Fällen oder fallen?

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Er oder ich?

Er ist, war, ein Ahornbaum. Wir beide sind lange Zeit gut zurecht gekommen, bis er mir über den Kopf gewachsen ist. Genau vor mein Fenster und inmitten des freien Blicks auf den Mühlenberg. Der Baum war noch gar nicht so alt, hatte sich aber iregndwie in den letzten Jahren explosionsmäßig ausgebreitet und breit gemacht. Erst denkt man, ach, der kleine Baum, und plötzlich, scheinbar wie über Nacht, sind die Teile groß.

Das Problem bislang war, dass er nicht auf unserem Grundstück stand. Ich hatte mal mit meinem Nachbarn gesprochen, als der Baum noch in den Kindergarten ging, und er hatte sich nicht trennen wollen. Nun wollte er Bäumen auf unserem Grundstück ans Leder, äh die Rinde, und so kam es zum Deal.

Als wir auf Schiermonnikoog waren, hatte die Säge gesprochen. Alle Bäume weg, nur der Ahorn nicht. Weil er ein Problembaum war. Er stand direkt neben einem Carport, was aus einer Fällaktion schnell einen Versicherungsfall macht. Mein lieber Nachbar hatte alles versucht. Das RWE, dem der Baum zu nah an die Stromleitung kam, hatte auch schon ein wenig geschnippelt. Der Baum stand wirklich ungünstig.

Dieses Wochenende hatte ich mir nun vorgenommen, den Blick auf die Alpen und das Meer frei zu schneiden. Es kommt der Tag, da muss die Säge sägen. Weil fällen im Sinne von unten abschneiden und Rums nicht ging, blieb nur das Runtersägen von oben. Ganz oben, für meine Begriffe. Rund elf Meter.

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Es war schon schwierig, die Leiter anzustellen. Die musste ich auf einen Holzstapel setzen und über einen Spalt (zwei Meter runter) an den Baum fallen lassen. Hochgeklettert, festgezurrt. Genauso, wie mich auch. Klettergurt, Seil, Karabinerhaken, Zack. Es war Freitag, es regnete, der Wind ließ den Baum wackeln. Der erste Ast fiel bzw. er fiel nicht, ich habe ihn an einem Seil herabgelassen. Das war ein ganz schöner Eiertanz. Dort oben stehen, Seile befestigen, nachdenken, was nach dem Sägen passiert? Wo fliegt der Ast hin, wo stehe ich, wo ist das Stromkabel? Puh.

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Ich hatte Respekt. Und ein wenig Schiss. Erstens, weil es sauhoch war, zweitens, weil ich so etwas erst einmal gemacht hatte. Wie ihr seht, ist alles gut gegangen. Am Samstag in der Früh bin ich hochgestiegen, habe mich angeseilt und lange überlegt. Der große Ast über der Stromleitung. Sehr schwer vom Gewicht her, sehr doof von der Position her. Letztlich habe ich ihn unten eingesägt, habe ihn mit einem Spanngurt vom Kabel weggezogen, abgesägt und am Dach des Carports vorbei heruntergelassen.

Mittags war der letzte Ast abgesägt und es stand nur noch der Stamm, den ich zusammen mit einem Nachbarn und dessen Seilwinde in zwei Schritten gefällt habe. Jetzt ist der Baum weg und der Sommer kann kommen. Kein grünes Blättermeer mehr, dass sich in den Weg stellt. Ein schöner Blick. Wie früher.

Ich wünsche euch eine schöne Woche. Ciao.

P.S. Fotos: Jens K. Danke:)

YES!

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Einfach mal JA sagen. Ich meine, is ja nicht so populär, JA zu sagen. JAsager sind Warmduscher. So allgemein genommen. Also ist das NEIN – man muss auch mal NEIN sagen können – irgendwie ein Hauch wertiger. NEINsager sind vermeintlich stärker. Auf den ersten Blick. Oder eben einfach nur wütender oder schlechtgelaunter. Wie mans im Einzelfall nimmt. Eben nicht zu allem JA und Amen sagen. Das impliziert: Wer JA sagt, muss auch B sagen. Quatsch, wieder falsches Sprichwort. Wer JA sagt, ist schwach. Alles Unsinn natürlich, weil das JA-Wort wiederum hoch im Kurs steht. Und letztlich muss man eh entscheiden, in der Situation. Nur auch hier gibt es, das möchte ich eigentlich sagen, den konventionellen JA-NEIN-Reflex, bei dem wir erst einmal automatisch ein wenig zum NEIN tendieren. Abwarten, Tee trinken, JA kann man immernoch sagen.

