Ach, ihr Lieben.
Komme gerade wenig zum Bloggen. Der Zeit wegen. Ihr wisst, sie fliegt davon und wird von kleinen Alienmonstern in Grün gefressen. Die Dinge haben sich geändert. Nichts bleibt, nichts ist fest, es gibt kein Halten. Das ist manchmal schockierend, weil verändernd. Und wer will das schon? Never change a winning team.
Nun isses aber so und nach dem Sprung ins kalte Wasser ist dann ja auch gut und plötzlich macht es Spaß. Vorstellung. Angst. Panik. Dabei. Also mal ehrlich, was soll passieren?
Und so freue ich mich. Momentan recht still und im Hintergrund, weil so ein Tagebuch auch nicht alles erfährt. Deshalb stehen die Artikel jetzt länger. Weil ich statt zu bloggen zum Beispiel telefoniere. Oder weil ich unterwegs bin. Wie am letzten Wochenende. Da war ich bei meiner Liebsten in Essen. Ich sage es jetzt, weil es sich immer noch so ungewöhnlich anhört: Bei meiner Freundin. Huch.
Leider hatte ich Herrn Cooper nicht dabei, sonst hätte der viel Spaß gehabt. An der Ruhr entlang – von Werden nach Kettwig. Sonne, Regen, ein stiller Fluss, Schwäne, Reiher und selbst in der Stadt recht wenige Menschen, die das Draußen klauen wollen.
Lustig war: Ab und an kam ein Trupp auf Fahrrädern. Die hatten alle ein Motto. Mal kamen die Geisens, mal Männer in Frauenkostümen und einmal ein korpulenter CDU-Kandidat, der von einem Pulk orange gekleideter Menschen mit orangenen Luftballons umgeben war. Nur er trug hoffnungsfrohes Himmelblau. Das Lustige war, dass er uns schon den ganzen Tag von hunderten Plakaten entgegengelächelt hatte. Im dunklen Anzug und mit einem Stift in der Hand, um seine Termine aufzuschreiben. Da hat jemand versucht, aus einem Lokalpolitiker einen Staatsmann zu machen. Little Angie. Da war das mit dem Fahrrad doch deutlich sympathischer. Und so haben wir dem Demokratiekämpfer zugewunken, Viveka hat ihn angefeuert (um ihm eine Freude zu bereiten, weil Wahlkampf nun wirklich ein demütiges Geschäft ist) und wir hatten unseren Heidenspasss.
Eine sehr schöne Stadt, dieses Essen. Hatte ja nun schon öfter das Vergnügen und freue mich, all dies Neue zu sehen. Tja, und dann diese ganzen Schauspiele. Am Wochenende fand Essen Original statt. Mitten in der City sechs Bühnen und eine Band nach der anderen – Freitagabend sind wir in so eine Ballermann-Kiste reingeraten. Eine pralle Sängerin im Oberbayern-Outfit und mit mächtigem Stimmungspotenzial. Samstagabend dann Chima. Mit Viveka durch die Nacht getanzt – wunderbar. Zum Beispiel zu Morgen. Was für ein reiches Land – draußen & umsonst. Schaut euch mal das Programm an. Sechs Bühnen, drei Tage. Volles Programm.
Sonntag. Abschied. Viveka hatte Familienverpflichtungen. Da passe ich noch nicht so ganz rein. Schritt für Schritt. Warten. Zeit geben. Langsam. Geduld (voll meine Stärke:). Nächstes Wochenende stelle ich sie meiner Mutter vor. Geburtstag. 75. Gerne hätte ich sie mit meinem Papa bekannt gemacht. Er hätte sie sehr gemocht. Aufregend ist das Leben, wenn so vieles neu ist. Frischzellenkur. Die Gedanken ändern sich, die Einstellungen, die Farben, der Himmel, die Welt innendrin, außenrum. Dabei sieht fast alles aus wie immer. Das Haus, die Familie, die Abläufe, die Wege mit Herrn Cooper.
Sonntagmorgen haben wir am Baldeneysee gesessen und den Segelbooten zugesehen, wie sie um die Wette gefahren sind. Kreuz, Vorwindkurs, die großen Spinnacker mit BMW-Logo setzen, einholen, rum um die Boje, den besten Kurs wählen. Drei Boote Kopf an Kopf, eines hatte den Skipper mit dem glücklichen Händchen. Alles richtig gemacht und vorbei an der Zielboje. Bootsjubel über dem See im Sonnenlicht bei leichtem Wind. Noch ein Kaffee im Garten des Hauses am See. Gut fühlen, sich ins Leben kuscheln, dem Schicksal mit sanfter Hand den Nacken streicheln. Alles gut. Schön. Nach Hause. Zurück. Voll sein, glücklich, sich gut fühlen. Aufgeladen. Ruhig. Wild is the wind.
Jetzt gleich geht es auf die Autobahn nach Bayern. Job. Ein Workshop am Tegernsee morgen und Heimkehr Mittwochnacht. Wieder ein See. Er wird mich an erinnern… Jetzt ist alles noch mehr und kompletter fiftyfifty denn je:)
Liebe Liebenden ;-),
ich verrate Euch ein Geheimnis. Der Skipper mit den glücklichen Händchen hat bei mir die Ausbildung gemacht. Irgendwann musste ich ihn aber über Bord schmeißen, weil er so gradlinig war und immer ein festes Ziel vor Augen hatte…und das sogar auf hoher See…wo es nichts gibt außer rundem Horizont. Sich treiben lassen scheint die hohe Kunst zu sein – auch in der Liebe. AHHH, Moby Dick von rechts in Sicht. Muss mich mal gerade ums Überleben kümmern. Ja, das gehört auch dazu ;-)
AHOI!
Holzbeinpiratin
Hallo Jens! Hihi, genau: Liebe Liebenden!
Your wild wind sounds very softly, he is whispering pure happiness and…
ach was, meine Englischkenntnisse sind nicht ausreichend, um zu beschreiben, wie schön das ist,
was ich da lese… . So schön, das es schon fast wehtut!
Und fast ist es für mich schon beschämend, weil so intim…, dennoch: ach wie schön, das es „sowas“ noch gibt!!!!!!!!!
Kostbar ist das alles, so kostbar!!!
Liebe Grüße, an die Liebenden :)
und den Rest der Welt auf hoher See…!
Hi Sarah,
herzlichen Dank. Zu intim? Ich hoffe nicht. Nimm alles, was hier steht, als Literatur. Der fiftyfiftyblog wagt sich immer wieder in das, was uns alle ausmacht. In die Welt der Gefühle. Da lasse ich wahre Sachlichkeit gerne ziehen und überlasse das den Journalisten/innen. Ich möchte freier mit Gefühlen umgehen – eigentlich viel freier, weil ich spüre, wie gut das ist. In vielen Kontexten. Das zeigt mir auch, wie konventionell ich verhaftet bin. Ein Thema, das hier immer eine Rolle spielt.
Liebe Grüße
Jens
Hi, hi,
ja, die Art zu segeln kam mir bekannt vor – mutig, entschlossen, genau dort, wo der Wind weht.
Sich treiben lassen. Ruhig dahinsegeln. Keine Regatta. Keine Hektik. Nur der Horizont… Wer das weite Meer kennt, weiß, wie der Hase läuft. Da ist die Sache des Überlebens eine wichtige:)
Liebe Grüße
Jens