Feuerwehr, Habermas, Foucault und was genau ist passiert?

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Ich warne euch vor, bevor ihr zu lesen beginnt.

Dies wird sehr wahrscheinlich ein ein wenig kryptischer Beitrag. Das hängt damit zusammen, dass Texter generell ein wenig schräg sind und das Gehirn nach intensiver Textarbeit wie ein überpowerter Prozessor überhitzt. Das kann zu Fehlfunktionen und Übersprungshandlungen führen. Dieser Text ist eine solche Übersprungshandlung, quasi ein Auslaufen, so wie es die Fußballprofis nach ihren Bundesligaeinsätzen praktizieren. Wirr. Ohne Bedeutung. Wie Blindtext. Lorem ipsum. Was Sie hier lesen, macht keinen Sinn und zeigt nur, dass hier etwas Sinnvolles, zum Beispiel Ihre Botschaft, stehen könnte…

Ein Lauf ohne Bedeutung, rein funktional, vielleicht kleine Gespräche, mit sich selbst, ein wenig Reflexion. Allmählich komme ich hier schräg drauf. Ela ist mit Jens, den Kindern und Herrn Cooper an der Küste. Ferien. Derweil sitze ich hier und schreibe für Geld, weil es einiges zu tun gibt. Zwei Tage war ich in der Agentur unter Menschen, seit Dienstagabend bin ich nun mutterseelenallein hier in den dicken Bruchsteinwänden eingemauert. Verbunden mit der Welt nur über die Kupferlitzen des rosaroten Panthers mit dem Pink-T. Telefonate am Abend. Rettungsanker, Handreichungen, Freundlichkeiten. The immense emotional power of warm and heart beating human beings. Sagte ich doch, kryptisch.

Der Kühlschrank leert sich allmählich, die Textaufgabenliste hat sich deutlich verkürzt und später kommt Frau Vi, mich zu retten. Dem Herrn sei dank. Schön, dass draußen die Herbstsonne scheint und alles in warmes Licht hüllt, das mir in appetitlichen Portionen durchs Fenster gereicht wird, als stünde ich in Konsumerwartung am Fenster des MC-Drive-Schalters. Nee, keine Mayo.

Was es mit dem Foto oben auf sich hat? Ist mir eben in die Finger gefallen. Das ist in Köln entstanden und hatte mir schon gefallen, als ich es gemacht habe. Das war auf dem Weg zum Labor Ebertplatz. Ein Parkplatz von einer Brücke. Der Versuch, Ordnung zu schaffen, die sich in den Spuren menschlicher Präsenz verliert. Alles hat seinen Platz, die Linien bestimmen, die Buchstaben sagen es und doch ist klar: Kein Schwein hält sich dran. FUCK. So isses nunmal. So, könnte man sagen, läuft das Leben. Abkommen werden gebrochen, idiotische Entscheidungen getroffen, Kanzlerinnen abgehört. Ein wenig Bad Boy in uns allen. Schnell noch diese kleine Heimlichkeit ungesehen. Ts.

Jim war mit von der Partie, mit auf dem Weg, hatte auch seine Kamera dabei. Einige Schritte weiter schauten wir von der Brücke herab auf Paare am Strand. In Zweisamkeit in der weiten Welt verloren. Zusätzlich ein Vater mit zwei Kindern am Rande. So isses. Insel der Glückseligkeit. Ein erzählendes Foto, kein Tatort wie oben. Lustig sind die Farben. Zuordnungen. Links ist das junge Paar, sie mit pinkem T-Shirt, er mit schwarzer Haut. Rechts die beiden Frauen, vielleicht Mutter und Tochter, in angeregter Unterhaltung. Sie, Miriam die Tochter, gestikuliert mit ausgestreckter Hand: „Weiß du Mama, er hat sich so verändert. Wir wollten, du weißt, und nun ist irgendwie alles anders. Ich wünschte…“ Oder: „Ich kann mein Glück nicht fassen…“ Die Frau rechts in schwarzer Kleidung, beide auf pinker Decke. Die Farben schaffen Verbindungen, das verloren wirkende Sitzen dort ebenso. So klein sehen sie aus, oben von der Brücke hinunter. Ich hatte kein Stativ und kein Tele. Leider ist die Aufnahme nicht scharf. Husch, husch. Egal. Wozu? Die Geschichte ist die gleiche.

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Was sagt uns das alles? Zwei Dinge: Erstens findet Leben größtenteils im Kopf statt. Wir machen die Bilder, definieren sie, interpretieren, ziehen Schlüsse und glauben dann an die Wirklichkeit. Zweitens sind es die Menschen, die diesen Bildern ihre Geschichte geben und uns den Anlass, unseren Kopf zu benutzen und die Relationen zu bestimmen. Früher sprachen wir von Philosophie und Existenzialismus. Wir lasen Foucaults Wahnsinn und Gesellschaft, interessierten uns für Habermas und die Frankfurter Schule und glaubten, irgendwo Strukturen erkennen zu können, die leiten, führen, Sinn geben, retten.

