Yes Sir, mir ist nach tanzen. Heute Nachmittag habe ich nicht getextet, konzeptioniert, gedacht, gewerkelt, weil ich in der Schule beim Schullaufbahngespräch war. Weil allmählich die Schulpflicht in Freiwilligkeit übergeht, sollen die jungen Menschen sich mal Gedanken machen, was werden soll. Wie es mit Schule und so weitergeht.
Da können also wirklich alle über Namentanzen und so ablästern (zum Beispiel Harald Schmidt, dessen Kinder selbst eine Waldorfschule in Köln besuchen), aber es muss hier mal geschrieben werden: Zumindest unsere Waldorfschule hier in Dieringhausen ist die geilste Schule der Welt. Was die alles machen, mitgeben – für das Leben lernen wir. Aber volles Programm. Wenn einem Lehrerinnen und Lehrer gegenübersitzen, in deren Augen es leuchtet, die am Nachmittag dort sitzen, obwohl sie wohl eigentlich frei hätten und mit vollem Herzen dabei sind, die etwas zu sagen haben, die hingeschaut haben, dann ist das ergreifend. Wenn ein Schulbesuch beseelt, kann die Sache mit dem Namentanzen nicht so ganz verkehrt sein. Musste mal gesagt werden und jetzt is auch gut.
14 Uhr, Klassenzimmer, eine Lehrerin und ein Lehrer haben uns erwartet. Wir als Eltern rechts und links, zuhören. Sehr interessant. Die Schüler/innen schreiben im Vorfeld auf, was sie vor haben und wie sie sich einschätzen. Dann gibt es detailliert Feedback und Tipps und es werden Wege aufgezeichnet. Wir haben zwar als Eltern dagesessen, aber wir waren eigentlich schon raus. Das regeln die Jugendlichen alleine. Ich muss zugeben, das ist ein gutes und gleichzeitig merkwürdiges Gefühl nach all den Jahren der Fürsorge, Pflege, des Mitdenkens, Organisierens… Ach.
Nach 20 Minuten war das Gespräch vorbei und wir sind gefahren. Ein gutes Gespräch, wieder eine gute Erfahrung. Nach Hause. Nachmittag gelaufen, weil ich da war, hab ich den Fahrdienst übernommen. Die Mädels zum Tanzen gebracht, eine Stunde Pause. Da habe ich mir die Kamera geschnappt und den Herrn Cooper und bin raus in die Sonne. Also ehrlich. Dieses Gefühl, als wäre ich ein frisch geschlüpftes Schneeglöckchen.
Und dann, und dann. Auf der Heimfahrt. Radio an und da war der Song, den ich seit geraumer Zeit immer wieder gerne höre. So ein Hit, der den Popo im Fahrersitz tanzen lässt. Move your ass, baby. Fahren und tanzen, tanzen und fahren. Die Moderatoren erzählten dann, dass der Song auf einem neuen Album ist, das jetzt raus kommt. Freitag, glaube ich. Sie sprachen von Clubs und Groove und überhaupt. Da spürte ich die Frühlingsgefühle. Tanzen. Move your body, shake your hipps.
Zuhause haben wir dieses Internet angeworfen und haben die Kollegen der Organisation grenzenloser Beschallung (youtube) gebeten, uns das mal vorzuspielen. Meine Kids kannten den Song, die Historie der Videos und auch die anderen Songs des Interpreten. Da war der Daddy mal wieder im Winterschlaf und hätte früher aufstehen müssen. Egal. Wir haben den Song angeschmissen und die Küche beim gemeinsamen Spülmaschineausräumen gerockt. Hier der Song. Darin geht es um 50 Dollar T-Shirts, Secondhand-Shops und diesen ganzen Marken-Konsum-Wahn. Also auch noch politisch korrekt. Geht doch:)
Aber damit nicht genug. Gibt man den Kids diese Beschallungsseite an die Hand, sprudelt es nur so. Hey, das, do you know anything about Harlem Shake? Äh, nö. Hinterm Mond bei den sieben Zwergen. “Man, musste wissen, musste gucken, sonste bisse hinten dran.” O.K. – supi, denn mal die Regler hoch und auch noch den Tisch abgeräumt, denn ganz so doof is Papi auch nich.
