Danke, Ihr Mädels und Jungs der Technik-Hotlines!

oak. 2013
oak. 2013

Wow!

Schreck in der Abendstunde. Blog down, nichts ging mehr. www.fiftyfiftyblog.de nur noch mit einer Fehlermeldung auf dem Bildschirm.

Alles nahm seinen Anfang mit dem Sturz unseres Kirschbaums im Jahr 2006. Ihr merkt, das wird eine lange Geschichte. Der Baum war krank, schon im Juli nackt und zudem groß und mächtig und schattig und nicht schön und falsch platziert. Also hatte ich das RWE angerufen, weil der Baum in die Stromleitung reichte. Die schickten ein Sub-Unternehmen mit polnischen Freunden, die in den Baum kletterten und ihn an Seilen hängend von oben abtrugen. So groß war er. Einer der Männer rutschte mit laufender Motorsäge ab und hing baumelnd am Seil, was für ihn Alltag zu sein schien. Lange Rede, kurzer Sinn: Mit dem Baum ging die Befestigung für unsere geliebte Hängematte. Hatte ich nicht dran gedacht, was mir böse Blicke der Familie einbrachte.

Dieses Wochenende nun mit der Schönwettervorhersage sollte endlich Abhilfe schaffen. Ist ja erst sieben Jahre her und der nachgepflanzte Apfelbaum kommt nicht so richtig aus den Puschen. Hängematte dranhängen is einfach nicht. Sonntag hat mich der Wahn erfasst. Auf unserer Runde haben Herr Cooper und ich einen Eichenstamm entdeckt, der forsttechnisch gesehen weg konnte. Wir haben die Säge geholt, die Säge, noch eine Handsäge, sprechen lassen. Wir haben den Traktor geholt, den Stamm mit meiner bislang ungenutzten Forstkette umschlungen und das gute Stück als Jagdbeute nach Hause geschleift – inklusive verräterischer Schleifspur vom Ort des Geschehens bis zu uns nach Hause. Erster Sonntagsfrevel.

Eigentlich, hatte ich nur den Stamm holen wollen. Aber, wo ich schon mal dran war, begann ich mit der Axt, den Baum zu entrinden. Jens kam hinzu, übernahm den Job unter Mithilfe eines Spatens und nach einer halben Stunde sah er wunderbar aus. Mittlerweile waren noch einige Menschen hinzu gekommen, die ein Spektakel witterten. Kinder, der Schwager des Nachbars. Das feuerte mich an, das Projekt jetzt durchzuziehen. Edmund, mein leider verstorbener Nachbar, den ich sehr mochte, hätte mich schon jetzt einen Sabbatschänder geschimpft. „Ja, ja, Edmund.“

Wir riefen Ela, um die Position des Hängemattenstamms festzulegen. Sie staunte nicht schlecht, als sie in so viele hoch motivierte, erwartungsvolle Gesichter schaute. Kaum war das geklärt, war ein Spaten zur Hand. Das Loch wuchs, Steine flogen, zusätzliches Grabwerkzeug wurde aus der Nachbarschaft herbeigezaubert und schon waren wir auf Minus-einen-Meter. PROBLEMA, HOUSTON (ach, die Amis wollte ich eigentlich nicht mehr erwähnen, die doofen Spione). Der Stamm musste noch angespitzt werden, um ihn per Vorschlaghammer in die Tiefe des Erdreiches zu rammen, damit er sich dort das nötige Standing in Form einer festen Verankerung holt. Dazu mussten wir ihn anspitzen. Ich sagte: „Liebe Freunde, an dieser Stelle müssen wir abbrechen, der Sabbat. Am siebten Tage sollst du ruhn.“ Murren. Geflüster. Erste leise Protestnoten. Jetzt aufhören? Spinnst du? Sägen dauert doch nur zwei Minuten? Los, hol die Motorsäge. Inneres Hadern. O.K. Die Masse hat entschieden. Schon lief die Stihl, schmetterte ihren Gesang durchs Dorf: „Hört her, der Herr Schönlau, dieser rücksichtslose Nachbar, stört die Ruhe und schändet verbotenerweise den Sabbat.“ Kleine Rechtsbeugungen verzeiht das Dorf. Man hat Kredit. Ich habe einen kleinen Betrag abgehoben…

Den Pfahl ins Loch, die große Leiter aufgestellt, den Vorschlaghammer rausgeholt und zugeschlagen. Toff. Peng. Steine ins Loch, Erde drauf, mit dem Gartenschlauch eingespült, fertig. Hält, Hängematte hängt. Ein Punkt von meiner langen Lebensliste gestrichen.

