Thank God It’s Friday:)

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Leute, Leute.

Was für eine Woche. Samstagmorgen in Levanto den Kram in die Karre geschmissen, aufs Dach gezurrt, auf die Anhängerkupplung geknallt, ab in den Supermercato, Panini holen, Prosciutto cotto, fromaggi, Coke für die Youngguns und ab. 15 Stunden Autobahn inklusive Stau vor dem Gotthard und Entscheidung, den Pass zu nehmen. Meiner Familienkutsche habe ich den Bolts-Spruch “Quäl dich du Sau” in die Lüftung geflüstert. Und so schob sich unser Transporter langsam den Berg hoch, als würden wir gut gedopt nach Alpe d’Huez hochkraxeln. Irgendwann in der Nacht bin ich dann mit leichten Wahnvorstellungen im kompletten Colarausch in der Heimat eingetrudelt. Die Bande, drei Jungs, haben gepennt…

Raus aus der Kiste, rein ins Bett, raus aus dem Bett, ran an den Schlauch. Alles auspacken, abspritzen. Zelte, Kisten und vor allem die Surfsegel und das Board. Zwischendurch meinen Arm versorgen, der nach dem Angriff einer Killer-Feuerqualle auf offener See schön vor sich hin puckerte. Sah wirklich übel aus, wie ein verheilendes Einschussloch mit fetten Entzündungsspuren. Die Jungs beim Fußball am Montagabend haben nicht schlecht geguckt. WAS HAST DU DENN GEMACHT? Mittlerweile, so ohne Salzwasser und Campingstaub geht’s allmählich wieder. Was einen nicht umbringt… Hat auch nur weh getan, als mich das Vieh erwischt hat. Leider deutlich weit draußen. Ich hatte kurz die Sorge, was jetzt so passieren würde, wenn es der Arm mal eine Zeit lang nicht mehr tun würde. An Land hat das dann zwei Stunden so verdammt Scheiße-weh-getan, dass mir schlecht wurde. Dann gings. Ola.

Hier also mein Feuerquallen-Tipp auf Basis eigener Erfahrung (In diesem Urlaub hat es mich am Bein, an der Hand, am Unterarm und in der Achselhöhle erwischt – mit einem Messer im Rücken geh ich noch lange nicht nach Hause). NICHT MIT SÜSSWASSER abwaschen! Nicht mit den Händen reiben. Auf der Haut sind so kleine Bläschen, die mit dem Gift der Qualle gefüllt sind. Das Gift oder die Säure lässt sich wohl mit Essig neutralisieren, wenn die Bläschen noch nicht geplatzt sind und das Zeug sich auf der Haut verteilt hat. Damit das nicht geschieht, kann man die Bläschen in der Sonne trocknen bzw. vertrocknen lassen und dann mit Salzwasser und Sand abreiben. Es geht eben darum, so wenig wie möglich von dem Zeug auf die Haut und in die Haut zu bekommen. Ich hatte zu meinem persönlichen Vergnügen die volle Ladung, weil sich diese Tentakel wohl einmal komplett durch meine Achselhöhle gezogen hat. Super gelaufen. Dann habe ich die Bläschen unter der kalten Dusche am Strand wunderschön platzen lassen und dann ging die Party so richtig los. Wobei: Als es mich auf dem Meer erwischt hat, da dachte ich schon, der weiße Hai hätte mit freundschaftlich die Schulter abgebissen. Nun. Alles wird gut, alles ist gut. Mein Papa hat immer gesagt: Wenn du krank bist, das geht. Wenn du doof bist, das bleibt. Habe ich schon erwähnt, das mein Papa es nicht so mit poltischer Korrektheit hatte, das aber mit einem guten Herzen mehr als wett gemacht hat?

Das war also der Einstieg in die Woche, auf den das Abarbeiten und Lesen und Verarbeiten und Löschen von 450 Mails folgte sowie der 100%-Einstieg in die laufenden Projekte. So habe ich schon wieder die Finger ordentlich fliegen lassen und fahre mit meinem Kopf zwei Schienen. Still remembering und Vollgas. So freue ich mich heute, das Freitag ist und das Wochenende – Viveka kommt, yippieh – vor der Tür steht. Also heute noch Texte und ein wenig Steuer. Muss. Ts.

