Emotionale Entgiftungskur: Ein Erfahrungsbericht von Soniadeluxe

Ein Gastbeitrag von Soniadeluxe (Thanx! Thanx! Thanx!) – Wie ich kürzlich in meinem Blog speaking up! berichtete, hatte ich geplant, versuchsweise einen aufregungsfreien Tag pro Woche einzurichten. Ich wollte herausfinden, ob ich aus freien Stücken die zahlreichen emotionalen Palmen dieses Lebens links liegen lassen kann, auf die ich sonst automatisch klettere. Die Betonung lag auf „automatisch“, das nervte mich und ich beschloss, es mir selbst mal so richtig zu beweisen: Bin ich stark genug, meinen emotionalen Zustand selbst zu wählen? Ich suchte mir den Mittwoch aus, da mich da morgens immer schon die Müllabfuhr nervt hier bei uns.

Ich gehe aus Erfahrung davon aus, dass man eine Menge emotionaler Abgase in die Welt bläst, wenn man sehr negativ unterwegs ist und auch davon, dass man nicht nur sich selbst damit verpestet, sondern auch andere Menschen damit stört und runterzieht. Dies ist einer der Gründe, warum ich mich mit der Thematik überhaupt befasse. Ich selbst bin da hochsensitiv und entwickle sogar dieselben Körpersymptome, wie ein neben mir stehender oder gegen mich gerichteter Wutausbruch. Nur so viel zu meiner inneren Landschaft und meiner Motivation, selbst nach Möglichkeit innerlich immer wieder schön aufzuräumen.
Der physische Körper als Metapher: Ausleitung giftiger Emotionen
Die Herausforderung des aufregungsfreien Tages (aus dem schließlich eine ganze Woche wurde) bestand für mich darin, die gefällte Entscheidung (mich nicht aufzuregen) nicht nur äußerlich durch Selbstbeherrschung umzusetzen, sondern mich SO einzustellen, dass innerlich kein neuer emotionaler Giftmüll mehr entsteht. Womit ich auch schon bei der emotionalen Entgiftungskur angekommen wäre, zu der sich mein Selbstversuch entwickelte. Jens berichtete hier ja dieser Tage von seiner Wacker-Fastenkur und genau in dieser Zeit machte ich grad meinen aufregungsfreien Selbstversuch. Eine Bekannte war übrigens in dergleichen Woche auch auf Rügen zu einer Wellness-Entgiftungskur, irgendwie scheint das so eine Zeit gewesen zu sein.
Mir wurde in der Woche klar, dass es sich mit dem Emotionalkörper ähnlich verhält, wie mit dem physischen Körper. Beim physischen Körper wirft man sich oft allerlei ungesundes Zeug ein mit der täglichen Ernährung und will man mal bis auf die Zellebene entgiften, so lautet Regel Nummer 1: kein Junk Food mehr, eine spezielle Diät, die das Ausleiten fördert, Ausspülen mit viel Flüssigkeit etc. Und so ähnlich ist es auch bei einer emotionalen Entgiftung, wie ich feststellte: keine negativen Emotionen mehr, eine neue Haltung zu den Dingen einnehmen, um emotional mal anders reagieren zu können, viel Lachen und 5 gerade sein lassen, noch viel mehr positive Emotionen zulassen, um das emotionale Giftfass mal richtig durchzuspülen. Und eine extra große Portion Selbst-Achtsamkeit ist quasi das Äquivalent zum Entgiftungstee.
Interessant finde ich, dass sowohl bei einer physischen als auch bei einer emotionalen Entgiftung am Anfang eine bewusst gefällte Entscheidung steht. Ohne diese würde man gar nicht erst loslegen mit einer Diät und dem Entschlacken. Jeder Fastende wird bestätigen können, dass der Japp auf Dreck nicht verschwindet, nur weil man sich entschieden hat, eine Entgiftung zu machen. Man muss auch Willensstärke haben, um standhaft zu bleiben. Ebenso ging es mir in der aufregungsfreien Zeit. An jeder Ecke lagen verführerische Anlässe zum Auf-die-Palme-gehen herum und ich musste durchaus einiges an Kreativität und Selbstdisziplin aufbringen, um emotional nicht auf die Palme zu gehen. Dies schaffte ich ausschließlich dadurch, dass ich meine Haltung in jeder Situation so anpasste, dass es keinen Grund mehr für’s Aufregen gab (ja, meist scheint es nämlich das zu sein, was man über die Dinge so denkt, was einen innerlich ausrasten lässt). Auch Dingen mal einfach ihren Lauf zu lassen, auf das Risiko hin, dass was andres dabei rauskommt, als was wir uns wünschen, hat mir geholfen, anders zu denken. Risikobereitschaft und Loslassen von Ergebnissen waren auch Schlüssel zur aufregungsfreien Erfahrung.
Ich wollte ja keine Aufregung verdrängen, sondern störenden Dingen ins Angesicht sehen, sie mal anders betrachten und dabei emotional locker durch die Hose atmen.
Training für Emotionen und Verstand
Bemerkenswert: unterm Strich ging es mir eine ganze Woche am Stück super. Ich ertappte mich dabei, wie ich sogar als Hintergrundmusik zu meiner guten Laune dieses fröhliche Glucksen in mir hörte, dass ich von den Zeiten kenne, wenn einfach alles stimmt. Weder Bürokram, noch Nachbars Hund, noch blöde Kommentare, noch lange Supermarktkassenschlangen konnte mich nerven. All die kleinen Alltagsnervereien hatten keine Chance.
Mich ließ meine mentale Selbstdisziplin nach ca. einer Woche jedoch erstmals im Stich und ich regte mich wieder über eine Kleinigkeit auf. Und dennoch habe ich jetzt den 3. Aufregungsfreien Mittwoch (denn ein Tag pro Woche sollte es ursprünglich sein) gefeiert und das Gefühl, ein bisschen mehr über meine inneren Vorgänge gelernt zu haben. Eine andere Haltung einzunehmen (die zu anderen emotionalen Reaktionen führt) ist vergleichbar damit, wenn man während einer Fastenkur nicht dem gewohnheitsmäßigen Appetit auf Big Macs folgt (rauf auf die Palme), sondern sich GANZ BEWUSST für was Gesünderes entscheidet (um die Palme rum Blümchen pflanzen z.B. ).
Ich habe für mich erkannt, dass nicht nur mein Emotionalkörper entgiftet hat in dieser aufregungsfreien Zeit, sondern dass ich auch noch meinen Mentalkörper, meine Willenskraft und meinen Verstand trainiert habe, denn Selbstdisziplin und die Haltung, die ich einnehme, sind mentale Geschichten. Bewusst eine andere Haltung einzunehmen ist wie Sit Ups für den Geist. Und die volle Verantwortung für seine Emotionen zu übernehmen ist sowieso ein ganz wichtiger Faktor, finde ich.
Fazit
Während meiner emotionalen Entgiftungskur habe ich mal wieder so richtig meine Seele gespürt, denn es gab keine Wolken an meinem emotionalen Himmel, außer ein paar kleinen Wattewölkchen, die der Wind weiterblies. Außerdem habe ich mich in der aufregungsfreien Woche leicht wie eine Feder gefühlt und einige Situationen haben sich so toll entwickelt, wie lange nicht, einfach, weil ich in der Lage war, den Ball flach zu halten. Rolling with the punshes nennt man das, was ich da für mich wiederentdecke gerade: den Schlägen des Lebens ausweichen, mitgehen und nicht immerzu die Ego-Nase hinhalten. Geht doch!

