47. In „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist es die 42, die für den Sinn des Lebens steht. Menschlich betrachtet in etwa die aktuelle Lebensmitte. Ups! Bin ich drüber. Liegt der Sinn des Lebens hinter mir? Mitnichten. Midlife-Crise abgehakt, durchstarten in den zweiten Teil.
Der zweite Teil. Graue Haare, tiefe Falten. Herrje. Kommt.
Am Samstag kam ich mit Cooper vom Spazierengehen oben aus dem Wald. Ich ging ins Dorf hinunter in Richtung Alte Schule, als ich meine Nachbarn traf. Ein älteres Paar. Sie standen oben auf der Terrasse ihres Hauses. Beide über Achtzig und bis vor kurzem noch so richtig fit – mit eigenem Garten und Rasenmähen und Machen und Tun. Einkochen, einfrieren, Feste feiern.
Nun ist all das nicht mehr ganz so einfach. Zipperlein. „Das Alter setzt einem ganz schön zu. War alles mal besser.“ Lächeln tun sie trotzdem, weil sie sich haben. Gemeinsam alt werden, zueinander stehen, füreinander da sind. Ich muss lächeln, weil die beiden die weiße Fahne hissen. Nicht symbolisch, sondern tatsächlich. Zu zweit stehen sie da. Er knüpft das weiße Tuch mit einer dicken Schnur ans Geländer, sie steht daneben und schaut zu. Fahnenappell. „Was macht ihr da?“ „Jens, samstags kommt der Bäcker Sänger mit dem Auto. Wenn wir das Tuch raushängen, brauchen wir nix. Dann muss das Auto nicht halten.“ Ah. Zeichen am Rande des Weges. Weiße Fahnen. Brauchen nix.
Das mit dem gemeinsamen Altwerden ist ja nun heute so eine Sache. Kann man sich nicht wirklich drauf verlassen. Der zweite Teil unter veränderten Vorzeichen. Wie soll der aussehen?
Am Wochenende habe ich mit Freunden kurz darüber geredet. Ganz klar, alle tendieren zur WG. Gemeinsam da durchgehen. Die Kinder sind irgendwann aus dem Haus und dann leben wir alle in viel zu großen Häusern. Speziell ich hier in der Alten Schule, die schon gezielt mit Leben gefüllt werden muss.
Wie kann das aussehen? Nun: Hier gibt es eine große Wohnküche, einen großen Gemeinschaftsraum (das alte Klassenzimmer), ein Ofenzimmer, zwei Bäder sowie zusätzlich sieben einzelne Zimmer. Plus Speicher und Waschkeller. Da wäre doch schon mal Platz für den einen oder anderen Mitbewohner.
Und wenn wir dann älter und eventuell gebrechlich werden, holen wir uns die Hilfe, die wir brauchen. Menschen, die helfen. Profis, die wissen, was zu tun ist. Zum Beispiel eine freundliche Seniorenpflege mit netten Leuten, die übernehmen, was nicht mehr geht. Ich gebe zu: es ist noch etwas früh, daran zu denken. Aber: Die Weichen müssen gestellt werden, bevor die weiße Fahne gehisst werden muss. Die Alters-WG gehört einfach zu meinen Wunsch- und Lieblingsprojekten, über die ich gerne nachdenke. Rumspinnen:)
Lieber Jens,
daran denkst nicht nur Du.
War neulich in einem Seniorenheim der edleren Sorte und echt geschockt über den Einrichtungsstil (das Haus wurde vor zwei drei Jahren neu erbaut). Einfach gruselig obwohl sehr teuer. Alle in Appartments… alles sehr still.
Die Idee sich gemeinsam Häuser zu suchen oder wie z.B. hier in München Wohngenossenschaften zu gründen, die alle Generationen wieder unter ein Dach bringen ist so neu nicht. Dennoch viel mehr private Eigeninitiative in dieser Richtung tut Not. Zu bedenken ist auch wer mit wem wie zusammenpasst. Sollen es nur „Alte“ sein? Generationenübergreifend erscheint mir klüger, da jeder was zum Gemeinsamen beitragen kann – eigentlich das Prinzip Großfamilie – nur noch größer. ;-).
Sonniger Pausengruss,
Danièle
Hi Danièle,
wenn man erst einmal in den Fängen der „Seniorenindustrie“ ist, wird es schwierig. Seniorenresidenz. Uaahhh. Generationenübergreifend im Sinne von Großfamilie wäre schön – wenn es passt. Offen bleiben ist wohl das Stichwort.
