Ein kurzer Text über die Liebe

Ich mache mir Gedanken über dieses größte aller Gefühle. In der Nahrhaftigkeit die Mutter, die schwebende Göttin.

Eben, auf der Fahrt zurück. Über die Landstraße, die Autobahn. Musik lief, unter anderem Seeed. Waking up is beautiful, when I’am with you. Es lässt sich viel schreiben und Worte, das habe ich in den letzten Wochen immer wieder gehört, sind oft Schall und Rauch. Was im einen Augenblick mit Buchstaben in Beton gegossen wird, hat sich im nächsten Moment aufgelöst. Davon gesegelt wie ein Pusteblumensamen. Wie lässt sich Liebe leben? Wie lässt es sich an sie glauben?

Ich habe mal ein Gedicht geschrieben. Entlieben. Ich dachte, man könne das. Abschneiden wie einen Zopf. Adieu, mein liebstes Gefühl. Unsere Wege trennen sich, wir werden uns nicht wiedersehen. Das geschieht. Tatsächlich. Wie die Kündigung eines Abos der Fernsehzeitschrift. Schluss mit TV-today. Oder so. Kein Mitglied mehr im Kreis der beiden, die sich in Liebe getroffen haben. Es passiert im Allgemeinen.

Als bekennender Highlight-Junkie bin ich ein die Liebe Liebender. Fast würde ich sogar sagen, dass ich forsche. Mich selbst unter dem Mikroskop betrachte und versuche, dieses Gefühl zu verstehen. Liebesprobant. Was ich mittlerweile definitiv zu glauben weiß: Es verträgt weder Zwang noch Enge. Die Liebe ist das freiheitsliebendste Tier unseres Seins. Keine Fessel hält sie, kein Gitterstab. Im Gegenteil. Wird sie bedrängt, löst sie sich auf. Erst temporär, dann kontinuierlich. Und schwupps. Über die Wupper. Es bedarf keiner Bedingungen. Eigentlich. Wenn wir anfangen, die Bedingungen zu definieren, wird sie schon schwächer. Wenn A, dann B. Die tausend Anforderungen an eine perfekte Liebe. Das Kreuz der Beziehung. Die Definitionen, Erwartungen, Vorstellungen jenseits des reinen Gefühls.

Lässt sie sich pflegen, die Liebe? Schön wäre es. Wäre die Liebe ein Paar Schuhe, das sich putzen und wienern lässt. Liebevoll mit Creme und Bürste und Lappen bearbeiten. Die Liebe ist kein Paar Schuhe. Sie ist Ausdruck dessen, was sich die Liebenden geben können. Nicht wollen. Weil wollen Absicht ist, die ertrinkt. Die Liebe beleben, gießen, beatmen. Hm. Kann man versuchen. Sie in Ehren halten. Ja. Ihr einen Platz geben. Ja. Zu ihr eine Einstellung entwickeln. Ja. Sie als kostbar ansehen. Ja. Das alles ist mehr eine Pflegearbeit an sich selbst, als am Gefühl. Was steckt drin, im Menschen? Im liebenden Menschen? Es scheint so, dass die Liebe nur Ausdruck dessen ist, was wir sind und was uns mitgegeben ist. Ein Spiegel unserer Möglichkeiten. Das klingt jetzt unromantisch. Aber, hey. Mal ehrlich? Wie romantisch ist die Liebe denn wirklich? Wie oft ist sie Sonnenuntergang, Candle-Light-Dinner? Tiefe Verschmelzung? Und wie oft ist sie etwas anderes.

Mir kam heute im Auto der Begriff der transformierten Liebe in den Sinn. Eine Freundin, diese Freundin, hatte gefragt, wie es denn mit meiner Liebe zu Ela stünde. Was sollte ich sagen? Lange habe ich es nicht gewusst. Habe das verdrängt, negiert, aufgeschoben. Jetzt weiß ich. Und kann es schreiben und öffentlich bekunden. Es ist eine neue Liebe. Eine andere. Keine Paarliebe mehr. Aber sie ist weiter da und ich bin froh, dass sie in dieser neuen, transformierten Form (das hört sich so schön technisch an, wie ein Maschinenprozess) weiterexistieren kann, ohne zu stören oder fehl am Platze zu sein. Eine Liebe ohne Begehren, die mich freut. Etwas im Hintergrund. So kann ich etwas Wertvolles bewahren, was sonst vielleicht entsorgt worden wäre. Das wäre schade gewesen. Sehr. Und siehe da, es ist Platz für neue Liebe. Es hört nie auf. Es wird eher mehr, als weniger.

