Night on Earth in Switzerland

all you need

Kuckuck? Wo bin ich? Ja. Preisfrage. Wer es sagt. Keine Antworten? Ihr wollt nicht? Kann ich verstehen. Dann verrate ich es euch. In bin in der Schweiz. In einem Hotel. Direkt am Rhein. Von meinem Zimmer aus sehe ich eine Holzbrücke, die die Grenze ist. Auf der einen Seite die Fahne der Schweiz, auf der anderen unsere. Also diese mit den Querbalken. Bratsch, bratsch, bratsch. 1848 und so. Junge Wilde, Paulskirche, Friede den Hütten…

Ich bin, sagen wir mal, aus geschäftlichen Gründen hier. Business. So heißt das. Weil ich ja jetzt anders arbeite hat das zur Folge, dass ich andere Dinge an anderen Orten tue. Da zeigt sich das Prinzip von Ursache und Wirkung, das Sloterdijk so beschreibt, dass, wenn man einen Stein ins Wasser wirft, Wellen entstehen. Diese Wellen treffen auf andere Wellen, es entstehen Interferenzen und alles sieht anders aus. So in etwa.

Nun sitze ich hier und denke. Nach einem Nachtspaziergang und einem leckeren Abendessen in einem netten kleinen Hotel. Wie Urlaub, würde man vergessen, dass ich den Morgen über wie blöde gearbeitet habe und dann 500 Kilometer gefahren bin. Mit. Aber, scheiß der Hund drauf, wie Mr. B. sagen würde. Ein Freund.

Nachtspaziergang. Night on Earth in Switzerland. Holzbrücke, Orangelicht, Wasserspiegelungen. Wunderbar. Da kam mir der Gedanke: Baby, bei dem Licht, werden deine Fotos wieder nicht scharf. Und plötzlich befand ich mich in einer internen Diskussion, in einem Diskurs über die Wichtigkeit der realistischen, scharfen Ablichtung. Tja, was dachte Herr Schönlau wohl. Ihr wisst es. Egal. Was bitte schön bringt eine realistische Abbildung? Wozu brauche ich Schärfe?

Da wusste ich mal wieder, weshalb ich Abstraktion liebe. Das Unscharfe, den Raum, die Möglichkeit, die Weite, das Geheimnisvolle. Die Nacht ist perfekt für mich, wenn ich denken möchte. An Dinge, die tagsüber so unwichtig sind und nachts an Bedeutung gewinnen. Es ist schön, zu denken. Es gibt dem Leben einen Sinn. Auch, wenn am Ende alles vergessen ist, unwichtig wird. Schon am nächsten Tag, wenn die Sonne die Tafel abwischt.

Sehr schön fand ich das Plakat “All you need is love”. Ja. Es ist so schön. Deshalb habe ich es oben als erstes gezeigt. Nun noch ein Nachtbild. Von der Brücke aus mit dem Blick auf den Fluss. Unscharf natürlich. Und dann: Gute Nacht. Und morgen Früh? Ich habe letzte Woche eine Nacht in einem Hotel in Frankfurt verbracht. Ich war freitags gekommen, da stand in der Lobby: “Thank god, it is friday”. Liebe. Love. Küsse für alle. Schönes Wochenende.

haus Rhein

haus Rhein2

Night on Earth 2

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Jim Jarmusch. Ihr erinnert euch? Mit Winona Ryder – “I wanna be a mechanic.” Oder Armin Müller Stahl: “Helmut.” “Helmet, like this thing on a head?” Die Aki Kaurismäki Truppe mit Matti Pellonpää. Oder Roberto Benigni und die Sache mit dem Schaf: “Es hatte so wunderschöne große braune Augen.”

Herr Cooper und ich sind nun immer morgens unterwegs. Sehr früh. Vor der Arbeit. In den letzten Tagen nach einem Cappuccino im Bett noch vor 7. Was soll ich sagen. Da lässt es sich schwierig fotografieren. Aber es fehlt mir, das Bilderschießen. Das Fotogucken. Später. Und so fotografiere ich halt bei Dunkelheit. Suche mir wie die Motte die Lichter der Nacht. Autos, Straßenlampen. Morgens is ja ganz schön was los. All die Autos, die durch die Bäume scheinen.

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Heute Morgen hat mich das Licht des Salzhäuschens angezogen. Der Dorftraktor hatte gerade seinen Salzstreuer aufgefüllt. Ich musste aufpassen, dass ich nicht überfahren werde. Schwarze Jacke, schwarzer Hund. Eigentlich hatte ich ja in den Wald gewollt. Ist ja gut gegangen. Das war eine schöne Stimmung. Dieses gelbe Licht, der Schnee.

