Die süßesten Früchte des Lebens

Liegen am Wegesrand. Oder man kauft sie grün und gibt ihnen die Zeit, die sie brauchen. Ich kenne mich aus. Nach dem Umzug ins Steigerhaus praktiziere ich ein neues Wirtschaften. Es ist nicht ganz einfach, einzukaufen und zu haushalten, weil ich nie genau weiß, wer hier ist und wer nicht. Zoe pendelt. Mama, Papa. Sie hat einen hohen Früchtebedarf, weil sie Vegetarierin ist, parallel zur Schule eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin durchläuft und gerade ihre Jahresarbeit über Ernährung schreibt. Ernährung multi perfetto. Auch, wenn sie hier gerade beim Sonnenbrillen-Holen Apfelkuchen stibitzt hat. Eine gewisse Menschlichkeit ist dann ja auch sympathisch.

Jim liebt Pizza. TK. Salami.

Nun, ich, irgendwo dazwischen. Morgens bereite ich mir mit Zoes Blender einen Smoothie. Die Vitamine haben mich gut durch den Winter getragen. Apfel, Orange, Banane, drauf drücken und Sums. Fertig. Lecker.

Da ich hier nun also alleine wirtschafte, kann ich tun und lassen was ich will. Ich glaube, das macht mich im ersten Schritt kauzig. So ein klein wenig. Ich weiß nicht, welche Entwicklungsschritte in meinem neuen Leben noch folgen. Ist ja neu. Tatsächlich mache ich so Sachen. Manchmal bin ich mir dabei selbst ein wenig fremd. Das kommt dabei raus, wenn man Dinge ändert. Nun, wir wollen ja auch nicht langweilig werden und einschlafen. Bewegung tut gut, heißt es, nöö?

Eine dieser Macken ist das Aufbewahren von Obst in Kisten. Auf meinen Olivenöl-Kanistern, 10 Liter kretisches Olivenöl vom Händler meines absoluten Vertrauens vom Essener Uni-Flohmarkt, stapeln sich kleine Holzkisten mit Äpfeln und Orangen. Ist ein klein wenig so, als wären es diese sündhaft teuren HABA-Kinder-Kaufladen-Holzkisten. Mir gibt das so etwas von Ursprünglichkeit. Tatsächlich, ich neige dazu, mir mein Leben in eigenen Geschichten ein wenig phantasiemäßig auszumalen und aufzuschönen (pimp your life), ist es für mich so, als würde ich in einem Landhaus wohnen. Eigene Obstbäume, Ernte im Herbst, einkellern, aufbewahren, über den Winter verzehren. Ist natürlich ein wenig Selbstbetrug (zumindest Landhaus stimmt), weil die Früchte vom Markendisounter stammen, aber es wirkt. So what?

Sieht schön aus, fühlt sich gut an, ist praktisch, macht Spaß. Olala. Yep.

Zudem habe ich den Garten bestellt. Also das Kräuterbeet. Den Bärlauch, den Liebstöckel, Majoran und Oregano habe ich mitgekauft. War beim Haus dabei, versteckt in der Erde. Die kamen einfach kürzlich raus. Überraschung. Petersilie, Salbei, Schnittlauch habe ich eingepflanzt. Und einiges wird noch kommen. Zudem haben Viveka und ich zwei Bäume gepflanzt. Ich sage mal pathetisch: Als Zeichen unserer Liebe und der Hoffnung, dass wir in spätestens zwei Jahren zusammen leben. Nicht nur am Wochenende. Immer. Gemeinsam sehen, wie die Bäume blühen. Gemeinsam die ersten Früchte ernten. Äpfel, Pflaumen.

Ach. Ihr Lieben. Ist Leben nicht schön und aufregend? Manchmal kann ich all das gar nicht fassen. Es sind Geschenke an allen Ecken, Freundlichkeiten des Schicksals, streichelnde Hände des Himmels. Ein Verwöhnen und gut Meinen.

Das Leben unter dieser Sonne ist einfach verrückt und ich bin froh, dabei zu sein. Den Blick richten. Den Kopf ordnen. Unterscheiden. Auswählen. Verneinen. Bejahen. Ausweichen. Standhalten. Einmal mit den Fingerspitzen durch das eigene Gesicht fahren. Bei geschlossenen Augen. Über die Stirn, die Nasenflügel, die Wangen, die Lippen, die Augenlider. So zart sind wir, so empfindsam, so offen für Fühlen. Das Leben ist intensiv und das ist ein Geschenk. Die Sinne, die Gefühle fluten. Hach.

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