Lest ihr Foucault oder Habermas? Ich auch nicht mehr. Ist das Desillusionierung? Oder Erkenntnis? Nehmen wir an, wir ziehen durch die Welt, so wie Jim und ich es mit den Kameras getan haben, um auf dem Weg zu einem Kunstprojekt die Welt in kleine Rahmen zu packen und sie taschengerecht mitzunehmen, und versuchen, die berühmte Wahrheit zu finden. Was dann? Nichts. Gar nichts. 100% egal. (Haben wir natürlich nicht gemacht, das mit der Wahrheit und dem Finden, wir wollten nur gehen und fotografieren und ankommen. Der angedeutete Tiefendiskurs ist nur Fake, wir bleiben schön entspannt an der Oberfläche, weil ja morgen Feiertag ist. Was feiern wir? Egal. Irgendwas mit Aller. Herzlich Willkommen in der Welt der Entfremdung. Haben wir vielleicht die Wurzeln im christlichen Kontext verloren? Sollte es nicht lieber einen iPhone-Feiertag mit Komplett-Flatrate für alle geben inklusive geschenktem Big-Mac-Menue-XXL? Oh, oh. Er wird zynisch. Böses Vogelzeichen. Keine Sorge, nur ein wenig Sprachspielerei. Zurück.) Wo war ich vor der Klammer? Gebt zu, ihr wisst es auch nicht. Augen hoch und schnell mal nachgelesen.

Ah. Foucault, Habermas, ankommen. Klingt wie die pointierte Zusammenfassung der vergangenen 30 Jahre meines irdischen Lebens.Einfach nur ein paar kleine Details und Arabesken weggelassen. Nun, allmählich kühlt mein Rechenzentrum ab und ich merke, ich falle zurück auf DEFCON 2. So allmählich wieder grüner Bereich oder das, was man so landläufig (was ist das eigentlich für ein komisches Wort?) normal nennt. Gleich stelle ich das Arbeiten ein (morgen Früh muss ich noch frisch eine Runde drehen und mach da für drei, vier Stündchen Allerarbeit draus) und beginne mit der Feierabend-Entspannung. Aufgabenfrei. Die Familienwäsche habe ich gestern erledigt. Drei Maschinen gewaschen und die Wäsche aufgehangen, nachdem ich die von letzter Woche von der Leine geholt hatte. Gefalten ist die nicht, weil wir das im familiären Teamwork machen. Trennen und dann jeder seine, sonst wirste im Zusammenleben mit jungen Menschen im emotional interessanten Alter rechtschaffend bekloppt.

Freunde der guten Unterhaltung und der Herausforderung fiftyfiftyblog, wenn ihr es heute bis hierher geschaftt habt, dann seid ihr echte Eisenbeißer. Congratulations, Orden, Ehrenzeichen, Salut. Peng, Peng. Ich danke allen und insbesondere den Nahestehenden des fiftyfiftyblogs für die wertschätzende Aufmerksamkeit und verbleibe mit aufrechten Grüßen bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Und jetzt alle! Hä? War mir so eingefallen. Malle, denk ich. Kurzschluss im Oberstübchen. Egal, Hauptsache, es macht Spaß und dann in diesem Sinne. Nö. Punkt. Ciao, ciao. Und ab dafür… Blauer Schalter rechts, Countdown und veröffentlichen (ist der Ruf erst ruiniert…).

inner circle.
inner circle.

Ja:)

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Diese besonderen Tage. Sie lächeln, schmeicheln, sind charmant.

Am Morgen musste ich früh raus. Ein Termin in Soest von der Agentur aus. Mit dem Coupé mit den vielen PS. Hemd, Sakko. Das Sakko, dass ich letztes Jahr trug, als wir dieses Treffen in Frankfurt hatten. Zum Jahresauftakt. Reden, präsentieren, schauen, feiern.

Am Abend waren wir in einem italienischen Restaurant an der Hanauer Landstraße. Holztische, die Wände voller Fotos. Italien. Früher. Heute. Filmschauspieler. Diven. Geschichten. Mochte ich sehr. Das Essen war vorzüglich, die Stimmung exzellent. Ein guter Einstieg mit den neuen Kollegen/innen. Das Restaurant hieß: DAS LEBEN IST SCHÖN. Heute fand ich vier Visitenkarten in der Brusttasche meines Sakkos, die hatte ich damals eingesteckt. Manchmal sind es diese kleinen Überraschungen, die verzaubern.

Es war ein guter Termin heute. Es macht Spaß, Ergebnisse zu präsentieren. Zu reden, gemeinsam zu überlegen und letztlich Veränderung zu bewirken. Erntezeit. Wir Kreativen ernten. Wir säen, wir ernten. Es ist ein schöner Beruf, der aus Gedanken Bilder formt.

In den letzten Tagen bin ich ein wenig feinfühlig. Sensibel. Das sind Augenblicke, wenn der Panzer abgelegt ist, den wir brauchen, um dem Draußen standzuhalten. Auch das kennt ihr. Landläufig wird das Moment der Schwäche genannt. Ich liebe das. Sehr. Da wohnt Authentizität drin, Wahrheit, Ehrlichkeit, eine kraftlose Kraft, die etwas Edles hat. Dann sind die Sinne weich, die Finger fühlen mehr, die Augen verzeihen und ein Kuss wäre viel zu viel.

