A walk in a park II

upperclass. 2013
upperclass. 2013

Am letzten Wochenende war ich im schönen Köln. Anlass war das Summerstage-Festival am Tanzbrunnen. Ich hatte mich mit Freunden verabredet und hatte ein kleines vierbeiniges Problem, das den Namen Cooper trägt. Sonntagsmorgens wachte ich auf und plötzlich dämmerte es mir: Niemand zu Hause. Alle ausgeflogen. Wohin mit Herrn Cooper? Festival? African music?

Ich wollte ihn auf keinen Fall alleine zu Hause lassen. Das mag er nicht, wenn wir zu lange weg sind. Und ich hatte natürlich auch keine Lust, in Köln immer an ihn denken zu müssen. Wollen. Also habe ich ihn mitgenommen und mir einen Plan B überlegt. Parken unter der Zoobrücke, wo es schattig ist, mit ihm eine große Runde durch den Park laufen, aufs Konzert am Tanzbrunnen gehen, eine Band hören, zurück zum Auto, eine Runde durch den Park gehen… Große Lust hatte ich erst nicht, weil es natürlich auch nicht so schön ist, wenn man mit Freunden zusammen ist und dann so weg muss. Aber: was will man machen? Und dann hat es auch eigentlich richtig Spaß gemacht, den Rheinpark zu erkunden und Musik zu hören. Beides. Herrn Cooper hat es gefreut und ich konnte ein wenig schöne Motive ablichten. Ende gut, alles gut. Herr Schönlau zufrieden und der Herr Cooper auch. Immerhin hat er den gesamten Rheinpark fleißig als sein Revier ausgewiesen und ist jetzt der Hundekönig von Köln.

Rheinpark_red

Rheinpark2_red

Turm_Rheinpark

Papas und Opas schöner Old-Style

Schätze_red

Ich mag alte Dinge. Vor allem, wenn sie mit Leben und Bedeutung aufgeladen sind. Oben auf dem Foto zeige ich euch einige meiner kleinen Schätze. Von denen weiß eigentlich niemand, weil die in meinem kleinen Safe aus Kindertagen liegen. Die alte Taschenuhr meines Opas Heinrich, die Besucherkarte seines Bruder Fitz, das alte Schreiben vom 17. April 1904, das irgendeinen Verwaltungsakt beschreibt. Da sind Zettel dran geklebt, schriftliche Anmerkungen zugefügt und alles ist mit einem Stempel versehen: 19. April 1904. Das feine Papier hat einen Reichsadler als Wasserzeichen. Ein Schreiben, das nun über 100 Jahre alt ist.

Eigentlich bin ich kein Sammler. Weder von Briefmarken noch von irgendwas. Hier geht es mehr um Erinnerung. Ja, da könnte ich schon sagen, dass ich die sammle. Zum Beispiel hier in meinem kleinen versteckten Online-Tagebuch. Kürzlich öffnete ich also meinen alten Tresor (eine orangefarbene Geldkassette, in der ich mein Taschengeld vor Fremdzugriff schützte – zwei Brüder!). Irgendetwas daraus brauchte ich. Da zogen mich die Dinge an. Ich konnte die alten Herren, meine wunderbaren männlichen Vorfahren sehen. Wie mein Opa die Uhr aufzieht, wie er den Deckel öffnet, um die Zeiger zu bewegen. Sein Bruder Fritz, der bei einem Besuch in feinem Hause seine Karte, nur mit Namen und Ort, auf das silberne Tablett eines Bediensteten legt, um sich förmlich anzumelden. Und ja. Die beiden Manschettenknöpfe. Die haben meinem Vater gehört und sind mein Erbe. Ein goldener, verschlungener. Einer mit einem Hirschkopf auf grünem Grund.

Mein Vater war mal zur Kur in Inzell und hat sich dort mit so Fürtizeugs im Lodenstil ausgestattet. Als er noch wandern konnte, trug er gerne eine knielange Lederhose. Wahrscheinlich diente der Hirschkopf-Manschettenknopf, um das passende Hemd an der Maschette zu verschließen. Ich habe da leider keine Erinnerung. Auch den goldenen Manschettenknopf habe ich nie an ihm gesehen. Aber ich weiß, dass er sie früher getragen hat und finde, dass das eine schöne Vorstellung ist. Ein Mann mit Stil. Er hat immer weiße Hemden mit Krawatte getragen. Jeden Tag. Seine Schuhe waren immer geputzt. Gleichzeitig konnte es aber auch passieren, dass er mit einem bunt glitzernden arabischen Fes auf dem Kopf aus dem Haus ging. Sein ganz eigener Stil.

