Braeburn

Lächelnd sah er sie an

prall rot und grün

Sie nahm ihn

biss hinein

Braeburn

saftig sauer und süß

Sie tänzelte auf leisen Sohlen

warf das Haar in den Nacken

streckte die Arme

tief in die Sonne

Komm

Komm wir sind frei

gehen hinaus

hinaus in die Welt

und leben

leben

Sein Lächeln

ließ ihn schweben

nun konnte er sein was er ist

ein Mann draußen

Hand in Hand

gingen sie

und froh und

sie flüsterte

frei Adam

endlich frei

jens schönlau, februar 2006

Wiege der Welt

Ganz unten drin

in der Tiefe

steht die Wiege

des Meeres

der Welt

Niemand hat

sie gesehen

berührt gar

Kein Jaques-Yves

Vasco da Gama

Robby Naish

Wer weiß schon

was ist

da unten

jens schönlau, september 2010

AKROPOLIS AIRPLANE FRANZ

Franz schrieb ihr jeden Tag und sie schrieb zurück und

übersetzte seine Texte um sie in Zeitungen zu veröffentlichen

worüber er sich sicherlich maßlos gefreut hat weil es

seine Welt innen doch zu geben schien und sogar gedruckt auf

rarem Papier eine Wichtigkeit sein und sie hat sich

seiner angenommen hat ihm zurückgeschrieben ihn berührt

in Briefen gestreichelt liebkost die Hand gehalten auf

seine kranke Brust das Husten das Blut aus der Lunge

sein Denken die Angst und kein Schrei war zu hören ein

Freund sagte dem hats zerrissen das Innere – implodiert

und so am Leben gehangen am Lebendigen, Wachsenden wenn

alles kreucht und fleucht sein Hang seine Leidenschaft im

Garten zu arbeiten in der Erde wühlen und die tote

Amsel in das Erdbett legen während der Kur in Meran während

dem Kampf um das eigene Leben – Liege in Athen im Hotel

am Rande der Altstadt am Fuße der Akropolis genieße die

kalte Luft der Klimaanlage während sich die Schichten

des Vergangenen vermischen durchkreuzen verflechten in meinem

Kopf einer Maschine eines toten Apparates das Fremde in

der Geschichte Vergangenheit. Er hat Milena geliebt und

ich liebe M. und er hatte Angst und ich von nichts eine

Ahnung was da passiert um mich herum dieser Lärm draußen

auf der Straße Olivenölverkäufer und Jeanshändler und die

unfassbaren Steine Mykene Olympia der Weg in die Stadt

auf den Berg in der Abenddämmerung heißt es closed zu

spät kein Einlass und am Morgen geht der Flieger und ich

mit ihm nach Frankfurt Deutschland das Land dessen

Zeitungen ich las am Strand auf den Betten in Sorge und

in Gier nach den grausamen Schlagzeilen brennender

Menschen der Sommer zu Hause war ruhig ich denke vielleicht

nur des Regens wegen denn was oder wer soll sie bewegen

damit aufzuhören. Und wieder ist es Geschichte

zurückgelassene Säulen aus Qualm und ich sah die Tempel

der Stadt nur von Weitem vom Zaun aus der

nur Ecken des Tempels der Nike und nur den Giebel

halbierte Säulen des Pantheon mich sehen ließ um mich

zur Rückkehr zu zwingen der verpassten Gelegenheit

wegen der verschlafene Nachmittag im Hotel nach der

Reise und dem Blick auf das Gold der Mykener von einem

Deutschen aus dem Damals herausgegeraben um letztlich

an der Kruste der Griechen zu kratzen die nun Krämer

und Händler sind im Dienste der abertausenden kleinen

Forscher die sich ihr eigenes Bild Geschichte machen vor

Ort wozu sie die Augen und Münder weit aufreißen so wie

es mir Augen und Mund und alle Poren aufreißt durch die

Zeiten zu fliegen vom Vollmond über dem Pantheon mittels

Airline in den Schnellzug da fliegen die Zeitfetzen bis

zur Notbremsung über Lautsprecher wird von Betriebsstörung

gesprochen im nächsten Bahnhof steigen wir aus und der

Zugführer auch der Vollmond trieb die Frau vor den Zug

wir rollten über sie hinweg im Speisewagen über ihr

Innerstes hinweg als sei sie Franz

jens schönlau, august 1993

Sommer 10

Schnüre meinen Midlifecrise geschüttelten Körper

ganz eng in meine japanischen Joggingschuhe

Made in Taiwan

In einem fremden Land

hat Deutschland mal wieder gewonnen

Ghanas Boateng, Deutschlands Boateng

verfeindete Brüder

kurzer Handschlag

Özil

Tor

Foucault

Wahnsinn und Gesellschaft

WM im Carport

Beamer-Breitbild

Deutschland

Sommer 10

Heine

was hättest du gesagt

kommend aus Paris

Bin heute keine Wege

gelaufen

habe Jims Crossover

gewählt

Auf den abgeschnittenen

Wiesen

küssen sich die Krähen

Wiedergeborene in der Warteschleife

ein Fuchs daneben

klein, scheu, neugierig

sehen uns kurz in die Augen

Laufe quer hindurch

scheuche alle auf

die frische Morgenluft

auf meiner Haut

Das in Reihen liegende Heu

Duft, Duft, Duft

Taboris Satz

Die Kraft liegt in der Wiederholung

Duft, Duft, Duft

Laufe entlang der Reihen

sauge ihn auf

Erinnerung

im Spiegelkabinett

meines Lebens

Bilder, Bilder, Bilder

Tabori

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

Einen Moment eins

Das zarte Oliv des Heus

junges, nachwachsendes Gras

in katzenpfotenweichem Grün

hell klingend, noch weich

das pralle Grün des stehenden Grases

wie viel Grün es gibt

Neben mir

mein schwarzer Hund

an meiner Seite

Ich könnte laufen

laufen bis nach Paris

Kehre zurück

in mein Leben

schließe das Kabinett

bin federleicht

Blogge

für eine Frauenzeitschrift

Heine, Tabori, Foucault

Am Sonntag spielt Deutschland

weit weg in Südafrika

gegen England

jens schönlau, juni 2010

Fiftyfifty Lyrics.

Hallo Ihr Lieben, ein zweites Mal für heute, damit die Gewohnheit nicht obsiegt. Ich habe euch eine Linkliste meiner Gedichte aus dem Fifty-fifty-Blog zusammengestellt – vielleicht habt ihr bei dem Wetter Lust, sie zu lesen. Für mich ist es ein wenig schade, dass die Gedichte im Archiv des Blogs vor sich hin gammeln. Deshalb hier noch mal die Möglichkeit, ein wenig zu stöbern.

Wenn ihr Lust habt, würde ich mich freuen, wenn ihr mir kurz euren persönlichen Favoriten nennen würdet. Das wäre für mich ziemlich spannend… Und wenn ihr Lust habt, könnt ihr die einzelnen Gedichtelinks oder den Link zu diesem Beitrag gerne auch an Freundinnen und Freunde mailen, dann kommt vielleicht noch ein wenig mehr Leben in die Bude :))) Viel Spaß beim Lesen.

Panther, Tiger, kleine Katze

Lieber Baum

Mauersegler, friends

Sommer 10

Kundera

Metropolis

Pizza, Ruheplatz und kein Hirte

Wolke, Wind, Zitronengelb

Frühlingsgrüner

Du fällst nicht

Birthday

Schokoladenmeer

Im Hafen von Chania

Moosbett

Zoe

Sternenflug

Der kleine Roberto

Braeburn

Eine Frau

Kirschblütenblättersehnsucht