Geld oder Leben?

Wie viel Geld braucht der Mensch, um glücklich zu sein? Was ich so wahrnehme, ist immer knapp nicht genug da. Gefühlt. Die Ansprüche wachsen mit dem Einkommen. Genau genommen ist für uns hier ja jeder Tag another day in paradise. Das Wasser kommt aus der Leitung, der Strom aus der Steckdose und das Internet mittlerweile durch die Luft. Wir wehren uns gegen Geschenke wie Toaster oder Serviettenringe, sind froh, wenn der Sperrmüll mal wieder eine Ladung mitnimmt und kämpfen gegen übervolle Räume, Keller und Dachböden, die unsere Möglichkeiten zustellen.

Italien. 2012. Ein Campingplatz. Freiheit. An meinem Körper ein paar alte Flip-Flops und eine kurze Hose. T-Shirt spare ich mir, weil ich den Meerwind und die Sonne auf der Haut mag. Nehme mit, was da ist. Anfangs haben wir zu wenige Stühle, weil wir in neuer Konstellation mit zusätzlichen Freunden unterwegs sind. Kaufen ist der Impuls. Warum eigentlich? Die abreisenden Camper werfen ihre weg. Campingplatz-Sperrmüll. Ich nehme mir die Stühle, die wir brauchen, um sie später weiterzugeben an zwei durchreisende Amerikaner. Völkerverständigung. Verbindung. Ein Boot.

Campen ist ein wenig wie leben in einem Flüchtlingslager. Selbstverständlich nicht von der der Not und den Emotionen her, aber hinsichtlich Enge und Verzicht auf Privatssphäre. Ich erinnere mich an eine Frage von Jim, als er noch ganz klein war und aus dem Nachbarzelt eindeutige Geräusche eines jungen Paares kamen. “Papa, was machen die da?” Ich sagte: “Jim, dem Mann geht es nicht gut, ich glaube, der hat Asthma.” Am nächsten Tag wollte Jim wissen, ob der Mann jetzt wieder gesund ist. “Ja Jim, dem geht es wieder gut. Richtig gut.” Da war er beruhigt.

Die Plätze auf dem Zeltplatz in Levanto sind klein. Ein alter Olivenhain, Terrassen, die nicht als Zeltplatz geplant waren. Aber das aufstrebende Europa wollte nach dem Krieg nach Italien und so wurde aus dem Hain 1957 ein Zeltplatz mit wachsender Beliebtheit. Die Menschen kommen, immer wieder. Und immer wieder treffen wir die gleichen Leute, die sich den Mücken, dem Staub und der Enge aussetzen. Was ist das? Klar, Italiensehnsucht. Aber auch: Der Wunsch nach Freiheit. Das schöne Gefühl, nichts zu haben. Nichts zu brauchen. Zu spüren, wie wenig genügt. Tagsüber ist das Zelt tabu. Viel zu heiß. Sauna. Keine fünf Minuten zu ertragen. Da bleibt nur Strand oder Hängematte. Kein Dach über dem Kopf. Und: Es fehlt nicht! Im Gegenteil.

Dieses Jahr hatte ich im Urlaub ein schönes Gefühl von Bescheidenheit. Irgendwie brauchte ich nichts außer dem, was da war. Was die Natur und die Menschen um mich herum zu bieten hatten. Und das war so viel. An einem Abend haben wir zu einem Paellaessen eingeladen. Es gab nicht genug Stühle, das Kochen auf dem Elektroplattenkocher war schwierig, weil bei Volllast die Sicherung flog, aber es ging. Hat sogar Spaß gemacht unter der größten Dunstabzugshaube der Welt zu kochen. Wir hatten heimischen Wein abfüllen lassen in der Enoteca, frische Sachen eingekauft. Alle kamen, hatten sich so chic gemacht, wie es ein Campingplatz zulässt und hatten Spaß. Satt. Paella vom Plastikteller. Die Woche drauf gab es ein Pastaessen, zu dem alle ihre Geheimrezepte beigesteuert haben. Große Freude, kleiner Aufwand.

