Da isser wieder…

Hallo ihr Lieben. Da war der Blog verwaist. Keine News, keine neuen Beiträge, keine Antworten auf Kommentare. Von der Bildfläche verschwunden. Weshalb? Tja. Das ist nicht ganz so einfach zu beschreiben. Es gibt Dinge, die sind größer als wir. Letzte Woche Mittwoch war ich ganz normal in meinem Leben unterwegs. Ich hatte gearbeitet, meinen Part an Familienjobs übernommen, war am Abend beim Training, kam zurück, ging kurz ins Büro, um Mails zu checken und den Rechner auszuschalten. Alles ganz normal. Schöner, ruhiger, geregelter Alltag.

Da klingelte mein Handy. Im Display erschien der Name meines Bruders, ich klappte es auf. Dachte, es würde um seinen neuen Job gehen, um das Organisieren von irgendetwas. Es war kurz vor 22 Uhr. Aus dem Telefonhörer liefen Tränen über meine Haut. Seine Stimme zitterte. Kurz zuvor war unser Papa gestorben. Nach einer Pause, nach einem Sammeln des nötigen Atems die Nachricht. „Jens, der Papa ist gerade gestorben.“

Man kann sich auf alles vorbereiten, man kann Situationen simulieren, versuchen zu antizipieren. Er ist 77 Jahre alt geworden und ich hatte gedacht, ich wäre einigermaßen vorbereitet, hätte einen Schutz, einen Umgang, eine Möglichkeit, das anzunehmen, was irgendwann unaufhaltsam ist. Denkste. Der Boden weg, irgendwie funktioniert die Stimme, sagt was. Die Ratio versucht zu ordnen, zu überlegen, zu trösten, zu handeln. Mein Bruder hat mir erzählt, was geschehen war. Herzinfarkt in einem Restaurant. Spät kommende Notärzte, Sanitäter, die um sein Leben gekämpft haben. Das ganze Programm. Emergency Room.

Ich gehe zu Ela, sag es ihr, sie umarmt mich. Es bleibt nur, Boden zu finden. Halt. Reagieren, handeln. Ich setze mich ins Auto, fahre los, komme an. Drei Brüder und eine Mutter. Wir sitzen die Nacht über da, reden und reden. Sortieren, erinnern. Am nächsten Morgen schon der Termin beim Bestatter. Sarg wählen, Anzeige texten, Karten gestalten. Zum Gärtner, Kränze aussuchen, Schleifentexte schreiben. Wer hätte das gedacht, dass sich mein Beruf mal so nutzen lässt. Die Träger organisieren, den Beerdigungstermin mit dem Pfarrer absprechen, die Blaskapelle fragen, ob sie für meinen Papa ein letztes Mal spielt. Mit den Nachbarn sprechen, die den Sarg tragen werden.

Zwischendurch kommen immer wieder die Tränen, wenn das Jetzt auf die Erinnerung trifft. Es ist härter, als ich gedacht hätte. Andererseits ordnen sich Dinge. Ich kann meinen Vater ausschließlich positiv sehen, kann ihm für alles danken, was er getan hat. Ich bin sehr froh, dass es den Abend mit der Flasche Rotwein gegeben hat, über den ich hier mal berichtet habe. Châteauneuf du Pape mit Papa. November 2010. Eine Art Aussprache. Im Reinen. Da bin ich froh.

Am Montag wurde er beerdigt bei eisigen Temperaturen. Die Kirche war voll, der Pfarrer hat viel über sein Leben erzählt, die Blaskapelle hat für ihn gespielt, die Verwandten aus Westfalen waren da. Ein guter, tröstlicher Übergang. Nun bin ich wieder hier, arbeite seit Dienstag, komme in den Trott, den Schritt, den Klang des Alltags. Er fehlt mir. Ist täglich da. Tröstlich für mich: Als Buddhist glaube ich an Wiedergeburt. Von einem Lama habe ich die Übertragung eines alten tibetischen Rituals für bewusstes Sterben. Es hilft, den Übergang positiv zu beinflussen und dem Geist, den wir meist Seele nennen, zu unterstützen. Damit kann ich etwas tun. Für mich. Für ihn. Ordnen, im Unfassbaren Sinn suchen. Ich weiß ihn nun an einem guten Ort und freue mich für ihn, dass er seinen Weg gehen kann. Leicht, frei, ohne die Gehbehinderung, die ihn 36 Jahre lang gebremst hat.