Denn: Die Liebe liegt nicht in Schubfächern, die nach dem Verlassen des Unternehmens geräumt werden. Sie ist eine Wolke, ein schwebender Engel, ein Zustand, eine immaterielle Wichtigkeit. Sie vergeht nicht, sie verändert sich. In viele Richtungen. Letztlich macht sie, was sie will. Sie hat verschiedene Aggregatzustände – einer davon sind die Schmetterlinge im Bauch. Ihr Lieben, das musste ich kurz loswerden. Wie schön, wenn man so einen Blog hat, dem man alles erzählen kann:)

We all fall in Love sometimes.

The old-sku:l-studios

Manchmal denke ich ja tatsächlich, diese Familie ist verrückt. Aber das denken wahrscheinlich alle Familien von sich.

Gestern, am Feiertag, Tag der deutschen Einheit, waren wir hier ein komplettes Medienzentrum. Ich hatte zu arbeiten, weil ich gerade kaum noch nachkomme und deshalb um 7:30 h am Rechner gesessen habe, um die Finger fliegen zu lassen. Ein großer Job musste fertig werden. Sieben Stunden Arbeit. Anschließend noch zwei kleinere Jobs, die heute fertig sein müssen und ich habe gleich zwei Briefingtermine. Kaum Zeit zum Bloggen.

Als ich da gestern also saß und mit meinen 26 kleinen Freunden spielte, rumorte es im Haus. Großer Shooting-Tag. Jens hatte Zoe ein Fotoshooting zum Geburtstag geschenkt. So volles Programm. Gestern war es soweit. Unser Klassenzimmer verwandelte sich in ein Studio. Lampen, Blitzgerät, Hintergründe. Da wimmelte es von Stativen, Kisten, Kabeln und Fotoapparaten. Wobei das hier mittlerweile so ist, dass jeder jeden fotografiert. So ziemlich gleichzeitig. Jim hat unsere alte Spiegelreflex okkupiert. Klick. Ich habe meine neue. Klick. Und Jens hat eine ganz neue. Klick, klick. Und so löst hier dauernd irgendwo irgendwer aus. Oder filmt odcer macht sonstwas. Permanenter Output.

Während Jim und Jens das Studio aufgebaut haben, waren Zoe und ihre beste Freundin in der Maske. Denn: Jens hatte tatsächlich eine befreundete Maskenbildnerin engagiert, die den Mädchen die Haare gestylt hat, die Gesichter geschminkt. Echt süß. Schön. Topmodels beim Beste-Freundinnen-Shooting. Und so liefen dann hier den ganzen Tag die Rechner. Meiner wurde mit Texten gefüllt, Elas mit Jens Fotos und parallel saß Jim in seinem Zimmer und zauberte mit After Effects. Er hat gerade Videoschnitt und Videobearbeitung entdeckt. Da heißt es zwischendurch: Kommt mal gerade gucken. Und auf seinem Bildschirm läuft dann ein kleiner Film, in dem es scheppert und kracht. Action. Hauptdarsteller: Jim. Er hebt die Hand und schon ballert es wie verrückt. Die Holztür seines Zimmers splittert. Maschinenpistolensalven. Oder er schleudert Feuerbälle durch sein Zimmer. Wuuuwww. Krawummm. Oder er entwirft gerade eine Party-Einladung für Freunde… „Habe ich versprochen. Muss heute noch fertig werden.“ Hm. Scheint abzufärben.

