The Art of FLIGHT

Passt! Die Kunst des Fliegens. Heute Nachmittag werde ich nach Köln fahren und bis Sonntag von einem Lama lernen und mit ihm meditieren. Der Lama hat beim 16. Karmapa gelernt hat. Der Karmapa ist, wie der Dalai Lama, einer der Oberhäupter der vier tibetischen Buddhismusschulen. Der 16. Karmapa ist 1981 gestorben, dennoch habe ich irgendwie eine enge Verbindung zu ihm und fühle mich ihm sehr nah. Nun jemand kennenzulernen, der von ihm in den 70er-Jahren Einweihungen bekommen hat, gefällt mir ausgesprochen gut und ich bin seeehhrrr gespannt. Und auch ein wenig aufgeregt.

Was das mit Snowboarden und diesem österreichen Koffeindrink-Lieferanten zu tun hat? Tja. Jim hat den Film „The Art of FLIGHT“, 80 Minuten Snowboarden, gestern von einem Freund aus der Schule mitgebracht. Oben das ist nur der Trailer. Was diese verrückten Jungs (Profi-Snowboarder) in dem Film erzählt haben, beschreibt den Moment des Loslassens, wenn nichts anderes mehr zählt, als nur der Augenblick. Wenn keine Gedanken da sind, die das Erleben vernebeln. Fliegen! Meditation ist auch eine Art zu fliegen und verleiht Flügel, ohne sich zuzudröhnen. Was die Jungs sonst erzählt haben, hat dann allerdings gezeigt, dass das mit Erleuchtung wenig zu tun hat. Jungs halt, Männerwelt, pubertär, unerwachsen. Snowboarder halt, die Hänge „shreddern“, wie sie es nennen.

Jim kam mit glänzenden Augen nach Hause. „Papa, gucken wir den zusammen? Der muss Wahnsinn sein!“ „Klar!“ Ela war beim Klavierlehrer, Zoe las, wir bauten Rechner, Beamer und Soundanlage in Jims Zimmer auf und haben bei Ela per Handy Kinosweets geordert. Zoe und Ela wollten nicht mitschauen, lagen dann aber plötzlich auch mit in Jims Bett. Ein Kino-Familienabend mit pubertären Jungs, die auf Teufel komm raus versucht haben, sich den Hals zu brechen. Raus aus dem Helikopter und nahezu senkrechte Schneewände runter. Immer auf der Suche nach der „Line“, die möglichst aus Schnee und nicht aus Fels bestehen sollte. Wie die das gesteuert haben, ist mir ein Rätsel.

Bilder aus Kanada, Alaska, Patagonien. Traumhafte Berg- und Schneelandschaften. Und dazu Jungs, die keinen Schmerz kennen. 50, 60 Meter Sprünge mit mehrfachen Saltos. Nicht immer sauber gestanden. Einer landete im Krankenhaus mit Kieferbruch, der Krankenhausaufenthalt samt Röntgenbild wurden gezeigt. Gut so! Damit die Kids an den Bildschirmen sehen, dass einen das Restrisiko in Millisekunden umbringen kann. Während einer Drehpause hat einer der Wahnsinnigen versucht, einen Rückwärtssalto mit Motorschlitten zu versuchen. Man sieht nur, wie der Junge aus rund zehn Mettern Höhe abschmiert, wobei man hofft, dass der Schlitten nicht auf ihn fällt. Ansonsten sind die Bilder natürlich immens beeindruckend. No Fear! Gespür für den Berg, den Schnee. Ästhetik, Dynamik. Schön zu sehen.

Jim hatte natürlich leuchtende Augen und konnte sich absolut mit den Jungs identifizieren. Helden, Vorbilder. Ich erinnere mich gut, als ich 15 war. Da hatte ich zu surfen begonnen und ein absolutes Highlight war es, in Koblenz im Surfshop im ersten Stock Surffilme aus Hawaii zu sehen. Ich bestellte mir dann einen sündhaft teuren exotischen Fruchtsaft und fühlte mich wie einer der Windsurfer aus dem Film. Ich wollte unbedingt Surflehrer auf Fuerteventura werden – und gerade, als ich mich für ein Studium in Aachen eingeschrieben hatte, bot mir der Surfshop aus Koblenz eine Stelle als Surflehrer an. Die hatten mich bei einer Regatta auf der Mosel erlebt, bei der ich mit meinem alten Material zwar nicht punkten konnte, aber ich hatte anschließend Sprünge in der Heckwelle der vorbeiziehenden Schubschiffe probiert. Moselhawaii, Rieslinghokipa, Mosellamaui:) Dafür erhielt ich einen Sonderpreis und durfte mit meiner Freundin in einem guten Restaurant auf Veranstalterkosten teuer essen gehen. Was aus mir hätte werden können – Surflehrer auf Fuerteventura!!! Schön, dass es dazu nicht gekommen ist und ich hier mit Jim & Co. ganz gemütlich Snowboardfilme gucken kann. Dem Wahnsinn zuschauen ist allemal besser, als da mittendrin dabei zu sein. Jim weiß das wahrscheinlich noch nicht, aber ich wusste das damals auch nicht, habe es aber scheinbar irgendwie geahnt. Glück gehabt:)