Morgen blasen wir mit 14 Leuten zur Gartenattacke, werden alles rund ums Haus auf Vordermann bringen inklusive Gartenhaus und am Abend mit allen, die es interessiert, bei Freunden Italienfotos schauen. Großes Juchhu. Zwischendurch habe ich noch ein Fußballturnier, damit es nicht langweilig wird. Und nächste Woche dann… Ach, denken wir erst einmal ans Wochenende und freuen uns. Ne. Euch allen viel Spassss satttt mit Sonne und dem ganzen Gute-Laune-Gedöns-Krams. Ciao, ciao. Ach.

P.S. – Hier kommt gerade Jims Videobriefing zur Gartenattacke rein – da muss man sich nur noch ‘ne Zahl aussuchen und los:)

That’s the way of german Heimat…

home made:)
home made:)

Hoch verehrtes Publikum, heute präsentieren wir Ihnen eine Darbietung, die Sie in die tiefen unseres Landes führt und sich mit dem ambivalenten Begriff HEIMAT auseinandersetzt. Heimat ist da, wo ich bin? Oder was?

Heute Früh erreichte mich ein Kommentar aus San Francisco. Von Ute. Herzlichen Dank! Sie ist Weltenbummlerin und Kosmopolitin, die gerade wieder umzieht. Nach Michigan.

“Hallo Jens, leider sehe ich erst heute, dass Du geantwortet hast. Ist ja nicht immer so einfach, mit dem Internet… Auf jeden Fall sei Dir an dieser Stelle für Deine Berichte aus meiner alten Heimat gedankt. Immer wenn ich mal genug habe, vom amerikanischen Lifestyle, schau ich bei Dir vorbei und geniesse Deine Einblicke in den deutschen Alltag. 200 Einwohner? Meine Güte, das ist ja wirklich klein, da kennt dann wohl jeder jeden, oder? Ganz das Gegenteil zu meinem Leben, wo durch die ständigen Umzüge jegliche Bodenhaftung verloren gegangen ist. Manchmal, so wie jetzt z.B. – kurz vor dem grossen Umzug – tut das weh und dann ist es schön, sich zumindest auf seine kulturellen Wurzeln zu besinnen. Tja, und dann bin ich eben zu Besuch in Deinem Dorf :)

P.S. Ha, diesmal habe ich unten auch das kleine Kästchen benutzt, das mich bei weiteren Kommentaren mit einer Email versorgen wird!”

Als ich ihren Kommentar gelesen habe, kam meine alte Heimatfrage hoch. Wo ist meine? Ich werde manchmal gefragt, wo ich eigenlich her komme. Ich frage dann nach der kurzen oder langen Version? Manchmal sage ich: Ich bin in Kaisersesch in der Eifel aufgewachsen. Oder: Ich bin in Meppen an der Ems geboren. Oder: Meppen, Recke, Kaisersesch, Montabaur, Koblenz, Aachen, Mannheim, Köln, Nosbach. Köln kommt immer gut, kennt jeder, mag jeder. Irgendwie.

Nur Ausland fehlt. Komplett. Als wir 2006/2007 in Neuseeland waren, hat es kurz gejuckt. Als dann noch die Wesslings dorthin ausgewandert sind, da kribbelte es schon sehr. Aber, im Grunde habe ich mich längst anders entschieden. Diese alte Schule, dieses kleine Dorf, dieses Leben auf dem Land ist zu meiner Heimat geworden. Seit 15 Jahren lebe ich hier. Und auch, wenn ich für einige noch der Zugezogene aus Köln bin, der Städter, so bin ich doch angekommen. Gehe hier meinen Weg. Täglich ins Tal. Vorbei an den Weinbergschnecken und den Hasen. Den Weg runter ins Maikäfertal, wo mich die Rinder begrüßen und dem Herrn Cooper und mir ein Stück weit folgen, sofern sie nicht gerade auf der anderen Bachseite sind und es scheuen, den Rio Grande zu überqueren.

Heute Morgen war ein sehr schönes Licht. Manchmal blinzelte die Sonne durch die Wolken und leichter Wind ließ Sonnenfelder über die Wiesen wandern. Fast jeden Tag sehe ich dieses Tal und doch ist es immer anders. Im Wechsel der Jahreszeit, im Verlauf der Jahre. Nuancen und auch Einschnitte, wie der Kahlschlag am Hang.