33 Antworten auf „Emotionale Entgiftungskur: Ein Erfahrungsbericht von Soniadeluxe“

  1. Hallo Sonia,

    Dein Erfahrungsbericht ist interessant – eine emotionale Entgiftungskur. Ich kann mir eine Zeit lang vornehmen, mich über einige Sachen nicht aufzuregen und sie so hinzunehmen, wie sie sind. Das gelingt mir aber nicht auf Dauer, denn das würde heißen, daß ich mich ständig zurücknehmen müßte, auf die Dauer zermürbend. Zum Beispiel schafft es mein großer Sohn, in unserem Wohnzimmer innerhalb kürzester Zeit Chaos zu verbreiten, indem er Joghurt-Becher, Süßigkeiten-Papier, Taschentücher usw. herumliegen läßt. Um mich nicht aufzuregen, kann ich das Chaos selbst beseitigen, beide Augen zudrücken oder ihn bitten, den Müll zu beseitigen, was in den seltensten Fällen funktioniert. Also, irgendwann muß ich mich aufregen.
    Im Allgemeinen rege ich mich nicht schnell auf, wenn es mir gut geht. Wenn es mir schlecht geht, sieht das schon anders aus. Was ich nicht leiden kann, ist Ungerechtigkeit und Egoismus. Da muß ich mich aufregen und mich einmischen.