Luxus, der kein Luxus ist. Zumindest kein kaufbarer. Geld spielt keine Rolle. Sehen, was zählt. Konzentrieren auf das, was wichtig ist. Das Meer nehmen, die Sonne, die Luft. Gespräche unter freiem Himmel, auf Steinen, im Sand, auf der Via del Amore. Da saß ich eines Abends. Und es war so schön, dass es kaum auszuhalten war. Ein Ort, der fast weh tut. Eine kleine Bar im Fels über dem Meer. Und ich fragte mich, wo die restlichen sieben Milliarden Menschen sind. Weshalb sie diese Bar nicht stürmen, diesen Augenblick verstreichen lassen. Weshalb alle Touristen vorbeiziehen und sich von den wartenden Zügen abtransportieren lassen, wegziehen. Weshalb sich Brad Pitt und Angelina Jolie nicht jeden Abend zum Sonnenuntergang einfliegen lassen. Nothing. Zuletzt saßen wir allein. Die Bar schloss. Das Glück wurde in kleine Pakete zum Mitnehmen gepackt, es liegt jetzt in einem heiligen Ort in mir. Mindestens für immer und noch zwei Leben drauf.

Geld oder Leben? Leben. Ever. Es braucht so wenig, glücklich zu sein. Kein Haus, kein Hotel, kein Flug. Irgendwie nach Italien kommen. Wie Johann Wolfgang und alle nach ihm. Weil dieses Jahr so wenig gereicht hat, um viel zu sein, hatte ich üppige Restbestände in meiner Urlaubskasse. Weil man bestimmte Dinge halt nicht kaufen kann. Aber, ich bin natürlich kein Heiliger und Bettelmönch. Ich hab dann doch nach meiner Rückkehr gleich investiert. Restbestände in italienische Schuhe, weil Schuhe in diesem Urlaub eine Rolle gespielt haben. Vielleicht möchtet ihr sehen, welche? Nein? Ja? O.K. Hier der Link zu meinen neuen MOMA Miele von Riccardo Cartillone. Manchmal ist Geld dann doch eine gute Sache. Ich wiederspreche mir? Ach was. Es ist, wie es ist. Ohne wäre auch gut gewesen.

Alles noch ganz slow…

Mann. Urlaub. Tatsächlich die Systeme runtergefahren. Bin noch ganz beduselt von der Rückfahrt und den vielen Erlebnissen. Bloggen? Och ja. Lieber wäre mir jetzt ein Spaziergang am Strand. Levanto, die Promenade entlang. Ist der Surfmann schon da, der die Bretter vermietet? Gibt es Wellen oder bleibt die See ruhig? Oder durch die kühlen Tunnel nach Framura joggen? Einen Espresso in der Bar im kleinen Hafen? Welcher Strand ist heute der beste? Steinstrand links in der Bucht? Sandstrand? Zu Füßen der Piper-Bar für den entspannten Cappuccino zwischendurch? Oder mit dem Fahrrad durch die Tunnel in die Schnorchelbuchten? Zum Strand mit dem Riff, wo Jim acht Meter tief getaucht ist? Oder zu dem Strand, wo wir über den Fels geklettert sind samt Schwimmzeug, um zu der Grotte zu kommen, in die Jim von der Meerseite getaucht ist und mir das Herz stehengeblieben ist, als er plötzlich unter Wasser in der Dunkelheit verschwand?

Was für ein Urlaub. Zu sechst. Sehr schön, sehr harmonisch, sehr entspannt. Freunde getroffen, neue kennengelernt, Paella- und Pastaessen auf dem Campingplatz veranstaltet, Klassikkonzerte in Kirchen und auf freien Plätzen gehört. Schumann, Bruch, Mozart. Das Fest der Meere mit großem Markt, Kreuzprozession und Abschlussfeuerwerk auf offenem Meer. Gewandert, Berge erklommen und nach Vernazza gefahren. Mehrfach. Alle fünf Cinque Terre Orte besucht und die Nacht zum Tag gemacht. Den Mond wandern gesehen, Sternschnuppen, die keine Wünsche übrig ließen. Himmlisch, pardiesisch. Das Leben hat mich, uns, verwöhnt. Umschlossen, umgarnt, an die Hand genommen. Was soll jetzt noch kommen?

Am Freitag dann packen, Ela hatte wegen Ihrer Yogaausbildung schon Mittwoch fahren müssen, und nach Hause. Fünfzehn Stunden, um langsam anzukommen, heimzukehren. Meine Seele liegt noch am Strand, verliebt. In die Welt, die warmen Sommernächte. Schön. Intensiv. Verzaubernd der Sonnenuntergang auf der Via del Amore, die zurecht so heißt. Wahrlich. Langsam versinkt die Sonne blutrot im Meer, um den Weg frei zu geben für die Lichter der Strandpromenade von Monterosso. Die Eiswürfel im Aperol Spritz klingen. So süß.