Staumauer

Nach der Arbeit habe ich mich in mein Auto gesetzt. Bin nach Hause gefahren. Da traf ich auf die Bigge. Den See, an dem ich immer entlang fahre. Bald schon ein Jahr. Im Winter gab es ein Bild, dass mich morgens umgehauen hat. Öfter. Da liegt so ein Ausflugsdampfer im Hafen. Vertäut. Eine Lichterkette zieht sich vom Bug bis zum Heck. Morgens, im Dunkeln, oft im Morgennebel, war das ein Bild, dass ich gerne eingefangen hätte. Ich habe es gelassen, als Zeichen des Respekts für das Unantastbare. Manchmal müssen wir kleine Opfer bringen, um nicht zu verbrennen.

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Heute war nicht so ein Tag des Verzichts. Ich durfte im Vollen schwelgen. In Emotionen. Auf dem Rückweg stand die Sonne tief über dem See. Die Bäume spiegelten sich im stillen Wasser. Die Wolken, die Boote. Ich lief hierhin, dorthin, schoss 100 Fotos. Es war unglaublich. Prall. Satt. Dieser Herbst ist für mich besonders.

Bigge

Als ich zurück kam in die alte Schule, setzte ich mich an den Küchentisch, um mir die Fotos auf dem Rechner anzuschauen, da kam eine Mail von Zoe. Sie ist gerade in Köln bei Jens und schreibt an ihrer Biographiearbeit, die sie nach den Ferien präsentieren muss. Vor großem Publikum. Eltern, Lehrer, Schüler, Verwandte. Ein Podium, 100 und mehr Menschen, die zuhören. Ein großes Ding, ich werde aufpassen müssen, dass mir nicht die Tränen kommen. Meine Kleine.

Die Mail: Der Text. Sie hat über Pina Bausch geschrieben. Ich habe den Text gelesen. Au Backe. Sie kann schreiben, sie kann fühlen. Eine lebendige Pina Bausch. Dann kam noch eine Mail und ich las die Worte:

unsere Gefühle
sind Heiligtümer

Manchmal ist das Leben schön. Und gleichzeitig eine Nummer zu groß. Habe ich euch mal gesagt, dass ich Boote liebe?

Segelboot 4

Segelboot 5

Segelboote

Das süße, reife Leben

Holunder

Ach!

Man braucht so wenig. Autos, pah. Metalliclackierungen. Alus. Pads mit i und gleichnamige phones und tablets und Reisen hierhin, dorthin, wild, aufwendig, weit weg.

Es ist Erntezeit. Kürzlich kam Michael mit dem Pferdewagen und hat die Kartoffeln gebracht. Anderthalb Zentner, die jetzt im Keller liegen. Direkt neben dem Regal mit den aufgereihten Äpfeln. Herbst. Drowning by number. Peter Greenaway, die Anfangsszene, der Mann in der Badewanne, die Äpfel überall. Das Paradies, der Sündenfall, das Ertrinken. Gluck, gluck, weg war er (Schillers Taucher in der Kurzfassung meines Papas).

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Sonntag hatte Ela Geburtstag. Alle da. Schönes Fest auf dem Land. Bergische Kaffeetafel mit vielen Köstlichkeiten. Erst wandern, dann einkehren. Home, sweet home. Am Tag zuvor hatte ich mit Vi erst Pilze gesammelt, dann die Holunderbeeren geerntet. Von dem Baum vorne am Haus, der die bösen Geister fern hält, die hier im Haus früher wie verrückt rumspukten (ehrlich, ihr glaubt nicht… egal). Die Wissenden sagen, dass ein Haus einen Holunderstrauch braucht. Finde ich auch. Er sieht schön aus, wird regelmäßig beschnitten, wächst wie bekloppt, hält uns die dunklen Gestalten vom Hals und hat uns in diesem Jahr reichlich beschenkt. Dicke, schwarze Holunderbeeren.

Angesichts der Erntemenge haben wir uns entschieden, nun, nach Jahren, einen eigenen Dampfentsafter zu kaufen. Weil der immer fehlte, wenn wir ihn spontan brauchten (haben wir uns von Freunden auf dem Berg geliehen, wo wir ihn dann holen mussten. Und zurückbringen. Und verabreden. Und.) Samstagmorgen bei der Bäuerlichen, der Genossenschaft, wo es alles gibt. Neben diesem schrecklichen Seitenbacher-Müsli auch Rattengift und Rattenfallen und Pferdefutter und Zement und Haushaltswaren und Lacke und Arbeitschuhe und Pflanzen und Sägeketten und Gummistifel und Arbeitshosen und Kinderspielzeug und Messer und eben Dampfentsafter. Ein Abenteuerladen nach meinem Geschmack. Nichts passt zusammen, alles ist da und alles ist robust und gut und für das Landleben gemacht. Unromantisch, unprätentiös wie die Frau in unserem Dorf, die von ihren Kindern zu Weihnachten das Bolzenschussgerät zum Kaninchenschlachten bekommen hat. Landleben. Für die, die vielleicht innerlich verklären.