Rummelplatz

Am Morgen sitzt
Nebel in
Kettenkarussellsitzen

Über Felder gewandert
Teufelsschlucht
Mörderwald
Dämonen-City
die Nacht flog
Schwarz träufelte
tropfte
unangenehmes Geräusch
Dunkelheit

Mann zum Mitreisen gesucht!
Unabhängig, frei

Kinderkarussellfeenkutsche
Pferd, Feuerwehr, Polizeiauto, Panzer
Papa, Mama, Kind
Feuerdrachen
Gedankengedrehe
Erinnerungsspirale
Amorbahn!
Hände, Küsse, Gegrabsche
Autoscootersound
Geisterbahngegrusel kalte Hand

Popcorn am Boden
Fanta unter den Füßen
Kirmesplatzfrühstück

Schießen, schießen
Lose kaufen

Endlos drehen
mitreisen
Kopfkirmes

Jahrmarktssonnenaufgang
Zuckerwatte
Mandelsüß

Verzückung, Versuchung
so schön bunt hier

Should I stay or should I go?

januar 2012

Die wunderschöne Musik des Herrn Ludovico Einaudi

Nun habt ihr vielleicht mittlerweile „Ziemlich beste Freunde“ gesehen. Ist euch die Musik aufgefallen? Die Klavierstücke? Die Musik stammt von dem Italiener Ludovico Einaudi. Die Kreise schließen sich. Bei uns im Haus ertönt permanent Einaudi. Seit Wochen. Jim und Ela üben und spielen Einaudi-Stücke auf dem Klavier. Jeden Abend ist die Wohnung voller Ludovico Einaudi.

Heute Morgen habe ich die Kinder mit dem Auto zum Bus gebracht. Minus vier Grad, eisekalt, ich glaube selbst Cooper hinten im Kombi hat gefroren. Der guckt dann so schräg. Ela sagt: Sich der Kälte anvertrauen (Das war eine der ersten Botschaften, die sie mir vor vielen, vielen Jahren hat zukommen lassen. Es folgten viele weitere, die für mein Leben nützlich geworden sind. Es ist gut, wenn man mit einer Frau zusammenlebt, die dem Leben immer auf der Spur ist, die fragt, sucht, findet.) Also nicht verkrampfen, den Abwehrmechanismus loslassen und schon ist es nicht mehr so kalt und aus einem Feind wird ein schöner, frischer Freund. Der hat mich auf dem Rückweg begleitet. Und weil ich gerne Musik höre, habe ich das Radio eingeschaltet, das auf CD-Play stand. Was kam raus? Ludovici Einaudi. Ela war gestern Abend in der Sauna und hat auf der Rückfahrt Einaudi gehört und ich habe heute Morgen (da schreibe ich es schon wieder!) weiter gehört und heute Abend dann, wenn Jim und Ela Klavier üben, dann wird da wieder Einaudi sein und in „Ziemlich beste Freunde“ läuft Einaudi und hier im Hintergrund gerade auch, weil ich auf youtube stöbere und nachhöre, was ich euch präsentiere. Einaudi all over.

Was Einaudi komponiert, spielt? Sehr viel! Musik für Film, Orchester, Kammerorchester und auch vor Pop ist ihm nicht fies, weshalb natürlich schnell der Verdacht der verlorenen Ernsthaftigkeit aufkommt. Aber da lassen wir jetzt mal alle bürgerlichen Vorbehalte weg, vergessen unsere verkrampfte Vorstellung von Anspruch und so. Einfach genießen, sich freuen. Klingt so schön rund und harmonisch, was der Herr Ludovico Einaudi aus dem schwarzen Kasten mit Rädern zaubert. Kannn man, nein, kann ich, stundenlang hören. Vor allem, wenn es live aus Zoes Zimmer klingt. Ich habe mich, um euch nicht länger auf die Folter zu spannen, für eine Live-Aufnahme eines Konzertes in der Royal Albert Hall in London entschieden. Das Stück heißt Divenire, was so viel wie „werden“ bedeutet. Es wird, es wächst, es kommt. Es ist. Alles schön und gut und klangvoll – mit Einaudi. Hört selbst.