Für mich ist heute ein JA-Tag. Nicht weil ich im Rewe preiswerte No-Name-Produkte mit dem Namen ja kaufe, sondern weil es ein schöner Tag ist. JA. Und das empfinde ich nicht nur, das wurde mir auch schriftlich bestätigt. Mit einem YES-Törtchen. Das mit der Kerze und dem Geburtstag. In großen LETTERN. Es war lange weg vom Fenster und nun, plötzlich, ist es wieder da. Revival. Totgesagte Törtchen leben länger. Nun, JA, das ist von dieser bösen Firma, die nach Weltherrschaft strebt? Oder so. Wie war das jetzt? Weshalb darf ich das nicht kaufen? Die machen was? Auf Kosten vom wem? Nicht wirklich nett? Ach JA, ist mir entfallen. Ich werde rund um das Thema politische Korrektness müde. Im Laufe der nächsten Woche werde ich 48 Jahre alt und habe dann Jahrzehnte Straßenkampf hinter mir – eher an WG-Tischen ausgetragen, an denen morgens Spuren der Verwüstung zu sehen waren. Leere Bierflschen, volle Aschenbecher, die von hitzigen Weltrettungsdiskussionen zeugten. Schuld waren immer die. Zum Beispiel die oben, weil irgendwer gehört hat, dass die in Afrika… Afrika kam immer gut.

Und nun? Schäferidyll. Ruhe. Draußen singen die Vögel. Heute Morgen war ich mit Herrn Cooper zunächst im Garten und habe eine alte Baumwurzel, die mich schon seit Jahren beim Rasenmähen stört und die auch irgendwie hässlich aussieht, ausgegraben bzw. animalisch martialisch aus dem Boden gerissen. Mit der Spitzhacke. Und meinem Fällheber von Stihl, den ich quasi umfunktioniert habe. Ich musste die Dauenjacke ablegen und die Wollmütze auch. Alles raus. Keine trockene Restwurzel mehr im Boden. Verfüllt, glatt gezogen. Die erste gute Tat. Ein guter Moment. Jackpot.

Dann sind wir runter ins Tal, Herr Cooper war schon ein wenig genervt, weil alles so lange gedauert hat und er kein Freund von Gartenarbeit ist, die mich okkupiert. Also tänzelte er im Garten, versuchte sich wegzuschleichen, tat es auch, kam zurück. Hin und her. Unten im Tal dann fiel mir auf, dass das Zuhauselassen der Kamera ein Fehler war. Die Sonne ging auf. Vorne eine Tautropfen bedeckte Wiese mit einem kleinen Bach und nach hinten hin größer werdenden Weiden. Dahinter ein Fichtenwald, hinter dem es leuchtete – die offizielle Ankündigung eines bevorstehenden Sonnenaufgangs. Das ist etwas, was es nicht wirklich to-go gibt. Muss man dabei sein, am besten live. War ich. Zehn Minuten, Herr Stoiber, stand ich da und blieb, obwohl ich in der Zeit vom Flughafen, also wenn man…

Es war schön. Die Vögel zwischerten kitschig in die Runde. Total aufgeregt. Was tun? Erst Nest baun und dann Partner suchen, oder erst… Oder was? Ein Chor der Verrückten, Liebesgetriebenen. Überall ein wenig Nebel und noch Restschnee in Form von glitzernden Karibikinseln. Die Sonne stieg, lugte hervor, warf mir erste Strahlen ins Gesicht. Unaufhaltsam. In your face. Oh. Das ist aber freundlich von Ihnen, Madame Sunshine. Ich stand, sie stieg, ich schaute, sie strahlte. Immer mehr. Also sie, nicht ich. Ich stand ja unverändert. Dann war sie ganz oben und es kam eine Wolke von rechts. Typ Regenwolke im grauen Anzug – Typ Banker, Spaßverderber. Aber, zunächst brachte die Wolke die Sonne zum Glühen. Aus Gelb wurde Rot. Toller Trick, Mr. Nature-Copperfield. Hat mir gefallen und so ging ich gut gelaunt nach Hause. Diese Sonne ist nun wirklich magisch, was die mit ihrem zauberhaften Lächeln bewirken kann. Chapeau. Zuhause bekam ich das YES-Torty und ich konnte nur sagen: JA. Gerne. Euch wünsche ich auch einen schönen JA-Tag. Viel Spaß und Freude. Let the sun shine.