Der rote Saft lief wunderbar aus dem Topf. Holunderblut, so sah es aus. Purpur, rot, edel, königlich. Es hat gedauert, all die Beeren zu entsaften. Einen Nachmittag bis in den frühen Abend. Dann waren sieben Liter in Flaschen. Guter Saft für den Winter, wenn der Husten kommt und der warme Saft die Bronchien tröstet. Mit ein wenig Honig und Orangensaft. Im Keller stehen sie, bei den Äpfeln und Kartoffeln. Neben den Flaschen mit dem Holunderblütensirup aus dem Frühjahr. Der Keller ist bereitet, es mag der kalte Winter kommen, wir werden trotzen. Das Holz, zehn Raummeter sind gesägt, der Schornsteinfeger hat den Kamin geputzt, es ist gerichtet.

Pilze

Zur Kaffeetafel hab ich, unkonventionellerweise, Pilze zugesteuert. Frisch gesammelt. Zwei schöne Steinpilze und viele Maronen. Mittlerweile weiß ich, wo sie stehen. Die Pfifferlinge haben sich schon verabschiedet, einige wunderbare Steinpilzexemplare hatten sich den Würmern hingegeben (was für eine Schande, die waren so prall und groß und… Ach.) Aber die Maronen, die sprießen. Man muss sie schneiden, um das Pilzgeflecht nicht zu zerreißen. Und man muss sie auf Würmer kontrollieren, weil die von unten in den Stil eindringen und sich bis zur Kappe durchfuttern. Die Maronen sehen wunderbar aus und schneidet man sie auf, trifft man oft auf ein Labyrinth aus Wurmgängen. Ganz besonders bei den Maronen. Dann gehen sie zurück.

Wie man sie erkennt, die Maronen? Der Name sagt es. Der Hut ist maronenbraun. Die Röhren, die man in den meisten Fällen entfernen muss (einfach mit dem Messer oder den Fingern rausheben), sind schon nach kurzer Zeit gelblich. Ganz junge Maronen haben weiß-beige Röhren. Drückt man drauf, auf die Röhren, werden sie blau. Sieht giftig aus, ist es aber nicht. Hat man das Röhrengeflecht beiseite geschoben, schaut man von unten auf den Hut, der dort gelb ist und bei Berührung auch blau wird. Anfangs. Ich reinige die Maronen direkt im Wald. Schaue nach Würmern, beseitige das Geflecht und entferne die holzigen Stile. Mit meinen Laguiole, was mir immer eine große Freude ist. Ich habe ein Taschenmesser, so wie mein Opa Heinrich ein Taschenmesser hatte. Ich sehe ihn, wie er damit Blumen anschnitt. So in etwa schneide ich die Maronen. Opa, ach.

Maronen ohne Röhren und Stiele sind richtig lecker. Sie haben ein festes Fleisch und zerfallen in der Pfanne kaum. Es war eine große Pfanne am Sonntag. Und alle haben überlebt! Natürlich habe ich gewarnt, damit jede und jeder weiß, was sie, was er tut. Allerdings hatte ich jeden Pilz zweimal in der Hand und habe genau geschaut. Wie gesagt: Steinpilze, Maronen.

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Nun steht im Garten noch der letzte Mangold und der letzte Salat sowie ein wenig Petersilie, im Flur und in der Küche warten die letzten Kürbisse und Zucchini auf die Verarbeitung und dann legt sich alles schlafen. Das Feuer im Ofen wird brennen, Herr Cooper wird sich wie eine Katze davorhauen und es werden viele kurze Tage sein, bis die Krokusse endlich kommen.

Es war ein schöner Sommer. Aufregend. Voll. Verführerisch. Eine große Ernte in diesem Jahr. Grund genug für ein inneres Erntedankfest. Am Wochenende noch die letzten Pilze, bevor der erste Frost kommt und dann, abwarten und Tee trinken.

Dann war da die Sache mit den Felgen…

Again and again. Was für eine Woche.

Es fing damit an, dass ich diese Woche hier alleine Dienst hatte. Also all den Quatsch machen musste, der in so einem Haushalt anfällt. Von Kinder versorgen über Hund ausführen bis waschen und kochen. Ela hatte vier Tage lang einen Job in Köln und ich am Montag einen Tag frei und ansonsten volles Programm. Jobs, ausgebucht. Dauernd muss ich absagen. 6 Uhr aufstehen und dann gib ihm. Kennt ihr. Wir sind ja nicht zum Spaß hier…

Allerdings hatte ich neben all den Jobs noch einen kleinen Nebenjob. Hier beginnt der 3. Teil meiner kleinen Auto-Trilogie. Kaufen hatten wir bereits und anmelden auch.

Na, was fehlt?

Richtig. Verkauf. Da stand ja noch die alte Kiste sabbernd auf dem Hof. Das gute Stück. 308.000 tausend Kilometer, undicht an der Wasserpumpe, diverse Roststellen. Baujahr 2001. Also nicht mehr ganz frisch, aber für Retro-Liebhaber wieder neu zu haben. Ärgerlich war nur, dass er schöne Alufelgen mit guten Reifen hatte. Kennt ihr auch: Du fährst zum Reifenhändler und hast beim Bezahlen die Tränen in den Augen. So ein wiederkehrendes Negativ-Erlebnis. Ich wünsche mir Vollgummi-Pneus, die 10 Jahre halten. Also wollte ich die guten Schluffen gerne behalten und für den neuen verwenden.

