret meinte, solche Träume hätte sie als Kind gehabt. Heute nicht mehr.

Was ich dazu geschrieben habe, könnt ihr im Kommentar nachlesen. Da es in diesem Buch von Claudie Gallay um Vergangenheit und Verletzungen und Heilung ging, hat mir dieses Papstzitat sehr gefallen: „Der Mensch, der vergibt, versteht, dass es eine Wahrheit gibt, die größer ist als er.“ Das ist sehr buddhistisch. Hier schließen sich auch wieder die Kreise. Coelho wäre begeistert. Meditation, Kontemplation, der Augenblick, der ruhige Geist, der wache Blick für das, was wirklich ist. Jetzt könnt ihr euch, wenn ihr wollt, Gedanken über diese genannte „Wahrheit“ machen, die größer ist als wir. Wer jetzt ausschließlich „Gott“ sagt, bekommt Minuspunkte und muss auf dem Weg noch ein paar Schritte weitergehen. Nachsitzen.

Ich wünsche euch einen schönen Frühlingstag mit kribbeligen Frühlingsgefühlen, die ihr bitte nach Lust und Laune auslebt (JA!!!), gute Gedanken sowie die ein oder anderen Eingebung. Genießt.

Vögel des Glücks

Die Lufthansa hat ihn zum Markenzeichen erkoren. An den großen Maschinen prangt er, der Kranich. Ein wunderbarer Vogel, den ich gerade im Herbst beneide, wenn er einfach seine Sachen packt und verschwindet. In den Süden. Zeohzweifreier Flug. Am Samstag stand ich mit meinem lieben Nachbarn dem Herrn Alex vor der Tür der alten Schule. Wir waren aus dem Wald gekommen, wo wir den ganzen Tag gesägt und verladen hatten. Holz für den Winter in zwei Jahren. So lange muss das Zeugs trocknen, um ein guter Brennstoff zu werden.

Nun stand ich da mit dem lieben Herrn Alex. Beide verschwitzt, verdreckt, mit einem schönen Tag im Rücken. Morgens war es eisekalt und wir sahen von dem Hügel, auf dem wir arbeiteten, die Sonne aufsteigen. Himmlisch. Nun am Abend hörten wir plötzlich das Geräusch. Die Kraniche waren im Anflug. Ich habe recherchiert und diese Karte auf Wikipedia gefunden. Die Kraniche kommen aus Spanien zurück und fliegen nach Nord-Osten. Für mich hier vor Ort kommen sie aus Richtung Bonn und fliegen in Richtung Berlin.

Der Grus grus, so der lateinische Name, ist in der griechischen Mythologie und in Japan der Vogel des Glücks. Wahrlich, das ist er. Wenn ich die Bande da oben sehe, denke ich zwar an die viele Arbeit, die dieses dauernde Flügelschlagen bereitet, aber noch mehr denke ich an das Gefühl, wie es ist, über den Dingen zu schweben. Erhabenheit. Die allerdings durch reichlich Geschnatter durchbrochen wird. Da oben scheint eine ständige Diskussion zu herrschen. „Darf ich jetzt mal bitte schön vorne fliegen?“ „Seid ihr sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind?“ „Pass doch mal auf, du fliegst mir dauernd gegen die Füße!“ „Oh, jetzt haben wir uns verschnattert. Die anderen sind schon ziemlich weit weg. Lass uns mal Gas geben!“ Und dann gibt es die Situationen, wo es mental schwierig wird. Aufkommende Gruppendynamik. „Können wir nicht mal ’ne kleine Pause machen?“

Plötzlich entsteht Chaos. Einer bremst, ein anderer fliegt auf, andere weichen aus, alles dreht sich im Kreis. Es wird richtig laut. Konfusion. „Was ist denn los?“ „Äh, haalloooo?“ Das habe ich einmal genau über unserem Haus erlebt. Ich saß am Tisch und hörte das Geschnatter bei geschlossenen Fenstern. Genau über der alten Schule gab es Zoff und Zank und Durcheinander. Kraniche in alle Richtungen. Das dauerte zehn Minuten, bis die alles wieder auf die Reihe bekommen haben. Und dann sind sie in einer wunderschönen Eins entschwebt. Ist ja auch ein tolles Zeichen, am Himmel eine Eins zu sein. Eins sein im Flug.