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So. Schluz jetzt. Ein letztes Foto noch. Von vorgestern. Unten im Tal. Schlaft gut, oder wenn es schon Morgen ist, freut euch, dass es immer so schön hell ist. Gute Idee, die Sache mit der Sonne. Da muss man in der Weite des Universums erst mal das Glück haben, in der Nähe zu wohnen. Die Aliens weit weg frieren sich in der Zwischenzeit ihre kleinen grünen Popos ab. An die sollte man auch mal denken. Aber nicht zu laut, sonst kommen die als Invasion a la Hollywood.

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Ach, eines hab ich noch.

Wald Tal Morgen

Mit Maupassant auf See

Auf See

Ich segle gerade. An der französischen Mittelmeerküste entlang. Eben haben wir in St. Raffael abgelegt und sind auf dem Weg nach St. Tropez. Mein Kapitän ist kein Geringerer als Guy de Maupassant, der ständig was zu berichten hat. Mal sieht er ein Liebespaar im Mondenschein, dann macht er sich Gedanken darüber, wie sich Menschen verhalten, wenn sie in Massen auftreten. Er hasst das. Geht auf kein Volksfest, meidet alle Ansammlungen. Er glaubt, dann würde der Intellekt verloren gehen und Dumpfheit würde wie reifes Obst von Bäumen fallen. Der kluge Geist würde eingeschränkt und sich letztlich in Allgemeinplätzen ergehen.

So geht das den ganzen Tag mit diesem liebenswerten Snob, der auf die Berge, die Küste, die Pflanzen, die Architektur, die Menschen schaut. Immerzu. Neben ihm fühlt man sich schon ein wenig beobachtet. Guy, entspann doch mal. Mach ma ne Pause. Leg dich hin, lies ein Buch, check deine Mails. Mails, ach, herrje. Darf ich nicht sagen. Er nennt das Korrespondenz und hasst auch das. Weiß vorher schon, was drin steht. Begehrlichkeiten. Sie sind ihm auf den Fersen, die Freunde und lästigen Bekannten. Er möchte lieber alleine sein und gucken, segeln, in Gasthäusern speisen, wieder gucken, aufschreiben. Fertig ist der Tag.

Auch wenn er viel Umsinn redet, ist es schön, mit ihm unterwegs zu sein. Gestern hatte er seine pazifistischen Minuten. Was da abging. Gegen den Krieg gewettert, den Irrsinn, all das duselige Leid, die jungen Männer, die ihrem Unglück entgegen laufen. Irgendein General von Moltke hatte etwas von göttlichem Krieg gesagt. Pah. Guy ist schier ausgerastet. OMG. Oh-my-god. Hat Adele gestern bei der Golden Globe-Verleihung auch gesagt. Skyfall. So’ne 007-Nummer. Auch wenn sie musikalisch nicht vom Himmel fällt wie der Wind, der Guy und mich an der Küste entlangschippern lässt.

Zufällig bin ich die Strecke erst vor wenigen Jahren gefahren. Mit dem Auto in umgekehrter Richtung. Also nicht rückwärts oder so. Nein. Richtung Nizza. Also rauf. Gen Italien, was ja immer richtig ist. War schön. Im Frühjahr mit wandern und schlendern und Picknick und Märkten und kleinen Hotels und so. Wie Guy, nur heute und mit dem Auto. Nich mit dem Schiff.

Dieser Franzose ist natürlich auch ein kleiner Romantiker. Zu der Zeit war das noch IN und möglich. Wie schön. Monets Seerosenbilder. Durfte der. Den ganzen lieben langen Tag im eigenen Park mit Brücke. Naja. Und Guy zitiert an einer Stelle eine junge Frau, die ihm mal was verraten hat. Ging so: “… dass der Mondstich tausend mal gefährlicher ist als der Sonnenstich. Man bekommt ihn, wie sie sagte, ohne es zu merken, wenn man in schönen Nächten umherwandelt, und man wird nie davon geheilt; man wird davon verrückt, nicht rasend, zum Einsperren verrückt, sondern verrückt in einem besonderen, leisen und anhaltenden Wahnsinn; in nichts denkt man mehr wie die anderen Menschen.”