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Oh. Ah. Noch ein wenig dort. Und hier… Oooh.

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Am Wochenende hatte ich doppelten Besuch. Zwei mal Sonnenschein:)

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War das schön. Warm, kuschelig, angenehm, frühlingshaft. Gestern zwei sehr, sehr lange Spaziergänge durch die Natur. Ins Tal runter, auf der anderen Seite den Hügel rauf auf die Weideflächen, quer rüber. Bis zum Golfplatz, wo schon die Bälle flogen (musste Herrn Cooper an die Leine nehmen, weil der so gerne apportiert – er hat schon mal nen Golfball vorm Schläger weg geklaut. Peinlich.) Jacke aus. ZU WARM! Hier tragen alle (außer die Beleibten und damit natürlich Kälteisolierten, die den Müll IMMER im T-Shirt raus tragen und mich angesichts meiner Daunenjacke stets fragen, was ich denn anziehen würde, wenn es richtig kalt wird:) Kleine Neckereien auf dem Lande.) seit Wochen die komplette Kälteausrüstung. Überlebensset. Sibirische Kälte. Östlich von Köln. Das hat mir damals niemand gesagt! Und das mit der Erderwärmung habe ich mir auch definitiv anders vorgestellt. Grönland acht Grad, Nosbach minus acht. HEY!

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Von meinem Frühlingsausflug habe ich euch einige Fotos mitgebracht. Ich wollte das Licht festhalten, wer weiß… Dann lasst uns mal alle die Daumen drücken. Mein Rechner erzählt mir zwar was von Regen, aber der soll zumindest warm sein. Ab heute: 6 Grad, 7 Grad, 8 Grad, 11 Grad, 9 Grad und 11 Grad am Samstag. O.K. Ist jetzt nicht wirklich ein Grund, wettertechnisch positiv auszuflippen, aber die Null ist weg! Und zumindest momentan scheint noch die Sonne.

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Gestern ist mir dann aufgefallen, wie fotografisch ausgehungert ich nach Sonne war. Bei Licht ist das doch etwas ganz anderes. Da lächelt einen alles an. Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob das letztlich nicht Motive sind, über die ich im Sommer bei vollem Licht lachen würde. Eine Frage der Perspektive. Wie immer. Ciao.

Scheunenwand_Schornstein_red

Treckerspur_red

Night on Earth 2

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Jim Jarmusch. Ihr erinnert euch? Mit Winona Ryder – „I wanna be a mechanic.“ Oder Armin Müller Stahl: „Helmut.“ „Helmet, like this thing on a head?“ Die Aki Kaurismäki Truppe mit Matti Pellonpää. Oder Roberto Benigni und die Sache mit dem Schaf: „Es hatte so wunderschöne große braune Augen.“

Herr Cooper und ich sind nun immer morgens unterwegs. Sehr früh. Vor der Arbeit. In den letzten Tagen nach einem Cappuccino im Bett noch vor 7. Was soll ich sagen. Da lässt es sich schwierig fotografieren. Aber es fehlt mir, das Bilderschießen. Das Fotogucken. Später. Und so fotografiere ich halt bei Dunkelheit. Suche mir wie die Motte die Lichter der Nacht. Autos, Straßenlampen. Morgens is ja ganz schön was los. All die Autos, die durch die Bäume scheinen.

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Heute Morgen hat mich das Licht des Salzhäuschens angezogen. Der Dorftraktor hatte gerade seinen Salzstreuer aufgefüllt. Ich musste aufpassen, dass ich nicht überfahren werde. Schwarze Jacke, schwarzer Hund. Eigentlich hatte ich ja in den Wald gewollt. Ist ja gut gegangen. Das war eine schöne Stimmung. Dieses gelbe Licht, der Schnee.

Nacht3

So. Schluz jetzt. Ein letztes Foto noch. Von vorgestern. Unten im Tal. Schlaft gut, oder wenn es schon Morgen ist, freut euch, dass es immer so schön hell ist. Gute Idee, die Sache mit der Sonne. Da muss man in der Weite des Universums erst mal das Glück haben, in der Nähe zu wohnen. Die Aliens weit weg frieren sich in der Zwischenzeit ihre kleinen grünen Popos ab. An die sollte man auch mal denken. Aber nicht zu laut, sonst kommen die als Invasion a la Hollywood.