Leider kann ich euch keine Nahaufnahmen bieten, weil ich kein Megazoom an der Kamera habe. Deshalb nur die Himmelsformationen des Überflugs von Samstag. Möchtet ihr mehr über die Spanienurlauber wissen, hier der Link zu Wikipedia Kraniche.

Euch einen Tag, an dem ihr ruhig mal erhaben entschweben könnt. Der Frühling kommt, erzählen die Kraniche. Und glaubt mir, die wissens. Sonst wären die ja nicht unterwegs, oder?

Pergamon, Babylon und auch wir in Berlin





Die Zeiten vermischen sich. Hellenistische Zeit mit Gegenwart. Berliner Alltag mit rheinischem Rosenmontag. Meine Auseinandersetzung mit der antiken Welt und dem Pergamonaltar und Zoes Eintauchen in die Zeit der Babylonier. 600 vor Christus, 150 vor Christus, 1988, 2011. Zahlenspiele. Gestern nun: Fahrt nach Berlin. Ich wollte den Rosenmontag nutzen, der hier quasi Feiertag ist und eigentlich arbeitsfrei bedeutet, um mit Zoe nach Berlin zu fahren und ihr das babylonische Istar-Tor im Pergamonmuseum zu zeigen.

Sie hatten gerade das Thema Babylon in der Schule. Den Turmbau und die Geschichte des Volkes der Babylonier. Ich hatte ihr erzählt, dass man Teile dieser sagenumwobenen Stadt in Berlin besichtigen könne. Dass da ein komplettes Stadttor aufgebaut sei. Sie war Feuer und Flamme. Das wollte sie sehen. Und ganz ehrlich: Ich wollte es auch sehen. Als ich vor über zwanzig Jahren im Pergamonmuseum war, hatte ich nur Augen für den Altar. Das Tor spukte bei mir im Hinterkopf rum, aber irgendwie hatte ich es mehr so im Vorbeigehen wahrgenommen. Auch schön, hatte ich wohl gedacht.

Gestern nun die große Fahrt. Zoe hat diese Woche schulfrei, weil das Lehrerkollegium komplett in einer Fortbildung ist. Das heißt, ich konnte ihr die Mammuttour zumuten. Um zwanzig vor Fünf sind wir aufgestanden, mit dem Auto nach Hamm gefahren, in den ICE gestiegen und um kurz nach Zehn in Berlin am Hauptbahnhof angekommen. Eisekalt war es. Von dort zum Bahnhof Friedrichstraße und den Bahndamm entlang zur Museumsinsel. Lange Schlange vor der Kasse. Zoe war komplett durchgefroren und hatte am Abend auf der Rückfahrt dann auch Schnupfen.

Wir haben uns für die Besichtigung Audiogeräte ausgeliehen, die uns alles erklärt haben. Den Pergamonaltar mit seinem Fries, der den Kampf der Götter gegen die Titanen darstellt. Die Menschen von Pergamon sahen sich in direkter Verbindung zu Zeus, weil dessen Sohn Herakles den Gründer der Stadt, den Telephos gezeugt hat. Die Giganten, die Gegenspieler der Götter und der Stadt Pergamon, symbolisieren wilde, irdische Naturkräfte und stehen wohl gleichzeitig für reale Feinde. Ein gigantisches Bauwerk voller wunderbarer Skulpturen. Der Kampf, das Leiden, die Leidenschaft – lebendig in Stein gemeißelt.