Ich wollte keine Postkartenmotive fotografieren. Zu gewöhnlich. Aber was soll man machen? Bei dem Licht? Bei den Sonnenuntergängen? Bei der Stimmung? Was einem da alles vor die Kamera kommt. Und dann fehlt die Unterwasserkamera. Schnorcheln mit den Teens am Riff. Wie sie mit ihren bunten Boardshorts und Badesachen sonnengebräunt abtauchen, unter mich schwimmen, mit Luftblasen beschießen. Schöne Bilder. Sehr ästhetisch. Im Kopf. Man muss ja nicht gleich die ganze Welt digitalisieren. Obwohl Jim schon sehr gerne eine GoPro hätte, die HD-Aufnahmen als Bild und Video unter Wasser macht.

Jetzt bin ich also zurück und trage die Liebe zu diesem Land und all den Eindrücken in mir. Lenny Kravitz, die coolste Socke der Welt, hat da einen schönen Song, der passt. Make me feel so sweet… Sehnsucht, ja, Sehnsucht.

Ich wollte immer schon einmal nach La Gomera:)


La Graciosa, Kanaren – Copyright Piopio, Wikimedia Commons

Klingt wie eine Songzeile, die Überschrift, ist aber ein altes Reiseziel meiner internen Wunschliste. Wo das Wetter hier in diesem Frühjahr bzw. Frühsommer so bescheiden ist, wächst in mir die Sehnsucht nach Sonne und Meer.

Gestern im Fitnessstudio stand ich nach dem Training unter der Dusche, als ein braungebrannter Mann reinkam. Der ganze Körper frisch sonnengebräunt, bis auf den Po und den Piep und die weißen Seitenstreifen zwischen beiden Bereichen. Klassischer Badehosenträger. Habe mir vorgestellt: So’n dunkelblaues adidas-Teil mit weißen Streifen an der Seite. Hatte ich mit 15 und war stolz wie Oskar, weil die Teile total In waren. Präteritum. Gestern.

Der Mann erzählte einem Freund unter der Dusche von den Kanaren. Sommer, Sonne, Strand, Meer satt. Er war auf Lanzarote für 14 Tage. Auch schön. Nett mit Hotel und Inselausflügen und so. Ich meine, es gehört sich natürlich nicht, da zuzuhören, aber was soll man machen, wenn man da so unter der Dusche steht und sonst niemand was sagt?

Heute Morgen dann habe ich mich an das Gespräch erinnert und bin erst einmal auf Wikipedia, um Kanaren nachzuschlagen wegen Wetter und so. Klingt nicht schlecht: “Das mediterran-subtropische Klima der Kanaren ist aufgrund seiner Nähe zum nördlichen Wendekreis zwischen dem 27. und 29. Breitengrad das ganze Jahr über angenehm, was dem Archipel den Beinamen Inseln des ewigen Frühlings eingebracht hat. Der gleich bleibend kühle Kanarenstrom, ein Teil des Golfstroms, gleicht die Temperaturen aus, und die Passatwinde halten die heißen Luftmassen aus der nahen Sahara meist fern.”

Das wäre jetzt was. Last Minute mit dem Flieger auf die Kanaren. 14 Tage La Gomera. Nur so zum Spaß hab ich gleich mal die Unterkünfte gecheckt. Und irgendwie bin ich da auf einen Geheimtipp gestoßen. Glaube ich. Wovon ich bislang noch nicht gehört habe: dass jemand Urlaub auf der Insel La Graciosa gemacht hat. Schön ruhig, klein, abgelegen, mit einem Berg mittendrauf. Ein wenig wie Lummerland:) Aber. La Graciosa hin, La Gomera her, der Urlaub muss noch warten. Träumereien, Spinnereien – dauert noch, bis die Kinder Ferien haben. Aber warum nicht einfach mal gedanklich wegbeamen…

Oranje, S.O.S und Brüder in Not

Zurück aus den Niederlanden!

Was für ein Wochenende. Segeln mit meinen beiden Brüdern. Einem großen und einem kleinen. Dazwischen ich. Wir sind mit dem Wohnwagen gefahren und haben eine Jolle gemietet, um rund um das Heeger Meer (unweit des Ijsselmeers) in See zu stechen. Unseren Wohnwagen konnten wir direkt am Wasser abstellen, an einem Kanal, der zum Heeger Meer führt. Hier zogen die Segelboote vorbei, unter anderem die großen, schönen, alten Plattbodenboote. Am ersten Abend saßen wir am Wasser, tranken Bier, sahen den Booten zu und der untergehenden Sonne. Ist schon ziemlich schön dieses Holland mit seinen Seen, Meeren und Kanälen.