Als ich die Manschettenknöpfe in der Hand hielt, musste ich an ihn denken. Ich habe ihn mir vorgestellt im weißen Hemd. Rechts der goldene Manschettenknopf, links der mit dem Hirschkopf. Das hätte mir gefallen. Vielleicht sollte ich mir so ein Hemd besorgen und in seine Fußstapfen treten. Vielleicht ein Paar neue Maschettenknöpfe besorgen? Kann man einfach online kaufen, was gegenüber früher schon ein netter Vorteil ist. Den alten Stil aufnehmen… Ein feiner Herr sein:) Mit Taschenuhr und Namenskarte und Manschettenknöpfen. Wie die Jungs vor mir. Der Gedanke hat was…

A walk in a park:)

Tor des Agamemnon. 2013
Tor des Agamemnon. 2013

Gute Laune? Klaro. Kommt, lasst gehen. Fliegen. Durch den Landschaftspark Nord in Duisburg. Ein wundervoller Tag mit Jim und Jens, der uns eingeladen hat. Jim’s Geburtstagsgeschenk. Kerle unter sich, Zeit, sich kennenzulernen. Und: Ja. Ich mag ihn. Wen? Jens. Feiner Mensch. Wir sind über die Autobahn geflogen, mit drei Spiegelreflexen durch den Park geschlendert, haben alles abgelichtet, was nicht bei drei auf den Bäumen war und waren zum Abschluss im BLAUEN ENGEL in Bochum was essen. Direkt in einem Dorf hinter dem Opel-Werk I, das schon merkwürdig strahlte. Lichter aus. Immoscout: “Immobilie in ländlicher Lage, komplett ausgestattet günstig abzugeben. WG, Kunstprojekte ausdrücklich erwünscht. Preis V.B. Interessiert?” Drücken wir mal die Daumen, dass noch das Wunder von Bochum geschieht. Die spinnen, die Amis. Na denn.

Euch mal viel Spassss satttt mit den Fotos und viel Vorfreude auf den Sommer ab Mitte der Woche. Yepp. Er kommt. Und: Er bleibt ein paar Tage. Ja dann. Ist doch alles super. Ne. Und bis dahin kriegen wir das hier auch noch rum. Ich fahr gleich nach Kölle… Kann leider nicht schreiben, wohin. Ist ne Überraschung und you never knows, wer mitliest. Es kommen immer wieder Menschen auf mich zu, die sich outen. “Hey Jens, weißt du, dass ich deinen Blog lese?” Ich sage dann immer: “Ach, du bist das.” Grins. Das ist natürlich echtes Understatement, weil der fiftyfiftyblog mittlerweile tatsächlich auch in Kanada und den USA Anhänger/innen hat. So ihr lieben Grundguten. Fröhnt dem Gesang, den Auschweifungen, gebt euch hin, lasst so gar nichts anbrennen und haut rein. Gibt keine Zeit zu verlieren, nö. Ja, ja, Clown gefrühstückt und so. Der Typ ist schon wieder drüber. Jetzt aber… Meine kleine Fotoausstellung Landschaftspark Nord/ Dusiburg 2013.

up! 2013
up! 2013
space ship one. 2013
space ship one. 2013
tiny people. 2013
tiny people. 2013
mirror. 2013
mirror. 2013
stars. 2013
stars. 2013
love you too:) 2013
love you too:) 2013

Andrea Fraser schläft mit Sammler im Museum Ludwig

"Untitled", 2003 Projekt und DVD, 60 Minuten, ohne Ton Videostill Courtesy: Andrea Fraser und Galerie Nagel Draxler, Köln/Berlin
“Untitled”, 2003
Projekt und DVD, 60 Minuten, ohne Ton
Videostill
Courtesy: Andrea Fraser und Galerie Nagel Draxler, Köln/Berlin

Skandal!

Könnte man meinen. Sex & Art. Wie? Wo? Was? Langsam. Fangen wir von vorne an. Aktuell stellt das Museum Ludwig Arbeiten von Andrea Fraser aus. Ihr wurde der Wolfgang-Hahn-Preis 2013 verliehen, den die Gesellschaft für Moderne Kunst am Kölner Museum Ludwig seit 1994 jährlich vergibt. Wer ihn bekommt, von dem wird Kunst im Wert von 100.000 € gekauft und dauerhaft im Museum Ludwig ausgestellt.

Nun war ich am letzten Wochenende im Museum Ludwig und bin, zugegeben, zufällig über die Ausstellung gestolpert. Das Museum ist seit vielen Jahren mein Lieblingsmuseum und ich komme immer wieder gerne und lasse mich überraschen. Spontan. Und was soll ich sagen? Also wirklich, mit Andrea Fraser ist das wirklich gelungen. Peng.

