Landliebe heißt die Milch. Die Liebe zum Land. Grüne Wiesen mit glücklichen Kühen. So weit die Werbung. Zwischendrin ein paar Bauern, die den Schuss nicht gehört haben, stramm CDU wählen und alles außer Veränderung wollen. So weit das Klischee. Und wie ist es nun wirklich? Fast genau so. Nur etwas anders.
Gestern war so ein typischer Tag mit einfachem, ehrlichem Landleben. Die Sonne schien, die Kühe grasten, die Männer machten mit irgendwelchen Maschinen Lärm, unser Pferdebauer bewegte sich mit dem Ladewagen, von zwei weißen Pferden gezogen, durch das Dorf und ich ging der Einladung zum Kommunions-Kaffee nach. Nebenan unten in der Feuerwehr. Unsere Nachbarn hatten am Sonntag die Kommunion ihres Ältesten gefeiert mit Freunden und Verwandtschaft. Traditionell werden dann am Montag die Nachbarn eingeladen. Ela musste weg, deshalb bin ich gegangen. Etwas später, weil ich noch arbeiten musste. Ich öffnete die Tür, schaute in den großen Raum und was sah ich: Nur Frauen. Guten Tag auch!
Natürlich alles nette Frauen bei uns aus dem Dorf, die dann trotzdem geguckt haben. Kerle, Kerle, wo biste da reingeraten. Egal. Kaffee geschnappt, Kuchen auf den Teller, das Ende des Basenfastens eingeläutet. Nun könnte man denken, nach fünf Tagen Verzicht wäre man ausgehungert und würde sich den Kuchen nur so reinschaufeln. Nix. Irgendwie war da das Gefühl, den gereinigten Körper weiter rein zu halten wollen. Nun gut. Hat dann natürlich trotzdem bestens geschmeckt. Da standen zehn Torten! Fast alle mit Sahne und so. Voll die Schlankmacher. O.K.
Ich habe mich dann mit dem Opa des Kommunionsjungen über Fotografieren unterhalten. Nach dem Kommunionskaffee stand die nächste Aufgabe des Landlebens an. Rasenmäher kaufen. Am dritten Juli im Jahr 2000 hatte ich unseren alten Mäher gekauft. Bei der Firma Motorgeräte Frembgen in Eichholz – ein Nachbardorf. Damals war ich mit unsrem Kombi dorthin gefahren, hatte mir einen roten Efco (italienisches Fabrikat!) ausgesucht und habe nun elf Jahre damit unsere Rasenflächen bearbeitet. Weil ich ein ziemlich kompromissloser Mäher bin – unsere Nachbarin geht immer lachend in Deckung wegen Steinschlags – lief der Motor nicht mehr rund, das Gehäuse hatte zwei Rostlöcher und am Wochenende war er auch nicht mehr angesprungen.
Also habe ich mir gedacht. The same procedure as every eleven years. Oder so ähnlich. Mit dem Kombi zum Hartmut, also Hartmut Frembgen, den alten Mäher hingestellt, den neuen Mäher eingepackt und Schwätzchen gehalten. Der Rasenmäherkauf damals hatte nämlich eine Besonderheit. Er hatte damit geendet, dass mich Hartmut in den Fußballverein einführte. Wir waren ins Gespräch gekommen, hatten über Fußball gesprochen und ich hatte erzählt, dass ich in Köln immer auf der Wiese unterm Fernsehturm gebolzt hatte und er meinte, ich könne ja bei den Alten Herren mitspielen. Gesagt getan. Gleich anschließend Schuhe und Klamotten geholt und am gleichen Abend mit zum Training. Gestern war wieder ein Montag, wir haben wieder über Fußball gesprochen und ich bin danach wieder zum Training. Hartmut spielt leider mittlerweile nicht mehr. Ich habe mich dann verabschiedet: „Wir sehen uns in elf Jahren!“ So ist aus mir hier auf dem Lande schleichend ein Traditionalist geworden. Das Landleben verändert, weil hier die Uhren anders laufen. Das Schöne ist die Verbindlichkeit der Menschen. Weil man sich nicht aus dem Weg gehen kann. Man sieht sich nicht nur zweimal, sondern dauernd. Da geht man anders miteinander um. Nimmt sich vielleicht wichtiger. Landleben. Einfach, klar.
Hallo Jens,
armer Jens, Du in der Meute der Frauen, wo Du doch bestimmt gedacht hattest, daß zu dem Anlaß vielleicht auch einige Männer anwesend sein würden. Ich sage nur Montag-Nachmittag. Wer ist da nicht am Arbeiten?!
Ja, Landleben ist anders. Ich kenne das. Landleben einfach, klar, und manchmal etwas anstrengend.
Sonnige Grüße
Annegret
Hi Annegret,
nun, komme ich schon mit klar. Ich kann dann auch Kaffeekränzchen. Auch ein fiftyfifty-Vorteil, weil man da in solche Sitautionen reinrutscht. Tatsächlich kann Landleben auch anstrengend sein. Und dann wieder so entspannend. Ela, Cooper und ich sind heute Morgen mit den Fahrrädern durch den Wald. Einfach raus und losfahren. Wunnnnerrbbaaaarrr.
Liebe Grüße
Jens
Ich werfe dann mal meinen Wok (Autochen) an.