Ein gepflegter sonniger Sonntag auf dem Lande

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Und am Sonntag scheint die Sonne!

Ja. Und wie. Eintrag im Logbuch: 19. Oktober im Sternenjahr 2014. An vielen Orten der Welt tobt der Krieg wie lange nicht mehr. Nur ein kleines Dorf im Oberbergischen stellt sich dem Treiben mit guter Laune, Sonnenschein und einem zünftigen Feuerwehrfest tapfer entgegen. Nosbach inmitten der oberbergischen Wälder und Wiesen. Auf dem Dorfplatz unter der Friedenseiche (gepflanzt nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71) hat sich die Feuerwehrkapelle versammelt, um einen würdigen Rahmen zu schaffen.

Der Bürgermeister ist gekommen, der Rat. Abgesandte befreundeter Wehren. Die Brandweer Roden aus den Niederlanden – befreundet mit der Nosbacher Feuerwehr seit 1974. Gelebtes Europa, Völkerverständigung, Frieden.

Es wird das umgebaute Feuerwehrhaus inklusive des neuen Hilfe-Lösch-Fahrzeugs (HLF 20) übergeben. Die Gemeinde hat viel Geld in die Hand genommen, um bei Brand und Unfällen bestmöglich agieren zu können. Bei uns auf dem Land ist das ein freiwilliger Dienst. Ertönt das Signal des alarmierenden Piepers am Gürtel der Einsatzkräfte, verwandeln sich Maler, Maurer, Rechtsanwälte, Gartenbauer, Tankwarte, Testfahrer in Retter.

Brennt es? Im HLF sind die Rucksäcke mit den Sauerstoffflaschen die Rückenlehnen. Während der Fahrt werden die Atemschutzmasken aufgesetzt, die Flaschen aufgedreht, die Helme aufgesetzt, die Taschenlampen am Helm gezündet. Es geht in ein brennendes Haus. Man weiß nicht, was einen erwartet. Bilder, Gefahren, Unwägbarkeiten. Was ist mit dem Gasanschluss? Gibt es Kinder? Kann das Feuer durchzünden? Freiwillig. Die schwarzen Schmauchspuren an den Helmen erzählen, dass das alles nicht nur Theorie ist. In den letzten Jahren trieb ein Brandstifter sein Umwesen in der Region. Über 60 Einsätze in einem Jahr. Während der Arbeitszeit, in der Freizeit, morgens, abends, nachts, immer. Piep, los.

Sie haben sich den Sonnenschein also redlich verdient. Und so wurden die Reden feierlich gehalten, der Pfarrer gab seinen Segen, die Feuerwehrkapelle spielte auf, die Dorfgemeinschaft kümmerte sich um die Gäste, die Küchenchefs der Feuerwehr um das leibliche Wohl.

Feuerwehrfest

Es war schön. Das neue Feuerwehrauto war mit einer Blumengirlande geschmückt – von den Feuerwehrfrauen am Tag zuvor gemeinsam geflochten. Tradition. Friede. Ein Leben, das seinen ruhigen Lauf nimmt. Am Morgen durfte ich die Feuerwehrleute fotografieren. Die ganze Truppe, die Jugendfeuerwehr, Väter mit Söhnen, einen ausscheidenden Feuerwehrmann mit seinen beiden aktiven Söhnen und dem Enkel. Vererbte, gelebte, weitergegebene Freiwilligkeit. Ein sozialer Dienst für die Gemeinschaft. Damit alle in Ruhe leben können.

Und so war es ein Tag, auf dem Segen lag. 25 Grad im Oktober, ein leichter Wind, der Lachen und den Klang der Kapelle mit sich trug. Viveka, Zoe, Herr Cooper und ich mittendrin. Am späten Nachmittag saßen wir auf den verlassenen Stühlen der Kapelle in der letzten Sonne und unterhielten uns – mit Nachbarn. Bei 212 Einwohnern sind letztlich alle Nachbarn. War das schön. Wie in alten Zeiten, würde ich sagen.

Hier saßen sie, als sie unsere Alte Schule 1864 – also exakt vor 150 Jahren – eingeweiht haben. Und als 1871 die Eichen auf dem Schulhof gepflanzt wurden und 1923 der Umbau durch den Architekten Kiefer aus Gummersbach gefeiert werden konnte. Als die Dorfgemeinschaft gegründet wurde und das gebrauchte Klavier angeschafft hat, um die Theateraufführungen im Theatersaal der Alten Schule zu begleiten – dort, wo heute mein Büro ist. Und erst das Fest, als Nosbach 1973 Bundessieger im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden wurde und eine Delegation inklusive Frauenchor nach Berlin reiste, um den Preis entgegen zu nehmen. So viele Feiern, so viel Lachen, so viel Geschichte.

Seit Sonntag gibt es ein Kapitel mehr in der Geschichte des Dorfes und unserer Feierwehr. Kleines Leben, vielleicht, gutes Leben mit Sicherheit. Landleben im besten Sinne des Wortes. Gemeinschaft miteinander füreinander. Ein tragfähiges Modell, das uns allen einen wunderbar sonnigen Tag auf dem Lande beschert hat.

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