Nach dem Pergamonaltar das römische Stadttor von Milet und dann das Istar-Tor von Babylon inklusive Prozessionsstraße. Das Tor ist in den Maßen von rund 15 x 15 m rekonstruiert. Es vor sich zu sehen, zieht in die Zeit Nebukadnezars. Man spürt förmlich, wie die Prozession zum babylonischen Neujahrsfest durch das Tor zum großen Turm zieht. Der Turmbau zu Babel – tatsächlich war er geglückt, auch wenn dann fremdsprachige Völker kamen, Xerxes und seine Perser, die den Turm zu Fall brachten.

Nach zwei Stunden Museum musste ich Zoe evakuieren. Ich merkte, wie sie abschaltete, immer ruhiger wurde. Da steht sie am Anfang geschichtlichen Wissens und dann solche Eindrücke. Jahrtausende. Overflow. Wir haben uns dann aufgemacht, ein kleines Restaurant zu finden. Sind durch den sonnigen Berliner Tag spaziert. Richtung Oranienstraße, vorbei an der Synagoge, irgendwo hinein in die immer neuen Tiefen Berlins. Es war ein angenehmes Schlendern. Wir ließen Geschichte Geschichte sein. Fanden ein kleines italienisches Restaurant, in dem es nur Spaghetti gab. In verschiedensten Variationen. Wir saßen drinnen und trotzdem in der Sonne. Wir aßen, hörten nette Musik, plauderten, blätterten in unseren Ausstellungskatalogen, simsten mit Ela und Jim. Herrlich. Ein gestohlener Tag. So einer für die kleinen Kammern im Herzen, wo die Schätze liegen.

Anschließend haben wir uns noch durch Berlin treiben lassen. Waren im KaDeWe in der Feinschmecker-Abteilung, um für Zoe ein Dessert zu organisieren. Sie entschied sich für eine Tafel Schokolade. Niedegger-Marzipan. Zartbitterschokolade, in goldene Folie verpackt. Immer wieder holte sie die Tafel aus ihrer Tasche, wickelte sie aus dem goldenen Papier und aß ein kleines Stück. Goldschätze. Dann waren wir noch kurz in Kreuzberg, einen Kaffee trinken und dann auch schon wieder am Hauptbahnhof, um den ICE zu erwischen. Zoe ist schnell mit dem Kopf auf meinem Oberschenkel eingeschlafen. Eine so große Stadt, eine so große Geschichte. Alles schwerwiegend. Geschichte in der Geschichte. Immer ineinander geschoben, verzahnt. Wir haben Archäologie betrieben. Pergamon und Babylon gehören jetzt zu unserer beider Vergangenheit. Verbindungen. Ontogenese und Phylogenese. Die Individualentwicklung ist im großen Ganzen enthalten.

Euch einen schönen Tag. Ich habe euch einige Berlinimpressionen mitgebracht. Heute mal keine Bäume:)

Punk und Prinzessin!

Heute ist der große Tag. Und ja, es hat geklappt! Eben habe ich Zoe und Jim zum Schulbus gefahren. Jim als Punk mit rotem Iro, Zoe im indischen Bauchtänzerinnengewand mit schwarzer Perücke. Wer den Blog regelmäßig verfolgt, hat vielleicht Hektik, Stimmung, Karneval gelesen. In dem Beitrag ging es darum, dass Ela heute noch in Köln ist, weil sie da gestern mit Freundinnen Weiberfastnacht gefeiert hat, und ich für das Schminken am Morgen zuständig sein werde. Also eben war. Zoe hatte da ihre Bedenken, ob ich mit Eyeliner & Co. feinfühlig genug umgehen kann, damit sie nicht wie Schmitz’ Katze aussieht.