Mehr über Ludovico Einaudi, seine Musik, sein Schaffen, sein Aussehen (immer wichtig:) )erfahrt ihr auf Wikipedia (müsst ihr euch heute beeilen, weil die aus Protest gegen zwei US-Internetgesetze für 24 Stunden den Dienst verweigern und die Server abschalten) und auf Einaudis eigner Page.

Und jetzt alle: Lächeln:)

Heute ist Welt-Lächeltag. Echt. Vom großen Rat des Vereinten fiftyfiftyblogs beschlossen und verkündet. Ich meine, nach dem Spaß gestern mit „Ziemlich beste Freunde“ sollten wir die Stimmung noch ein wenig auskosten. Hier im Rheinland beginnt ja so allmählich die fünfte Jahreszeit und alle schunkeln sich mental schon mal ein. Die große Frage, die im Raum steht: Was ziehe ich an? Als was gehe ich?

Heute Morgen – diese Wortkombination schreibe ich ziemlich oft im Blog (Hört sich an wie „es war einmal…“) – hatte ich eine sehr schöne Meditation. Wisst ihr, was eine Meditation ist? Mit wissen meine ich, ob ihr es wirklich wisst. Also: Ob ihr das schon einmal gemacht habt. Wird ja viel drüber geredet und ist in. So wie Yoga. Steht oben auf der „Sollte man machen“-Liste wie Diät oder Sport.

Ich frage mich oft, was Meditation eigentlich ist. Und oft zweifle ich an dem, was Meditation für mich ist. Mittlerweile praktiziere ich – so nennt man das in buddhistischen Fachkreisen – seit Januar 2006. Genau genommen seit dem 18. Januar 2006, als ich bei einer Freundin hier in der Nähe in einem Retreathaus das erste Mal meditiert habe. Danach kam ich raus in eine sternenklare Januarnacht und musste nicht nur lächeln, sondern lachen. Kurz darauf war ich erleuchtet – ich hatte den festinstallierten Blitzer bei uns im Nachbardorf übersehen, als ich zurück fuhr. Es wurde kurz taghell am späten Abend. Breites Grinsen im Gesicht auf diesem Polizeifoto, das eher an Ultraschallaufnahmen von Babys im Mutterleib erinnert. Ich habe es noch…

Bei den Meditationen in den folgenden Jahren war es dann leider nicht immer so lustig. Nix mit dauern naturstoned. Geht ja auch um Klarheit und Erkenntnis, nicht um sich abschießen im Sinne von wegdröhnen. Genau hinsehen. Wie so vieles im Leben und in der Geschichte der Menschheit laufen auch Meditationen in Stufen. Eine Zeit lang passiert nix. Mantras sagen, verbeugen, visualisieren. Es kommt dir vor, als würde sich überhaupts nichts regen. Als wäre das ganze Tun voll für den Arsch. Sorry. Aber diese sogenannten Störgefühle kommen so hoch. Und es kommt nocht mehr hoch, von dem man dachte, das sei längst verdaut. Kinder-Überraschung. In jedem siebten Ei liegen die Schmerzen der Vergangenheit. „Gehe an die Orte, die du fürchtest.“ Wer glaubt, Meditation sein pure Entspannung und fortwährendes Vergnügen… Tja.

Heute Morgen nun: Sie ernten, ernten, ernten, was sie säen, säen. Die Fanta4 wissen, wovon sie singen. Ich durfte lange da sitzen und lächeln. Und vieles ist abgefallen, was sich in den letzten Wochen und Monaten angesammelt hat. Dieses wunderbare Gefühl von Ruhe im Kopf, wenn sich der vordere Hirnlappen entspannt. Entkrampft. Als würde in eine selfinflating Isomatte Luft gelassen. (Es knistert tatsächlich hinter der Stirn). Dann ist da dieses Lächeln, bisweilen breite Grinsen und alles, alles, alles ist gut. Für einige Minuten. That’s a big, big Bang and Present. Aus Engstirnigkeit wird Weite.

