
Was? Hä? Wie denn jetzt? Hey, Herr Schönlau, was soll das denn? Altersheim? Ja, ja. O.K. Ich gebe zu, ich bin 46 Jahre alt und deutlich zu jung, um mir tatsächlich Gedanken zu machen. Mach ich trotzdem. Perspektivisch. Weshalb? Och, weil es mir Spaß macht. Quatsch aber auch. Weil es vielleicht wichtig ist? Rechtzeitig und so. Gedanken machen, wie ich leben will. Immer dann, wenn man das Leben so total gehen lässt, wenn man sich sagt, das regelt sich alles von alleine, dann setzt man im großen Kasino of real life auf Rot oder Grün. Alles oder Nichts. Hauptgewinn oder Arschkarte.
Gestern habe ich über Twitter und Facebook eine nette Schweizerin kennengelernt. Also bin in Kontakt getreten. Social Media halt. Sie war über einen Beitrag von mir zum Thema Älterwerden (Ich weiß nicht mehr, welcher das ist und was ich geschrieben habe. Der Kopf zu voll. Zu viele Beiträge. Annegret hat’s gefunden – eine Antwort in der Rubrik 50/50-Fragen.) im Blog gelandet. Der gefiel ihr und so sind wir jetzt Facebook-Freunde. Und da „sprachen“ wir über das Thema Alters-WG, weil ich da so etwas im Hinterkopf habe. Ich würde mal sagen, in etwa zehn Jahren wird es hier im Haus ziemlich ruhig werden. Wenn Zoe und Jim gehen, bleibt eine Ruhe. Stille. Sind Ela und ich allein hier im Haus, weil die Kinder zum Beispiel bei der Oma sind, dann können wir das alte Gebäude nicht mit Leben füllen. Wir verlaufen uns. Dann wird die Alte Schule plötzlich zum Schloss mit vielen Zimmern. Halloooo?
Bisher war angedacht, die Schule dann später zu verkaufen und irgendwo wieder kleiner einzusteigen. Reduzierte Wohnfläche. Das ist natürlich noch überhaupt nicht konkret und wird sich auch wieder ändern, dennoch mache ich mir da gerne meine Gedanken, weil ich mich dann auf das freue, was kommt. Das wird aufregend. Eine schöne Veränderung, so stelle ich mir das vor. Nur, wird das mit der schönen Veränderung nicht klappen, wenn da nicht jetzt schon zumindest im Denken ein Veränderungsprozess stattfindet.
Wohnen im Alter. Damit verbinde ich Schnabeltassen, Rolatoren und Windelwechseln. Aber das kommt ja, hoffentlich, erst ganz spät. Vorher ist da Raum. Platz. Entfaltungsmöglichkeit. Wenn das rechtzeitig angedacht und umgesetzt ist. Nun kam mir kürzlich der Gedanke, dass unser schönes altes Haus doch hervorragend für eine Alters-WG geeignet wäre. Zusammenleben mit Gleichdenkenden. Gleichlebenden. Sich auf das Abenteuer einlassen. Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Skepsis. Ih, Haare im Waschbecken. Streit um Küchendienst. Wie soll das alles geregelt werden?
Ich erinnere mich an schöne Zeiten im Internat und in der Studi-WG. Das war sehr schön, auch wenn Themen geregelt werden mussten. Aber wir sind doch Menschen. Lern- und anpassungsfähig. Und was ist wichtiger: Ein hundertprozentig sauberes Bad ohne Fremdspuren oder ein gemeinsames Leben, Lachen, sich helfen. Glücksforscher haben herausgefunden, dass soziales Miteinander, menschlicher Kontakt für das eigene Glück am wichtigsten sind. Gespräche, das Teilhaben. Miterleben, was passiert. Und dadurch mittendrin dabei sein in einer Wichtigkeit. Und damit eben auch eine Aufgabe haben: Miteinander leben und füreinander da sein, was im Alter eine besondere Bedeutung hat. Klar, da kommt Angst hoch, plötzlich für einen Pflegefall verantwortlich zu sein. Aber das sind nur die typischen Ängste vor Neuem. Keine Frage, für einen solchen Fall der Fälle müssen Modelle angedacht und Vereinbarungen getroffen sein. Das ist alles noch nicht durchdacht und etabliert. Da gibt es keine Muster und Vorbilder, das muss man weitestgehend selbst entwickeln. Man zahlt also einen Preis, bekommt dafür aber Gemeinschaft. Und hoffentlich auch Glück, wenn man die richtigen Menschen erwischt.
Denn es ist klar: Das Projekt Alters-WG steht und fällt mit den Menschen, mit denen man zusammenlebt. Da passt nicht Jeder und Jede. Da muss man schon gut überlegen. Und ja: es ist ein Risiko. Doch das ist das Alleinwohnen auch, wenn man es nicht schafft, Kontakt zu halten. Sicherlich ist die Alters-WG nicht das Nonplusultra, aber eine überlegenswerte Alternative. Ich auf jeden Fall behalte das mal im Hinterkopf und schaue, wer da passen und wie das laufen könnte.
P.S. Der fiftyfiftyblog ist übrigens mittlerweile ja auch eine kleine WG. Irgendwie. Mit Besuchern, Probewohnern/innen und fest Eingezogenen:)