Mein erster Weg ist meistens die Treppe hinab ins Pop-Art-Verließ. Dort besuche ich meine Freunde Warhol, Rauschenberg, Johns & Co. Leider tut sich da wenig und der Raum hat Tendenzen der Verschmuddelung. Die Werke leiden unter einer verstaubten Atmosphäre – sie wirken ein wenig vergessen so hinten, unten in der Ecke und bräuchten dringend mehr Liebe und Aufmerksamkeit in Form einer Neuhängung und Neuinszenierung. Ein wenig Renovierung wäre auch nicht schlecht. Dieses Mal war meine Sehnsucht nach Frische frappant. Das aber nur so nebenbei. Was mir hier dieses Mal am besten gefallen hatte war eine Besucherin, die ein Zahnbürste in ihrer Levis trug. Eine schöne Geschichte, die da erzählt wird. Fragen, die aufgeworfen werden. Wer? Wo? Was?

Levis Zahnbürste_red

Raus aus der Pop-Art, rein in die Fraser Ausstellung im Keller gegenüber. Vor der Ausstellung fette Schilder “Fotografieren verboten” in Form einer fett und rot durchgestrichenen Kamera. Ich packe meine Nikon weg. Vor der Ausstellung ein Wachmann mit Walky-Talky. Raumgreifend. Und prompt kommt die Meldung über Funk, dass da jemand trotz Verbot in der Ausstellung den Auslöser gedrückt hat. Eine Stimme aus dem OFF. Die ganze Ausstellung ist mit Kameras überwacht und eine Frau gibt Anweisungen, wer zur Rechenschaft gezogen werden muss. Big Sister is watching you. Ich bekomme das auch noch zu spüren, weil ich mich in einem Raum hingesetzt und an die Wand gelehnt habe, um einem Video zuzusehen. Da hörte ich schon aus dem Nachbarraum das Walky-Talky und wusste, dass ich jetzt dran bin. Es herrscht ein rauher, lauter Ton im Museum Ludwig. Immer wieder kam jemand, um zu schauen, ob ich auch wirklich meine Kamera in der Tasche lasse. Mann! Die Kunst zerrt an den Grenzen der Bürgerlichkeit, versucht zu weiten – die Zuschauer/innen sind den Gesetzen der Ordnung durch einen privaten Wachdienst mit einer gewissen raumgreifenden Funkkommunikations-Aufgeregtheit unterworfen. Auch das war kein schönes Gefühl. Wobei ich sagen muss, dass es im restlichen Haus wesentlich entspannter war.

Da war doch was? Ich wollte über Andrea Fraser schreiben. Nicht so einfach, wenn man sich in einem solchen Museum bewegt, das so lebendig im positiven Sinne ist. Ich, wir traten also ein in die Welt der Videos und Performances der Andrea Fraser. Sie ist so alt wie ich. Ist also 1965 geboren, in den USA/ Montana. Heute lebt sie in New York und denkt intensiv über Kunst und Gesellschaft nach. Ein altes Thema. Goethes Torquato Tasso. Wie käuflich ist die Kunst? Andrea Fraser sitzt hier in der Zwickmühle. Sie ist Künstlerin. Sie lebt vom Kunstmarkt. Sie braucht Mäzene. Sammler. Museen.

Die Kunstszene ist ein Kunstmarkt. Deshalb kam es nicht schlecht, die Fraser-Ausstellung während der ART COLOGNE zu eröffnen. Money. Makes the art go round. Ich erinnere mich an einen Blick ins Foyer der Deutschen Bank-Zenrale im finance district in London im letzten Jahr. Riesige Werke hingen dort. Ein Museum hinter verschlossenen Geldtüren. Und: Investments. Geldanlagen. Wer Kunst und Künstler macht, hat irrsinnige Rendite. Für 5.000 kaufen, pushen und ZACK, BENG, BUMM ist das Bild 100.000 oder eine Millionen wert. Das sind in Prozent…

Rund um diesen ganzen Kunstmarkt laufen die Vernissagen, Ansprachen, Reden der Kunstkritiker… Die allgemeine Kakophonie des Kunstblablas nimmt Fraser auf. Sie hat zugehört in der Vergangenheit. Hat Reden, Ansprachen, Einführungen aufgenommen und verarbeitet. So tritt sie beim Hamburger Kunstverein auf im Jahr 2003. Hält eine Eröffnungsrede, in der sie verschiedene Posen und Positionen einnimmt: “Official Welcome”. Sie redet, gestikuliert, ändert den Tonfall, sie weint, zieht sich aus, stellt sich nackt vor das Publikum und redet weiter – über Kunst. Nicht in ihren Worten, in den Worten, die immer wieder fallen. Sie zeigt WIE MAN ÜBER KUNST SPRICHT. Phrasen. Nervtötendes Geplapper. Phonetische Abziehbilder. Automaten-Ansprachen.