Verzeiht, dass ich hier ein so schweres Thema poste. Nur ist es eben so, dass auch der Tod zum Leben gehört. Und auch im fiftyfiftyblog wird gestorben. Wer hätte das gedacht.

P.S. – Ich danke der evangelischen Kirche, die ich von ihrer besten Seite kennenlernen durfte. Mit meinen Brüdern und meiner Mutter war ich am Sonntag im Gottesdienst und am Montag im Beerdigungs-Gottesdienst. Es haben zwei Pfarrer gepredigt, die von ihrer Aufgabe beseelt waren. Sonntags ging es um das Buch der Psalmen. Fast war es eine Sonntagsschule. Äußerst beeindruckend, sehr glaubwürdig, eine moderne Kirche, die etwas zu sagen hat. Eine authentische Botschaft an dem Ort, an dem ich konfimiert wurde und meinen Glauben im stupiden Auswendiglernen von Versen verloren habe. Schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich fernab von Apps und hipper Modernität um das Seelenheil kümmern. Das macht Sinn.

Sie haben Sibirien bestellt?

Hey, Leute, das ist nicht euer ernst. Also wirklich, ich muss hier jetzt mal Tacheles reden. Irgendein Vollpfosten da draußen in der Welt hat echt bei mir verkackt. Ja. Ich meine, wer kommt auf die Idee, sich Anfang Februar, zu einem Zeitpunkt, an dem ich davon ausgegangen bin, diesen Winter fröhlich locker abhaken zu können, eine Tüte sibirisches Osthoch zu bestellen? Wer von euch hat da in die Luft gesetzt, wir bräuchten doch einen richtigen Winter? Ihr könnt es jetzt zugegeben, euch freiwillig melden und dann den Rest des Tages ein Wärmetief mit Sonnenschein aus dem Süden herbeten. Mit dem ganzen Summsumm. Hostien, Ave Marias, Opfergaben, verbeugen in alle Richtungen, Audienzen, Geld überweisen. Die Richtung muss lauten: Italien, Alpen, Vollgas, Westdeutschland.

Was interessiert mich die Finanzkrise oder ob Frau Merkel in China gegen einen Sack Reis läuft, mir ist scheißekalt. Und gleich muss ich da raus in dieses mörderische Etwas, in dem wahrscheinlich kalte Seelen aus dem Polareis herübergesegelt sind. Aliens, Monster, Untote, das richtig Böse. Über tausende Jahre tiefgefroren wie ’ne Pizza-Salami im Eisfach. Und jetzt sind die hier unter uns. Oder wer weiß: Eisbären? Die Wölfe kommen ja schon immer näher und jetzt auch noch Eisbären und kalte Seelen und wahrscheinlich auch noch MIG 23. Oder sind die jetzt bei 24 einhalb?

Die Russen kommen! Mit grausiger Kälte und ich bin in meiner Steppjacke gefangen und begebe mich mit Cooper raus in endlose Eiswüsten. Alles ist zum Erliegen gekommen, Armageddon ist da, die Apokalypse ist kein teuflisches Feuerspiel, der Untergang ist eine Megadose Eisspray. Fuck. Voll die Klimakatastrophe. Eben habe ich den Ofen voller Holz gestopft und mit einem Bunsenbrenner zum Nachglühen gebracht. Ich hoffe, das geht alles gut, sonst wird unser Haus eine Pershing 2 einhalb und wir rüsten ab durch Abflug und heben ab Richtung Mars – Deutschland wäre dann zumindest wieder im Weltraumgeschäft mit einer Mission Impossible. Und Cooper wäre Leika und ich würde mich Neil nennen und sagen: Für mich nur ein kleiner Schokoriegel, für die Welt, die Welt ein… Ja was denn? Quantentrunk, äh Dimensionsfunk. Die Nummer wird jetzt zu groß. Dennoch liebe Firma Mars, noch sind Sponsorenplätze frei und irgendein Billigheimer-Privatsender kann auch mitfliegen (ohne RAAB, Pocher, Barth oder andere Großkaliber bester deutscher Erdenunterhaltung).