Und was, bitte schön, hat das mit der Überschrift zu tun? Nun. Abwarten. Ein wenig Geduld noch, Rom ist ja auch nicht… Also. Ich wollte gestern Abend über diese Wochenendtat berichten. Blog auf, Beitrag erstellen, Foto hochladen. ÜBERRASCHUNG! Funzt nich. Kapotttt. Keine Bilder hochladen. Mach ich nich, sagt der Server. Kannst mich mal. Schnauze voll. HÄ?

Ich bin in die Foren gestürzt, die dann sagen, geh mal hier in die Konfiguration, füg mal dort in PHP eine Zeile ein. Ende des Liedes war, dass ich in den Tiefen meiner WordPress-Programmierung die alles entscheidende wp-config.php-Datei gelöscht habe. Ging nicht anders. Wäre auch kein Problem gewesen, weil ich genügend Sicherungen rumfliegen habe. Auf jeden Fall: Der Blog war off. Ich habe versucht, die Datei wieder auf den Server zu spielen. Nix. Roter Ladepfeil nach dem Motto: Mach ich einfach nicht. Leck mich.

Bin ich natürlich sofort zur Hotline rüber. Petzen. Euer blöder Server will mit mir nich mehr spielen. Tja, das dauerte alles. Möglichkeiten. Gründe. Was? Wieso? Lebensfragen? Existenzfragen? Wie lebe ich ohne meinen fiftyfiftyblog? Ruhig, Brauner. Die Mädels und Jungs machen das schon. Gestern Abend ging nix, heute Morgen dann der Mensch mit dem goldenen Fingerchen. Erst haben wir einen Tarifwechsel vorgenommen. In einen besseren Tarif, der weniger kostet. Ups! Gut, überzeugt, mach ich. Komische Welt. Dann hier ein paar Dateien gelöscht, dort auch. Ich hatte einfach das Datenlimit erreicht, weil zu viele Backups den Server wie einen Keller zugestellt hatten. Gelöscht, wp-config.php hochgeladen und da, da, da war er wieder. Herr Cooper mit einem breiten Lächeln. Und ich voller Glück. Kann ich wieder. Darf ich wieder. Bin wieder im Spiel. Online. Juchhu. Da hätte mir doch was gefehlt. Aber so werden Sabbatschänder bestraft – der Herr schickt den Sündigen Aufgaben. Oder war es der Gegenspieler, des Teufels General, der mich herausgefordert hat? Egal. Mit den Mädels und Jungs der Technik-Hotlines ist nichts unmöglich.

Congratulations und ewiger Dank! Ihr seid die Besten!

8 Antworten auf „Danke, Ihr Mädels und Jungs der Technik-Hotlines!“

  1. Hallo Jens,

    ja, ja, die verflixte Technik. Da kann wohl jeder ein Lied von singen! Aber Deine Geschichte zum Sonntag: Wunderbar. Da kommt man schon am frühen Morgen gar nicht mehr aus dem Grinsen raus. Schleppst Du einen alten Baumstamm aus dem Wald an, um eine Befestigung für die Familienhängematte zu haben? Warum nicht gleich ein ganzer Baum, damit ihr auch genügend Schatten habt? Ne, ne, ne, und nochmals ne. Auf Ideen kommst Du, Jens! Lieber Baumeister, in Deiner ländlichen Umgebung hätte es doch bestimmt den einen oder anderen Bauern gegeben, der Dir gegen kleines Geld einen dicken Pfahl – oder auch zwei – auch angespitzt – zur Verfügung gestellt oder geliefert hätte. Ja, natürlich nicht am Sonntag. Und da machst Du am Sonntag so ein Mordsaufsehen? Das wäre ja fast so, als ob mein Vater am Sonntag mit dem großen Traktor zur Kirche fahren würde. Die Leute würden sich fragen, ob er einen Sockenschuss hätte. Ach übrigens, früher, ja, vor ewigen Zeiten, sind wir im Winter auch schon mal mit dem Traktor bis ins Dorf gefahren, wenn es viel Schnee und Eis gab. Aber natürlich nicht bis zur Kirche. Der Schein muß ja gewahrt bleiben.
    Ne, ne, so ein fifty-fifty-Landleben ist aufsehenerregend!