    Viele Grüße

    Annegret

    1. Hallo Annegret!
      Das geht mir ganz genauso! Wie du sagst: je nach Pegel, aktueller Verfassung und Anzahl der Anlässe reg ich mich auch fett auf:-). Mir schwant speziell nach dieser Woche, dass es durchaus möglich ist, irgendwann noch viiiiieeelll Gelassener zu werden, als ich es jetzt oft bin. Juchuh! Es gibt Hoffnung! Ich werd bestimmt nie auch ganz emotionslos, aber vielleicht in manchen Situationen etwas losgelöster, in denen ich heut noch auf die Palme gehe.
      Have a nice day!
      Sonia*

      1. Hallo Sonia,

        hat es nicht manchmal auch etwas befreiendes auf die Palme zu gehen? Natürlich ohne einen anderen Menschen zu verletzen, vielleicht ganz alleine dabei sein und in den Schrank beißen vor Zorn, oder gegen den selben treten?

        herzlich
        Gitta

  2. Innen wie außen – außen wie innen
    Ärger, Freude, Leid, Trauer, Schmerz, Freude all das sind Emotionen, die den Menschen ausmachen, den einen mehr, den anderen weniger intensiv, die einen mehr innen, die anderen mehr nach außen. Man trägt das immer mit sich, innen wie außen. Gleichgewicht. Mitte. Ungleichgewicht. Schlagseite. Neu justieren. Das nennt man Leben.
    Aber man muss das alles leben und je jünger man ist, desto intensiver dürfen all diese Gefühle sein, je älter man wird, desto gelassener wird man werden – Jens, ich schwöre Dir, auch der Müllabfuhr gegenüber, weil die dann nicht mehr am Mittwoch, sondern am Montag kommt und Montag na ja da läuft man eh erst langsam an und dann ist das nicht mehr so schlimm.
    Es wird immer Zeiten geben in denen man sich selbst zuschüttet und dazu noch von anderen zugeschüttet wird. Es gibt Zeiten, da steht man unter Strom und auch disziplinäres Entgiften hilft da wenig. Da muss man durch. Aber wenn man durch ist, dann sollte man sich die Zeit gönnen inne halten, einen Moment stehen bleiben, ruhen, emotional ausruhen. Vielleicht viel schlafen, rennen, laufen, schwimmen, fotografieren, schreiben, egal was es ist. Zurückblicken hilf wenig, sich für den weiteren Weg rüsten eher.
    Aufregen, sich über etwas aufregen, mir scheint, dass ich da ein wenig im Vorteil bin, eine größere – altersbedingte – Gelassenheit habe. Was kann mich die dritte rote Ampel hintereinander aufregen? Die Müllabfuhr, die mir die Straße versperrt? Was stört mich, wenn andere schlechte Laune haben? Denen kann ich lächelnd begegnen? Das ist der Normalfall.
    Wenn dem mal nicht so ist, dann reicht es, wenn ich mich zum Beispiel in einem Schaufenster sehe, dann denke ich „Mensch was Du denn für eine Haltung!“ und ändere das und meist reicht das für ein anderes Feeling aus.
    Jeder Mensch kenn die Situationen, die das Gleichgewicht sehr empfindlich stören können. Wenn man sich zum Beispiel neu ausrichtet, privat und/oder beruflich neu orientiert, orientieren muss, dann ist man sehr viel empfänglicher dafür sich aufzuregen, weil die innere Mitte fehlt, das Vertraute zu Ende geht, gegangen ist, eine neue Zukunft beginnt, oder ein neu eingeschlagener Weg greift oder eben nicht. Das sind emotionale Anspannungen, die den Weg dafür ebnen, dass man für kleinen Ärger sehr viel empfänglicher ist. Warum auch nicht? Ich meine das nennt man Leben. Wichtig ist nur, dass man dann nicht in seinen kleinen Ärgernissen verharrt.
    Annegret, wenn Dein Filius im Wohnzimmer seinen Joghurt isst, schmeiß ihn raus, sag ihm er soll zukünftig egal was in der Küche essen, weil da gleich der Mülleimer daneben stünde. Du bist nicht seine Minna, die hat ohnehin Dauerurlaub genommen.

    Wünsche einen fröhlichen Wochenanfang für eine ausgeglichene Woche.
    Gitta

      1. kommt immer darauf an wie :-).