Ich bin vom Thema abgekommen. Sibirien is in Germany. Genau hier in meinen eisekalten Füßen. Ich meine: Früher kam man nach Sibirien, wenn mans antisozialistisch verbockt hat. Kleiner Breschenew- Gag und schon gings ab ins Gulag. Jetzt kommt das Gulag zu uns, zu mir. Noch einmal: Wer hat das bestellt? Wer hat heimlich Putin-Witze erzählt? Die sollten den Eisernen Vorhang wieder aufbauen und zwei fette Kabel dran hängen – so’n Riesentoaster, so ne charmante Kaffeefahrt-Heizdecke im Giantformat. Das hier hält doch kein Schwein aus. Mir gehen allmählich die Kräääfteee v-er..—lo—r–eeeen. Ich kann nicht mehr. Mir wird so warm? Was ist das für ein weißer Tunnel? Oma? Oh, Scheiße, die olle Schmitz, bei der ich immer die Erdbeeren geklaut habe. Was? ’n paar hinter die Löffel? Jetzt entscheiden? Rechts oder links? Treppe runter, Treppe rauf? Feuerparty oder Wolkenkaffeekränzchen? Und alles nur, weil irgendein Spacko grande geglaubt hat, wir bräuchten einen echten Winter. Rudi Carell – „Wann wird’s so richtig nochmal Winter?“ Jetzt funken auch noch die Niederländer dazwischen. Mein Energielevel si-n-g–(äh:k)–t. Tille, Freispiel, Bonus, next Level. Ich kann nicht mehr. „Bitte, reitet ohne mich weiter…“

Keep cool Cooper:)

Schmitz: Guten Tag, Herr Cooper.

Cooper: Guten Tag, Frau Schmitz.

Schmitz: Herr Cooper, Sie sind ein Hund, ein Labrador, der es in den letzten Monaten zu einigem Ruhm gebracht hat.

Cooper: Ja, das ist mir absolut bewusst. Es ist eine Karriere, die ich mir so kaum vorstellen konnte. Sie müssen wissen, ich kam als namenloser Labrador nach Deutschland, bin so eine Art Migrant. Ich hatte nichts. Gar nichts, außer den festen Willen.

Schmitz: Nun wurde sogar ein sibirisches Kältetief mit eisigen Temperaturen nach Ihnen benannt.

Cooper: Das ist richtig. Es ist mir natürlich eine große Ehre, wenn auch vielleicht ein wenig zu viel des Guten. Es ist so, ich habe meine Kernfamilie früh verlassen. Das waren damals harte Zeiten. Wir waren viele Kinder und die Bedingungen waren nicht gerade die besten. Ich bin früh von meiner Mutter getrennt worden – Retriever in Not e.V. hat sich um mich gekümmert und irgendwann hat mich mein sogenanntes neues Herrchen mit dem Auto abgeholt und Stück für Stück in die Medien gebracht.

Schmitz: Wie ist es, sich jeden Tag groß im Internet zu sehen? Ihre beeindruckende Nase ragt ja quasi aus dem Bildschirm hinaus?

Cooper: Anfangs war es ungewohnt, das muss ich zugeben. Cooper hier, Cooper da. Vom Wesen her ist mir Bescheidenheit wichtig, ein zurückgenommenes Leben. Die Rampensau bin ich nicht. Dann habe ich mit dem Herrn Schönlau, meinem treuen Begleiter, angefangen zu arbeiten. Wir haben ein paar Schreibübungen rausgehauen und ich hab ihm gesagt „Nimm mal die Kamera mit raus“. Der eine oder andere Hinweis hat dann geholfen, dass er auch das fotografiert, was unser Leben hier ausmacht. Die ersten Fotos waren schrecklich. Eine halbe Pfote formatfüllend oder eine Krähe am Himmel in fünf Kilometern Entfernung. Aber mein Herr Schönlau ist lernfähig und so konnte er dazu beitragen, dass mein Onlineprojekt wächst.

Schmitz: Nun sind sie der erste Labradorrüde der Welt, der interviewt wird und hier Rede und Antwort steht. Was ist ihre zentrale Message?