Und so ist hier dauernd was los und es gibt dauernd was zu sehen und es wird produziert und entworfen und geknipst und gemacht und getan. So habe ich mir das früher immer vorgestellt. Eigentlich hatte ich schreibend in einer alten Fabrikhalle wohnen wollen, nun lebe ich schreibend in einer Alten Schule. Ich muss sagen, das gefällt mir genauso gut, oder sogar noch ein wenig besser, weil es hier so viel echte Natur so nah gibt. Da kann mein Kopf morgens auf den Cooperrunden wunderbar resetten und weißabgleichen, sofern ich nicht gerade fotografiere. Was ab und an auch vorkommt.

So. Dann bin ich auch wieder weg. Neuen Input holen. Erst in einer Fabrik, dann in einer Agentur. On the road. Immer weiter auf der Medienautobahn. Fest verstöpselt mit dem dicken Kabel im Nacken wie in Matrix. Euch wünsche ich einen schönen Tag. Ciao.

Türchen auf, Türchen zu

Raumschiff Enterprise. Zisch, Summ, Nebel. Türen öffnen sich, Türen schließen sich. Science-Fiction. Lasergetriebene Highttech-Schiebetüren.

Habe ich euch schon einmal erzählt, ich meine geschrieben, dass ich Schiebetüren-Fan bin? Schöne, leichte Türen, die im besten Fall einfach irgendwo in der Wand verschwinden. Wie ich jetzt darauf komme? Wir planen einen kleinen Umbau im Haus. Nicht jetzt sofort, aber als nächstes Projekt.

In unserem Flur unten, zwischen den Klassenzimmern, war früher ein Durchgang. Da konnten die Kinder während der Pause in den Schulgarten hinter dem Haus laufen. Irgendwann wurde der Durchgang zugebaut. Es wurden Bäder gebraucht, die da jetzt quasi im Weg stehen. Es wäre schön, das Haus zu öffnen. Von vorne, von der Schuleingangstür, bis zur Tür, die hinten in den Garten führt, durchschauen zu können.

Allerdings hätten wir hier unten kein Bad mehr. Nun haben wir uns gedacht, dass es ein ganz kleines, schmales Bad auch tun würde. Also Durchgang und Bad. Dahinter wäre sogar noch Platz für eine Garderobe.

Auf dem Elefantenfriedhof

Heute Morgen war mir nach Ruhe und Fernblick. Deshalb bin ich mit Cooper hoch gefahren. Zu einem meiner Lieblingsplätze. Zum dicken Stein und dem dahinter liegenden Elefantenfriedhof. Den nenne natürlich nur ich so. Genauso wie das Maikäfertal nur bei uns so heißt. Obwohl der Name sich eventuell im Dorf durchsetzen könnte. Zumindest lasse ich ihn einfließen und alle wissen, was gemeint ist. Macht Sinn.

Eben kam die Sonne raus. Sonnenaufgang. Dann ist da oben in den Brachflächen des Sturms Kyrill ein schönes Licht. Die Birken haben sich breit gemacht, wuchern. Bald ist nichts mehr von dem zu sehen, was vorher war. Eine Art Heidelandschaft mit Baumstümpfen, viel Fingerhut im Sommer, Brombeeren, Moos, Flechten, Resten der abgeschnittenen Äste. Die liegen jetzt dort. An einer Stelle gehäuft, als hätte hier ein Dickhäuter seine letzte Ruhestätte gefunden. Die geschwungenen, grauen, vom Wetter gegerbten Fichtenzweige. Ein wenig arrangiert wie die Land-Art von Andy Goldsworthy.

Dort oben lässt es sich frei atmen und denken. Der weite Blick nach Westen, fast, als könne man die Domspitzen sehen. Dort sind die Wolken über den Windrädern blau eingefärbt, mit einem leichten Durchblitzen von Orange. Naturkitsch. Himmelsspiele. Inszeniert. Bin gern dabei. Drifte ab, erinnere. Freue mich. Denke an Levanto. Hier ein Foto der Piper-Bar. April 2005. Mein vierzigster Geburtstag. Vernazza. Heute Morgen in den Tiefen meiner Festplatte beim Datenblättern gefunden.