Mich hat das an ein kleines Weihnachtsgeschenk erinnert, das wir unseren Kunden vor Jahren gemacht haben. Das war eine Schneekugel, in der ein Zettel mit dem Aufdruck „lächeln:)“ eingelegt war. Wenn man den Schnee rieseln ließ und der sich gesetzt hatte, dann konnte man das lesen und viele haben anschließend berichtet, sie hätten gelächelt. Schön. Lasst uns doch heute alle lächeln. Lasst uns die Kraft des Lächelns nehmen, die so schön in uns wohnt. Ist es nicht wunder-, wunder-, wunderbar, dass wir lächelnde Wesen sein können? Dass wir beseelt sind von der Kraft des Lächelns, die für so viel Freundlichkeit steht. Lächelnde Menschen sind schön. Lasst uns heute ganz besonders schön sein. Für uns, für andere. Für alle, alles.

Ziemlich beste Freunde

Früher in der Schule hatten wir als Pubertierende einen ziemlich bösen Joke: „Keine Arme, keine Kekse.“ Ich glaube, das bezog sich auf Menschen mit Contergan-Behinderung. Natürlich ist das ein absoluter No Go!-Witz. Allerdings. Freitagabend waren wir im Kino. Ela, Jim und ich. Es lief die französische Komödie „Ziemlich beste Freunde“. Und darin kam der Spruch umgewandelt vor und das ganze Kino hat gelacht.

Es kamen noch eine ganze Reihe weiterer makaberer Sprüche und Szenen, über die auch herzhaft gelacht wurde. Saßen da nun alles herzlose Idioten im Kinosaal? Denn gelacht wurde mit und über einen Totalgelähmten im Rollstuhl (Philippe) und seinen persönlichen Pfleger (Driss). Philippe kann nur seinen Kopf bewegen. Sonst nichts. Kein Gefühl abwärts. Beim Paragliding abgestürzt, zweiter und dritter Halswirbel gebrochen. Eine ziemlich unschöne Situation, in der er komplett auf Hilfe angewiesen ist. Also sucht er einen Pfleger, der in seine Stadtvilla einzieht und sich um ihn kümmert. Massieren, duschen, füttern, Zeit vertreiben.

In der angeblich wahren Geschichte trifft Philippe auf den arbeitslosen, nach einem gescheiterten Juwelenraub gerade aus dem Gefängnis entlassenen Driss. Ein Schwarzer aus den Pariser Vororten, aus den Banlieu-Ghettos, der als Achtjähriger aus dem Senegal eingewandert ist. Philippe ist extrem reich, mit Maserati und Privatjet, Driss hat nichts, aus seine unbändige Lebensfreude und Vitalität. Und: Er hat das Herz genau dort, wo es hingehört – am rechten Fleck.

Driss wird Philippes persönlicher Pfleger, zieht in die Villa ein und bringt alles auf Trab. Der gutsituierte, mit seiner Behinderung kämpfende Philippe kann kaum fassen, was alles geschieht. Weil Driss keinerlei falsche bürgerliche Moral kennt und komplett im Augenblick lebt, passieren viele lustige Dinge. Eine Freundschaft entsteht. Natürlich wird Philippe von seinem bürgerlichen Umfeld gewarnt. Ein verurteilter Verbrecher! „Die aus der Vorstedt kennen kein Mitleid!“ Da fällt der Schlüsselsatz des Films: „Kein Mitleid. Das ist genau das, was ich will.“ Eine Schlüsselsatz, eine Botschaft.

Driss kennt wirklich kein Mitleid! „Keine Arme, keine Schokolade.“ Philippe weiß oft nicht, ob er lachen oder weinen soll. Er lacht. Entscheidet sich immer wieder, mit Driss zu lachen. Eine gute Entscheidung, die den Film so wirklich wunderschön macht. Einen solch lustigen, menschlichen, gut gemachten Film habe ich lange nicht gesehen. Das Drehbuch hat so viele schöne Szenen und Dialoge zu bieten. Die Schauspieler sind komplett in ihren Rollen. Durchgehend authentisch, die vielen Zwischentöne des Themas werden immer wieder ausgespielt. Nichts wirkt aufgesetzt. Und so tanzen, heizen, fliegen, lachen die beiden Hauptdarsteller durch Paris, durch den Film und nehmen die Zuschauer mit. Prädikat: Besonders lustig und unbedingt empfehlenswert. Solltet ihr euch gönnen.

Meine persönlöiche Lieblingsszene: „Das ist ein Baum. Ein Baum, der singt.“ Im Trailer ganz am Ende:)