HEIMAT. Ein Wort, dass wir Deutschen reichlich strapaziert haben. Eigentlich ein schönes, warmes Wort, das leider von Idioten diffamiert wurde. Heimatfront, Heimatbrigade. Heimat von Deutsch-Südwest-Afrika über Stalingrad bis zum Atlantikwall. Da hat der Begriff sehr gelitten und wurde mit der Tendenz versehen, Heimat mit Stiefeltritten oder mit Jägerzaunallüren a la Deutsche-Demokratische-Republik-Mauerbau-Heimatvorstellung (mal lieber was drum machen, damit keiner rein kommt, äh, raus kommt) zu kombinieren. Nun kann man ja schmutzige Wäsche waschen und Worte auch wieder zurückholen. HEIMAT gehört ja nicht den Dumpfbacken, die das nationalistisch engstirnig ausgrenzend sehen. Heimat ist ein persönlicher Begriff, der die individuellen Wurzeln beschreibt. Dort, wo man her kommt, wo man gerne ist, wo die Erinnerungen entstanden sind und entstehen. Die wichtigen, wertvollen. Für mich also hier. Nosbach. Für andere sonstwo.

Ich freue mich, eine Heimat zu haben. Heimat in mir. Für mich, der schon fast entwurzelt war, eine gute Entscheidung, sesshaft geworden zu sein. Einen Ort gefunden, kreiert, entwickelt zu haben. Was auch passiert, diese Wurzeln werden bleiben. Die kann ich mitnehmen, wohin auch immer mich die Zukunft bringen wird… Die Fotos zeigen den Weg, den ich heute in der Früh mal wieder mit Herrn Cooper gegangen bin. Erst in den Garten zu Elas Salatbeet, das sie dieses Jahr rund angelegt hat und das gerade mit Salat nur so um sich wirft. Alle Sorten. Ruccola, Lollo Rosso, Bianco, Eichblatt, Rauke… Sehr lecker. Heimat kann man eben auch essen:)

Dann vorbei am kleinen Zoo mit den Schnecken und Hasen ins Tal. Mit kleinen Blümchen am Wegesrand und Sonnenspiel über allem. Süß. Viel Spaß damit. Und jetzt gehe ich Pizza backen für die Familie:)

snail in jail
snail in jail
white heroe:)
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my way
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flower power
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Herrje, die Siemens Waschmaschine dreht sich nicht…

Waschmaschinen-Kohlen_red

Ihr kennt das. Die Waschmaschine läuft nicht und schon ist Rom in Not. Ausfälle im Haushalt – kleine Katastrophen im Zentrum des Lebens. Ein Tag in der letzten Woche. Ich kam abends aus der Agentur, als Ela mir sagte: Jens, die Waschmaschine dreht sich nicht. Kacke. Sorry. Aber so isses. Wenn diese kleinen Helfer die Teamarbeit versagen, ja dann ist das wirklich Kacke.

Wäschestau. Wo ist meine Lieblingshose? Das T-Shirt schon fertig? STOP. Nichts geht mehr. Rien ne va plus. Also setzt sich das Katastrophenmanagement-Team zusammen und überlegt. First step: Ruhe bewahren. Es ist nichts weiter geschehen. Alle sind gesund, bis auf die Siemens XL 147 family, der steckt irgendetwas quer oder so. Auf jeden Fall macht die Trommel nicht, was sie soll. Sich einfach wie ein Hamsterrad vor sich hin drehen.

Nun, um die Lage beurteilen zu können, hat sich das Katastrophenorganisations-Komitee in den Keller begeben, um sich dem Sacherhalt zu nähern. Schalter an, Schalter aus. Neue Einstellungen. Wasserhahn auf, Wasserhahn zu. Ergebnis: Die Trommel dreht sich nicht, auch wenn wir uns auf den Kopf stellen und lachen.

Zurück an den Küchentisch. Ansetzen des vermeintlichen Familienoberhauptes (sagen wir einfach mal ICH; was natürlich nur die halbe Wahrheit ist:) zur Problemlösung. WIR MÜSSEN ETWAS TUN. Allgemeines Bejahen. Zusammenfassung der Lage: Die Machine ist kaputt. Wieder Zustimmung. Also gibt es zwei Möglichkeiten: Reparieren oder neu kaufen. Weiß jemand, wie alt die ist? Nö, nich wirklich. Herrje.

Überleg, grübel, Argumente suchen, noch mal nachdenken. O.K. Die Entscheidung: Wir versuchen mal, sie reparieren zu lassen. Am nächsten Tag kommt der Elektriker unseres Vertrauens und befreit das Flusensieb von einem Cent-Stück und fährt. Super! Aber. Die Trommel dreht sich weiterhin nicht. Erneuter Anruf beim Elektriker unseres Vertrauens, der zeitlich, terminlich etwas knapp ist.