        Nein, im Ernst, letztendlich ist es Deine Entscheidung wie aufgeregt oder unaufgeregt du damit umgehst. Das kann Dir niemand abnehmen und wird ganz sicher unterschiedlich ausfallen.
        Warum soll ein Asperger nicht einsehen können, dass er, wenn er seinen Müll nicht beseitigt, er im Wohnzimmer nicht mehr essen kann? Das ist ein Raum in dem sich jeder wohlfühlen soll und deswegen nicht von einem einzelnen zugemüllt werden darf.

        Herzlich
        Gitta

  3. Ich muss noch etwas nachtragen: ich spüre meine Seele immer, ob sie schmerzt, es ihr gut geht, sie signalisiert mir sehr genau wie es ihr geht, die Frage ist immer nur ob ich das zur Kenntis nehme oder ignoriere. http://bit.ly/mnVLEf

    Jens, wenn das nicht o.k. ist, dass ich diesen Link einfüge, dann nimm das einfach bitte raus.

    Gitta

  4. Hi Gitta,

    das ist in Ordnung, aber der Link führt zur Anmeldung von WordPress. Zumindest bei mir. ich denke, du wolltest da woanders hinführen.

    Liebe Grüße

    Jens

  5. Hi Sonia,

    lustig, jetzt gebe ich hier einen Kommentar im Blog zu deinem Text ab. Ich finde die Idee und die Umsetzung super. Es sensibilisiert einfach. Für mich versuche ich das seit geraumer Zeit auch – nicht als tägliches Projekt, sondern als Stück für Stück Umsetzung einer Grundeinstellung. Früher habe ich mich gerne über Hotline-Mitarbeiter/innen aufgeregt, die mir was verkaufen wollten oder die mir irgendwioe nicht weiterhelfen konnten oder wollten. Mittlerweile sage ich mir: Bleib cool. Sei nett. Sei freundlich. Lächele. Fühle ich mich besser mit und den Menschen am anderen Ende der leitung geht es bestimmt so auch besser mit mir. Und vielleicht haben die dann beim nächsten telefonat auch selbst bessere Laune und Lust zu lächeln. Ich meine, manchmal kommt das ja auch zurück. da rufen Leute mit super Laune an und das springt dann über. Denen höre ich auch länger und geduldiger zu, selbst wenn ich weiß, dass ich das Produkt oder die Dienstleistung nicht brauchen kann. Emotionale Abrüstung und Umrüstung. das Fauch- un d Mecker-Tool raus, die Entspanntheit rein.

    Dein Konzept der Emotionalen Entgiftung gefällt mir bestens. Vielöen, vielen Dank für deinen beitrag und ich wünsche dir hier weiterhin eine aufregende Diskussion.

    Liebe Grüße

    Jens

    1. Ich möchte dazu eine Frage stellen: Warum regt man sich überhaupt erst auf? Hotlines immer Garanten für Ärgernis, deshalb rufe ich da schon lange nicht mehr an, gehe ich einen anderen Weg, vor allem dann, wenn mich das Geld kostet.
      Ich würde gerne von Euch wissen, weshalb geratet ihr in den Zustand, dass ihr euch über jeden Mist ärgert?

      Herzlich
      Gitta

      1. Hi Gitta,

        letztlich hat Aufregung – glaube ich – mit uns selbst zu tun. Meine Erfahrung: Je gelassener ich bin, desto weniger rege ich mich auf. Je mehr Stress ich mir mache, desto schneller gehe ich in die Luft. Kinder sind für mich ein gutes Beispiel. Die von Annegret erwähnten herumfliegenden Sachen. Oder: Jim heute Morgen. Sitzt am Tisch, liest einen Comic, futtert seinen Toast, schlürft seinen Kakao und meint dann so ganz beiläufig und ohne ein Bitte – Kann ich noch ’nen Kakao haben? So ohne aufzusehen. Wie im Restaurant. oder an der Theke „Heinz, noch ’n Bier!“. Der Knopf war gedrückt, ich bin nicht aus der Hose gesprungen und habe nicht gesagt „Bin doch nicht dein Diener.“ Dieser Eltern-Standardspruch, wenn die Kleinen mal wieder die Vaterposition mit der Butlerstelle verwechseln. da fehlt manchmal noch Fingerspitzengefühl und sanftes Schieben in die richtige Richtung. Also habe ich geschoben: „Jim, machst du dir deinen Kakao bitte gerade selber? Bin beschäftigt mit euren Pausenbroten.“ Seine Körpersprache meldete „ungern“, aber er hat es dann gemacht.