Cooper: Sehen sie, aus der Sicht eines Hundes ist manches anders. Mir ist es wichtig, raus zu gehen. Wir können nicht da stehen bleiben, wo wir gerade sind. Wir müssen laufen. Äh sorry, Herr Schönlau, könnten Sie mir gerade noch eine Schale Wasser holen? Bitte das links herum drehende aus der spanischen Heilquelle, die dunklen Flaschen, danke, sehr nett. Zurück zum Thema. Wir müssen uns einfach bewusst bewegen in diesem Leben. Müssen auch mal Stellung beziehen, Reviere markieren und dazwischenbellen, wenn etwas nicht stimmt. Wir können nicht einfach immer nur Dinge holen, wieder und wieder apportieren. Das bringts nichts. Das ist reine, stupide Wiederholung. Meine Meinung ist: Mit den Pfoten fest auf der Erde stehen und sich auf Wesentliches konzentrieren.

Schmitz: Herr Cooper, in der Mode haben Sie einen neuen Trend ausgelöst. Sie tragen nur schwarz. Ist das ein neuer Existenzialismus? Lesen Sie Sartre?

Cooper: Ich gehöre zu einer späteren Generation. Mein Credo lautet: Poststrukturalismus leben. Ich gehe eher in die Richtung Derrida, Foucault. Auflösung und Neufindung. Ich denke, es ist wichtig, die Spuren zu lesen. Nachzuschnuppern, wo wir herkommen und daraus einen neuen Weg zu gestalten. Schwarz ist da eine Möglichkeit, Raum zu schaffen. Als Projektionsfläche für Farben, Spektren.

Schmitz: Wir haben gehört, es liegen erste Angebote für Filmrollen vor?

Cooper: Ja, definitiv. Um mich herum ist gerade einfach ein unheimlicher Hype entstanden. Allerdings bin ich da vorsichtig. Ich möchte das alte Lassie-Klischee nicht bedienen. Das ist mir zu abgerichtet, da fehlt das Feeling von Freiheit. Verstehen Sie? Der Hund im Kontext menschlicher Wünsche. Auch hier müssen wir neu denken. Als Hund kann ich viel dazu beitragen, Veränderungspotenziale aufzudecken. Als Tiere leben wir anders, sind näher dran, haben eine feinere Nase. Ein Gespür. Wir wissen, wo die Drogen, wo die Gefahren lauern. Manchmal könnte ich „Merde“ schreien, wenn ich zum Beispiel sehe, wie mein Assistent Herr Schönlau es in seiner menschlichen Art verbockt. Aber er lernt. Deshalb habe ich dieses Blogprojekt für ihn ins Leben gerufen.Das kriegen wir schon hin. Danke, Herr Schönlau, genau die richtige Temperatur. Haben Sie noch eines von diesen leckeren veganen Leckerlis von letzter Woche? Möchten Sie auch, Frau Schmitz?

Schmitz: Äh, äh, nein danke. Ich hab eben, also…

Cooper: Frau Schmitz, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Schmitz: Das sage normalerweise ich, aber…

Cooper: Es sind neue Zeiten, meine liebe Frau Schmitz. Ciao, ciao. Herr Schönlau, ziehen Sie sich warm an. Draußen ist mein sibirischer Namensvetter unterwegs und will meinen schwarzen Pulli auf Dichtigkeit testen. Nicht dass Sie mir wieder rumjammern, ne. Und los:)

Schneehase und Hochzeitsschuhe

Es ist Sonntag. Ein Sonntag im Januar. Kalt, grau, drinnen sehr gemütlich. Die Ofenflammen lodern, die Kinder räkeln sich in ihren Betten. Mich ruft der Schreibtisch. Steuer. Doof. Ich träume von einem Bierdeckel. In der Mitte die wunderbare Krombacher-Insel aus der Werbung. Die Insel kann man nun bei uns im Nachbardorf an der Wiehltalsperre live sehen. Rund um die Insel – also auf dem Bierdeckel – ein weißer Rand, der einige Zahlen fasst. Aufgeschrieben und ab damit zum Finanzamt und fertig. Aaaah! Schön wärs. Es werden immer mehr Bögen, immer mehr Gesetze. Jedes Jahr Neuerungen, die man kennen muss. Das Steuerthema ist ein Zwangsdauerbrenner. Ich liebe die Steuer…