Da habe ich mir gedacht gedacht, tausch die mal aus. Holste billig vom Schrott und hast die Alus mit den guten Reifen dann für den Neuen. Tja. Ha. Mal eben so, nö. Knicken kannste das, weil Schrotthändler heute Autoverwerter heißen und da nix mehr mal so eben zwischendurch über die Ladentheke geht. Ich wollte echt nur so ein paar alte schäbbige Felgen mit Pneus, die noch gehen. 150 Euro. Das erste Angebot. War mir zu teuer, weil das auch recht kleine Felgen waren, die zwar funktioniert hätten, aber irgendwie nicht sympathisch rüberkamen. Kurz: Gefiel mir nicht, das Angebot.

Ich habe den amerikanischen Informationskonzern mit großem G gebeten, mir mal Infos in Richtung billig, billig drangekommen zu geben. Es fand sich ein Autoverwerter, der mir irgendwie ein gutes Gefühl gab. Na, dachte ich, rufste mal an. Mittlerweile hatte ich rund tausend Zahlen auf dem Zettel, die Felgen und Reifen definieren. Wie oft war ich im Gartenhaus, um noch einen Wert abzulesen? Also: Reifengröße 195/60 R 15 auf Felgen 6J x 15 H2, ET 52.5, LK 108. Da gehen auch andere Werte, aber die sind scheinbar geheim. Zumindest stehen die nirgendwo, was mir später noch zum kleinen Verhängnis mittlere Ausmaßes wurde.

Ich wählte die Nummer des Schrottis mit nicht rein deutschem Nachnamen. Ich schreibe jetzt mal, um die Identität zu schützen: Pavaril. Er meldet sich und sagt: Pavaril, was kostet? Hä? Was kostet? Ich lache. Er: Kunden, die an der Stelle lachen, sind gute Kunden. So. Ich sage meinen Spruch auf, betone den geringen Anspruch, den ich an das zu erwerbende Produkt habe und hoffe auf Zustimmung und einen Preis deutlich unter 150 Tacken. Wir reden, ich versuche zentrale Infos aus dem Mann zu locken: Gibt es welche? Was kosten die? Musst du vorbeikommen. Von drei bis sechs. Keine Preise am Telefon. Haben wir eh schon viel zu lange gequatscht. Krawumm, da fiel das Tor der Wahrheit zu und ich stand da mit meinen Fragen.

Aber. Tja, da ich so ein Mensch bin, der an Bauchgefühl und so weiter glaubt, hörte ich auf meinen Zentralmagen und plante einen Besuch des werten Herrn und seiner Unternehmung ein. Am Nachmittag. Kochen, Kinder vom Bus holen, essen und los. Gegen 16 Uhr traf ich ein. Vi war mit von der Partie. 30 Kilometer. Autobahn, Landstraße. Am Ort des Geschehens zwängten wir uns durch eine kaum geöffnete Tür und standen im Matsch. Gestapelte Kisten, Pfützen, Schrottplatz (Integriertes Zentrum für angewandte Nachhaltigkeit).

Wir suchten uns den Weg durch das Blech. Nahmen den ausgelatschten Wildpfad, der uns in einen skurrilen Raum führte. Kennt ihr die Anfangsszene aus Spiel mir das Lied vom Tod? Oder diese Stimmung aus Highnoon? Oder diese Hinterhof-Szene mit der Disco in Karusmäkis I hire a contract killer? Es gibt nichts zu sagen, jedes kleine Geräusch wird zum Filmdonner. Wir betreten also das Etablissement und treffen auf acht stumme Männer und eine angespannte Frau, einen Bediensteten hinter der Theke und einen Kaffeeautomat ohne Becher. Niemand sagt was. Schweigen im Walde. Trauerfall in der Familie? Tsunami im Anrollen? Hat einer gefurzt, oder was?

So eine Situation zu deuten, fällt schwer. Und überhaupt: Wie verhält man sich? Schweigen brechen? Ins Schweigen einreihen? Es stellte sich raus, die Anwesenden hatten im Laufe einer langen Wartezeit sämtlichen Mut und jede Hoffnung verloren. Kaum sind wir da, platzt der Dame der Kragen. Sie wolle jetzt raus auf den Platz, um für den Twingo dieses bescheuerte Vorstufenrelais zu finden, auszubauen, zu bezahlen und endlich mitzunehmen. Ihr Freund lächelt peinlich berührt, sie dampft ab. Die Tür fliegt. Ruhe again. Oh, schlechte Stimmung. Ich erkenne die Stimme des Chefs, der lächelt. Mr. Pavaril, Herr dieses Universums. Sein Kommentar: Diese Ungeduld. Frauen. Je dunkler sie sind, desto temperamentvoller sind sie.