        Diese Situationen kommen immer wieder und mir gelingt es nicht immer, cool zu bleiben, den Erzeihungsauftrag als konstantenten Job zu sehen und das einfach abzuspulen. es passiert auch schon mal, dass ich ordentliche Anranzer austeile. dann sagt mir eine innere Stimme: Das ist jetzt notwendig gewesen. Grenze setzen. Da bin ich mir, auch im übrigen Leben, noch nicht ganz sicher, wie oft das sein muss. Und ob mir da manchmal nicht einfach die Coolness fehlt, über den Dingen zu stehen. Die innere Stimme sagt schnell: „Hey, lass dir nicht alles gefallen…“ Aber das ist auch wiederum nur so ein Standard- und Klischeespruch, der all zu gerne abgerufen wird. Es bleibt spannend:)

        Liebe Grüße

        Jens

        1. Guten Morgen Jens,

          kann man immer „cool“ bleiben? Ich frage mich während all der Beiträge wohin mit den Emotionen, wenn es doch anders kommt? Ich meine was passiert, wenn es Mittwoch ist, aber alles ganz anders läuft. Natürlich kann man viel steuern, aber genauso oft wird man gesteuert, ob man will oder nicht. Ein Fremdelement wäre zum Beispiel Zeitdruck, der nicht mal selbst verursacht sein muss. Kunde ruft an und verlangt anstatt morgen schon heute ein Ergebnis. Ich bin früher immer raus, wenn ich merkte, dass ich kurz vorm Platzen war und habe auf zehn gezählt, tief Luft geholt und dann von vorne, weil ich meine Kinder nicht anschreien wollte, weil das doof klingt, wenn ich schreie, wie mir meine große Tochter mal erklärte und sie würde mir doch gerne vormachen wie es klänge,wenn Mensch schreit. Von dem Moment an habe ich das ganz gelassen, was ich ohnehin selten tat.
          Manchmal hilft auch nicht zu lächeln, weil das zu einem Dauergrinsen wird, wenn irgendwann der innere Emotionentopf eben gerade übergelaufen ist. Warteschlangen in Hotlines sind da das geringste Übel und Verkaufstelefonate kann man freundlich aber bestimmt rasch beenden. Das sind die Alltagskleinigkeiten, damit werden wir alle konfrontiert und die kann man beherrschen und kann ganz gut steuern ob man sich aufregen will oder nicht. Was aber wenn es existenziell ist? Hattet ihr nicht auch unter der flauen Wirtschaft zu leiden und belastet das nicht, macht emotional sehr viel angreifbarer? Ereignisse auf die wir nicht vorbereitet sind lassen diese Vorsätze immer wanken, erinnere Dich an das Busunglück war Dir da zum Lächeln zumute? Soweit ich Dich in Deiner Sensibilität hier kennen lernen durfte ganz sicher nicht an diesem Tag und auch nicht gleich am nächsten. Natürlich, das ist keine Frage kann Mensch sich immer einen Tag, Tage schaffen, da sehe ich nicht das Problem. Das Problem ist doch dauerhafte innere Zufriedenheit zu erreichen, die dann immer ganz automatisch nach außen strahlt und dabei gleichzeitig andere mitnimmt.
          Es war interessant den Beitrag von Sonia zu lesen, dennoch bleiben für mich sehr viele Fragen offen. Dennoch hat sie natürlich darin recht, dass viele sich über viel zu viel aufregen und das auf andere übertragen, das trägt sich weiter wie die „Stille Post“ und am Ende weiß niemand mehr weshalb man sich überhaupt aufgeregt hat. Der einen oder anderen Situation gelassener zu begegnen macht sicherlich mehr Sinn als sich aufzuregen.

          In diesem Sinn frohes Schaffen
          Gitta

          1. Hallo Gitta,

            ich glaube, daß Sonia das allgemeine „Viel-zu-viel-und-viel-zu-schnell-Aufregen“ gemeint hat und nicht über das Aufregen bei Unglücksfällen oder existenziellen Sorgen. Das sind zwei paar Schuhe. Bei Unglücksfällen oder existenziellen Sorgen ist die „Aufregung“ eine normale Reaktion, die man nie abstellen kann. Sonst wäre Mensch kein Mensch.

