Brasilien, Schriftsteller, der Duden und eine Zeitung, die fiftyfifty heißt

fiftyfifty

Ja nü. 21:43. Es ist an der Zeit, was zu schreiben. Nachdem ich den halben Abend damit verbracht habe, die Familienfinanzen zu sortieren, starte ich jetzt mal mit dem Vergnügen. Lasst uns ein wenig Demut zeigen, äh schreiben. Verdammt, sorry, es ist wohl schon zu spät für klare Gedanken.

Am Wochenende war ich in Essen, wo ich meine Kamera vergessen habe, die morgen nachkommt. Deshalb sieht das Foto oben so aus, wie es aussieht. Ich habe es mit Zoes Handykamera geschossen und sie hat es mir per Facebook zukommen lassen. Das nennt man interne Kommunikation. Auf jeden Fall Danke, mein Schatz. (Sie ist wirklich süß und umwerfend, wenn ich das hier mal einwerfen darf.)

So, Schönlau, komm zu Potte.

Wochenende. Essen. Dort traf ich durch besondere Umstände auf einen Schriftsteller, der mir sein Buch und sein Hörspiel geschenkt hat. In einem, für meine Begriffe, hohen Haus, also einem Hochhaus, in dem man die Wohnungen per Fahrstuhl erreicht. Wär nix für mich, weil immer die Wahrscheinlichkeit mitfährt, dass der Strom gerade keine Lust oder Zeit hat. Dann hängste in so einem dunklen Nichts und hoffst, dass die Bremsen nicht elektrisch funktionieren. Eng, muffig, neonlichtig.

Dieses Teil aus Thysssen-Stahl hat mich durch dieses Haus der Höhe hinauf und hinunter katapultiert mit Kisten voller Bücher in die Erste und die Achte. Zwischendurch habe ich smogbenebelte Fenster gewaschen und um Bücherregale herum gefegt. Eine Nettigkeit, eine Hilfe, ein Vergnügen, ein Gefallen in Erinnerung an eine ältere Dame, die den Namen Dame zu tragen weiß. Nun, egal. Das Thema am Rande.

Auf jeden Fall traf ich diesem Zusammenhang den Schriftsteller, Jahrgang 1955, über den ich in einem späteren Beitrag noch schreiben werde. Beziehungsweise über sein wunderbares Buch, das ich gerade, also nicht jetzt, sondern gleich, wenn ich hier mit dieser Buchstabenwüste fertig bin. Er hat mir sein Buch, schön neu und plastikmäßig verschweißt, geschenkt. Und ein Hörspiel obendrauf, dass ich mir aufbewahre für den Augenblick, wenn die letzte Seite gelesen ist.

Verraten kann ich, will ich euch, den Ort der Handlung. Ein fernes Fantasieland, das in der Anmutung eine Mischung aus Cuba und Brasilien sein könnte. Eine schöne Geschichte von einem Mann, der Espressomaschinen italienischer Abstammung in einem Land verkauft, das Instantkaffee als Zentralelement eigener Kulturdefinition in die Landesfahne aufgenommen hat (Das ist jetzt erstunken und erlogen, das mit der Fahne. Der Gedanke kam, ich hatte Lust, das textlich auszuführen und habe dem nachgegeben. Ich mutiere zur Textmaschine ohne Willen, zum Texterminator.)

Jetzt bin ich raus. 22:48 Uhr. Telefonat. Ring, Ring. Ihr wisst, abheben, sprechen, von diesem zu jenem. Es ging um Moses, den Auszug aus Ägypten, die 10 Gebote und einen Herrn, der heute nett am Telefon war. Wie soll man bei all diesen Einflüssen und Inspirationen noch irgendwie den Faden behalten und der Überschrift folgen?

Ah, Brasilien, da bin ich schon bei fiftyfifty. Der besagte Autor hat in Brasilien gelebt. Und in der Zeitschrift fiftyfifty ging es auch um Brasilien. Die fiftyfifty habe ich für 1,90 € in Essen in der Fußgängerzone gekauft. 0,95 Cent für das Projekt, 0,95 Cent für den obdachlosen Menschen, der sie verkauft. Harter Job. Guter Inhalt. Für mich war es natürlich – aus naheliegenden Gründen – der Name.

Auf jeden Fall war Brasilien das Schwerpunktthema der Ausgabe. Ein berühmter brasilianischer Schriftsteller, der auf der Frankfurter Buchmesse nicht unbedingt positiv über sein Land gesprochen hat, wurde im kompletten Wortlaut der Rede zitiert. Die Neue Zürcher Zeitung, in der die Rede erschienen war, hatte fiftyfifty die Erlaubnis des Abdrucks gegeben. So die Erlaubnis hätte ich auch mal gerne, aber ich will nicht klagen, schließlich bin ich in Brot und Arbeit. Thanx!

Und so schließen sich die Kreise. Was der Schriftsteller in der Rede sagt, ist Thema in dem Buch des Schriftstellers, den ich in Essen kennengelernt habe. Brasilien ist in der Luft. Klar. Wir wollen da Weltmeister werden, das wäre die Krönung. Unvorstellbar. Also, jetzt mal angenommen… Darf man gar nicht dran denken. Die Nacht durch Samba. Das würde meinen Latino erwecken. Mindestens.

Sorry, der rote Faden. Schon lange in der Zwischenräumen der hier verlorenen Worte hängengeblieben. Ich durchflieg die Überschrift und bleibe bei DUDEN hängen. Ist wie bei AM LAUFENDEN BAND das Fragezeichen. Eine Reise für zwei Personen in den Schwarzwald. Das waren Zeiten, herrje, Rudi. Rudi, Rudi noch einmal. Lebt auch schon nicht mehr. (Den musste ich jetzt bringen. 1.000 mal gehört und immer noch nicht besser. Grins. Freu mich jedes Mal. Der lebt auch…)

Duden profan. Da wurde ich eben angemailt von Zuckerbergs Schergen, dass ich in eine Gruppe eingeladen bin. Das, was früher Kegeln war, ist heute der Donnerstagstreff in einer Facebook-Gruppe. Es geht ein wenig hin, es geht ein wenig her. Man spielt mit Sprache, was für mich durchaus ein Vergnügen darstellt und tatsächlich Kegeln toppt. Glück gehabt! Ich lebe in der richtigen Zeit. Wo mir schon der Minnesang verwehrt ist, kann ich mich zumindest dort austoben. Ein wenig. Was dort nicht reicht, wird hier nachgeholt. Die Tastatur quälen, Buchstaben raushaun, ordnen, zu kleinen Wörtern zusammenfügen. Wahnsinn! Was für ein geiles System. Like it.

So. Geschafft. Leute, wird sind durch. Nichts gesagt, viel geschrieben. Das ist das Schöne an der Kategorie Freestyle. In der Pflicht sieht das ganz anders aus. Da werden Zeichen gezählt und alles wird auf den Punkt gebracht. Das kann wirklich quälend sein. Buchstabenschach auf Zeit. Ich sag euch.

Ciao, bis die Tage, ich mailde mich. Das steht nicht im Duden. Ist Denglish und bedeutet: Das Tuwort mailde ist die denglische Bezeichnung für das elektronische in Kontakttreten über ein NSA-gestütztes elektronisches Verbindungssystem, im dem die Zahlwerte 1 und 0 für die inhaltliche Übertragung von – meist – Belanglosigkeiten der Wichtigkeit eines in Zentralasien aus unpolitischen Gründen umfallenden Sack Ginseng-Reises genutzt werden.

So weit, so gut. Ich geh jetzt lesen…

Wie man mit Acer seine Kinder richtig erzieht und die Welt nicht mehr so ganz versteht:)

acer

Ihr kennt die Firma Acer? Laptops und so. Letztes Jahr hat sich Zoe ein Acer Netbook gekauft. In Blaumetallic. Es musste genau dieses sein. Klar. Also gespart, Omas angehauen, Taschengeld angehäuft und geordert.

Nun, über ein Jahr später, der große Crash. Stille im Schacht, schwarzer Bildschirm. Rien ne va plus. Kein Recovery, keine Tastenkombinationen, nichts. Ein Garantiefall, dachten wir. Zunächst. Keine große Sache. Eigentlich. Wenn es nicht so gewesen wäre, dass es irgendwie dazu gekommen ist, dass Zoe den Auftrag bekommen hat, die Garantieabwicklung selbst durchzuziehen. Komplett. So mit Rechnung suchen, Service-Hotline kontaktieren und so weiter und so fort.

Nichts geschah. Mit 14 besteht da sehr wahrscheinlich eine gewisse Hemmung, telefonisch mit der Welt in Kontakt zu treten. Ich meine, ansonsten ist Zoe bestimmt nicht auf den Mund gefallen und alles andere als scheu. Aber in diesem Fall tat sich nichts. Ab und an fragte ich mal nach und irgendwann sagte sie, dass sie an der Hotline gescheitert wäre. O.K. Sie hatte es versucht. Erwachsen wird man nicht an einem Tag, Rom ist auch nicht und so…

Also sind wir die Sache gemeinsam angegangen. Ihr kennt dieses Procedere mit den Hotlines und den automatischen Begrüßungen und Anruferverteilungen. Wenn Sie, dann drücken Sie, bis man irgendwann eine Nummer in der Länge der neuen Kontonummern eingeben muss. Was der Server auf der anderen Seite nicht verkraftet, wodurch es zu einer Direktdurchstellung zu jemandem kommt, der eine menschliche Sprache spricht. Mit ostdeutschem Akzent. In diesem Fall ein wenig östlicher. Polnischer Akzent. Eine resolute Dame, an die ich Zoe weitergereicht habe.
Zwei Welten treffen aufeinander. Die Wiederbelebung des Ost-West-Konfliktes.

Tatsächlich versuchte die Dame, Zoe abzuwimmeln. Keine Garantie und sowieso, das wäre kein Festplattenschaden, sie solle einfach eine Tastenkombination eingeben. Peng, weg. Schönen Tag noch. Die Tastenkombination hatten wir schon. Mehrfach. O.K., Zoe. Jetzt ich. Wollen wir doch mal sehen. Eine andere Dame, auch nicht ganz leicht zu verstehen, aber deutlich netter und aufgeschlossener für Fragen. Zoe hatte wohl einfach nur Pech. Oder Papas werden bevorzugt behandelt, kann natürlich auch sein. Ich denke, das haben Papas aber auch verdient, bei allem, was die so machen. Als die Dame meine Handynummer verlangte, wurde ich kurz rot, konnte mich dann aber doch fangen. Alles rein professionell. Für die Info-SMS mit den neuen langen Zahlen, die man bei Rückruf ins Telefon hämmert, um den Server zum Absturz zu bringen, der dann nach menschlicher Hilfe schreit.

Wir verabschiedeten uns, wünschten uns einen schönen Tag und hofften wohl beide, dass damit dass Thema durch sei. Menschen machen ja gerne Haken an Themen. Tatsächlich bekamen wir dann eine SMS und eine Mail mit konkreter Anweisung, was zu tun sei. Verpacken, Formular ausfüllen, UPS anrufen und ab damit. Man kann seine Tage schon ganz nett mit Verwaltungsakten verbringen. Sagen wir, es war für Zoe eine Lehrstunde in Projektmanagement. Das ganze war vor zwei Wochen und Zoe benutzte in der Zwischenzeit mein Laptop.

Eigentlich warteten wir auf die Nachricht, was die Reparatur kosten würde, weil die Garantie abgelaufen war. Hieß es. Tatsächlich stand das so auf der Rechnung. Ein gnadenloses Jahr. Zoe sollte einen kostenlosen Kostenvoranschlag bekommen. Davor hatte sie ein wenig Schiss, weil sie befürchtete, die geplante Shoppingtour mit ihrer Freundin könnte mangels Finanzkraft ausfallen. Weihnachtsgeld futsch. Also hat sie ihre Kohle zusammengehalten und auf den Tag X gewartet.

Gestern dann um 10.01 Uhr die acer SMS, dass das Gerät jetzt repariert würde. Die Zustellung würde in 5 Tagen erfolgen. HÄ? Kostenvoranschlag!!! Nun, Zoe war in der Schule und ich hatte keine Zeit, zu intervenieren. Ich dachte, lass laufen. Notfalls schießt du zu. Um 13.02 die nächste Acer SMS: Das Gerät ist repariert! 181 Minuten. Ups, aufwändig. Und der Zusatz: Die Zustellung erfolgt in 3 Tagen. Wo waren die beiden Tage geblieben? KAFKA. Was ist das für ein System? Wer soll das verstehen? Alles automatisiert. Der Server denkt. Vielleicht glaubte er, wir hätten was bei ihm gut? Um 14.31 Uhr die nächste Acer SMS. Ein kontaktfreudiges Unternehmen, wahrscheinlich haben die eine SMS-Flat. Also, das GERÄT, wie sie ihr Netbook nennen, sei nun in den fürsorglichen Händen von UPS und würde in 2 Tagen zugestellt. Ja!

Wir scheinen da einen Speedchannel im Service erwischt zu haben, der die Servererlaubnis hat, die Dimension der Zeit zu überwinden und per SMS aus 5 Tagen 2 zu machen. Faszinierend! Aus welchem Land stammt Acer ursprünglich? Irgendwo in Asien, nehme ich an. Vielleicht was mit Meditation oder so. Man muss sich nur konzentrieren und die Energien bündeln, dann überwindet man alles. Auch die Zeit. Ich habe das dann Ela erzählt. Und als ich das so erzählte, kam mir der Gedanke, dass es gleich an der Haustür klingeln wird und der Acer Mann sagt: Da! Nimm!

Und was soll ich sagen? Heute Morgen war es so weit. 09.05 Uhr. Nicht der Acer, aber der UPS Mann. Ups! Schon da. Hase und Igel. Nach einem Werktag – noch nicht einmal einem ganzen.

Als Zoe aus der Schule kam, wurden die Augen groß. Ein Acer Netbook wie vom Himmel gefallen. Juchhee. Und die große Frage: Rechnung? Was kostet? Nix. Nur ein Reparaturbericht: HDD getauscht. Die Festplatte, nehme ich an. Die Computerjungs lieben Abkürzungen. Bloß nicht zu viele Buchstaben und schon gar nicht in einem klingenden Zusammenspiel. Ein romantisches Gedicht ist in diesen Kreisen wahrscheinlich Sinnbild für absolute Buchstabenverschwendung, wo man doch alles so schön mit 0 und 1 darstellen kann.

Zoe war froh. Ist froh. Jetzt kann sie shoppen gehen. Bei Acer scheint zwar keiner so richtig zu wissen, was ein Garantiefall ist und was nicht, aber sagen wir mal, das ist jetzt auch egal. Sei’s drum, Hauptsache, die Kiste läuft. Und Zoe ist glücklich. Also einen herzlichen Dank nach Polen und Asien und in die Darkräume der Acer Reparanten. Guter Job! Und wenn ihr mal wen braucht, der euch Vorschläge machen soll, wie man das Ganze etwas klingender und menschlicher hinbekommt, ruft an. Zoe kann euch da mit Sicherheit auf die Sprünge helfen. Keine Frage. Eine Hand wäscht die andere. So ist das im Leben, ne.

Familie, 1997, Raum der Stille

family. Jim Richter. 2013
family. Jim Richter. 2013

Heute ist ein besonderer Tag, der mich sehr berührt. Es ist mal wieder Zeit für ein wenig Innerlichkeit. Wir hatten das kürzlich. filo hat darauf reagiert. Stille Revolution. Ich bin im Rahmen eines Jobs auf diesen Begriff gestoßen, der eine feine Linie zeichnet. Kein Sturm, keine Worterhebung, kein Knall, kein Krawumm. Etwas, das überall lautlos stattfinden kann und stattfindet. Zumeist in Köpfen, denen nicht zugehört wird, die obgleich ihrer Zurückhaltung, ihrer feinen Art, schlecht gehört werden.

Heute hatte ich geplant, einen Text dazu zu schreiben. Für ein Werbemedium. Dann ist am Morgen der erwartete, erhoffte Input ausgeblieben, was ein unerwartetes Zeitfenster eröffnet hat. Raum der Stille. Ist hier gerade der Fall. Der Lüfter des PCs surrt, Vögel zwitschern vor der Tür, ab und an fährt ein Auto vorbei, ansonsten nur der Dampf aus der roten Tasse und die schweigend einfallenden Sonnenstrahlen. Dazu ein Kopf voller Gedanken. Wie immer. Bemüht, Fragen zu beantworten, Zusammenhänge herzustellen, Dinge zu lösen.

In letzter Zeit träume ich viel und kann mich an die Träume erinnern. Es sind komplette Geschichten, in denen viel passiert. Verarbeitung. Ich weiß nicht, weshalb nun. Ist es die Zeit? Sind es die Umstände? Als wir uns kennengelernt haben, hat mir Viveka erzählt, dass sie immer träumt. Zu der Zeit bin ich eingeschlafen und aufgewacht. Zwischen Anfangs- und Endpunkt nur eine gähnende schwarze Dunkelheit. Nun wache ich auf voller Bilder. Die Zeiten ändern sich. Viveka meint, alle sieben Jahre. Ich werde in diesem Jahr 49. Wer weiß. Schon. Jahre, Zeit, Wichtigkeit. Gleichsam Schall und Rauch.

Heute wird Jim 17 Jahre alt. Wenn ihr Kinder habt, kennt ihr das. Damals. In der Nacht die Sachen gepackt, der alte VW Polo, alles zusammengerafft. Was für eine Aufregung. Kurt Steinhausen angerufen, ihn gebeten, Ela und mich beim Meeting am nächsten Tag zu vertreten. Da ging es um Farben, Autolacke, eine Anzeigenkampagne, die Kurt dann für uns geshootet hat. Heute wäre es wieder um Farben gegangen, vorgestern hatte Kurt Geburtstag. Kreise. Circles. Die Ausstellung in Siegen. Bridget Riley.

Kunst. Oben. family von Jim Richter. 2013. Das Weihnachtsgeschenk für die Familie. Da hat er in seinem Zimmer am PC gesessen und hat überlegt, was. Dann hat er in seiner wunderbar ruhigen Art gearbeitet. Hat uns als Familie in 3D entstehen lassen. Vier Stelen, zusammensteckbar ineinander verzahnt. Das gerenderte Modell hat er in die USA geschickt, um es dort ausdrucken zu lassen. Aus Aluminium. Er wurde ein wenig kribbelig, als ich seine Frage nach dem rechtzeitigen Eintreffen einer Sendung aus den USA mit einem skeptischen USA??? beantwortete. Hat geklappt. Just in time. Genug Zeit für ihn, Hand anzulegen. Die Stelen zu bemalen, zu charakterisieren, zu personifizieren. Auf dem Foto oben steht Jim im Vordergrund, weil er heute Geburtstag hat und auch ansonsten eine stille, aber zentrale Rolle spielt. Familienstelen oder Familienstellen.

Revolution der Stille. Ich erlaube mir, auf das Thema zurückzukommen. Ich weiß, ich strapaziere eure Geduld. Dies alles heute sind Themen, die sich nicht auf den Punkt bringen lassen. Erlaubt mir, anzureißen, mit den Möglichkeiten der Assoziation zu spielen. Lebt euren eigenen Film.

Stille. In der Ruhe liegt die Kraft. Ein wahres Wort. Dort liegt sie, still und ruhig wie der See, während das Laute hervorschnellt und sich ausbreitet wie ein Lauffeuer. Im Umfeld des Begriffs Stille Revolution hatten Autoren geschrieben Die Menschen, die still und zurückgezogen leben und arbeiten, gewinnen an Bedeutung und mit ihnen beginnt das Design in vielen Bereichen das Laute, Aufdringliche zu verlieren und wird zurückhaltender und überlegter. In ihrem Bestseller „Still” denkt Susan Cain darüber nach, wie Einsamkeit zu Kreativität führt und dass wir alle „den Wahnsinn ständiger Gruppenarbeit stoppen“ müssen und uns bei der Arbeit und in der Schule wieder Raum geben müssen für persönliches, stilles Nachdenken.