Schön. Der Mondstich. Ist mir auch mal passiert, als ich auf einem Felsen saß und aufs Meer schaute und der Mond vorbeizog eine halbe Nacht lang. Mister Gaga. Seither.

Tja, aber dann möchte ich euch auch noch schreiben, weshalb Guy die Mondgeschichte erzählte. Lassen wir ihn mal zu Worte und zu Potte kommen. Kurzer Einschub: Der Gute hatte ein Liebespaar gesehen. Mehrfach. Auf einem Spaziergang, im Restaurant, am Strand, später vom Boot aus durch ein Fenster. “Plötzlich wurde eines der Fenster des Gasthofes hell, in dem Licht sah ich die beiden Profile. Da übermannte mich meine Einsamkeit, und in der lauen Luft dieser Frühlingsnacht, beim leisen Schlag der Wellen auf dem Sand, unter der dünnen Mondsichel, die ins Meer sank, fühlte ich in meinem Herzen ein solches Verlangen zu lieben, dass ich vor Verzweiflung fast geschrien hätte. Dann schämte ich mich plötzlich dieser Schwäche, und da ich mir keinesfalls eingestehen wollte, dass ich ein Mensch wie die anderen war, gab ich dem Mondschein die Schuld, meinen Verstand getrübt zu haben.”

So. Der Mond. Ja, Guy. Gute Ausrede auch, muss man mal drauf kommen. So’n paar Worte hingeklekst und basta.

Werde jetzt mal weitersegeln und euch mit eurem Tag alleine lassen. Macht was draus, schockt eure Kinder, lest ein Buch. Warum nicht mal einen Klassiker? Die sind echt nett und freundlich und haben lustige Ideen im Kopf. So wie mein Freund Guy de Maupassant. Mit dem kann mans schon aushalten. Für’n paar Tage. Auf einem Schiff. Im Mittelmeer. Auf See. AHOI.

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What a fucking day this “Blue Monday”?

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Habt ihrs gespürt? Hat er euch runtrergezogen, fertig gemacht, deprimiert? Dieser 14. Januar, der schrecklichste Tag des Jahres. Und wieder die Wissenschaft. Statistiken, Erklärungen. Die Dunkelheit wirkt, die zurückliegenden Feiertage, das Einsehen, dass dieses Jahr ganz normal weitergeht. Die guten Vorsätze sind schon wie Wachs in der Sonne geschmolzen, wie der Turm zu Babel in sich zusammengekracht, wie ein Wahlversprechen vom Winterwind hinfortgetragen. Dazu noch Kälte und Schnee. Was würde ich für ein paar Italien-Sommertage geben…

Aber. Klar. Ich meine. Wir können ja nicht. Wollen nicht. Trübsal blasen, zum Lachen in den Keller gehen, uns die Laune verderben lassen. Mitnichten. Selbstverständlich stehen wir senkrecht und halten stand. Ach Mist. Quatsch. Einfach mal hingeben. Hat ja auch keinen Zweck, dauernd Sonne zu predigen. Ist doch, wie es ist. Der Winter fordert seinen Tribut, kassiert schon mal für den Frühling und den Sommer, dieser härteste aller Türsteher. Härter als der, den ich am Freitag in Frankfurt getroffen habe: “Du muss immer wissen: Türsteher wollen keine Schlägerei. Türsteher, die sich schlagen, sind verbrannt. Wenn du also sehr konsequent deinen Weg gehst, kommst du fast überall rein.”

Ich glaube, der hat mich verwechselt. Den konsequenten Blick muss ich sicherlich noch üben. Und ansonsten komme ich auch so überall rein. Ich zahle ganz einfach Eintritt. Is auch ‘n guter Trick, der hilft.

So, jetzt aber noch eine Tüte Optimismus für den Tag. Ich denke, ihr wisst schon, was kommt. Klar. Ganz einfach: Wir haben den schlimmsten Tag des Jahres hinter uns. Große Party. Congratulation. Selbst der Mond hat für diesen 14. nur eine schmale Sichel über, die sehr schön am Himmel steht. Also morgen dann der 15. Neuer Tag, neues Glück, steigen sie ein meine Herrschaften, eine runde Amor-Bahn. Gleich schließt das Verdeck… Und dann geht es auf und schon wieder geht die Sonne etwas später unter. Nur noch ein wenig Winter. Und dann. Bald kommen die Winterlinge, die Schneeglöckchen… Jetzt wird’s kitschig. Ich mach mal lieber SCHLUZ mit lustig. Ciao. Haltet durch, rottet euch zusammen, liebt euch, macht verrückte Dinge, werft über Bord, hisst Fahnen, reitet weiter…

Im Jahr des Zwei-Null-Dreizehn-Regenbogens:)

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Nachdem sich das Jahr 2012 irgendwie ein wenig eierig verabschiedet hat und, sagen wir mal, sich indifferent in 2013 verwandelt hat, kommt allmählich ein Gefühl von YES. Go for it. Take it. Die Chancen stehen gut. Mindestens fifty-fifty, was ja mal das Thema dieses Blogs ist, womit ich den fiftyfiftyblog zum Blog des Jahres 2013 erkläre.