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Ach, eines hab ich noch.

Wald Tal Morgen

Im Jahr des Zwei-Null-Dreizehn-Regenbogens:)

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Nachdem sich das Jahr 2012 irgendwie ein wenig eierig verabschiedet hat und, sagen wir mal, sich indifferent in 2013 verwandelt hat, kommt allmählich ein Gefühl von YES. Go for it. Take it. Die Chancen stehen gut. Mindestens fifty-fifty, was ja mal das Thema dieses Blogs ist, womit ich den fiftyfiftyblog zum Blog des Jahres 2013 erkläre.

Wer jetzt denkt, das ist mal eben so aus der hohlen Hand gezaubert, dem sag ich: Nix da. Von wegen Kollegen. Das hat alles Hand und Fuß. Als alter Indianer, der täglich in der Natur unterwegs ist, habe ich die Vogelzeichen gelesen und gedeutet. Es geht voran. Neulich in Siegen. Über mir am Himmel Heerscharen tanzender Vogelschwärme. Ich gebe zu, ein ein wenig indifferentes Zeichen. Sag ich ja. Ende 2012, Anfang 2013. Mein morgendlicher Kaffeesatz hat da auch nicht mehr hergegeben, es sei denn, ich habe da was wichtiges übersehen und habe die Zentralmessage der Menschheit im Komposteimer entsorgt.

Aber ich gehe mal nicht davon aus, dass die Zentralmessage alleine über mich läuft. Wir wollen ja mal nich dem Größenwahn verfallen. Also Fuß vor Fuß, relativ kleine Brötchen mit Schokostücken backen, den Glückskeks von Silvester nicht vergessen („Das Bemühen um einen Menschen bringt unerwartet Belohnung“ – echt jetzt, stand drin) und dranbleiben. Mach ich eh und ihr hoffentlich auch. Müsst ihr ja, wenn ihr regelmäßig fiftyfiftyblog lest. Denn hier geht es ans Machen, Tun, Eingemachte. Vorwärtsschauen, Ärmel hoch. Hingucken, nicht wegducken und loslegen, ablegen, sich auf See begeben.

Da war doch noch was. Ich halte euch hin und ein wenig auf. Aber mittlerweile weiß ich ja, dass ihr fiftyfiftyblog zum Frühstück lest. Also gemütlich, relaxt. Zum ersten Kaffee, zum Müsli, Petra zu den Cornflakes. Was die Social Media alles so verraten. Sozialstudien, die so nebenbei laufen. Ungewollt, unwissend.

Der Regenbogen. Somewhere over the rainbow. Und Jimmy ging zum Regenbogen. Jetzt mal positiv gedeutet. Ins Licht. In die Hoffnung. In die wunderbare leichte Zuversicht. 2013. Mir sind gleich zwei Regenbögen über den Weg gelaufen. Geschenke, die mir vor die Füße, vor die Augen gekullert sind wie ein Goldstück, das über die Straße auf einen zurollt. Einfach nehmen, aufheben, in den Händen halten und sich dem Glanz ergeben. So in der Art. Kommen wir mal zurück auf den Boden der Tatsachen, den Teppich der Realität.

Zwei Regenbögen. Einen habe ich oben an der Eiche gesehen gemeinsam mit Herrn Cooper. Die Sonne ging auf und am westlichen Horizont tummelten sich atlantische Regenwolken mit der Absicht, etwas vorbeizubringen. Delivering the rain. Und den Regenbogen. Für Herrn Cooper und mich, die wir nebeneinander stehend das himmlische Schauspiel bestaunten wie die Fünfjährigen. Oh. Ah. Tage später kam Post. Eine liebe Grußkarte in einem schönen transparenten Umschlag mit einem kleinen Präsent. Einer durchsichtigen Regenbogenscheibe. Hält man die zwischen den Fingern ins Licht, tanzen kleine Regenbogenelemente. Schön. Eine Art Kaleidoskop. Pour moi. Regenbogen 2. Wie das zweite Greenpeace Schiff, nachdem die Rainbow Warrior 1 vom französischen Geheimdienst versenkt wurde.

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Also rufe ich das Schönlausche Jahr des Regenbogens aus. Mit den Füßen auf dem Boden, mit dem Kopf im Himmel. Und ihr seid natürlich eingeladen, mitzugehen. Ein spektraler Spaziergang Richtung Horizont. Ein weiteres Abenteuer. Ein weiteres Jahr. 2013. Here we go. Here we come.