Mittlerweile häuft sich die Wäsche. Tag für Tag. Logisch. Es kommt so etwas wie blinder Aktionismus auf. Ich beginne, nach neuen Maschinen zu schauen und mich in die Welt der As und A++ und A+++ zu begeben. Entweder 400 Tacken oder 500 Tacken. Nee, keine Miele. Auch wenn die was aushalten. Ich meine. Hallo? 1.000 Euro? Gut, andererseits, weniger Müll, weil die doppelt so lange hält. Ich recherchiere im Internet. Amazon verschickt die Teile versandkostenfrei. Ui. Unsere E-Märkte vor Ort zeigen auf ihren Webpages, was auf Lager ist. Wäre eine charmante Lösung. Hinfahren, die alte Maschine abstellen, die neue in den Kombi, nach Hause fahren, abladen, aufstellen, Stecker rein, fertig ist die Klamotte. Und die Familie wäscht wieder.

Da meldet sich der Elektriker unseres Vertrauens ud bestätigt meine Vermutung, dass wohl entweder der Motor kaputt ist oder die Kohlen runter sind. Wir kommen dem Problem näher. Wir warten auf ihn, ich recherchiere nun im Web nach Kohlen und Motor. 42 Euro versus 197 Euro. 197 Euro? Wo eine ganze Maschine 400 kostet? Nun, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Siemens will ja auch leben? Grrrr.

Unser Elektriker kommt. Mittlerweile habe ich die Maschine mit meinem lieben Nachbarn dem Herrn Alex aufgebockt. Bodendeckel abgeschraubt mit speziellem Torx-Bit und unterrum im zentralen Motorbereich zugänglich gemacht. Der Chirurg, äh Elektriker kommt und schon steht die Diagnose: Die Kohlen sind runter. Is normal. Die nutzen sich ab und dann bekommt der Motor keinen Strom mehr und die Trommel hört auf, sich zu drehen. So einfach ist das. Er telefoniert, bestellt. 15 Euro. Das hört sich doch schon mal gut an. Kleiner Haken: Es ist Freitag und die Lieferung kommt erst einige Tage später, was den Wäscheberg nicht gerade kleiner macht. Allgemeiner Familienbefehl: Handtuchverbrauch reduzieren, Unterhosen länger nutzen. Naja, nicht wirklich.

Wir haben dann die Kohlen gemeinsam gewechselt und was soll ich sagen, der Motor dreht sich wieder und die Trommel auch. Und die Moral von der Geschichte? Nun: Waschmaschinenmotoren haben Kohlen, die sich abnutzen. Wenn sich die Trommel nicht mehr dreht, muss man nicht gleich die ganze Maschine wegwerfen und ersetzen. Nö. Einfach die Kohlen tauschen. Lassen. Jetzt könnte ich das auch selbst machen, ist gar nicht so schwer. Motor ausbauen, Kohlen rausnehmen, Kohlen reinsetzen, Motor einbauen und schon geht das Ding wieder ab wie Schmitz Katze. Ehrlich. Voll weiß die Wäsche:) Macht richtig Spass. Und: Natürlich, ganz klar. Wir mussten unser Schätzchen nicht verschrotten. Das ist echte Nachhaltigkeit. Übrigens ist in so ner Waschmaschine kaum was drin. Trommel, Motor, Heizstab, Steuerung. Alles lässt sich einfach austauschen. Da muss nicht immer gleich die ganze Kiste neugekauft werden… So. Dann mal viel Spaß beim waschen. Nicht nur sauber, sondern rein. Ne, Clementine?

Die Magie des BIG AIR PACKAGES von CHRISTO

Ballon oben_red

Große Kunst im Pott. Christo ruft, die Welt kommt. Ich komme von der A3, biege hinter Duisburg nach Oberhausen ab.Fettes, dampfendes, qualmendes Kraftwerk an der Autobahn. Ach du meine Güte. Weil ich kein Navi habe, habe ich mir die Strecke auf Google-Maps angesehen. Die A42 runter und Oberhausen-Zentrum ab. Google-Maps hätte ich mir sparen können. Der Gasometer ist sein eigenes Hinweisschild – da kann man auf Sicht fahren. Fast. Ich lande in einem Wohngebiet – verbotenerweise. Ach, egal. Passiert. Von dort sind es nur wenige Schritte.

