Auf dem Elefantenfriedhof

Heute Morgen war mir nach Ruhe und Fernblick. Deshalb bin ich mit Cooper hoch gefahren. Zu einem meiner Lieblingsplätze. Zum dicken Stein und dem dahinter liegenden Elefantenfriedhof. Den nenne natürlich nur ich so. Genauso wie das Maikäfertal nur bei uns so heißt. Obwohl der Name sich eventuell im Dorf durchsetzen könnte. Zumindest lasse ich ihn einfließen und alle wissen, was gemeint ist. Macht Sinn.

Eben kam die Sonne raus. Sonnenaufgang. Dann ist da oben in den Brachflächen des Sturms Kyrill ein schönes Licht. Die Birken haben sich breit gemacht, wuchern. Bald ist nichts mehr von dem zu sehen, was vorher war. Eine Art Heidelandschaft mit Baumstümpfen, viel Fingerhut im Sommer, Brombeeren, Moos, Flechten, Resten der abgeschnittenen Äste. Die liegen jetzt dort. An einer Stelle gehäuft, als hätte hier ein Dickhäuter seine letzte Ruhestätte gefunden. Die geschwungenen, grauen, vom Wetter gegerbten Fichtenzweige. Ein wenig arrangiert wie die Land-Art von Andy Goldsworthy.

Dort oben lässt es sich frei atmen und denken. Der weite Blick nach Westen, fast, als könne man die Domspitzen sehen. Dort sind die Wolken über den Windrädern blau eingefärbt, mit einem leichten Durchblitzen von Orange. Naturkitsch. Himmelsspiele. Inszeniert. Bin gern dabei. Drifte ab, erinnere. Freue mich. Denke an Levanto. Hier ein Foto der Piper-Bar. April 2005. Mein vierzigster Geburtstag. Vernazza. Heute Morgen in den Tiefen meiner Festplatte beim Datenblättern gefunden.

4 Antworten auf „Auf dem Elefantenfriedhof“

  1. Hallo Jens,

    ist es nicht ein Wunder, daß die Natur sich selbst erholen kann, d.h. wenn sie nicht grundlegend zerstört wurde? Bäume wachsen nach, wo Bäume umgeschubbst wurden, Blumen, „Unkräuter“ finden ihren Weg durch aufgebrochene Straßen (Ich erinnere an „Löwenzahn“ mit Peter Lustig). Dornröschen und ihr Schloß fiel in einen hunderjährigen Schlaf und es bildete sich eine dicke Dornenhecke, die es zu durchdringen galt, um die Prinzessin wieder zu erwecken. Wenn wir die Welt, die Natur verändern, wenn wir Bäume pflanzen, die kein starkes Wurzelwerk bilden, die den „Naturgewalten“ nicht standhalten können, dann ist das selbstgemacht. Der Mensch sollte nicht auf Kosten der Natur handeln.

    Es ist schön, wenn man die Natur genießen kann, sei es im „Maikäfertal“ oder auf dem „Elefantenfriedhof“. Noch gestern habe ich einen Bericht gelesen, daß man im 18. Jahrhundert in New York nur auf den Friedhöfen spazierengehen konnte. Dann wurde beschlossen, einen Park für die New Yorker einzurichten, der Central Park. Eine großartige Idee, denn auch Städter sollten die Möglichkeit haben, in der Natur zu entspannen.

    Ich war einmal in Florida. New York würde mich auch interessieren. Na, mal schauen.

    Dir, Jens, wünsche ich einen schönen Feiertag.

    LG
    Annegret

    P.S.: Herr Cooper, dieser feine Hund, scheint die Spaziergänge auch zu genießen!

    1. Hi Annegret,

      das überrascht mich auch immer wieder, wie schnell das geht. Das Schöne: Einige Waldbereiche, die Kyrill zum Opfer gefallen sind, wurden nicht wieder mit Fichten augeforstet. Da entsteht jetzt Urwald (mit Säbelzahntigern und Mammuts:) – Quatsch).

      Jetzt hat es relativ lange keinen Sturm gegeben, der Bäume umgehauen hat. Bin gespannt auf die „Hurrican-Saison“ bei uns am Oberberg. Man weiß nie.

      In New York war ich 1999 kurz vor Zoes Geburt. El hat ich noch einmal alleine verschickt, bevor wir zwei Kinder hatten. Sie wusste wohl, was kommt. War eine tolle Woche. Jeden Abend Theater. Off-off-Broadway. Schöne Erlebnisse.

      Der Herr Cooper – würde der meinen Terminkalender verwalten, stünde dort immer nur: Mit Cooper in den Wald.

      Morgen arbeite ich. So viel zu tun.

      Wünhe dir einen schönen Feiertag.

      Liebe Grüße

      Jens

  2. Hallo Jens!

    Nach Woodstock erstmal grüne Weite atmen- wie schön.

    Sieht alles „wie immer“ fast paradiesisch aus…du bist ein Zeit-Genie, glaub ich.
    Ein Tag scheint bei dir wie zwei…Ruhe zum spazieren gehen,bloggen also texten,fotografieren, meditieren, zwei Kinder begleiten, arbeiten, leben und lieben nicht vergessen ;-) … pur… .
    Ein Geschenk für …alle!

    Liebe Grüße!!!

    1. Hi Sarah,

      guten Morgen! Eine Freundin von mir sagt immer: „Bei dir mach ich eh Abstriche – du bist Texter!“ Selbstverständlich koche auch ich nur mit Wasser. Aber ich danke dir für deinen Kommentar. Liest sich schön. Und ja, es freut mich, wenn der Blog gibt und als Geschenk wahrgenommen wird. Das ist sein Job.

      Liebe Grüße

      Jens

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert