So. I did it. Das Jahr ist fast vorüber und es wartet nur noch ein Job – ansonsten 14 Tage frei. Puh. Fantastico.
So allmählich komme ich runter und folge dem Lande mal! meiner Liebsten. Nicht so einfach, runterzukommen nach einem aufregenden Jahr. Viel passiert, viel bewegt, viel erlebt. Teilweise zu viel von vielem. Nun arbeite ich an der Erdung. Dazu setze ich auf die Unterstützung meines geschätzten Weggefährten Cooper. Der hat mich heute auf einer Expedition begleitet, die ich schon lange ins Auge gefasst hatte. Genau genommen seit rund drei Jahren.
Da war ich nach dem Frühjahrs-Hochwasser der kleinen Wiehl im Tal über die Wiesen geschlendert, als mir ein von den Fluten mitgerissenes Holzschild vor die Füße fiel. Das stand drauf: Zur Wiehlquelle. Da hatte mein Gehirn einen Notizzettel an die To-Do-Pinnwand geheftet. Einmal bis zur Wiehlquelle gehen. Die Wiehl ist der Bach unten im Tal, das unserem Dorf zu Füßen liegt. Es ist sozusagen das Haupttal, von dem das Maikäfertal abgeht, das ich morgens mit Coopi ansteuere. Zur weiteren Information: Die Wiehl speist die Wiehltalsperre, in der die Krombacher-Insel, also diese Insel aus dem Werbespot Eine Perle der Natur, liegt. Deshalb trinkt man hier Krombacher Pils.
Nach einem langen Frühstück zur Mittagszeit haben Herr Cooper und ich uns auf den Weg gemacht. Eigentlich sollten es nur wenige Schritte werden. Als wir jedoch unten ankamen und mein Terminkalender keine weiteren Tagesaktivitäten vermerkt sah, entschied ich mich, dem Bach zu folgen. Zunächst ging es den gewohnten Weg entlang, dann mussten wir über eine Straße, einen anderen Bach, um der Wiehl über Wiesen und Zäune hinweg zu folgen.
Es wurde dann ein anderer Weg. In dem Sinne, dass ich etwas anderes tat, als den Hund auszuführen. Wenn man dem Wasser bis zur Quelle folgt, hat das etwas Existenzielles (zumindest kann man sich das schön einbilden und sich wie Heidegger, Wittgenstein, Kant, Bernhard & Co. fühlen). Vor allem, wenn einem viel durch den Kopf geht, was das Leben betrifft. So ein Bach nimmt viel mit. Ich stellte mir vor, wie ich an der Quelle das Wasser des Lebens trinken würde. Es war niemand anderes unterwegs. Wolken, Wind, teilweise etwas Nebel. Ein warmer Dezember, das Wetter fällt in diesem Jahr von einer anderen Seite ein. Das gefällt mir, dieses Jahr möchte ich keine Kälte, ich wünsche es mir kuschelig. Und so hielten mich meine Daunenjacke und die Fellmütze sehr schön warm.
Irgendwann gelang ich auf Pfade, die ich bislang nicht gegangen bin. Da gibt es nicht so wahnsinnig viele hier in der Gegend. Im Dorf Wiehl stieß ich auf eine Wanderkarte. Die sind hier überall neu aufgestellt, um den Tourismus in unserer Gemeinde zu beflügeln. Von da wurde aus dem Waldweg der Bergische Panoramasteig. Aha. Wenn es das besser macht, O.K. Irgendwann erreichten wir das Quellgebiet, in dem keine Quelle zu finden war. Ein Sumpfgebiet. Alles voller Wasser. Ein kleiner Talkessel, um den ein Weg führt. Mittendrin Sumpfgras und Moos. Herrn Cooper war das zu schlüpfrig, er blieb auf dem Weg.
Ich suchte und fand nicht. Irgendwo sank ich ein und konnte gerade noch zurückziehen, bevor das Wasser eindrang. Ich ging dann ein Stück den Weg zurück und trank dort. Schöpfte Wasser mit der Hand. Es schmeckte sehr intensiv, sehr mineralig, sehr frisch, sehr gut. Wasser des Lebens, der Weisheit, habe ich mir dann gesagt, um zu dramatisieren und eine diebische Freude auf meinem Weg zu haben. Grins. Manchmal ist es schön, acht Jahre alt zu sein, und mit seinem Hund Abenteuer zu bestehen.
Zurück ging ich dann einen anderen Weg. Verließ die Wiehl, überquerte Wiesen. Eine windige Ecke. Kyrill hatte dort schon alles abgeräumt, weshalb da gerade Birkenwälder wachsen. Urwald. Unterwegs fand ich kleine, süße Weihnachtsäpfel und ein schönes, hellblaues Glas. Ich glaube, ein altes Tintenfass, weil neben diesem Glas ein UHU-Tintenfass lag. Natürlich war das in einem Zauberwald, in dem der Zauberer seine Zaubersprüche mit Tinte in ein großes Buch schreibt. Ein Stilleben hatte ich im Kopf. Ich habe es für euch fotografiert, oben.
So, und hier nun noch das frische, leckere Wiehlwasser. Prosit.
Hallo Jens,
ja, Natur kann inspirierend sein. Ich kann mich an einen Sommer in meiner Kindheit erinnern. Da wir nicht an das öffentliche Wassernetz angeschlossen sind und eigene Brunnen haben, gab es ein Problem, nach einer längeren Zeit ohne Regen. Es gab kaum noch Wasser aus dem Wasserhahn. Das samstägliche Baden der Kinder stand an. Mein Vater packte eine Blechwanne und eine Milchkanne mit heißem Wasser auf seinen Anhänger und dann ging es mit dem Traktor zur „Heiligen Quelle“, eine Quelle, die in unserem Wald direkt aus dem Berg kommt. Uns Kinder hat es einen Mordsspaß gemacht, neben der Quelle unser Bad zu nehmen.
Viele Grüße
Annegret
Liebe Annegret,
was für ein schönes Bild. Eine Szene, wie aus einem Film. Danke!
Ich wünsche dir und deinen Liebsten ein frohes, frohes Fest.
Liebe Grüße
Jens