Ich habe noch einmal nachgelesen und gegoogelt. Susan Cain. Still. 2011 ein Bestseller. Sie schreibt traurige Dinge, die uns Menschen nicht gerade als intelligent und besonders sozial darstellen. Wir vergessen die Ruhigen, lassen sie in der zweiten Reihe stehen. Wer nicht laut genug ist, dem wird nicht zugehört, der wird nicht wahrgenommen. Oder: Erst dann, wenn seine Kraft sichtbar wird. Es scheint, wir brauchen Beweise. Ein fest gesprochener Satz mit Inbrunst scheint da schon zu genügen. Dabei sind es die Stillen, die sich die Arbeit machen. Die sich zurückziehen, um erst einmal nachzudenken. Stille Wasser sind tief. Oder: Erst Gehirn einschalten, dann reden. Susan Cain beschreibt in ihrem Buch ausführlich, wo das alles nicht geschieht. Sie führt die Finanzkrise an, in der die Schreihälse die Anleger wie die Lemminge vor sich her getrieben haben. Lauft, lauft, investiert, investiert. So läufts und alle laufen. Wen das Buch interessiert, empfehle ich die Rezension auf der Seite Geist und Gegenwart.

So. Die Sonne scheint immer noch. Jim war damals um diese Uhrzeit wenige Stunden alt. Wir hatten ein Familienzimmer bekommen, in dem zwei Betten zusammengebunden wurden. Wir mussten da bleiben, weil Ela sehr viel Blut verloren hatte. Während ich den neugeborenen Jim auf dem Arm hielt, sah ich dem hektscihen Treiben der Ärzte zu. Das waren dramatische Momente. Draußen lag Schnee. Am nächsten Tag habe ich seinen Namen in den Schnee unter dem Fenster geschrieben. Seither hat es wenige Tage gegeben, an denen wir uns nicht gesehen haben. Ich schaue auf die Stelen, denke über die Farben, Formen und Verbindungen nach. Es ist ein Geduldsspiel, das kein Ende hat. Es ist ein feines, kleines Kunstwerk mit Bedeutung und genügend Geheimnis. Hach.

Wünschen allen ein fettes Jahr 2014

Parkbank_Essen_Hügel_red

Ihr Lieben, kurz vor Schluss noch neueste Nachrichten im fiftyfiftyblog. Was geht in den letzten Stunden des Jahres? Nun, sagen wir, ich relaxe. Chillen in Chile. Die Vorbereitungen für heute Abend sind gelaufen und am Morgen habe ich erfahren, dass der letzte Text des Jahres gut angekommen ist. Also kann ich textlich einen schönen goldenen Haken hinter das Jahr machen. War schön. Vor allem in der neuen Agentur. Gute Leute, gute Atmosphäre, viel, viel gelernt und auch bewegt. Eine ganz andere Ausrichtung. Eher weniger Texter und mehr vieles andere. Denken, überlegen, konzipieren. Schön anspruchsvoll.

Am Abend geht es nach Köln, um mit Freunden und Familie zu feiern. In diesem Jahr ist Viveka mit von der Partie, was für mich besonders ist. Nach dem Sekt- und Raketenspektakel werden wir beiden das Feld räumen und auf einer anderen Party weiterfeiern. Bei Vivekas Leuten in Essen. Freue ich mich sehr drauf. Die kennen mich noch kaum und werden den Neuen besichtigen können. Also gleich eine Premiere und Herausforderung zum Auftakt des Jahres. Aber es soll ja auch nicht langweilig werden.

