Köln. Kürzlich. Ich berichtete.
10 Euro und rein. Ins Vergnügen. Nicht nur die dauerhafte Ausstellung mit den alten Meisterinnen und Meistern, nein, auch Extravorstellungen. Extrarunden der Kunst. Exklusiv dort. Neben Andrea Fraser auch Phil Collins. Kannte ich auch nicht. Macht der nicht Musik…
Phil Collins ist Engländer. 1970 in England nahe Liverpool geboren und lebt aktuell in Berlin. In Köln hat er eine Professur für Videokunst an der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM). Momentan hat er das Vergnügen, den schönsten Ausstellungsraum des Museums zu bespielen. Hinten, oben, wo es die lange, schmale Freitreppe runtergeht. Wo man sich in die Kunst hinabstürzt. Stufe für Stufe nähert.
Ich schreibe jetzt über Collins, weil mir das von der Ballustrade gesehene Bild nicht aus dem Kopf geht. Zwei Wohnwagen mit geöffneten Türen. Darin Menschen. Besucher/innen. Ist ja schon mal gut, wenn Kunst neugierig macht. Was geht denn da ab? Im Wohnwagen? Geht’s um Sex? Käufliche Liebe? Andrea Frazer? Kölner Außenbezirke in der Dunkelheit? Nein. Kaufen schon, menschliche Erlebnisse auch, aber nicht live und nicht Sex. Der Brite hat eine Tele-Shopping-Sendung gedreht. Videokünstler. Man kommt also in einen der Wohnwagen und lässt sich auf engem Raum berieseln.
Was für eine Stimmung. Eng, muffig, Wohnwagen. Insel der Glückseligen, der Aufbrechenden, sich nieder Lassenden. Freiheit. Enge. Das Wohnzimmer, Schlafzimmer, die Küche, das Bad. Mitgenommen. An den Mittelklassewagen drangehangen. In dunklen Holztönen. Praktisch, quadratisch, eng. So also fühlt sich das an. So ein Fernsehabend, wenn Kacke läuft. Irgendwas Berieselndes. Lebensbegleitende Bilder im TV mit Abverkaufsabsicht. Schales Leben, inszenierte Oberflächlichkeit. Desillusionierendes Geflimmer. Hirnwäsche.
Von oben sah alles so niedlich aus. Dieser Märklin-Tiny-People-Verkleinerungseffekt. Das da unten. Und wenn man dann Teil der Kunst wird, fühlt sich das so eng an. Uaaaahh! Gut gemacht. Mein Körper erinnert sich noch. Für 10 Euro also auch bleibende, sensitive Erinnerungen. So geht Kunst. Auch. Der gute Mr. Collins hat noch einige andere Dinge in die Ausstellung gezaubert, aber die schaut und hört ihr euch bitte selbst an. Lohnt sich. Gelegenheit habt ihr bis zum 21. Juli, dann werden die Wohnwagen gebraucht. Urlaubszeit und auf und davon. Tele-Shopping an der Ostsee, Herr Collins?
Übrigens hat die Ausstellung auch einen Namen: In every dream home a heartache. Mein Übersetzer des fiftyfiftyblog-Kooperationsunternehmens GOOGLE (dieser BIG BROTHER IS WATCHING YOU US-PRISM-NEUGIERDE-KONZERN, der jetzt weiß, dass ich solche Sätze gerne in Deutsch hätte und was weiß ich mit diesem Wissen anstellt…) hat folgendes ausgespuckt: In jedem Traumhaus ein Herzschmerz. Si. Könnte man so sagen.