Wer jetzt denkt, das ist mal eben so aus der hohlen Hand gezaubert, dem sag ich: Nix da. Von wegen Kollegen. Das hat alles Hand und Fuß. Als alter Indianer, der täglich in der Natur unterwegs ist, habe ich die Vogelzeichen gelesen und gedeutet. Es geht voran. Neulich in Siegen. Über mir am Himmel Heerscharen tanzender Vogelschwärme. Ich gebe zu, ein ein wenig indifferentes Zeichen. Sag ich ja. Ende 2012, Anfang 2013. Mein morgendlicher Kaffeesatz hat da auch nicht mehr hergegeben, es sei denn, ich habe da was wichtiges übersehen und habe die Zentralmessage der Menschheit im Komposteimer entsorgt.

Aber ich gehe mal nicht davon aus, dass die Zentralmessage alleine über mich läuft. Wir wollen ja mal nich dem Größenwahn verfallen. Also Fuß vor Fuß, relativ kleine Brötchen mit Schokostücken backen, den Glückskeks von Silvester nicht vergessen (“Das Bemühen um einen Menschen bringt unerwartet Belohnung” – echt jetzt, stand drin) und dranbleiben. Mach ich eh und ihr hoffentlich auch. Müsst ihr ja, wenn ihr regelmäßig fiftyfiftyblog lest. Denn hier geht es ans Machen, Tun, Eingemachte. Vorwärtsschauen, Ärmel hoch. Hingucken, nicht wegducken und loslegen, ablegen, sich auf See begeben.

Da war doch noch was. Ich halte euch hin und ein wenig auf. Aber mittlerweile weiß ich ja, dass ihr fiftyfiftyblog zum Frühstück lest. Also gemütlich, relaxt. Zum ersten Kaffee, zum Müsli, Petra zu den Cornflakes. Was die Social Media alles so verraten. Sozialstudien, die so nebenbei laufen. Ungewollt, unwissend.

Der Regenbogen. Somewhere over the rainbow. Und Jimmy ging zum Regenbogen. Jetzt mal positiv gedeutet. Ins Licht. In die Hoffnung. In die wunderbare leichte Zuversicht. 2013. Mir sind gleich zwei Regenbögen über den Weg gelaufen. Geschenke, die mir vor die Füße, vor die Augen gekullert sind wie ein Goldstück, das über die Straße auf einen zurollt. Einfach nehmen, aufheben, in den Händen halten und sich dem Glanz ergeben. So in der Art. Kommen wir mal zurück auf den Boden der Tatsachen, den Teppich der Realität.

Zwei Regenbögen. Einen habe ich oben an der Eiche gesehen gemeinsam mit Herrn Cooper. Die Sonne ging auf und am westlichen Horizont tummelten sich atlantische Regenwolken mit der Absicht, etwas vorbeizubringen. Delivering the rain. Und den Regenbogen. Für Herrn Cooper und mich, die wir nebeneinander stehend das himmlische Schauspiel bestaunten wie die Fünfjährigen. Oh. Ah. Tage später kam Post. Eine liebe Grußkarte in einem schönen transparenten Umschlag mit einem kleinen Präsent. Einer durchsichtigen Regenbogenscheibe. Hält man die zwischen den Fingern ins Licht, tanzen kleine Regenbogenelemente. Schön. Eine Art Kaleidoskop. Pour moi. Regenbogen 2. Wie das zweite Greenpeace Schiff, nachdem die Rainbow Warrior 1 vom französischen Geheimdienst versenkt wurde.

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Also rufe ich das Schönlausche Jahr des Regenbogens aus. Mit den Füßen auf dem Boden, mit dem Kopf im Himmel. Und ihr seid natürlich eingeladen, mitzugehen. Ein spektraler Spaziergang Richtung Horizont. Ein weiteres Abenteuer. Ein weiteres Jahr. 2013. Here we go. Here we come.