            Viele Grüße

            Annegret

          2. Hi Annegret,

            sehe ich ähnlich. Es geht nicht darum, aus Löwen Lämmer zu machen, sondern Menschen mit Maß. Mit verantwortungsvollem Handeln. Eigenverantwortung. denn oft ist Aufregen ein Abwälzen eigener Unzufruiedenheit auf andere. Menschen suchen gerne Buhmänner, Buhfrauen, um Dinge, die zwacken an anderen auszulassen. Es gibt doch diesen Spruch „Da hast du jetzt etwas abbekommen, das gar nicht für dich gedacht war.“ So ist das oft mit den Schlägern, die da im Augenblick gerne auf den Titelblättern der Gazetten hrumschwirren. Die schlagen ja nicht, weil in dem Augenblik ihr Gegenüber als Individuum gemeint ist. Da kocht was über, da sptingt ’ne Sicherung. Der Grund dafür liegt woanders. In der Meldung heißt es aber „Erschlagen wegen eines Streites um einen Bollerwagen“ oder „weil der Nachbar zu laut gelacht hat“. Da kommt es dann halt in dem Augenblick raus. Diesen menschen würde eine „Emotionale Entgiftungskur“ sehr gut tun. und nicht nur denen. Denn: Wie oft lassen wir unbemerkt irgendetwas an anderen aus. Ich finde, hier geht esd um hinsehen und die Fähigkeit, sich selbst mal anzuhalten, freundlicher zu sein. Zu sich und anderen. Ohne den eigen Charakter zu verhelen oder sich weichzuspülen. Aber mit dem Ziel, sinnvoller zu agieren.

            Liebe Grüße

            Jens

    2. Hallo Jens, ja, lächle und die Welt lächelt zurück:-) Das mit den Hotlines und dass sich vieles ändert, wenn man sich anders einstellt, kenn ich auch. Ich bin sogar dazu übergegangen sehr freundlich zu Werbeanrufern zu sein, die mir ungefragt einen neuen Handyvertrag o.ä. anbieten wollen. Da war ich früher eine Megakratzbürste, fast so wie bei einem Einbrecher. Die machen ja auch nur ihren Job und ich find’s immer wieder bemerkenswert, wie nett das Leben sein kann, wenn man relaxt und mitfühlend ist und vielleicht sogar ein Bewußtsein dafür entwickelt, wie das mit dem Austausch positiver Energy so läuft:-)) Also ich hab das nur dann, wenn ich in mir drin Frieden hab, dafür muss ich selbst sorgen. Daher der Versuch:-)
      Danke für die Einladung übrigens. Hat mich sehr gefreut!
      Liebe Grüße,
      Sonia*

      1. Hi Sonia,

        ich war da oft auch ein echtes Ekelpaket. Kam mir toll vor, weil ich Dinge besser wusste. Zum Beispiel, weil ich gerade für die Telekom über einen Tarif geschrieben hatte und den deshalb besser kannte. Eklig. Mache ich nicht mehr. Also: Ich bin ein besserer Mensch geworden:) Naja. Zumindest versuche ich, freundlicher zu sein und merke auch, dass mir und meiner Umwelt das gut tut. Ab und an falle ich aber doch in alte Muster und lasse den Löwen raus. Manchmal merke ich, das war jetzt Mist und entschuldige mich, manchmal weiß ich nicht so genau, ob das jetzt einfach nötig war. Im menschlichen, gesellschaftlichen Kontext gibt es eben auch die Situationen, wo Gegenhalten einfach aus verschiedensten Gründen sinnvoll und manchmal sogar zwingend angebracht ist. Zivilcourage.

        Ich denke, deine Methode, die Soniadeluxe-entspannt-durchs-Leben-Methode hilft, da feiner zu skalieren und mit einem größeren Erfahrungsschatz adäquater mit den Mitmenschen umzugehen und sich manche Peinlichkeit, die einem später leid tut, zu ersparen.

        Liebe Grüße

        Jens

        1. ja, für mich ist das auch noch Tagesform abhängig und ein einziges Raus- und Reinfallen in die Gelassenheit. ein stetiger Entwicklungsprozess, bei dem sich mein Horizont immer wieder erweitert. Ich find es spannend so, vielleicht lernt man ja sogar dann am meisten, wenn man sich selbst erstmal mit den unterschiedlichen Zuständen akzeptiert und vojn da aus loslegt mit den mentalen und emotionalen Sit Ups:-) . Das macht auch irgendwie toleranter anderen gegenüber, wenn die mal schräg ziehen:-)

          1. Die anderen. Genau, eine wichtige Komponente in puncto Gelassenheit. In unserem Kulturkreis sprechen wir ja gerne von Schuld, die wir am liebsten anderen geben. Der hat aber… Relikte aus Kindergartenzeiten. Bäh. Wenn man es denn dann schafft, die eigene Rolle nicht aus den Augen zu verlieren und sich seiner eigenen Emtotionen bewusst zu sein, dann ist schon einiges erreicht. dann lösen sich die Fronten auf und es wird nett.