    LG
    Annegret

    1. Hi Annegret,

      diese Technik. Vor allem: Ich bin Texter. Was interessiert mich PHP? Und so ein Gedöns? Meine Erfahrung sagt mir allerdings mittlerweile: Bloß nicht zu kompliziert denken. Meist gibt es eine einfache Erklärung, bei der man gar nicht viel wissen muss. Die Programmierer haben das heute alles schon ziemlich gut drauf und bauen verlässliche Sachen zusammen.

      Der Sonntag. Beim Text musste ich an Maarten ‚t Hart und seine niederländischen Kirchen- und Glaubenserfahrungen denken. Lange nichts mehr von ihm gehört geschweige denn gelesen. Ich komme nicht mehr zum Lesen. Und das ich den Sonntag so angegangen bin, das war schon ein klein wenig an der Grenze. Andererseits habe ich als „Zugezogener“ – kürzlich ließ die ältere Nachbarin über eine junge Frau anfragen, ob die neu Zugezogenen (wir, die hier seit 1998 leben!) nicht Lust hätten, am Bibelkreis teilzunehmen – gewisse Freiheiten. Ich bin da eh in die Kategorie „anders“ eingestuft und habe gewisse Freiheiten.

      Aber ich muss sagen, auch solche Aktionen sind es, die mir das Landleben versüßen. Traktoren, Motorsägen, Baumstämme, Nachbarn, Teamwork, ein Bei im garten am Abend. Ach. Ist schon mein Ort hier, vor allem, wenn die Sonne scheint und ich draußen aktiv sein kann. Gestern habe ich die Gartenstühle mit dem Dampfstrahler gereinigt und das Gartenhaus, das nach Farbe schreit, gleich mit.

      Liebe Grüße

      Jens

      1. Hallo Jens,

        ich komme in letzter Zeit mehr zum Lesen. Die Probleme mit meinem Sohn, der jetzt schon seit mehr als drei Wochen nicht mehr zur Schule geht, sind nervenaufreibend. Da freue ich mich, wenn ich ab und zu abtauchen kann.

        Ich kann gut verstehen, daß Dir Arbeit im Wald und im Garten, rund ums Haus usw. gut gefallen. Da merkt man, was man tut.

        LG
        Annegret

        1. Hi Annegret,

          habe ich mir gedacht. Kann mir ein wenig vorstellen, wie das ist. Fühl dich hier bitte in keiner Weise verpflichtet. Ich freue mich natürlich sehr, wenn du da bist, kann mir andererseits angesichts zweier Mitbewohner im interessanten Alter gut vorstellen, wie das nervlich aussieht. Drück dir die Daumen.

          Alles Liebe

          Jens

  2. Hallo Jens,

    schön das der Blog wieder läuft. Ich muss zugeben, dass ich nicht jeden Beitrag lesen, aber so ganz ohne würde mir doch etwas fehlen. Übrigens, das Haus im HIntergrund (ich nehme an, das ist Euer Haus?), das ist ja wunderschön. In den Garten gehört auch eine Hängematte. Wir haben uns letztes Jahr ein Haus in einer Neubausiedlung gekauft, nachdem wir vorher auch eher ältere Häuser bewohnt haben. Aber da wir in 4 Jahren sowieso wieder endgültig nach Schweden ziehen wollen, meinte mein Mann, es wäre günstiger ein Haus zu erwerben, das sich wieder gut verkaufen lässt. Stmmt wahrscheinlich. Aber wenn ich Euer Haus sehe, bereue ich es etwas.

    Liebe Grüße Nicola

    1. Hi Nicola,

      es reicht ja, wenn ich mir den fiftyfiftyblog zur Lebensaufgabe mache:) So soll es sein – reinschauen, wenn es passt. Kein Zwang, alle Freiheiten. Easy.

      Ja das Haus im Hintergrund ist unsere alte Schule. Hinten war der Schulgarten, den die Kinder alternativ zum Pausenhof vorne nutzen konnten. Ich mag es sehr und nehme die alten Schrullen und Kratzer hin. Und: Natürlich hat s manchmal nicht den Komfort eines Neubaus. Es will viel Aufmerksamkeit. Immer gibt es was zu tun. Aber, ich mache das gerne. Ela nennt mich den Hausmeister. Neben all den anderen Jobs also noch einer. Passt.

      Verkaufen? Kann ich mir gerade gar nicht vorstellen. Aber man weiß nie. Sollte doch einmal Italien im Winter rufen…

      Liebe Grüße

      Jens

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