Ela hat gekocht. Sonntagsessen. Die Steuer ist gemacht, der Sonntag beginnt. Die Familie sitzt vor ihren Tellern, füllt sich auf, fühlt sich wohl. Da. Oh, Schreck. Der Blick der Kinder aus dem Fenster. „Was ist das?“, „Eine Katze?“, „Doch nicht mit Schlappohren!“, „Ein Hase!“, „Qui, qui, Monsieur Hase, Hase.“ Manchmal spricht diese Familie in Literaturzitaten. Die Kinder springen auf. „Hallo Kinder! Wir essen!“, „Papa, los. Wir müssen den retten, sonst wird der noch überfahren!“. P in den Augen. Panik. Das weiße Fell, ihr wisst schon… Dringlichkeit, jetzt reagieren. Och neeee, die ganze Woche von Termin zu Termin gehetzt, nur im Auto gesessen, in Meetings, der Kopf ist voll, der Teller auch. Gerade noch Steuer, wenigstens jetzt ein wenig Sonntag…

„Jens!“ O.K. Ich esse noch einen Happen. Sie haben alle recht, obwohl ich die Dramatik nicht ganz teile, weil zwischen Straße und Hase ein Maschendrahtzaun ist, der für den Schlappohrkollegen wohl eher die innerdeutsche Grenze vor 89 markieren dürfte. Aber: Papas haben nun einmal ein Image zu verteidigen. Held, Retter in der Not. Mein Job. Vorbild. Also auf. Und Action. Hasenkostüm an, quatsch, Hasenfänger-Handschuhe, weil die pussierlichen Nager ihre Krallen schärfen. Monsterrabbits. Die Kinder nähern sich von Westen, ich umgehe das Tier, antizipiere den Fluchtweg, schätze Geschwindigkeiten ein, sehe mögliche Haken voraus. Jim greift entschlossen zu, der Hase zappelt kurz, kratzt über die Hand – Aua – Jim lässt los, wir sind gewarnt.

Nun – should we stay or should we go? Jagen, langsam nähern, lassen? Es liegt Schnee. Der Kollege in weiß hat zwar so einen Angorapulli, aber eben keine Dauenjacke. Wer weiß? Und der Fuchs und die 40-Tonner. Es bleibt kein anderer Ausweg. Hasenrettung. Meister White verkriecht sich unter einem Busch. Spielen wir hier verstecken oder was? Mein Mittagessen ist jetzt eh kalt. Jim fasst unter den Busch, der Hase hüpft in meine Richtung, ich fasse zu. Hand in das Nackenfell, as Tier dicht an den Körper, damit es nicht treten kann. Baby, ich hab dich, jetzt gib bitte Ruhe, wir sind sowas wie das THW, die Feuerwehr, GSG 9, Special Forces, Ärzte ohne Grenzen oder was dir lieber ist. Meinetwegen auch Cap Anamur, wenn du es lieber etwas exotischer hast. Wir wollen dich retten!

Hase auf dem Arm und keine Ahnung, wo der her kommt. Zoe sagt: Spuren folgen. Da ist Indianer mit drin in dem Kind. Trapper. Pfadfinder. Wir folgen tatsächlich der kleinen Fußspur. So, über den Spielplatz ist er gekommen, einmal rum um die Rutsche, das Karussell hat ihn auch interessiert. Klares psychologisches Profil für Holmes, Sherlock und die Detektivgang. Über den Zaun rüber, hinter das Haus. Was haben wir denn da? Einen Hasenstall. Wir klingeln. Who is there? Die Hasenfänger von Hameln. Freude. Da ist Fussel ja. Stimmt. Jim, der Monsieur Hase, Hase liebevoll übernommen hat, trägt nun eine weiße Angorajacke. Wir hören die Fussel-Story, dass er gerne ausbüchst, lieber draußen ist und allmählich sein Fluchtrevier Richtung Straße ausweitet. Das kann ja lustig werden. Sonntags werden nun beim Mittagessen die Fenster zugeklebt!

