Sonnenaufgang am Winterhorizont
Rechts von Osten
Stapfe, stapfe durch den Schnee, Sand
Den Hügel, die Düne hinauf
von den Gezeiten hergespült
im Rhythmus, gleichen Takt
sechs, zwölf, achtzehn, vierundzwanzig
Der Ozean wartet wie jeden Morgen
der Wind hat in der Nacht
die Wellen allesamt per Hand gemalt
gezeichnet, filigran geschwungen
Wie Muscheln liegen die Blätter des Herbstes
verteilt
so ruhig, bescheiden, demütig
im weiten, weißen Bett
Der Baum mein Baum der Baum des Meeres
mit Füßen streif ich eine Linie
um dich rum
und locke dich Meerjungfrau
deinen Gesang dein alles
dich
auf meine, unsre Insel
Island in the Sun
Tätowiert
den Rücken hinauf über die Schulter
die Ranke japanische Schriftzeichen
eine ganze Geschichte
am Hals vorbei bis zur
runden, runden Brust
Komm
wir werden miteinander schlafen
im Meeresrauschen
unterm Baum
entschlüsseln deine Zeichen
wundersame Meerjungfrau
am Morgen
jens schönlau, dezember 2010
Hallo Jens,
da kann ich nur eins sagen: W U N D E R B A R !!!!!!!
Viele Grüße
Annegret
Hi Annegret,
danke. Freut mich. Hat lange gedauert, bis die Teile am rechten Fleck waren.
Liebe Grüße
Jens
Lyrik – ein kompliziertes Puzzle-Spiel? Nein, ich spotte nicht. Ich weiß, daß man Lyrik nicht einfach aus dem Ärmel schütteln kann.
Liebe Grüße
Annegret
Hi Annegret,
ein Puzzle und doch nicht. Alle Teile sind da, aber viele sind übrig. Das sind viele Puzzle, gemischt durcheinander. Nicht arrangieren, nicht wollen, nicht das Lösen einer mathematischen Gleichung. Keine Unbekannten. Gefühl. Das Gefühl, das dich erlöst. Das Gefühl, das die Zeit endlich reif ist. Und nur du weißt, woher die Teile, die Bilder stammen. Weshalb sie da so stehen müssen und nicht anders. Ein Augenblick eigener Wahrheit. Erlösend. Endlich raus. Und damit dann doch wieder mathematisch. Ordnung schaffen. Im Kopf. Dieser Wust.
Liebe Grüße
Jens
…so viel Sehnsucht. Die Vereinigung der Elemente, die Verschmelzung allens … komm es, komm es in meine Leben…
Nach Sloterdijk sind wir Tätowierte, Gezeichnete von dem im Leben, das wir nicht kennen können, das vorsprachlich ist, das ich/wir nicht sehen können. Wir tragen es hinter der Stirn; es ist uns zwischen die Schulterblätter gezeichnet; es ist die Geschichte unserer Vorfahren, die Geschichte unserer Kultur, unserer Sozialisation, unserer ersten Stunden. Es treibt uns.
Es macht uns kreativ.
Im glücklichen Fall mündet es in Eros. Wie schön, dass wir Sprache haben. Wie schön, dass du solche Worte formulieren kannst…
Viele Grüße
filo
Hi filo,
danke für deinen Kommentar. Ich kann gar nicht viel sagen zu dem Gedicht. Steht so weit ja alles drin. Der grundstein wurde wieder einmal oben auf der Wiese gelegt. Über dem Dorf. Da scheinen die Fäden zusammenzulaufen.
Liebe Grüße
Jens