Mittagspause:)
Liebe Grüße
Jens
Ja, Senioren-WG, nicht das erste Mal, dass Du darüber schreibst. Willst Du in Rente gehen? Dich aufs Altenteil zurück ziehen? Weißt Du wo Du in fünf Jahren bist? Vielleicht hat man Dich entdeckt, nach New York geholt? Oder nach Hamburg? Als Fotograf, als Textfinder, ich mag das Wort „Texter“ nicht, das klingt so hart, so sachlich, so nichtnach dem, was Du vollbringst. Ich habe eben den Artikel über das Texten, Dichten, Bloggen gelesen. Dabei überlegt wie mein Blog zu Deinem ist. Ganz unterschiedlich, ganz anders. Erstaunlich eigentlich, Du als Mann schreibst sehr viel softer als ich, die Frau ist. Klischee. Das ist keine Wertung für besser/schlechter, das ist einfach so. Deine Bilder sprechen ihre eigene Sprache, sie dichten und realisieren, verführen zum Träumen, aber auch zur Ablehnung.
Senioren-WG, nett Deine alte Schule, leider keine Option für mich :-). Dass Du das im Auge behältst o.k., aber bitte Du hast noch nicht mal eine „5“ in Deinem Alter – als Vorzahl. Hat noch Zeit. Ich werde am 1.12.2021 in Rente gehen, habe ich die Tage das erste Mal gelesen. Das ist noch so unglaublich weit weg. Du hast noch so viel vor Dir, was immer es auch ist, aber es ist auch der schulabschluß Deiner Kinder, ihre Lieben und damit verbunden der Liebeskummer, vielleicht studieren sie wo auch immer oder machen Lehren, oder gehen ganz andere Wege der Ausbildung. Du hast eben mal die Mitte erreicht. Mach was aus dem Rest, ach Quatsch, das muss man Dir nicht sagen.
Natürlich ist die Idee der Senioren-WG gut, keine Frage, behalte sie im Auge, aber kokettiere noch nicht damit :-).
Herzlich
Gitta
Hi Gitta,
im Augenblick denke ich in alle Richtungen. Morgen habe ich ein Vorstellungsgespräch und werde vielleicht ganz anders arbeiten. Mal sehen. Diese Wohngemeinschaft ist eines dieser Luftschlösser-Möglichkeiten. Und: Natürlich nicht erst im Alter. Vorher. In sechs, siben Jahren, wenn die Kinder weg sind. Sonst macht das Haus hier keinen Sinn mehr. Sechs, siben Jahre hört sich lang an, aber… Du weißt. Plötzlich. Meine Rente steht mit 67 an. das wäre dann im Jahr 2032 – in 20 Jahren:) das zeigt natürlich, wie jung ich noch bin:) Vielleicht ist Alters-WG der falasche Begriff. WG reicht eigentlich. Wieder zusammenwohnen. habe ich imm er gerne gemacht. Immer was los. Nette Menschen.
Wir werden sehen. Momentan steht eh fast alles in den Sternen.
Liebe Grüße
Jens
Lieber Jens,
WG klingt besser als Alters-WG. Ich weiß nicht wie weit Deine alte Schule vom nächsten Ort, der größeren Stadt, dem nächsten Theater entfernt ist. Landleben ist eine tolle Sache, keine Frage, aber mit zunehmendem Alter mag es nicht jedem leicht fallen mit dem Auto zu fahren, vor allem dann wenn es bereits dunkel ist. Wie weit ist der nächste Arzt entfernt, das nächste Krankenhaus usw. Das sind Punkte, die zu bedenken sind. Wir werden alle immer älter, dennoch wird die Zeit in der wir leben werden immer schneller werden. Ich kann Dir aber nicht sagen, ob man im Alter besser auf dem Land oder in der Stadt lebt. Das muss jeder für sich entscheiden.
Ich habe in meiner Familie zwei Menschen, die es unterschiedlich getroffen haben, meine Ma, die in einer Residenz lebt und meine Schwiegermutter, die bei uns lebt. Wer es besser hat? Keine Ahnung. Beide wollten das nicht, beide wollten in ihren Wohnungen bleiben bis zum Ende. Sie konnten sich nicht vorstellen das Umfeld in dem sie rund 50 Jahre gelebt haben zu verlassen.
Ich ahbe kein Patentrezept und deswegen beschlossen das auf mich zukommen zu lassen, wer weiß vielleicht kommt alles ja ganz anders als ich mir das heute vorstellen kann.
Es gibt nichts daran zu kritisieren, dass Du mit einer WG liebäugelst, die in einigen Jahren schon Umsetzung finden soll. Du wirst die richtigen, zu Dir passenden Menschen mit Sicherheit finden.