Es regnet. Vor dem Gasometer eine lange Schlange. Halbe Stunde im Regen warten. Super. Natürlich hatte ich mich nicht informiert, was mich eigentlich genau erwartet. Eine Freundin hatte mir den Flyer mitgebracht und gesagt: Fahr mal hin, wird dir gefallen. Hab ich gemacht. War in letzter Zeit ein wenig viel Landleben. Viele Frühlingsfotos, Waldspaziergänge, Sonntagswanderungen. Der Stadtmensch in mir wurde schon unruhig und wollte gefüttert werden. Da kamen mir Christo und der Gasometer gerade recht.

Zoe und Jim waren mitgekommen. Sie wollten gerne etwas unternehmen, Jim hatte eine Rechnerauszeit, die Sigmar Polke Ausstellung in Siegen interessierte sie nicht, so war Oberhausen die erste Wahl. Dort haben wir uns verabredet, mit einer Freundin und Sohn. So konnten wir zu fünft zum Familienpreis rein. Plus Cola & Co. kam dann noch was drauf. Aber schließlich hat Christo der ganze Spaß 1,4 Millionen Euro gekostet.

Was er, was wir dafür bekommen haben? Die meisten Journalisten nutzen die Metapher der Kathedrale. Christo hat in den Gasometer eine Art Ballon installiert. Er nennt das Objekt BIG AIR PACKAGE. Es ist eine Ballonhülle aus weißem Stoff, die sich 90 Meter hoch erhebt. Also fast bis zur Decke des sehr hohen Gasometers reicht. Dieser zylindrische Ballon ist von Seilen umgeben, die dem Ganzen eine Form geben. Tja, und dann wird das alles von zwei Kompressoren aufgeblasen. Damit die Luft und der Druck nicht entweichen, gibt es als Ein- und Ausgang zwei Drehtüren, die für die nötige Dichtigkeit sorgen. Wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen oder wegen der Versorgung mit Frischluft oder aus sonst einem Grund dürfen jeweils nur 250 Menschen hinein zum Staunen. Eine junge Frau mit Walky-Talky zählt mit und fragt regelmäßig per Funk, wie viele wieder raus sind.

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Hinter der Drehtür dann das Eigentliche. DER RAUM. Weiß, breit, hoch und sehr besonders. Da sind nun also diese maximal 250 Menschen und können es kaum fassen. Am Boden liegen Kissen, auf die man sich legen kann, um entspannt zu schauen. Zu starren. Auf was? Tja. Wie soll ich das beschreiben. Worte sind manchmal zu banal oder zu übertrieben. Ich versuche es einmal. So ohne die Superlative, die dieser RAUM sicherlich verdient.

Hinter der Drehtür wartet ein schmaler Gang, der zu einer Treppe führt. Schon hier ist alles weiß. Die Treppe führt auf eine Kreisfläche, die von einem Geländer umgeben ist. Auf einer Seite gibt es eine kleine Tribüne mit wenigen flachen Stufen. Um diese Plattform herum erhebt sich das weiße Tuch. Nun könnte man denken, man sieht das und gut ist. Ist es aber nicht. Es ist schon ein wenig magisch. Vielleicht, weil man vorher noch nie in einem solchen Raum war. Vielleicht, weil alles so schön und hell und weiß und positiv ist. Ein wenig futuristisch, ein wenig Raumschiff-Enterprise.

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Und im Endeffekt ist es so, dass Christo das Verpackungsthema einfach rumgedreht hat. Man schaut nicht auf den Reichstag oder die Pont Neuf, man schaut über sich, um sich herum. Letztlich hat Christo mit dem Lufttrick die Zuschauer verpackt, die sich ins Innere begeben. In mir hat das ein Wohlgefühl ausgelöst. Geborgenheit. Zugleich fühlte ich mich gut mit all den Menschen. Hat er auf jeden Fall gut gemacht, der Künstler. Ob er vorher wissen konnte, was man nachher fühlt? Sicherlich wird er Spaß an seiner Idee gehabt haben. Und sicherlich hat er sich bei dem Perspektivwechsel etwas gedacht. Meine Vorstellung nämlich war, dass er den Gasometer von außen verpackt hat und man nur irgendwie den Deckel sieht. Und dann schafft er eine weiße, hell beleuchtete Gebärmutter. Oder so etwas in der Art.

Vielleicht schaut ihr euch DEN RAUM auch einmal an. Wenn ihr in der Nähe seid. Lohnt sich. Das BIG AIR PACKAGE kann noch bis zum Ende des Jahres bestaunt und erlebt und erfühlt werden. Alle notwendigen Infos gibt es hier. Viel Spaß!