Rückblick? Ach, wisst ihr. So viel Zeit haben wir hier alle nicht. Würde ich die Monate durchgehen und schauen, da käme einiges zusammen. Wie bei allen. In meinem Fall kann ich durch den Blog gleiten und schauen. Oder durch Facebook – Zuckerberg war so nett, mir in Heimarbeit eine Übersicht mit ausgewählten Fotos zusammenzustellen. Der Gute, es gibt wirklich noch selbstlose Menschen, die erst an andere denken und sich selbst ganz hinten anstellen.

Im Blog hat sich einiges geändert, wie ihr sicherlich gemerkt habt. Ich schreibe seltener und auch ein wenig anders. Über vieles, was so passiert, kann ich nicht mehr berichten, weil es in unserer Patchwork-Konstellation zu viele Menschen betreffen würde, um deren Einverständnis ich bitten müsste. Deshalb ist mach Privates, was hier früher recht offen gezeigt wurde, in den Hintergrund getreten. Das macht für mich die Themensuche schwieriger und aufwendiger und nach langen Arbeitstagen kann ich nicht mal so schnell noch einen Beitrag raushauen. Ich denke, das wird sich auch 2014 nicht ändern. Aber wer weiß schon, was geschieht. Nichts ist fest oder für immer.

Mein Highlight 2014? Mit Viveka zusammengekommen zu sein. In Italien. In Levante. Hach. Das sind so viele schöne Bilder, die da bleiben. Ich hoffe, dass wir es 2014 wieder alle gemeinsam schaffen. Ela wird im Januar buchen…

Sonst? Nun, war es oft ziemlich anstrengend, weil ich an allen Stellschrauben des Lebens gleichzeitig gedreht habe. Dadurch waren die Tage oft zu kurz und ich musste ziemlich oft improvisieren. Kinder, Liebe, Familie, Leben, Arbeit sind Felder, die fordern. Erwartungen gerecht werden, Aufgaben erfüllen, in dem, was man macht, bewusst zu handeln und gut zu sein, klappt leider nicht immer. Da musste ich ab und an Federn lassen und konnte mir manchmal auch was anhören. Von wegen Prioritäten und so. Generell halte ich es gerne einfach und übersichtlich, in diesem Jahr ist das nicht so ganz gelungen. Da war emotional schon manch Verschlungenes darunter.

Dennoch denke ich, dass es ein guter Weg ist, auch, wenn ich noch nicht so ganz genau weiß, wo das alles hinführt. Wir werden sehen – zumindest freue ich mich auf das weitere Abenteuer und gehe da guten Mutes rein.

So. Hier nun noch einige Bilder. Die Bank oben steht in Essen vor der Villa Hügel – auf der anderen Seite des Baldeney-Sees, also gegenüber von Vivekas Wohnung. Viveka sitzt neben mir und wir werden jetzt gemeinsam schauen, welche Bilder in die Auswahl kommen. Die dürften dann in irgendeiner assoziativen Form mit dem Monat zu tun haben:)

Januar
vier 2012

Februar
Schnee_Wolken_red

März

short cinema
short cinema

April
Burger

Mai
Menschen_red

Juni
Dolphins NZ

Juli
Herz mit Kerzen

August
Via del Amore

September
Nicola

Oktober
Mülheim_Brücke_vom Jugendpark_red

November
Baum_Schnee_Sonnenuntergang_red

Dezember
wertheim8_red

und für 2014…
LOVEjpg_red

Soweit unsere Auswahl. Wir wünschen euch allen einen guten Rutsch und ein Jahr 2014 mit viel Freude und Vergnügen, fetten Momenten und sanften Augenblicken, mit Schönheit, Einfühlungsvermögen, Hingabe und der nötigen Portion Humor, komme was wolle.

Kommt gut rein. Bis 2014. Küsschen.

Tief im Vorweihnachts-WordPress-Code-Chaos…

Code

Au Backe!

Manchmal kommt es dicker, als man gerade brauchen kann.

