Blume im Wind

Ein Flugzeug, eine Schnecke
ein Stromkabel über Land
Löwenzahn in voller Blüte
du meine Güte
wie lang?

Schweben, gehen
streicheln, straucheln
aufrecht
im freien Fall

Durch Löcher und Gräben
mit Sonne und Mond
St. Martin und Ostern
Mc Donalds und Autobahnen
hinter dem Meer
und vor dem Gebirge
im flachen Land

Küssen

Anschmiegsam leise
Hände
wie Worte

Lächeln und Lachen
mit Augen und Lippen

Blick nach rechts
Blick nach links

Nach vorne, nach oben
Pusteblume im Wind

mai 2006

Ich, Hund

Du hast mir gezeigt
dass wir zwei Löffel sind
passend verschlungen
in duftender Wärme

Dann hast du gesagt
geh raus, sieh dich um
wage es, traue dich
spring über Gräben

Ich hatte mir die Pfote verletzt
traute mich nicht ins Wasser
wollte nicht springen

Nur auf der Decke liegen
die Nase auf den Pfoten
der Blick streift Tisch, Bett, Schrank

Nur ein Bild an der Wand
das Lachen

Dann hast du dich zu mir gelegt
mich wach geküsst
ein Prinz wollt ich nicht werden

Mir wurde es gut
und es ging besser
jetzt wusste ich was Sehnsucht ist

Du hast mir gut getan
warst meine strenge Lehrerin
die Ohren tun mir jetzt noch weh

Wir haben uns geküsst, geleckt
haben alles ausprobiert
um immer tiefer ranzukommen

Dann kam ein Schlaf
tief voller Träume
Po an Po

Ich wurde wach auf meiner Decke
leckte Pfoten, Ohren, Schwanz

Du warst nicht da
das Bild war weg
und auf dem Tisch
da lag ein Blatt

januar 2006

Frühlingsgrüner Tag

Der frühlingsgrüne Tag

hat mich mit leichtem Staunen

im Klang der Vogelstimmen

sanft geweckt

Küss mich

himmelblauiger Morgen

Dort

genau dort

an dieser Stelle

aufsteigend vom Nacken

gleich unter dem Ohr

Lasse mich gehen

in den Fluten meiner Kissen

umgarne, umhülle, verzaubre

mich

Was mehr

kann nun noch kommen?

Ein ganzer Sommer

voller

tanzend leichter Wärme

Wie hoch kann ich mich schrauben

im vogelfreien Flug

bis an den höchsten Punkt

im klaren Blau

des satt getränkten Himmels

mai 2010

Der Fall

Der Boden öffnet sich
unendlicher Fall in die gläserne Röhre
Neonlicht Pink
umhüllt vom Kissen aus Luft

Unterwegs
zunehmende Geschwindigkeit
weiter Abstand zur gläsernen Wand
Höchstgeschwindigkeit mehrere Gs

Der Raum, die andere Welt
Funktionsstörung im Hirn
Auflösung von Konventionen
neues Umfeld und Denken

Verlust der Liebe im Dunkeln
ganz allein unterwegs
zum Mittelpunkt
Erdinneres

Ein leichtes Rot
außerhalb der Röhre
Orange, Gelb, jetzt feuriges Glühn
Eiseskälte im Innern

Falle
durch Veränderung
die Geschwindigkeit steigt
klar bei Sinnen wie nie

Ganz im Augenblick
pure Wahrnehmung
kein Gedanke
rein

Kurvengewirr
Abzweigungen, Kreuzungen, Spiralen
ohne Kontakt
wunderschön einsam

Stehe im Raum
Körperstill ruhend
vorbei fliegende Röhre
mit Bildern

Sitze im Stehen
entspannt
freudig leer
völlig abgefallen

Sehe die Bilder
wie Fotos
und Filme in einem
mir unbekannt

Szenen, Momente
fremd, völlig fremd
Drehung im Raum
stehe Kopf

Gefühl für das Jetzt
in Koordinaten geklinkt
mit bestimmter Position
eindeutig klar

Ein Vogel
Eine Fledermaus
Ein Wolf
Ein Waal auf dem Weg durch das Meer

Auflösung
in Teilchen
getrennt
frei von Einheit

Entbunden
von allem
entfesselt
befreit

Verschwindende Bilder
völlig unberührt
davongekommen
Rückkehr des Neonlichts in Pink

Strebe auseinander
verdampfe
bei lebendigem Leibe
verteilt im Röhrengewirr

Riesige Löcher im Glas
weit geöffnet
Ausgänge
Möglichkeiten

In atomare Teile
zerlegt
weit versprengt
trotzdem eins

Unterwegs in der Erde
grenzenlos
an die Oberfläche
und tiefer hinein

Alle Richtungen
alle Zeiten
Dimensionen
jenseits

Das wars
endlich
mit Grenzen
und Halt

Gehe durch
alles
Sterne
und Weiten

Alles ist Raum
nach dem Fall

oKTOBER 2006

Birthday

Mein Album des Glücks

legt sich über das Tal

sämtlicher Tränen

Großvater

was soll das schlechte Leben

nutzen?

Tanze mit dir

Ela

zu Craig David

den langsamen Walzer

durch die

Küche

Im Duft der sonnigen Gewürze

Alles jetzt

in diesem Augenblick

Ein Leben

reif, prall

gefüllt

Alles jetzt

den Moment ernten

Drehen, riechen, fühlen, lieben

Wer hätte das gedacht, Großvater?

april 2010