waterLOO – die Brooklyn-Bridge und wo ist das Papier?

The Loo

Wer den fiftyfiftyblog seit längerem verfolgt, wird eine fotografische Vorliebe für Toiletten entdeckt haben. Habt ihr? Diese stillen Orte, an denen sich Menschen im privaten und öffentlichen Bereich so intim nah kommen.

Männerklo. Kölner Flughafen. Im Stehen pinkeln. Der feine Herr neben mir, teurer Anzug, exquisite Schuhe. Macht, was Mann machen muss. Pipi. Und raus. Ohne Händewaschen. Ah. Feuchter Händedruck im ersten Meeting. Wo er wohl hingeflogen ist? Hätte ich Anzug und Schuhen nicht zugetraut, die Nummer. Aber so läuft’s im Leben. Ist alles nicht so ganz gradlinig und 1 zu 1 nachvollziehbar, antizipierbar, einschätzbar. Da liegt man schon mal daneben.

Mein schönstes Toilettenfoto habe ich übrigens nicht geschossen. 8. Stock, wenn ich mich recht erinnere. Meine Güte, wie dringend ich musste. New York. Finanzdistrict, denke ich. Nirgends ein Cafe oder eine öffentliche Toilette. Im Gericht habe ich falsch gefragt in der Aufregung – nach einem guest-room, statt restroom. Klar, dass die nicht sehr hilfreich waren und wahrscheinlich auch gedacht haben: Ein wenig Gaga.

Also bin ich zum Rathaus in der Nähe. Mein naiver Gedanke: Öffentliche, frei zugängliche Toiletten im Erdgeschoss. Rein und raus. Wie im Ehrenfelder Rathaus. Ha! Security-Check. Taschen ausleeren, Taschenmesser deponieren, Formular ausfüllen. Ich sage euch, ich musste. Wirklich. Es war knapp. Ich durfte rein, sah mich um und sah nirgends eine Toilette. Die Antwort auf meinen fragenden Blick: 8. Etage! Fahrstuhl. Nun ja, da war es, das Büro. Robert Giuliani, der Hardliner, der Durchgreifer, das personifizierte Law plus Order. Major of New York City. Schräg gegenüber das rettende Symbol. Das Männchen des Friedens und der inneren Freiheit. Aber. Au Mann. Die Tür verschlossen. Geschützt mit einem Zahlenschloss. Nun war ich nicht und bin ich nicht der Actionheld, der den Code mal eben mit nem Streichholz knackt.

Es war pure Konzentration. Einhalten, aushalten, sanft atmen, wenig bewegen, alles zusammenhalten. Dort in den Flur vor dieses Büro zu pippeln war natürlich keine Option. Wahrscheinlich wäre das als Anschlag gewertet worden. Gericht, Schnellverfahren, kurzer Prozess, ab in den Knast. So zumindest meine Vorstellung. Ich konnte nicht weg. Bewegen war unmöglich, verharren auffällig. Es kam ein Mann, der nicht der Hardliner Giuliani war. Er sah mich an, wie ich flehend schauend vor der Tür stand. Er lächelte, öffnete, ließ mir den Vortritt.

Tatsächlich war ich schockiert. Ein reichlich abgewracktes Klo. Nicht sonderlich gut duftend. Ärmlich, schmutzig, verkommen dort oben im 8. Stock. Ich tat, was ich tun musste, ordentlich, sauber, ohne eine Spur zu hinterlassen. Im Stehen, weil das der schnellste Weg ist und der sauberste. Auf so eine Brille hocken? Uah.

Das Becken, also diese weiße Porzellanschale wie oben im Bild, neben der von mir befüllten, fehlte. Ein blauer Müllsack verdeckte das unschöne Anschlussloch in der Wand. Wie kann das passiert sein? Aber, ich muss euch sagen, das war nur ein kleiner Nebengedanke. Denn der Hauptgedanke galt diesem unglaublichen Bild. Ich sah beim Pinkeln auf die Brooklyn-Bridge. Da waren die riesigen Brückenträger zu sehen. Gigantisch. In der Erinnerung ist es da, das Bild, wirklich abgelichtet ist es nicht. Damals habe ich noch nicht fotografiert. PP. Persönliches Pech. Aber ich war erleichtert… Dieser erste Kaffee in einem Starbucks hatte mich in die Klemme gebracht. Das war 1999 im April. Lange her. Diese Toilette hatte mich gerettet. Giuliani hin oder her. Ende Geschichte.

Hier nun noch gesammelte Klos aus der fiftyfiftyblog-Historie. Eine kleine Galerie. Vollkommen unvollständig. Viel Spaß, und immer schön Hände waschen. Jungs.

Frankfurt, 2013
Frankfurt, 2013
London, McDonald 2012
London, McDonald 2012
Wildberg, 2012
Wildberg, 2012
Willingen, 2014
Willingen, 2014
Provence, 2010
Provence, 2010

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