Dann ging es los. Boot holen, zu uns in den Hafen bringen, alles an Bord bringen, Segel setzen und rausfahren. Mein älterer Bruder ist Segler und so waren mein kleiner Bruder und ich die Matrosen. Mein Job war es als Vorschoter das Focksegel vorne zu bedienen. Erschallt der Ruf “Ree”, wird das Boot gewendet und das Focksegel muss an der Fockschot zur anderen Seite herübergezogen werden. “Ey, ey, Käpt’n”. Am ersten Tag war das alles easy. Relativ wenig Wind. Wir sind vor uns hin getuckert, in die Kanäle rein, vorbei an wunderschönen Häuschen und Landschaften in die Dörfer und Städtchen. Direkt anlegen an den Kneipen am Wegesrand, was essen, was trinken. Seemänner sind rauh und durstig. Skål.

Dann wurde es rauh. Nicht in den Kneipen und Häfen, sondern draußen auf See. Morgens schon Windstärke 6 mit zunehmender Tendenz. Segel gerefft – also auf halbe Größe eingerollt und dann raus ins tosende Wasser. Ups! Da hat uns der Skipper raus auf die Kante geschickt. Rauslehnen, gegenhalten. Das hat gespratzt und unser Regenzeug musste zeigen, was es kann. Der Wind nahm zu und wir haben uns in den Hafen gerettet. Allerdings nicht unseren, weshalb wir später irgendwie zurückkommen mussten. Brüder in Not. S.O.S. Angelegt, eingekehrt, Teambesprechung, gefuttert, getrunken, gestärkt, entschieden. In leichter Fahrt per Motor ohne Segel zurück in den Heimathafen. Jawoll. Raus aufs Heeger Meer, Wellen, Windstärke 7, der Motor setzt aus. Mist. Doch Segel setzen und durch? Die Mannschaft will, der Skipper sagt: Zu gefährlich. Gott sei Dank!

Wir sind dann mit stotterndem Motor zum Verleiher, um die Engine zu tauschen. Und dann kam es: Das Wetter! Graue Wolken, dunkel, tief. Wir im sicheren Kanal mit Blick auf das Heeger Meer. Windstärke 8. Tohuwabohu. Prasselnder Regen, peitschende Böen und nur wenige Minuten später die Brandweer-Boote in voller Fahrt mit Blaulicht. Gekenterte Boote, halb ertrunkene Segler, wie wir später erfahren. Puh!

Wir haben uns unter sicherer Führung unseres erfahrenen Skippers mit neuem Motor und leichter Fahrt über die Kanäle hintenrum nach Hause geschlichen. Sonnenuntergang, Frieden, Blick aufs Wasser, schön. Gerettet!

Und als hätten wir nicht schon Highlights in jeglicher Form genug gehabt (eine Nacht sind wir in einer Kneipe gelandet und haben spät in der Nacht auf Wunsch unserer holländischen Freunde “99 Luftballons” durchs Mikrofon geschmettert… Puh.), durften wir Samstagabend in Holland zunächst Holland-Dänemark und dann Portugal-Deutschland sehen. Euro 2012 inmitten der Oranje. Was für ein Abend! Was für ein Augenblick, als Gomez seine Rübe hinhält. Vorher sind wir natürlich ordentlich Hopps genommen worden von den Oranjes, die ziemlich sicher waren, dass der Abend genau anders herum ausgeht. Aber wie heißt es: “Ein Spiel dauert 90 Minuten und am Ende gewinnt Deutschland!” Die Niederländer, die überall “Holland” auf den Fahnen stehen hatten, waren trotzdem in Feierlaune und haben gesungen, getanzt, gelacht… Meine Güte, wenn die gewonnen hätten… Jetzt sitze ich also wieder hier, der Boden unter meinen Füßen schwankt ab und an noch (wenn ich die Augen schließe, was ich deshalb nicht tue, was beim Schreiben auch hindern würde, weil ich dann nichts sehe und die Tastatur wackelt:) ) Keine Kommandos mehr vom Käpt’n, keine Wende- und Anlegemanöver mehr und die Brüder wieder in alle Winde zerstreut.