Hier kommt alles zusammen. Mann. Job-Chaos, Code-Chaos, Emotions-Chaos, Vollmond und Betrüger am Telefon. Vor Weihnachten ist scheinbar immer ein wenig viel Energie im Umlauf und in der Atmosphäre. Gestern Abend musste ich mich in die tiefen meiner WordPress-Installation begeben, weil durch meine Versuche, ein neues Design zu finden, das automatische Update nicht mehr funktionierte. Mittlerweile, ich hätte das Thema gerne auf die lange Bank geschoben, wuchs die Zahl der Update-Anfragen verschiedener Plugins. Merkwürdigerweise bin ich mittlerweile so etwas wie mein eigener Administrator, wo ich doch eigentlich Texter bin. Die Geister, die ich rief…

Nun durfte ich selbst Hand anlegen. Das Internet und seine Foren legten mir ein händisches Update nahe. Ein Kinderspiel, könnte man meinen. Seht ihr auf dem Foto unten (aus dem Dezember 2012) das Licht unten rechts? Ihr könnt euch vorstellen, wie ich dort letzte Nacht saß und viel Spaß hatte mit config.php und den vielen kleinen Freunden der Installation. Klar, hat nicht geklappt – zumindest nicht gleich. Man muss per FileZilla auf den Server zugreifen, der ja eine Festplatte ist. Auf der muss man Dateien löschen und welche neu hochladen. Ich wollte das bequem von meinem Bett aus tun, weil ich gerade nichts anderes vor hatte. Mit dem Macbook und dem Anschluss dort klappte das aber nicht, weshalb ich mit Daunenjacke bewaffnet ins kalte Büro an den PC stiefelte. Herrje. Musste sein, weil der Blog schon im Nirvana war. Verschwinden geht immer schnell. Ärger hat man sich im Handumdrehen eingefangen.

Dort lief es dann einigermaßen. Daten rauf, Daten runter. Der gewünschte Effekt stellte sich aber nicht ein und mittlerweile war zwar der Blog wieder online, aber ich kam als Administrator nicht in die Verwaltung. Hätte also keine Beiträge mehr schreiben können. P in den Augen, Fragezeichen und Code-Knoten im Kopf. Nicht mit dem Commander, sagte ich mir, und begann auf dem Server einige Dinge zu löschen. Plugins, die ich im Visier meiner Ermittlungen hatte sowie Designvorlagen, die ich zuletzt installiert und ausprobiert hatte. Und siehe da, es ging. Es gibt jetzt noch einen kleinen Haken, aber ich hoffe, dass sich der mit dem nächsten automatischen Update verflüchtigt. Denn die Lösungen aus den Foren, die sehen Eingriffe in den Programmcode vor. Frei nach dem Motto, probier doch hier mal die Zeile einzufügen, oder dort. Abenteuer. Ich meine, da hast du keine Ahnung, wer das sagt, wie viel Ahnung der wirklich hat und was passiert. Zumal es ja auch einige Freunde des gepflegten Nerd-Humors da draußen gibt…

Heute Morgen fuhr ich in froher Hoffnung meinen Rechner hoch, um fröhlich zu arbeiten, da kam diese Zeilenwüste oben. Update des Systems. Ich sah schon alles zusammenbrechen. Nicht schon wieder! Parallel ringte mein Handy um Aufmerksamkeit und eine Stimme, die klang wie Dennis aus Hürth (leicht prollig anghauchter 1Live-Comedian), erzählte mir etwas von Notar und Gewinn und 1.600 Euro. Als ich nachfragen wollte, war Dennis schon weg. Kurz gegoogelt und schon kamen die Infos. Die Masche mit dem Gewinn und man muss dann was zahlen, um nie was zu bekommen. Geld futsch, verarscht worden. Aber is ja mittlerweile klar, dass man nix geschenkt bekommt, oder? Und das vor Weihnachten, also wirklich, da draußen laufen wirklich ein paar Hammerwerfer rum, denen scheinbar der Vollmond die Birne weichgeschienen hat.

So allmählich wende ich mich meinen letzten Amtshandlungen zu. Noch bis Freitag arbeiten, letzte Jobs und Aufgaben, einen Kundentermin mit Präsentation und eine Weihnachtsfeier. Und dann Decke übern Kopf:)

Dezember 2012
Dezember 2012