Wie bereits im Vorfeld dieses dramatischen Tages berichtet, habe ich unter Anleitung zweier persönlicher Trainerinnen (Ela und Zoe) eine Ausbildung über mich ergehen lassen. Immerhin ging es im Wesentlichen darum, die Augen zu schminken. Aaah! Mit spitzem Stift unten und oben herum so feine Linien ziehen und dann mit einem schönen Schwung nach außen hin abschließen. Wir waren heute Morgen sehr früh aufgestanden. Ehrlich gesagt, viel zu früh. Ich will damit nicht sagen, dass ich eventuell nervös gewesen wäre. Nein. Mitnichten. Cool wie eine alte Eiche. Naja, fast. Auf Koffeinumdrehungen habe ich verzichtet, um ein maximal ruhiges Händchen zu behalten. Und was soll ich euch sagen? Perfetto. Zoe hat gestrahlt. Alles im grünen Bereich.

Nur bei Jim gab es Probleme. Sein Iro wollte immer zur Seite wegkippen. Stand so auf Halbmast, was ihn ein wenig unglücklich gemacht hat. Er wollte natürlich ein richtig cooler Punk sein, dessen Iro senkrecht gen Himmel zeigt. Und dann sowas. Leichte Neigung, Iro mit Krängung bei Westwind. Er hatte schon jede Menge Gel und Haarspray verwendet. War gestern extra mit dem Fahrrad ins Dorf runter gefahren, um noch mehr Stabilitätspusher zu kaufen und anzuwenden. Trotzdem leichtes Hängen im Schacht. Da konnte ich jetzt irgendwie auch nicht helfen, außer ihm zu sagen, dass ja nun einmal Karneval ist und dass alles nicht so hundertprozentig genau kommt. Hat ihn, wie nicht anders zu erwarten, nicht sonderlich überzeugt. Gerade, weil er sich so viel Mühe gemacht hat mit seinem Kostüm. Ein großes Anarcho-A vorne aufs T-Shirt gepinselt. Zumindest dabei hatte ich ihm einen entscheidenden Tipp geben können, den er angenommen und umgesetzt hat. War ja schon mal was. Mit 14 Jahren ist Karneval irgendwie kein reines Vergnügen mehr – da geht es tatsächlich etwas mehr um Style und Repräsentation. Das erwachte Ich will sich zeigen und wahrgenommen werden. Sensible Kiste – als Papa mischt man sich am besten nur im Millibereich ein. Infinitisimal.

Auf jeden Fall sah es dann süß aus, wie die beiden hinten im Auto saßen – der Punk und die Prinzessin. Die wollte erst ohne Jacke gehen – mit bloßen Armen bei Frost!!! „Ich ziehe doch keine blöde Jacke über mein schönes Kostüm!“ Herrje. Da hatte das mit dem Schminken so gut geklappt und dann das. Bloß kein Drama mit Tränen. Wischwasch. Alles dahin. Engelszungen, sanftes Zureden. Sie hat die Jacke angezogen. Samstagabend stürze ich mich dann ins Gewühle und dann ist ja auch mal tatsächlich wieder gut mit rheinischem Frohsinn. Montag fahren Zoe und ich dann nach Berlin ins Pergamonmuseum, so die Bahn will. Dann wird es keinen Beitrag geben, weil wir schon sehr, sehr früh los müssen. Dienstags werde ich dann hoffentlich in alter Frische am Start sein und mal sehen, worüber ich so schreibe…

Euch eine schöne Karnevalszeit, wo immer ihr gerade seid und lebt. Es gibt ja Menschen, für die ist jeder Tag ein Stück Karneval. Macht mal. Viel Spassss auch.

Raus ins Licht! Sofort!

Heute herrscht hier mal ein wenig Kommandoton. Wo gerade der Käpt’n (Say What?) die Brücke verlassen hat, will ich mal kein Führungsvakuum aufkommen lassen. Ciao, Gutti. Deshalb: Ganze Mannschaft antreten an Deck. Denn: Draußen ist es wunderbar. Also, Schuhe schnüren, Päckchen packen, Hunde krallen, Kinder nehmen, Freunde zerren, Partner überzeugen und raus an die frische Luft. Soooo härrlichhhh. Der Himmel über unserer alten Schule ist wolkenlos pastellig himmelblau. Die Sonne scheint aufgehend von Osten durch den schönen Buchenwald (Eva!) über dem Bauernhof. Ich schaue rechts aus dem Fenster und sehe die Strahlen zwischen den dunklen, mächtigen Stämmen her leuchten.

