Schwert, sanft. NEW YORK.

Den verdammten Nebel
verpiss dich
mit Woodkid durch Brooklyn
„fühlt euch wie Helden“

Schwert verpackt
gesagt ein letztes Mal
Sporen in die Flanken
Zügel rangerissen
Leder in die Hand geschnitten
gefletscht

Blut
Schreie
Ruhe

Totes Gesicht nach dem Unfall
kurz zum Sarg
für die Mutter
in deren Armen ich

Das Fotoalbum
kein wahres Bild

Das Schwert
Blut befreit
geschärfte Klinge
geölt
Griff
geputzt, poliert
wie schön es ist
die Kraft
ins Versagen getränkt

So weit hinten im Schrank
versteckt
unter allem

Pferd
verkauft
verschenkt
verlaufen

Blumen auf dem Tisch
Tücher von IKEA

SEX on the beach
letzter drink
eine Runde noch

Wir haben uns
an keine Gesetze
gehalten

Klebe mir
so eine Scheiß
Friedenstaube ans Auto

Durch das Fotoalbum durch
und durch
die einzige Wahrheit hat kein Bild

New York ’99
give em two for one
der alte Chinese
der kurze Augenkontakt
mehr gibt es nicht
an Wahrheit
eine Papiertüte
zwei Dosen Budweiser
Krieg in Serbien
CNN
ein Mann mit einem Hut
in den Avenues

Das tägliche Abheften von Erinnerung
fette Ordner vergilbten Papiers
VHS-Kassetten
Festplatten
Sticks
Datendemenz

Tanze mit dir

Weggenickt
Kopf zur Seite
auf die Schulter
geküsst von Mama zur Nacht

Gehen lassen
Augenblicke
Zeit

Korken in der Welle?
Welle für den Korken?

Vorantreiben
weiter schieben
lächeln

Schöner warmer
Klimakatastrophen gewärmter
Frühling
im Gras liegen

Himmel sehen
Musik hören
erinnern, vergessen
Vater
Welt
den kleinen Moment
entscheidend
dazwischen

Weich werden
gehen lassen
verflüchtigen

Finger lösen
einzeln
sanft sein
sanft
sanft
sanft
sanft
sanft

januar 2013

Rules. Targets.

Über Wüsten segeln und in Sternen baden
mit Vulkanen Füße wärmen
Drachen Pfötchen geben lassen

8.000 Meter tief tauchen
ein Atemzug

Den Mount Everest
an einem langweiligen Sonntagnachmittag erklimmen

Mit Audrey Hepburn
Kaffee trinken
dann Champagner

Die eigene Nase schön finden

Als Bundeskanzler kandidieren
Präsident der Vereinigten Staaten
Elternpflegschaft

Verzeihen
den Weg der Demut

Steuererklärung verweigern
den Fingerabdruck

Die Geschichte anhören
einer Frau
bis zum Ende

Auf Tischen tanzen
mindestens nackt

Hemmungslos
Arschlecken denken

Ins Lachen stürzen
Planeten von hinten sehn

Nichts
akzeptieren
ohne ein Lächeln

Schlafen
mit

Träumen, fliegen
zergehn
auferstehn

Gandhi küssen

dezember 2012

Je toi

Die Liebe nehmen und streicheln
an ihren kleinen Stellen küssen
die sie so mag

Sticke Herzen in die Zeit
süß wie Saft von reifen Erdbeern

Streiche über frisch gestärkte Laken
bei Sonnenaufgang

Gehe an deiner Hand

Schließe die Augen
die Finger auf meinem Körper
die kleinen küssenden Geräusche
Regentropfen
in den Rundungen
feiner Porzellantassen

Gehe mit dir
bleibe
vertraut

Meine Fingerkuppe
leicht unten
am Flügel der Nase
herauf über die Wange
die Wölbung
die Falten des Lachens
zur Schläfe
Stirn

Dorthin küssen
die Lippen liegenlassen
in den Tiefen der Liebe
die Zeiten verlaufen sich
in alle Richtungen

Warte nicht
fordere nicht
erinnere
trage

Du weißt
ich weiß

Ein Fliegen ist es
frei
schön

dezember 2012

Leuchten

Der See vom Auto
entlang
am Morgen
Tempomat
70
Punkte
Orte
Bilder

Jeden Tag anders

Heute
ein wenig mehr

Weiß
was kommt
Dezember
fünf Grad
ohne einen Hauch

Ruhig und still
spiegelgleich

Wer traut sich
hineinzusehen?
Und wenn er kommt?

Fahre

Fichten im Wasser
Wolken
später
das Bootshaus
verlassen
im Winter

Dahinter
der weite See
von der Brücke herab
das Schattenfoto
der letzten Sommertage
im Kopf

Gespiegelte Bäume
Nebel hinter
Volksliedscheiß
Deutschunterricht
hinterlegt

Manches prägt sich
ein
wie mit
Tiefkühlbeutelschweißapparaten
verankert

Still und ruhig und klar
irgendein See

In der Bucht
in dem Ort
auf der Hälfte
das Schiff

Geankert
vertäut
geparkt
geschminkt

Glühbirnen
Lippenstift
leuchtend
warmweiß

Ein Christbaum
schwimmend
voller
Illuminationskacke
so schön
wie ein Engel
wäre
mit nassen Flügeln
im Wasser

Die Bäume
das Schiff
unter Wolken
im See

Gespiegelt
der Rumpf
mit dem Licht
neben den schlafenden Bäumen

Winter
Weihnacht
schon wieder das Herz

Tausend Lichter
wie Fische

Fahre
sehe
tausend Meilen
unter das Meer

Kristallkugelsee
weise vielleicht

Möchte zum Bootshaus
ans Wasser
mich setzen
und schaun
nach Fischen
und Engeln
und Booten

dezember 2012

Lips

Augen zu
Sinne sind verschlossen
mit Seilen fest gebunden
nichts zu tun

sehe nicht
rieche nicht
höre nicht

In dieser Nacht
im Meeresrauschen
Planetenfunkeln
Satellitenblinken

Die Schalter zeigen OFF
die Männer murren
ob der ungewollten Pause

Geflüster
in den Gängen
Nicht doch jetzt.

Nur meine Lippen dürfen
alles
sie wissen
was zu tun
die Sterne haben
sie verraten
diese eine Stelle
verborgen und geheim

Für diesen Augenblick
kein Wort

Wenn Sinne implodieren
nach innen saugen
alles das
was ist

Die Lippen
kurz geöffnet
so wenig nur
kaum dass ein Luftzug
frei passieren kann

Sie treffen
jene Stelle dort
schon kurz bevor
ist was geschieht
unendlich groß
und tief

Wenn es geschieht
wenn meine Lippen
deine Haut berühren
ist nichts mehr da
nur dieser Strom und Fluss

Den kleinen Spalt
der Lippen schließen
noch tiefer fallen
in diesem kleinen Druck

Ich küsse dich
du lässt dich küssen

Nur ein Kuss
könnten wir sagen
nichts weiter
ist geschehn

oktober 2012