          2. Hi Sonia,

            ist schon spät und ich wollte dir nur gerade noch schreiben, dass hier total viele Leute im Blog waren, die deinen Artikel lesen wollten. Ein kleiner Blogrekord. Nicht der Highscore over all, aber die Bestmarke seit langem!!! Freut mich sehr. Für dich, für mich. Ist doch schön, wenn Ideen aufgehen.

            Schlaf gut

            Jens

  6. Ich finde diesen Beitrag eine Super-Anregung. Eigentlich kommt er wie gerufen, mal in mich zu gehen. Ich habe ihn mir ausgedruckt, um mich daran zu erinnern diese innere Entgiftungskur selbst zu testen – auch wenn es bestimmt nicht leicht wird.

    1. Hallo Carolina,
      ich hatte mir nur einen Tag vorgenommen zunächst, das erschien mir machbar. Dass es nachher eine ganze Woche so sonnig war in mir habe ich jeden Tag auf’s neue erfreut zur Kenntnis genommen und ich musste immer mal wieder innerlich „gegensteuern“ wenn ich was erlebte, was ich richtig doof fand. Für mich war die aufregungsfreie Zeit ein Geschenk, mit ein paar Erfahrungen, die ich mitnehme. Paar Hebel hab ich in mir entdeckt, die sehr nützlich sind, wenn ich an einer Palme vorbeikomme:-). Die Haltung, meine Sicht auf die Dinge zu ändern, ist für mich persönlich das hilfreichste „Tool“. Wünsche dir alles Gute und viel Spass!

  7. @Annegret
    Ich weiß schon was Sonia meint.
    Vielleicht darf ich an dieser Stelle gar nicht mitdiskutieren. Das wäre vielleicht besser gewesen.
    Du wirst mit zunehmendem Alter gelassener und regst dich über deutlich weniger Dinge auf. Das ist so. Ich meine, das sich-über-jeden-Mist aufregen ist wichtig für die Entwicklung der Seele. Sie muss ihren Dampf ablassen, damit der Körper nicht krank wird. Sie muss mich bis ins hohe Alter begleiten, also soll sie sich beizeiten austoben.
    Wenn du annähernd alles erlebt hast, alles gewonnen, alles verloren, ein Kind wie Andreas, das du zu Guter letzt doch gehen lassen musstest, was kann dich noch erschüttern? Ja klar, wenn einer meiner Töchter etwas passieren würde, das möchte ich ausdrücklich ausklammern. Alles andere ist einfach nur noch Lauf der Zeit, nicht weniger schön und abwechslungsreich, aber weniger an jedem Mist aufregen Zeit.
    Ich habe meine Mitte, die ich ab und an mal verliere und dann wieder neu finden muss. Das macht es abwechslungsreich, das muss ich so haben, sonst wäre ich ohne Emotionen.
    Irgendwann wird Jens sich nicht mehr über die Müllabfuhr ärgern, weil er es nicht ändern kann, oder weil er zu der Erkenntis kommt, dass das eh sinnlos ist. Sonia wird sich irgendwann an ihr Experiment erinnern, sich immer wieder dorthin zurückholen, bis auch sie den Punkt der dauernden Gelassenheit erreicht hat, der das nicht mehr nötig macht.
    Es war interessant zu lesen, das gebe ich gerne zu, aber ich denke wirklich, dass ich mich auch diesen Diskussionen wirklich raushalten sollte, eben weil die Sache mit dem ALter und dem Gelebten…

    Herzlich
    Gitta

    1. Hallo Gitta,

      es war nicht meine Absicht, Dich in irgendeiner Weise zu vergraulen, liebe Gitta. Hier darf jeder mitreden, ob jung oder alt. Ich weiß mit meinen 50 Jahren ebenso, daß man mit zunehmendem Alter sich weniger aufregt, erfahrungsgemäß. Bitte halte Dich nicht aus den Diskussionen raus, denn Deine Beiträge sind bereichernd und ich möchte sie nicht missen.

      Liebe Grüße

      Annegret

      1. Hallo ihr Lieben,

        jetzt sind hier so viele Kommentae und ich komme nicht dazu, zu antworten und mich am Gespräch zu beteiligen. Sorry. Später.