Back to the roots

1974. Ich war neun Jahre alt. Ein kleiner blonder Junge mit blonden Haaren und blauen Augen. Meine Oma nannte mich “Spinnewip”, was so viel wie Fliegengewicht oder spirreldünn geheißen haben dürfte. Ich wusste, was sie meint. Essen war nie meine Stärke. In dem Jahr sind wir umgezogen. Vor den Sommerferien war ich Schüler einer dritten Klasse in Nordrhein-Westfalen, danach in einer vierten Klasse in Rheinland-Pfalz. Kaisersesch in der Eifel. Eine Geschichte für sich.

Später bin ich dann in Cochem an der Mosel zur Schule gegangen. Letztes Jahr hatten wir Klassentreffen in Cochem. Nun war ich wieder dort. An der Mosel. Mit Zoe auf Klassenfahrt. Als Betreuer. Radtour. Ich war drei Tage dabei – von Montag bis Mittwoch. 30 Kinder, zwei Lehrerinnen, zwei Mütter, zwei Väter.

Es war ein komisches Gefühl, dort zu sein. Als Gast. Tourist. Ein wenig wie Rückkehr. Anreise entlang der Autobahn, an Kaisersesch vorbei. Das Grab meines Vater, dass ich Mittwochabend zusammen mit meiner Mutter besucht habe. Alte Zeiten mit jungen Menschen. Von Manderscheid mit dem Fahrrad nach Bernkastel-Kues. Jugendherberge. Oben über der Mosel. Traumhafter Blick. Echt schön da. Und diese Jugendherberge, 1903 als das Luxushotel an der Mosel gebaut, ist wirklich eine Reise wert. Total entspannte Menschen. Die Kids haben sich wohl gefühlt, durften ihr Ding machen. Keiner hat gemotzt. Super Atmosphäre.

Und ich konnte die Mosel mal anders sehen. Aus anderer Perspektive. Kannte sie nur mit dem Blick des Schülers, der sich in Cochem durch die Touristenmassen den Berg raufgequält hat. Irgendwie hatte ich die Mosel nicht so schön in Erinnerung. Und es heftet ihr, glaube ich, weiterhin ein Hauch Spießigkeit an. Tatsächlich lagen in den Touristen-Restaurants in Bernkastel überall Schweineschnitzel mit Pommes auf den Tellern.

Aber. Die Landschaft. Das Hinterland Richtung Hunsrück und Eifel. Wow. Am zweiten Tag sind wir auf den Olymp gewandert. Der Rückweg lief durch einen kleinen Eichenwald am Hang. Wie in Italien. Wir haben dort in der Sonne gesessen, die Zeit genossen. Schön, wirklich schön. Leider hat es am Mittwoch geregnet. Mit dem Fahrrad die Mosel entlang bis nach Traben-Trarbach. Nächste Jugendherberge. Regen. Die rechte Moselseite entlang, wo irgendann die Straße aufhörte. Dicht am Fluss vorbei. Morgennebel. Alles so grün. Eigentlich müssten wir in Deutschland 100 Namen für Grün haben. Für den frischen Roggen, das junge Buchengrün, für das junge Gras, wenn es neu kommt. Und, und, und.

Wenn ich nicht gerade damit beschäftigt war, die Heizer des Spitzentrios einzufangen oder Kinder mit Jacken zu versorgen, konnte ich den Blick nicht von der Landschaft lassen. So schön. So nah. Mosel. Deutschland. Mittendrin. Einfach kurz hinfahren und sich freuen. Jetzt im Mai, bevor die Touristenmassen kommen und die Radwege übervölkert sind. Manchmal hadere ich mit dem Umzug damals. Mir war es nicht recht. Ich hatte in NRW bleiben wollen. Wer fragt schon einen Neunjährigen. Und wenn es halt so ist… Die Schönheit der Landschaft meiner Kindertage hat mich ein wenig versöhnt. Da komme ich her. Dort ist es schön. War es schön. Wird es immer schön sein.

Mittwochabend musste ich zurück. Arbeit am Donnerstag und heute. Zumindest drei Tage mit Zoes Klasse. Ich liebe das. Das war jetzt meine dritte Klassenfahrt als Betreuer. Die Kids zu erleben, das ist schon besonders. Natürlich schaue ich dann auch mal, wie Zoe in der Klasse ist. Spannend. Natürlich mit Abstand aus dem Hintergrund. Als wär ich nicht da. Ab und an kommt sie dann, kurz andocken. Irgendwann ist sie groß. Noch wenige Jahre. Und weg. Die Zeit genießen, die Kindheit der eigenen Kinder.