Ich schaue in die Runde. Keine Zustimmung, keine Widerworte, keine Meinung. Nun gut. Ich versuche es. Herr Pavaril entflieht. Raus in sein Reich der Nachhaltigkeit und Wiederverwertung. Also spreche ich mit seinem Kollegen, der dankbar schaut obgleich der ungemeinen Aufmerksamkeit, die ich ihm schenke. Er hat einen großen Kopf, auf dem eine schiefe Brille hängt, deren Gläser mit Fleischwurstscheiben gereinigt wurden. Ich erzähle ihm meine Geschichte, wage mich in Detailbereiche und beichte sogar die Einpresstiefe. 52.5. Oh. Ich spüre, auch wenn ich es nicht höre, Reaktionen im Raum. Als würde ein Flüstern die Hallen durchschreiten. Ein Flüstern mit Echo – 52.5, 52.5, 52.5. Ich verspüre deutliche, unausgesprochene Anerkennung und Solidarität. Ich habe wieder ein gutes Gefühl. Hey, hier geht was.

Da müssen Sie warten, bis der Chef kommt, weil ich (mit den unzarten, schwarz melierten Fingern angedeutete Anführungszeichen) eigentlich gar nicht da bin. Äh, wie jetzt? Nicht da? Also nur so körperlich, aber ansonsten geistig weggetreten, oder wie? Ich stelle einige Fragen, um den komplizierten Sachverhalt einzugrenzen. Was würdest du denn jetzt tun, wenn du da wärest, nur mal so angenommen, was du ja offiziell nicht bist? Keine Antwort. Stattdessen, weil ich gelächelt habe und im Allgemeinen ein freundlicher Mensch bin, der Auftakt eines Gespräches. Eines Gespräches, das mehr Information ausspuckt, als mir lieb ist. Dass hier das Chaos herrsche, dass niemand wisse, wo was liegt und überhaupt, mal sei man angestellt und dann wieder nicht und dann ist der Kollege weg und den Trend zum Internet habe man verschlafen und meistens sei hier nix los und nur jetzt wäre die Hütte mal voll und man müsse und man solle und ja, da gäbe es einiges zu tun. Womit er nicht anfängt, weil er ja nicht da ist. Nichts zu machen.

Neue Kunden kommen herein. Die Augen begreifen nicht, was sie sehen. Die Situation ist undurchsichtig. Was machen die vielen Leute hier? Und so wissen sie nicht, was zu tun ist. Der freundliche Unanwesende hinter der Theke erwacht zu neuem Leben und greift an. So in etwa kann man sich Wiederauferstehung vorstellen. Eben noch mausetot und jetzt ein Kann ich Ihnen behilflich sein? Es geht um ein Elektronikteil für einen A4 Baujahr 2006. Oh. Klar, sie wussten es halt noch nicht. Wissen Sie, eigentlich (mit den unzarten, schwarz melierten Fingern angedeutete Anführungszeichen) , bin ich gar nicht da. Und ob wir das haben, weiß nur der Chef. Der ist gerade draußen auf dem Platz.

Die Zeit verrinnt langsam. Um 19.30 Uhr will ich im Trikot auf dem Fußballplatz stehen. Vi möchte zuschauen. Ein offizielles Freundschaftsspiel. Muss doch klappen. Ich meine: 16 Uhr auf dem Verwertungsgelände aufgeschlagen. Vier Reifen, vier Felgen von einer Sorte. Draußen vor der Tür habe ich genau die gesehen. Nur: Zu viel Profil, zu gute Felgen. Leider teuer, bestimmt. Und am Telefon hatte der gute Mann ja auch gesagt: Kein Problem, haben wir da.

Die Stille zwischen den Auftritten des Maestros ist eindrucksvoll. Absolute Beherrschung. Keiner weiß, ob er aus der Nummer hier jemals wieder rauskommt. Rodriguez sage ich nur. From dusk till dawn, als sich das Roadmovie in einen Zombieschocker verwandelt. Der Kerl hinter der Theke, ich weiß nicht. Gleich kommen so Typen in schwarzen Anzügen rein (so Pulp Fiction Travoltas) und er zieht seine Pumpgun hintern Tresen hervor. Könnte sein, dass sein Talentprofil da im grünen Bereich ist.

Es ist ein Schauspiel. Vi durchbricht die Stille. Umarmt und küsst mich inmitten dieses glotzenden Wahnsinns. Bühne des Alltags, Auftritt der Liebenden. Mir gefallen solche Spannungsmomente, wenn Verhaltensweisen nicht einstudiert sind und Situationen nicht durch Konventionen unterlegt sind.

Er kommt. Eine rote Motorhaube wird gebraucht, die scheinbar in einem dunklen Raum liegt. Die Taschenlampe wird gesucht. Die Sandkörner rieseln in Wasserfallgeschwindigkeit. Hier versickert die Zeit im Altöl getränkten Boden. Wahrscheinlich werden wir die Nacht am Feuer eines brennenden Ölfasses verbringen. Hier ist Niemandsland, hier gelten andere Gesetze, hier hat alles eine andere Dimension. Die Lampe ist weg. Ich gebe dem Unternehmen Auffindung eine 2,1%-Chance. Die kann hier überall sein. Aber, sie taucht auf und es geht weiter. Ohne dass das genau definiert wäre, dürften wir in der Warteposition in etwa auf Drei vorgerutscht sein. Es lässt sich nicht einschätzen, wer hier zusammengehört, wer Kunde und wer Bankräuber oder Mafiabote ist. Der eine, der da so neben uns sitzt, der keine Jacke dabei hat, was macht der hier noch mal so ganz genau?