Wollt ihr Harlem Shake erleben, so komplett, dann gebt doch bitte einmal bei Youtube “do the harlem shake” ein. Das lässt den Bildschirm tanzen! EHRLICH!!! Macht mal. Und dann klickt ihr euch durch die Spots. Wirklich lustig. Die Welt ist verrückt, wird immer verrückter und keiner merkt es. Außer der fiftyfiftyblog, der Augen und Ohren offen hält, um zu sehen, was geht. Ne, Alter. Deine Mudder… Ach nö, andere Baustelle. Genug beschallt, gelallt, ich winke ab und schiebe von dannen und probe meinen eigenen Harlem Shake mit 20 Dollars in my pocket:) Bye.
Haha, das beruhigt mich ja mal, dass du den Harlem Shake bis gestern oder so auch nicht kanntest. Hatten am Sonntag Besuch von einem befreundeten Musiklehrer (auch schon 55), der uns erst mal aufgeklärt hat (das spricht für ihn,ne?) – dabei sind wir doch gar nicht sooo uncool, oder? Aber man ist ja nicht ubiquitär und allwissend. Jedenfalls – seitdem begegnet mir dieser Harlem Shake ÜBERALL – in der Neuen Westfälischen, auf FB, auf Youtube, überall… Komisch, wie blind man manchmal durch die Gegend läuft. Egal – wir versuchen, daran zu bleiben, an den Kindern, an der Mode, am Leben halt…
Gute Nacht und viele Grüße,
Uta
Hi Uta,
im Netz ist so viel los, die Dinge überschlagen sich geradezu. Aber heute konnte ich die Dinge direkt wieder konzeptionell für eine Eventplanung nutzen, als Inspirationsquelle. Ist schon lustig, wie alles immer durchgehend benutzt und weitergereicht wird. Jeder nimmt sich aus dem Netz, was er braucht. Eben hat mir Jim einige der besten 50 Netzvideos vorgespielt, die das Time-Magazine zusammengestellt hat. Unter anderem eine Pandabär Mama, die erschreckt zusammenzuckt, als ihr Baby niest. So ein riesiger Bär und ein so kleines Baby. Das Netz ist so voll und permanent kommt Neues hinzu.Irgendwann wird das Netz über irgendwelche Adapter mit dem Leben gekoppelt. Science Fiction. Uaahh.
Liebe Grüße
Jens
Hallo Jens,
super, wenn die Kids wissen, wie es weitergehen soll. Da zeigt sich, daß die Schule gut gearbeitet hat. Ja, ja, die Eltern haben natürlich auch ihren großen Anteil daran gehabt.
Mein Sohn sitzt in der 11. Klasse, die Schule flutscht, ohne daß er sich großartig anstrengen muß. Noch zwei Jahre, dann kommt Abitur. Und dann? Keine Ahnung. Berufsfindung ist ja schon länger Thema, war psychisch mehr als belastend. Schau’n wir mal.
Was Musik anbelangt, so bin ich immer aktuell dabei, schon durch meine Kids. Die Beschallung erfolgt automatisch, kostenlos – auch ungefragt. Ich gebe zu, daß manche Sachen wirklich groovy sind!
So, ich kehre zurück zu meiner good old Zeitung und einem ruhigen Kaffee.
LG
Annegret
Hi Annegret,
ich weiß noch, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich machen will. Da war der Wunsch, Meeresbiologie in Kiel zu studieren, um surfen zu können. Hat nicht geklappt, weil ich keinen Studienplatz bekommen habe. Dann habe ich zwei Semester Bauingenieurwesen studiert. Das war es aber nicht so ganz. Hat mir keinen Spaß gemacht. Und dann meine heimliche Liebe. Sprache. Umgeschwenkt auf Germanistik, Das wars dann.Bin gespannt, was Jim machen wird.Die werden ihren weg schon gehen.
Liebe Grüße
Jens