Mögt ihr Zartheit? Dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn das Leben einen Augenblick lang kein Gewicht hat, wenn nichts drückt, schwer ist, zwingt, will.
Ich mag dieses Gefühl. Es macht Momente weich, nimmt ihnen die Schwerkraft, die Krallen.
Der zarteste Moment der Zartheit ist ein weiches Küssen, das fliegt. Wenn sich Lippen berühren, fast ohne sich zu berühren, wenn es ist, als würde ein Strom fließen, als würden einzelne Atome sich lösen, um leicht umeinander zu schweben.
Was Fingerkuppen können. Ohne Kontakt. Fast dran. Wie ein Springen oder nicht. Wenn Zartheit von Liebe getragen ist. Von einer schwebenden, leichten, wohlwollenden, freien Liebe. Die eine Waage nicht ausschlagen lässt.
Ich liebe Zartheit als Status und Möglichkeit. Zartheit im Denken, in der Berührung, im Blick. Und dort besonders. Wenn die Augen weich werden und aussehen, als wären sie nicht von dieser Welt. Über Zartheit sprechen, sie bewahren, beflügeln, schützen, umhüllen, tragen. Wie ein kleines Tier schützend.
Lieber Jens,
da mag man gar nichts mehr schreiben – wegen der Zartheit. Nur ganz zarte Worte.
Danke.
Annegret
danke:)
Zartheit hat etwas mit Schweigen zu tun. Mit Details, die sich nicht aufdrängen. Sie zu spüren und zu lieben hat etwas mit Sensibilität zu tun, mit Wachheit, mit Verletzlichkeit. Wenn sie nicht wahrgenommen wird, nimmt Zartheit den Weg eines Löwenzahns unter einer unachtsamen Schuhsohle, zerdrückt von einem Geist, der das Feine siebt und das Grobe betrachtet…
Ein sanftes Schweigen, eine wache Zartheit.