Weitere 15 Minuten später ist klar, dass es eine rote Haube gibt, dass die aber bestimmt nicht passt. Weiter im Takt. Reifen, Felgen, Preisdiskussionen. Alle fiebern mit. Es ist wie beim Pferderennen. Mal hat der die Nase vorn, mal der. 280 muss ich haben. Da sind Goodyears drauf. Das sind die besten. Oder willst du aus der Kurve fliegen? Au Mann, ein echtes Verkaufstalent. Er geht an den Rechner, zwingt die Maus nach rechts und links, befragt das Orakel und welch Wunder, er bekommt eine Antwort. Nicht 42, sondern 260. Ich hätte mit 270 gerechnet, aber klar, der Mann hat keine Zeit. Er schreibt und kassiert. Er bekommt 260 und sagt: Da fehlen 20 Der Saal rumort. Hat der sie noch alle? Hat doch gerade gesagt 260. Er bekommt 260 und faselt dann was von fehlenden 20. Oh, sorry, klar, wir hatten ja 260 gesagt.

Er redet was von Aufziehen und Auswuchten und trottet mit dem Käufer Richtung Werkstatt. Nee, ne. Der macht das jetzt. Das wird dauern. Das hier ist ein kompletter Kurs Selbstbeherrschung – Intensivprogramm. Ich frage meinen neuen Freund hinter der Theke, wo die Becher sind. Kaffee. Ein Saeco-Automat mit Mahlwerk und Glasturm für Bohnen auf dem Dach. Könnte schmecken. Alle schauen mich an. Er sagt mir, dass die Becher in der oberen Klappe stecken. Öffnen, rausziehen, 50 Cent einwerfen, mittleren Knopf drücken. Es dampft, macht Geräusche, fließt raus. Ich will, gegen meine Gewohnheit, Zucker. Es gibt aber nur drei Rührhölzchen, die alle benutzt sind. Ich nehme eines in die Hand, schaue zum Tresen, versuche durch die Fleischwurst-Gläser einen Blick einzufangen, erhalte aber nur ein mitleidiges Lächeln. Klar, ist hier ja mal kein Kindergeburtstag. Nur was für echte Kerle und Frau Vi. Die hat Spaß.

Der Kaffee ist grausam. Ich frage, ob er sicher sei, dass in der Kiste nicht das alte Kühlwasser verklappt würde? Eine eindeutige Antwort bekomme ich nicht. So. Hauptsache nicht radioaktiv, aber ich frage lieber nicht. Er kommt. Chefe. Nach vollendetem Reifenwerk sind wir dran. Im Augenwinkel nehme ich wahr, dass sich nun auch der Mafioso zum Kaffeeautomaten begibt. Er zahlt sogar. Widerwillig.

Ich sage meinen Spruch mit der unendlichen Zahlenkolonne auf, beantworte die zahlreichen Zwischenfragen und erwarte, gleich meine komplette Sozialversicherungsnummer runterleiern zu müssen. Mitkommen. Es geht los. Wir verlassen den Raum. Endlich. Frische Luft, der Wahnsinn hat ein Ende. Die guten Reifen vor der Tür: 220. Zu viel. Er versteht. Klar, du willst deine alte Karre für 500 verticken, da steckst du keine 220 in Reifen und Felgen. Komm mit. In den Tiefen des Platzes (mit tief meine ich knietiefe Matsche, mindestens) treffen wir auf das allerhässlichste Auto der Welt mit den allerhässlichsten Felgen. Ua. Er grinst. 150 Guter Trick. Musst du vorbeikommen. Und wenn du dann zwei Stunden gewartet hast, kaufst du alles.

Tatsächlich habe ich keine Zeit, weitere Schrottplätze anzufahren. Ich schlage ein. Er kassiert. Bar auf die Kralle. Und muss die Mistdinger selbst abmontieren. Irgendwann kommt er, der eigentlich gar nicht da ist, mit so einem riesigen Wagenheber auf vier Rädern. Sieht gut aus. Ich beschließe, ihn jetzt sinnvoll einzusetzen. Meinen neuen Kollegen mit der Brille. Er besorgt eine Batterie für die Kiste, damit ich sie zurücksetzen kann, weil ich sonst nicht an die Vorderräder komme. Gutes Gefühl, in so einer halb ausgeschlachteten Karre zu sitzen, deren Motor noch läuft. Und die Bremsen?

Der Chef kommt gespurtet, um seinen A6 in Sicherheit zu bringen. Das Mad-Max 5-Gefährt springt an und fährt tatsächlich. Automatik. Wurzelholzimitatarmaturenbrett. Igitt. Ich bocke die Karre auf, löse die Radmuttern durch Drauftreten aufs Radkreuz, lande mit meinen australischen Schäferschuhen in der Matsche und nehme mir vor, nicht aufzugeben. Mein Kollege holt die 220 Dollar Felgen, die wir dranschrauben sollen, damit das Auto auf irgendetwas steht. Passen nicht. Zu klein für das große Auto. Und jetzt? Mann. Halb sieben. Fußball knicken? Noch nicht. Der Chef meint, alte Felgen ohne Reifen drunter. Mein Kollege trottet von dannen und kommt tatsächlich mit Felgen zurück. Mensch, der hat richtig Leben in sich. Wie er aufblüht. Engagiert, energiegeladen, kraftvoll. Ich haue das Auto auf die Felgen, wir laden ein.