"Official Welcome" Performance und Video Kunstverein in Hamburg 2003 Videostill Courtesy: Andrea Fraser und Galerie Nagel Draxler, Köln/Berlin
“Official Welcome”
Performance und Video
Kunstverein in Hamburg 2003
Videostill
Courtesy: Andrea Fraser und Galerie Nagel Draxler, Köln/Berlin

Beeindruckend. Weil sie weiß, was sie macht. Weil sie konsequent ist. Und weil sie es kann. Sie schlüpft als Schauspielerin in die Rollen. Wechselt die Perspektiven vom einen auf den anderen Augenblick.

Tja, und dann kommt “Untitled”. Auch aus dem Jahr 2003. Ein Video, das im Museum Ludwig in einem großen, weißen Raum gezeigt wird. Dort steht ein kleiner Fernseher. Was ist zu sehen? Wie Andrea Fraser in einem Hotelzimmer mit einem Sammler schläft. Eine Frau im roten Kleid, ein Mann, der Sammler und Teil dieses Projektes ist. 60 Minuten. Komplett durchgezogen. Wir setzen uns auf den Boden und an die Wand, um uns das anzusehen, als wir auch schon vertrieben werden. Mental. WACHDIENST. Sie hatte gerade ihren Slip ausgezogen. Wir wussten ja, was kommt. Egal.

Diese “Performance” war ein Projekt, bei dem fünf DVDs entstanden sind. Andrea Fraser hatte den “Sex mit einem Sammler in einem Hotelzimmer” für den Kauf eines Videomittschnitts auf einer DVD über einen Galeristen angeboten. Tatsächlich fand sich ein Sammler, der mitspielte. Und mit ihr vor laufender Kamera schlief.
2003 war das ein Skandal und selbst die New York Times ist über Andrea Fraser hergefallen und hat sie verurteilt.

Was hat sie getan? Eine Prostitutionsszene nachgespielt. Mann mit Geld trifft auf weiblichen Körper, der in diesem Fall eine Künstlerin ist, die sich mit Mechanismen des Kunstmarktes auseinandersetzt. Konsequent. In einem Artikel, der 2009 veröffentlicht wurde, schreibt sie über die Hintergründe. In ANDREA FRASER SCHREIBT ÜBER PROSTITUTION und das Video “Untitled” erläutert sie: “In meinem Video „Untitled“ (2003) bin ich beim Sex mit einem Kunstsammler in einem Hotelzimmer zu sehen. Der Ausgangspunkt der Arbeit ist die Metapher der Prostitution, wie sie sich im 19. Jahrhundert herausgebildet hat, als Baudelaire seine berühmte Gleichung formulierte: „Was ist Kunst? Prostitution.“ Man benutzt den Begriff „Prostitution“ heute häufig, wenn man beschreiben will, wie sich in einer kapitalistischen Gesellschaft alle zwischenmenschlichen Beziehungen, sogar die allerintimsten, auf ein ökonomisches Verhältnis reduzieren lassen.”

Das ist im Museum Ludwig zu sehen. Eine richtig gut gemachte Ausstellung, die fesselt. Ein wirklich intimer Raum, in dem der Wachdienst fast schon wie inszeniert wirkt. Man wird nicht in Ruhe gelassen, kann Kunst nicht einfach konsumieren. Das geht tiefer, trägt nach, beschäftigt weiter. Mich jetzt schon seit letztem Sonntag. Ein gutes Zeichen, dass da etwas zu sehen ist, was Inhalt hat.

Ich danke dem Museum Ludwig für die Bereitstellung der Fotos, die Inszenierung dieser Ausstellung und überhaupt für all die wunderbaren Werke, die es dort zu sehen gibt. Thanx:)

Süßes, kleines, rotes Feuerwehrauto

Feuerwehrauto_red

Und wenn ich groß bin, werde ich Feuerwehrmann.

Kürzlich habe ich Jim nach Köln-Ehrenfeld in die Kletterhalle gebracht, als Jim meinte: “Papa, guck mal da.” Dort stand mitten in wild wucherndem Maigrün dieses süße kleine Feuerwehrauto aus dem Franzosenland. SAPEUR POMPIERS. Weil es in einem solch nassen Mai nichts zu löschen gibt – wie sollte momentan irgendetwas brennen? – hat sich das mobile Einsatzkommando zurückgezogen.

Für mich sah es so aus, als würde das Auto Verstecken spielen und mit seinen großen Augen schauen, ob es entdeckt wird. Tja, Jim hat es entdeckt. Leider verloren. Und ich hatte meine Kamera dabei, weil ich auf dem Weg ins Museum Ludwig war. Zum Fotografieren.