        Liebe Grüße an alle

        Jens

  8. Huhu Jens! Das freut mich ja!. Komme kaum zum Lesen momentan…:-)

    Nochmal zum Selbstversuch: es ging mir primär darum, meine mentale Selbstdisziplin zu testen, nicht darum gar keine Emotionen mehr zu spüren. Vor allem hinsichtlich der üblichen Alltagsnervereien wollte ich gern was verändern. Gibt genug Wichtiges, für dass es sich lohnt auf Palmen zu gehen, da bin ich nach wie vor dabei. Nur den Kleinkram würd ich gern mehr und mehr links liegen lassen, aufregungstechnisch, weil’s ökonomischer ist:-). All die Staus und roten Ampeln, an denen man nix ändern kann, wo man einfach durch muss. Oder Leute, die eben nunmal einfach sind wie sie sind, auch einfach so lassen können, wie sie sind. Den Ball flach halten lernen, das will ich.

    („Ball“ war übringens mein erstes Wort, sagen meine Eltern. Vielleicht ein erster Hinweis, warum ich geboren wurde: Den Ball flachhalten lernen! Heureka! Ich liege gut in der Zeit!)

    Klar, ich werd auch immer gelassener mit dem Älterwerden. Aber wieso soll ich bis 55 warten, ein Bißchen Liebe statt Krawumm zu schenken? Wenn ich es mir aussuchen kann, find ich das doch angenehmer, als wie ein emotionaler Roboter auf alle Trigger reinzufallen, die am Wegesrand liegen. Ich denke, es geht mir bei der ganzen Sache um mehr Freiheit. Freiheit von automatischer Adrenalinausschüttung :-). Gehört zu meiner persönliche Evolution der Selbstversuch und meine Erkenntnisse.

    Im Grunde ist es im Leben doch echt so wie in diesem Gebet von Niebuhr: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Das isses doch:-)

    Gestern hab ich übrigens eine superlustige Kampgane zum Thema „Ärgerbewältigung im Stau“ mit einem der Monthy Pythons Darsteller gefunden und mich scheckig gelacht. http://www.youtube.com/watch?v=TwgRY1mDZKA

    Genau solche Situationen meine ich, wo man einfach nix tun kann, außer warten, bis die Ampel wieder grün ist eben. In denen möchte ich Gelassener sein. Ich nehme mich dabei nicht so ganz ernst mit meinem emotionalen Ferrari, muss ich zugeben:-).

    Immerhin will ich mir ab und zu ja noch durchaus ein paar Palmen genehmigen, je nach Tagesform..:-)

    1. Huhu Sonia,

      wir haben ja keinen Schalter „Emotionen on/off“. Wir können uns, wie John Clees im Video, vornehmen ruhig und realaaaxt zu reagieren, aber unsere inneren Systeme haben wir eben nur bedingt im Griff. Wir wollen ja auch keine Maschinen oder Kontrollettis sein. Am Ende würden wir gar noch die Liebe an- und ausschalten wollen. Sorry, bin gerade off. Nö, so solls ja denn doch nicht laufen. Schließlich sind es ja unsere Emotionen, die uns von manchem Tier unterscheiden. Nur sollten wir die halt hegen und pflegen und ein wenig zurechtstutzen an Stellen, wo sie wie ein stein im Schuh drücken. Schließlich denke ich, dass wir alle schon erlebt haben, wie schön es ist, gelassen reagieren zu können. Das macht stark und ja, tatsächlich frei.

      Liebe Grüße

      Jens

  9. Liebe Sonia,

    man wartet nicht bis man 55 Jahre alt ist, sondern man entwickelt sich sein Leben lang. Schritt für Schritt. Stufe für Stufe. Das bewusst zu machen, Entwicklungen anzunehmen, zu leben, wahrzunehmen, ist die Kunst des Lebens.

    Herzlich
    Gitta

  10. Yes, alles fließt:-) Hier unwettert’s grad aber hallo! Potzdonnerblitz!!! Hossa!!! Ja, auch das muss wohl mal sein. Man sagt, das reinige ab und zu die Atmosphäre:-). Hab heut nachmittag die ersten Kirschen probiert: auch fantastisch!

    ;-)

    1. Hi Sonia,

      böses Vogelözeichen, wenn es bei euch im Westen pengt und knallt. Dann kommt der Krams noch zu uns rüber geweht.

      Kirschen hängen bei mir am Baum vorm Büro. Noch nicht reif und leider hängen die ganz oben, wo wir mit der Leiter nicht hinkommen, weil der basum noch zu dünn ist, um eine Leiter anzulehnen. Ts. Muss ich mir wohl welche kaufen…

      Schlaf gut

      Jens

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