Ein letztes noch: Hände waschen. Zurück zur Theke. Die gleichen Gesichter. Wohnen die hier? Wo ist die Taschenlampe? Finsterer Blick des Mafiosi, der wahrscheinlich auf die Tageseinnahmen wartet. Des Schutzes wegen, man muss es verstehen, ist ein gefährliches Geschäft. Was alles passieren kann. Auto fällt auf Kopf. Tot. Lieber ein wenig Lebensversicherung zahlen. Ich haue mir Waschpaste auf die schwarz melierten Hände. Rubbel, schrubbe, will mir die Finger abtrocknen. Ende Gelände Papierhandtücher. Da ist doch ein Handtuch, meint der Chef. Sauber. Schön hell. Naja. War mal. So ein Aussteuerteil mir Bordüren. Und schwarz. Ist frisch. Meint er. Vor drei Jahren mal, sage ich. Er kommt, er checkt es, er verzweifelt und hält es Richtung seines unanwesenden Mitarbeiters: Du bist ein Ferkel.

Wir geben uns die Hände. Wir lächeln. Ich habe es eilig. 20 Kilometer Landstraße, 10 Kilometer Autobahn und Fußballtasche holen und checken, ob die Kids klargekommen sind. So weit so gut. Aber: Die alte Kiste war jetzt immer noch nicht vom Hof. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, in der ein Pole namens Bartek eine zentrale Rolle spielt. Ich sage euch, die Sache mit den Autos, die kann einen ganz schön beschäftigen:) Und es ist noch nicht zu Ende…

Kleiner Gruß aus dem Gemüsegarten

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Morgen geht die Schule wieder los. Oder, wie meine Mutter Sonntagsabend immer sagte: Das Sechs-Tage-Rennen. Schluss mit lustig. Sie sagte aber auch immer: Wird Zeit, dass die Schule wieder losgeht. Für mich bedeutet das, dass es wieder feste Zeiten gibt. 6 Uhr aufstehen, 7.50 Uhr geht der Bus, Cooper-Runde, ab zur Arbeit.

Morgen arbeite ich für die Agentur Zuhause. Homeoffice nennt sich das. Zwei Tage Agentur, ein Tag hier, zwei Tage frei arbeiten. Auf eigene Rechnung. Es steht ein großer Job mit Ela an. Morgen also: Acht Stunden Schreibtisch und zwischendurch kochen und Kinder versorgen, die jetzt plötzlich beide Jugendliche sind. Schwups.

Weil ich keine Lust auf Stress morgen habe, habe ich vorgekocht. Genau genommen hatte ich Lust zu kochen, weil ich im Wald war, Pfifferlinge finden. Eine schöne Portion, obwohl es so trocken ist. Einige kommen trotzdem raus. Der Duft der Pilze hat mich an Essen denken lassen. Nun isst Zoe nicht gerne Pilze, weshalb ich für morgen etwas anderes kochen musste.

Da fielen mir die beiden Zucchini und die vor Tagen geernteten trockenen Erbsen ein. In der Gedankenwelt kam eins zum anderen und so erschien vor meinem geistigen Auge eine Suppe. Habt ihr mal I.M. von Connie Palmen gelesen? Ihr Freund, Ischa Meijer (i.M. oder In Memoriam), an den das Buch erinnert, hatte immer eine Suppe auf dem Herd. Das hatte mir beim Lesen sehr gefallen und ist in Erinnerung geblieben. Suppen. Lecker.

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Aus dem Garten habe ich neben den beiden Zucchini noch Salbei, Rosmarin, Thymian, Bohnenkraut, Oregano, Schnittlauch und einige Blätter Mangold mitgebracht. Mein Plan, den ich dann umgesetzt habe, war: Zwiebeln mit Knoblauch und den Kräutern in Olivenöl andünsten, dann eine gewürfelte Tomate und eine klein geschnittene Möhre dazu. Im nächsten Schritt eine der Zucchinis hineinschneiden und den Mangold. (Pst, ich habe heimlich Pfifferlinge beigemischt. Verratet mich nicht, Zoe mag keine Pilze. Wenn sie wüsste… Wird sie nicht schmecken, aber der Suppe werden sie guttun:) ) Umrühren, warten, mit Gemüsebrühe aufschütten und alles im Mixer pürieren – wenn das Gemüse weich, aber nicht matschig ist. Summmmm.

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So weit bin ich also. Abgeschmeckt habe ich mit Pfeffer, Salz, Paprika und getrocknetem Thymian. Schmeckt schon mal, ist aber nur die halbe Miete. Bevor die Kinder morgen aus der Schule kommen, werde ich noch Kartoffeln von unserem Pferdebauern (die hat er letzte Woche mit dem Pferdewagen gebracht), gelbe Zucchini vom Kompost und die eingeweichten Erbsen hinzugeben. Freue mich drauf.

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So, jetzt werde ich die Fotos runterladen und hier einbauen. Dann könnt ihr sehen, was ich da so fabriziert habe. Vielleicht habt ihr auch noch Dinge im Garten, die bald nicht mehr da sein werden…