Zuhause angekommen, liegt ein Euro vor der Garderobe. „Wem gehört der?“ Jim meldet sich. „Papa, willste die Story von dem Euro hören?“. Klar will ich. Storys sind immer gut. Den Euro hatte Jim einer Schulfreundin geliehen, die einen Euro in die Klassenkasse zu zahlen hatte. Nun hatte ein anderer mit 100 Centstücken zahlen wollen, gegen die das Mädchen sofort ihren Euro eingetauscht hat. Nun hatte sie 100 Centstücke, aber keinen Euro mehr für die Klassenkasse. Den hat ihr Jim dann vorgestreckt. Denn: Das Mädchen sammelt Centstücke für ihre Hochzeitsschuhe. Ist das süß? Wir leben im Jahr 2012 in einer Welt voller Facebücher und solcher Sachen uns sie träumt von ihrer Hochzeit in weiß. Prinzen aller Welt, atmet auf, ihr könnt weiterreiten. Ihr werdet noch gebraucht!!! Die Welt ist voller weißer Hasen und weißer Prinzen, äh Hochzeiten ganz in weiß…

Wohnen, Leben, wo bleiben die Ideen?

Männo. Also wirklich. Ich kann mir ja nun eigentlich wirklich nicht vorwerfen, ich sei kein kreativer Mensch. Das Teil da oben, das irgendwer freundlicherweise zwischen meine Ohren drapiert hat, wirft normalerweise immer eine ganze Menge Ideen aus. Im Alltag und oft gegen Geld. Wie so ein roter, kugeliger Kaugummiautomat. Bubbles. Doch bei einem Thema, da lässt mich mein Freund, die Ideenrübe mit den blauen Augen und dem Zinken in der Mitte echt allein. Bei der Neugestaltung meines Zimmers.

Irgendwann wollte Ela kein gemeinsames Schlafzimmer mehr. Sie wollte ein eigenes Zimmer haben mit eigenem Bett und ganz so gestaltet, wie sie es sich wünscht. Da wir hier mehr Zimmer als nötig haben, war das kein Problem, auch wenn es für mich gewöhnungsbedürftig war und ich mich natürlich gefragt habe, ob das alles so in Ordnung ist oder ob das doof ist oder wie auch immer. Mittlerweile liebe ich es, mein eigenes Zimmer zu haben und dort tun und lassen zu können, was ich will. Also habe ich in diesem Haus zwei persönliche Rückzugsorte: Mein Büro und mein Schlafzimmer, das bislang noch so eingerichtet ist, wie Ela und ich das irgendwann mal gemeinsam gemacht haben. Also darf ich mich alleine abends auf einer zwei Meter x zwei Meter großen Matratze räkeln, kann lesen, so lange ich möchte, meine Klamotten liegen lassen und wegräumen, wann ich will.

Nun hat Ela ihr Zimmer wunderschön eingerichtet. Besuche ich sie dort, ist es unheimlich gemütlich. Ein richtiges Frauenzimmer mit starker weiblicher Handschrift gestaltet. Alles, alles ist schön und liebevoll. Ich fühle mich sehr wohl in ihrem Zimmer. Nun möchte ich gerne, es ist an der Zeit, auch mein Zimmer neu gestalten. Also schaue ich, suche ich, lass mich inspirieren – aber irgendwie will der Funken nicht überspringen. Das Problem: Ich habe zu viele Ideen. Also habe ich mir gedacht, machst du dich im Netz auf, um mal zu schauen und vielleicht etwas zu finden, was den Plan konkretisiert und enger fasst.

Also bin ich gleich mal zum StyleSpion in den Blog, weil der mit seinen Beiträgen und Ideen in den letzten Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt hat, und habe in der Kategorie Möbel gestöbert. Aber wie das so im Netz ist, hab ich auch dort nix Konkretes gefunden. Stattdessen hat mich ein Link zu den Trend- und Styleseiten von home24 geführt. Unter Möbel & Einrichtung sind dort die Wohntrends 2012 aufgeführt: Nude Look, Indian Summer, Pop, Ethno Style, Loft Style, Romantik…

Schon mal interessant. Da muss ich mich wohl fragen, was fürf ein Wohntyp bin ich denn? Ich glaube, ich werde irgendwie einfach anfangen müssen. Vielleicht mit einem neuen Bett? Muss ja nicht mehr ganz so groß sein, das würde Platz schaffen. Dann bräuchte ich eine Lösung für meine Klamotten. Passend zum Bett oder eher im Mixdesign? Männo, warum muss Einrichten so schwierig sein. Aber wahrscheinlich ist einfach die Zeit noch nicht reif. Komm Zeit, kommt Bett, kommt…