Herzlich
Gitta
Hi Gitta,
ja, WG klingt besser:) Land, Stadt – die Diskussion führe ich schon lange nicht mehr, weil ich damit die ersten Jahre permanent konfrontiert war. Alle aus der Stadt wollten die Diskussion immer mit mir führen. Da komm,t man auf keinen grünen Zweig. Es gibt Vorteile, es gibt Nachteile. Auch im Alter. Ja, Patentrezepte gibt es keine. Wie immer – muss man machen, wie man denkt und fühlt. Und wenn es nicht passt, muss man es ändern. Sofern das möglich ist. Wenn man auf Hilfe angewiesen ist, ja, dann wird es schwierig und dann geht die Selbstbestimmung Stück für Stück verloren. Ob eine WG dann eine Lösung sein wird? Keine Ahung. Muss sich alles zeigen – ich war noch nie alt:) Ich hoffe, dann die Richtigen zu finden!
Liebe Grüße
Jens
Nichts lag mir ferner als mit Dir über Stadt oder Land zu diskutieren. Darüber kann man nicht diskutieren, das sind einfach meine Standortkriterien. Ist so. Sie müssen keineswegs Deine oder die Deiner künftigen Mitbewohner sein. Das geht mich nichts an. Das alte Ehepaar mit der weißen Fahne im Haus neben Dir hat diese Frage mich, die ich dann den WG Artikel danach gelesen habe an die Oberfläche geholt. Für mich, ich habe lediglich meine Gedanken geteilt, kein Grund genervt zu reagieren.
Der Verlust der Selbstbestimmung … keine Frage des Alters, deshalb nicht zu lange warten, vorher regeln was geregelt werden muss.
Herzlich
Gitta
Hi Gitta,
sorry, ich wollte nicht genervt wirken. Ich hab mich da von dir nicht genervt gefühlt. Wahrscheinlich kamen da alte Dinge hoch. Jeder so, wie es passt. Kein Problem.
Liebe Grüße
Jens
Hallo Jens,
Ich lese Deinen Artikel und merke, dass ich das Thema noch verdränge. Die WG-Variante gefällt mir, und dazu fällt mir gleich „Und wenn wir alle zusammen ziehen“ (http://zusammen.pandorafilm.de/) ein. Habe ihn nicht gesehen, aber er beleuchtet das Thema.
Gestern war ich im Kino und sah die Vorschau zu „Bis zum Horizont, dann links“ (http://www.kino.de/kinofilm/bis-zum-horizont-dann-links/123845). Ein gesellschaftliches Thema, mit dem sich auch die Filmemacher momentan offenbar überwiegend komödiantisch auseinandersetzen. Es macht Spaß, den Aufstand meiner Elterngeneration zu erleben.
Sollte in Deiner WG noch ein Plätzchen frei sein… sag Bescheid
Liebe Grüße
Tine
Hi Tine,
wegen der WG melde ich mich im Jahr 2019 – dann dürfte Zoe ausgezogen sein und hier muss neues Leben einziehen. Kannste dir merken: 1. Juli 2019!
Scheinbar ist das Thema Wohnen im Alter gerade ein cinestisches Kernthema. In Best Exotic Marigold Hotel ging es ja auch darum. Seniorenresidenz ist irgendwie nicht wirklich die Alternative. Meine Mutter wohnt weiter in ihrem haus und will da auch bleiben. Bin gespannt, was wird. Sie ist viel unterwegs, spielt tennis, geht auf Kreuzfahrten, trifft sich. Geht auch. Ich brauche mehr Gesellschaft. So ganz allein wäre nichts für mich.
Liebe Grüße
Jens
Ist eingetragen – ich meld´ mich :-)
Tine
:)))) Mach das.
Hallo Jens,
im Alter in einer WG zu wohnen, die Idee finde ich gut, muß ja keine Senioren-WG sein. Vielleicht Generationsübergreifend, so daß sich jeder nach seiner Möglichkeit einbringen kann. Zu meiner Schulzeit habe ich mal zusammen mit drei anderen Mädels in einer WG gewohnt. Das war super. Und wenn man sich dann mal verkrachte, hat sich das bei einem großen Pott Tee in der gemeinsamen Küche schnell wieder eingerenkt. Ja, mit dem Alter wird man erfahrungsgemäß anspruchsvoller. Aber bei so einer Generationsübergreifenden WG kann ich mir vorstellen, daß sie für alle beteiligten Parteien gewinnbringend im Sinne von Menschlichkeit, Gemeinschaftssinn sein kann.
In so einem großen Haus wie in eurer Alten Schule kann ich mir so ein Wohnprojekt gut vorstellen.
Sonnige Grüße
Annegret
P.S. Die Sonne hat sich heute durchgesetzt!
Hi Annegret,
ich glaube, wenn man das erst im Alter macht, ist es schon zu spät. Da muss man früher die Weichen stellen. Ich war im Internat, beim Bund, im Studium in einer WG und heute mit erweiterter Familie. Menschen. Lebendigkeit. Mag das sehr. Wohnprojekt. Yes.
Liebe Grüße
Jens
P.S. Hier scheint auch die Sonne…