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Romantic Camping in Italy (RCiI)

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Dears. Machen wir mal gemeinsam so einen fetten Metallhaken aus gehärtetem Megastahl an diese Woche. Puh. Niemals zurück schauen. Is ja auch eigentlich gut gelaufen bis auf kleine Abzüge in der B-Note und allem in allem war es dann doch recht erfolgreich. Mit dem Riesen-Beidhänder-Filzschreiber also eine Doppelunterstreichung drunter, zusammenzählen, Datum abziehen (alter Joke meines Papas bei jeder Bezahlung im Restaurant. Ach, Papa. Ja.) und freuen. Ich lebe, bin gesund, lächle und freue mich: Auf Italien.

Wochenende. Zeit die Seel baumeln zu lassen. In Vorfreude und Vergangenheit. Von wegen, nur der Augenblick zählt. Nix da. Der durch Zukunft und Vergangenheit geprägte Augenblick jetzt. Eben habe ich die Bilder durchgesehen. Italien 2004. 2005. 2009. 2011. 2012. Wie Vignetten an der Windschutzscheibe.

Als ich das Bild oben sah, war alles da. Wie ein Einschalter. Erinnerung an. Ich konnte die Wärme des Abends spüren, die Vorfreude, die Liebe dieses Urlaubs. Ja, da war diese unglaubliche Romanze, die alle Klischees einer Italienromanze erfüllte. Und: Erfüllt. Still going on.

An diesem Abend, als dieses Foto entstand ging es runter in die Stadt und weiter an den Strand. Die Luft so frisch und warm. Der Mond voll und hell. Das Meer erst ruhig und später wild. Auf dem Campingplatz war es schon ruhig, die Kinder lagen auf ihren Matratzen, verdauten Eis und Eindrücke. Tauchen im blauen, warmen Meer, hinabstürzen von Klippen, eintauchen, auftauchen, lächeln.

Camping in Italien. Drei Wochen unter freiem Himmel leben. Außer beim Joggen die FlipFlops das einzige Schuhwerk. Wenn überhaupt. Paella kochen für Zehn auf zwei Elektroplatten, die der Sicherung bei Vollgas den Gar aus machen. Zum Kasten, Sicherung rein, weiterkochen. Das Mäuerchen die Küche, das Lachen und Toben der Kinder die Musik, die Schattenbilder der Olivenbäume die Tapete, der Wein, das Meer, die Liebe – das alles, das Glück.

Vorfreude. Im Juli. Wieder. Mit vielen, dieses Mal. Mit ihr. Wahnsinn. Monate später, immer noch. Dieser Abend auf der Via del Amore. Ja, klingt kitschig süß wie ein schmalziger Italo-Pop-Barde mit Piemontkirsche zwischen den Zähnen. Die Sonne ging unter, zwei freie Plätze vorne am Geländer hoch über dem Meer, die angehenden Lichter in den Cinque Terre, zwei Aperol, sanfte Luft, warm, satt. Einander ansehen. Reden. Umfallen.

Nun laufen die Vorbereitungen. Wir werden mehr sein. Mehr Menschen, Mitreisende. In veränderten Konstellationen. Zoe möchte nicht mehr mit dem Papa im Zelt schlafen, die E-Platten müssen weichen, neue Matratzen her. Ela hat seit Jahren eine Packliste, die alles vereinfacht. Vor der Abfahrt auf den Speicher, nach Liste runtertragen, einpacken, Abfahrt. Sie ist einfach gut strukturiert. Nun muss die Liste überarbeitet werden. Neue Bezeichnungen für neue Ausrüstung.

Seit geraumer Zeit stöbere ich auf Camping- und Outdoorseiten, weil ich keinen Schrott will. Nix von dem billig-billig-drangekommen-auspacken-und-wegwerfen-Schund. Gestern bin ich auf einer schönen Campingausrüster-Seite gelandet, die mir gefallen hat. Dort ist mir ein wunderbarer Zweiflammen-Gasherd mit Edelstahldeckel ins Auge gefallen. Ich nähere mich wie die Schlange. Happ.

Vorfreude, heißt es, sei das Schönste. Ich kann auch gut mit der Nachfreude oder der Momentfreude leben. Egal, Hauptsache, es macht Spaß. Italien 2013. Die nächste Vignette, der nächste Festplatten-Fotoordner. Bin gespannt auf die Bilder im Kopf. Ein paar hab ich jetzt schon. Die sind gut:)