Augen zu
Sinne sind verschlossen
mit Seilen fest gebunden
nichts zu tun
sehe nicht
rieche nicht
höre nicht
In dieser Nacht
im Meeresrauschen
Planetenfunkeln
Satellitenblinken
Die Schalter zeigen OFF
die Männer murren
ob der ungewollten Pause
Geflüster
in den Gängen
Nicht doch jetzt.
Nur meine Lippen dürfen
alles
sie wissen
was zu tun
die Sterne haben
sie verraten
diese eine Stelle
verborgen und geheim
Für diesen Augenblick
kein Wort
Wenn Sinne implodieren
nach innen saugen
alles das
was ist
Die Lippen
kurz geöffnet
so wenig nur
kaum dass ein Luftzug
frei passieren kann
Sie treffen
jene Stelle dort
schon kurz bevor
ist was geschieht
unendlich groß
und tief
Wenn es geschieht
wenn meine Lippen
deine Haut berühren
ist nichts mehr da
nur dieser Strom und Fluss
Den kleinen Spalt
der Lippen schließen
noch tiefer fallen
in diesem kleinen Druck
Ich küsse dich
du lässt dich küssen
Nur ein Kuss
könnten wir sagen
nichts weiter
ist geschehn
oktober 2012
Applaus
ruft jemand von hinten
nach vorn
Tiefe Verbeugung
nach hinten auch
die Dame dort
neben der Tür
Möchten Sie schon geh’n?
Bleiben Sie doch
gerade jetzt
Sie wissen schon
das Beste kommt
zum Schluss
Meinen sie mich?
Nein
Sie mein ich nicht
die Dame dort mit Hut
und weißem Pudel
von Ihnen nehm ich an
dass sie noch bleiben
vielleicht
auf einen Drink
ein weiteres Gedicht
oder ein Lachen
noch lauter
als die dicken Glocken
des Petersdoms bei Nacht
wenn sie meinen
sehr gern
Oh ja
man weiß ja nie
wozu die Dinge nutzen
und was geschieht
an eines langen Tages Ende
wenn der Applaus
in Ruhe übergeht
sich wie ein Sturzbach
in einen See im Tal verwandelt
Dann gern
die Sterne zählen
den Orion ansehen
ohne weiteres Wort