Das war gestern genauso. Ich hatte die Gelegenheit genutzt und bin einen anderen Weg gegangen. Habe mich von den flach über das Land scheinenden Strahlen einfach führen lassen. Wo ich unten am Weg normalerweise rechts runter ins kleine Wiehltal und dann ins Maikäfertal gehe, war ich gestern am Haus der Nachbarn vorbei geradeaus gegangen. Ich hatte die Kamera dabei und sah ein wirklich schönes Lichtspiel in einer großen, alten Eiche. Die sind meist mit Moos bedeckt, als trügen sie zwischen den starken Armen eine grüne Behaarung. Sonnenlicht auf Moos ist einfach Hoffnung pur. In Neuseeland habe ich das einmal am Milford Sound erlebt. Jim und ich waren am ersten Weihnachtstag längs eines Gebirgsbaches unterwegs, der eiskaltes Wasser in den Sound transportierte. Wir sprangen von Stein zu Stein und kamen an eine verwunschene Stelle, wo die starke Frühlingssonne das Moos zum Explodieren brachte. Ein grüneres Grün habe ich nie gesehen. Ich würde das gerne noch einmal sehen. Deshalb hat mich die Sonne auf dem Moos des Baumes so angezogen.

Es war anders als in Neuseeland. Nicht ganz so beeindruckend. Weil ich nun schon über einen Bach gesprungen und über Zäune geklettert war, ließ ich mich weitertreiben über die Wiese, mit den Sonnenstrahlen das Tal herab. Cooper war begeistert! Und wisst ihr was: Die Sonne war so warm. Ich habe meine Wollmütze vom Kopf gezogen, die Augen geschlossen und mir das himmlische Licht auf die Stirn brennen lassen. Durch die Lider der geschlossenen Augen leuchtete es lebensbejahend, optimistisch orangerot. So, so, so schön.

Auf dem weiteren Weg kam ich zum alten Pferdestall, in dem unser Pferdebauer seinen Miststreuer untergestellt hat, der von Pferden gezogen wird. Zwei PS. Natürlicher Antrieb. Die Räder drehen sich und treiben den Mistverteiler an. Wunderwerk der Technik, geniales Teil. Alles, was mit dem Traktor geht, geht auch mit Pferden. Langsamer, aber es geht. Ich habe den Miststreuer fotografiert, weil er mir so gut gefällt. Und weil wir schon bei Technik im Sonnenlicht sind (dieser Typ, dieser Blogger-Schönlau versucht einfach alles, alles zu poetisieren), habe ich auf dem weiteren Weg gleich noch einmal abgedrückt. Unten im kleinen, alten Steinbruch steht dieser JCB-Bagger (genau genommen das Modell 807B) vom örtlichen Straßenbauer. Auch der leuchtete im Licht der aufgehenden Frühlinssonne. Alles, alles leuchtet, leuchtet. Irre. Mich erfüllt das mit Freude und es gibt mir ein gutes Gefühl. Wir kommen wieder in die helle Zeit. Das Dunkle darf sich zurücklegen in die Keller. Frisch eingemacht und in Weckgläsern gestapelt. Schönen Sommer auch und tschüssi.

Jetzt hab ich doch den angekündigten Kommandoton wieder vergessen. Nimm dich mal zusammen, Schönlau! Antreten, Blogleser/innen. Raus an die frische Luft! Energie tanken! Marsch, marsch. Zackidizack. Wenn man sich nicht um alles kümmert. Herrje.

Euch einen schönen sonnigen, lebendigen, erfüllenden, überschwenglichen Tag. Ciao.